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Test: Fractal Design Define XL

Es gibt Enthusiasten, die können bei dem Anblick verschnörkelter Fronten, leuchtender Gehäuselüfter und riesigen Fenstern in der Seitenwand eines Gehäuses nur müde lächeln. Wenn man sich selber zu dieser Anwendergruppe der Minimalisten zählt, verschwindet auf einmal die schier unendlich große Flut an Computergehäuse und das Angebot wird überschaubar. Fractal zeigt mit dem Define XL ein Gehäuse dieser Gattung.

 

Lieferumfang

 

 

Technische Daten

 

Design & Verarbeitung

Geliefert wird das Define XL in einem riesigen Karton, der bereits die Abmessungen des Gehäuses erahnen lässt. Hat man das Case dann erst einmal aus seiner schützenden Lieferverpackung befreit, kommt das ganze Ausmaß des gigantischen Bigtowers zum Vorschein. Dabei kann man auf den ersten Blick sagen, dass es sich beim Define XL definitiv um ein Gehäuse für Puristen und Minimalisten handelt, die ein dezentes Erscheinungsbild schätzen. So ist unser Testmuster in der Modellvariante „Black Pearl“ durchgängig schwarz gefärbt, lediglich die großen Standfüße erscheinen in Silber und erinnern so an die Standbeine eines hochwertigen HiFi-Gerätes.

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Dank der schlichten Designgebung ist das Äußere des Define XL schnell beschrieben: Die Frontklappe, Oberseite und Seitenwände sind absolut schnörkelfrei und bestehen aus massivem Stahlblech. Nur die Frontklappe macht hier eine Ausnahme und ist aus einer dicken Kunststoffplatte gefertigt, die ganz leicht spiegelt und einen Hauch nach gebürstetem Aluminium aussieht.

Beim Öffnen der Tür ist auf den ersten paar Millimetern ein leichter Widerstand zu spüren, der durch einen Magneten begründet ist, um die Tür im geschlossenen Zustand festzuhalten. Blickt man nun bei geöffneter Klappe auf den Tower, so fallen zwei Dinge sofort auf: Zum einen ist bereits die komplette Front mit einer Dämmmatte ausgestattet, zum anderen wird die komplette untere Hälfte der Front von Lüftungsschlitzen eingenommen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man dann, dass diese Schlitze in eine zweite Tür eingelassen sind, hinter der sich die beiden 140-mm-Lüfterplätze samt Staubfiltern befinden, wovon bereits einer mit einem Lüfter besetzt ist. Darüber sind die vier 5,25-Zoll-Schächte angeordnet, deren Blenden sich mit einem einfachen Mechanismus entfernen lassen. Zudem sind seitlich an der Frontpartie auf Länge der ganzen Höhe kleine Lüftungsschlitze eingelassen, durch die die Lüfter zusätzlich Luft ziehen können.

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Auch das am oberen Rand der Front angeordnete IO-Panel ist äußerst puristisch gehalten und neben den Audio-Ports und zwei Mal USB 2.0, dank der beiden USB 3.0-Schnittstellen auch auf dem neusten Stand der Technik. In der Mitte wurde der große Powerknopf integriert, der mit einem LED-Ring umrandet ist. Der Hersteller empfiehlt diesen als Betriebs-LED anzuschließen, aufgrund der fehlenden HDD-LED haben wir uns aber dazu entschlossen, damit den Betriebszustand der Massenspeicher anzeigen zu lassen.

Auf der Rückseite finden sich dann ein paar designtechnische Akzente, die durch die weißen Slotblenden der PCI-Slots gesetzt werden. Zudem gibt es ein paar gummiummantelte Schlauchdurchführungen für die Installation einer Wasserkühlung. Zusätzlich fallen die vielen Lüftungslöcher und Öffnungen sowie der orthogonal zum Boden eingelassene PCI-Slot auf. Dieser ist etwa für USB-, oder Firewire-Erweiterungskarten gedacht, die keinen Kontakt zu einem PCI-Port auf dem Mainboard benötigen. Auch ist hier der zweite mitgelieferte 140-mm-Lüfter zu finden, aufgrund der herausblasenden Funktion allerdings ohne Staubfilter.

Die Verarbeitungsqualität des Define XL ist im äußeren Bereich über jeden Zweifel erhaben. Es gibt keine scharfen Kanten, alles fließt förmlich ineinander über. Auch die Front aus Kunststoff ist sehr hochwertig verarbeitet und wird von zwei massiven Metallscharnieren und dem Magneten geführt. Bei ungenauer Massenfertigung oftmals vorhanden, bei diesem Gehäuse aber auch kein Thema: Unschöne Lackierungsfehler sucht man bei diesem Fractal Produkt glücklicherweise vergeblich.

Innenraum

Um an den Innenraum zu gelangen, können beide Seitenteile durch die vier Thumbscrews an der Rückseite des Towers gelöst werden. Beim Abnehmen selbiger fällt sofort das extrem hohe Gewicht auf, was neben dem massiven Stahlblech auch den verklebten Dämmmatten zu verdanken ist. Auch der Innenraum ist vollständig schwarz lackiert, was den edlen Eindruck des Gehäuses weiter vertieft. Auch hier hat man sich die Farbe weiß ausgesucht, um etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen und die HDD-Schlitten sowie die Lüfterblätter entsprechend gefärbt.

Bei genauerer Betrachtung fallen dann auch die drei Temperatur- und Arbeitszonen des Gehäuses auf, die die verschiedenen Komponenten thermisch voneinander trennen. So wird das Netzteil am Boden des Gehäuses auf vier dicken Gummientkopplern montiert und rückseitig ebenfalls entkoppelt verschraubt. Ein nach hinten herausziehbarer Staubfilter, verhindert zudem das Verdrecken der PSU und erlaubt dessen Säuberung ohne das Netzteil ausbauen zu müssen. Auch die sechs Festplatteneinschübe, welche ebenfalls auf unterster Ebene untergebracht sind, werden als eine eigene Zone betrachtet, obwohl diese nicht vollständig von der Netzteilzone abgetrennt ist. Gekühlt werden die Massenspeicher von dem in der Front sitzenden 140-mm-Fan, dessen Luftstrom bis in den Netzteilbereich wirkt.

Darüber befindet sich ein weiterer HDD-Käfig für vier Laufwerke, der somit im Einflussbereich der Hauptzone liegt, wo auch das Mainboard und alle weitere Komponenten untergebracht werden. Neben 3,5-Zoll-Laufwerken, die auf Gummipuffern gelagert per Schraube mit den HDD-Schlitten verbunden werden, lassen sich im Übrigen auch 2,5-Zoll-Laufwerke, wie SSDs, direkt auf dem Schlitten montieren. Wer vor hat PCI-Erweiterungskarten mit einer Länge über 33 cm zu verwenden, der kann diesen Käfig ganz einfach herausnahmen und vergrößert die maximale Länge der Erweiterungskarte so auf bis zu 48 cm.

Der Bereich, in dem das Mainboard selber Platz findet, fällt vor allem durch die großzügige Aussparung auf höhe des Prozessorsockels auf. So können selbst bei eingebautem Mainboard Kühler montiert werden, die eine rückseitige Verschraubung benötigen. Das Loch lässt sich nach getaner Arbeit mit einer Kunststoffabdeckung verschließen.

Die 5,25-Zoll-Schächte sind an ihrer üblichen Position, der 3,5-Zoll-Adapter sitzt standardmäßig im zweiten Schacht von unten. Fractal setzt im gesamten Gehäuse auf eine Verschraubung der Komponenten, so wie man es aus alten Tagen gewohnt ist. Dies bedeutet zwar, dass die Installation ein wenig länger dauert, die Hardware dafür aber auch bombenfest sitzt.

Den Laufwerksschächten gegenüber ist der bereits erwähnte 140-mm-Lüfter auf der Rückseite angebracht. Nur wenige Zentimeter darüber sitzt der 180-mm-Fan in einer speziell angewinkelten Halterung wo man sonst das Netzteil vermutet und bläst die erwärmte Luft durch einen schmalen Schlitz auf der Gehäuserückseite. Man scheint sich hier bewusst gegen das Ausblasen der Luft durch einen Lüfterplatz im Gehäusedeckel entschieden zu haben, um das Silentkonzept nicht zu durchbrechen. Auch im Innenraum gibt es an der Fertigungsqualität absolut nichts auszusetzen.

 

 

Kabelführung

Die Kabelführung geschieht bei dem Define XL zur Freude des Anwenders zum größten Teil hinter dem Mainboard. Dazu wurde hinter der rechten Seitenklappe genug Platz gelassen und kleine Ösen helfen, die Strippen mit Kabelbindern zu bändigen. Die Strom- und Datenkabel werden dabei durch spezielle gummierte Öffnungen geführt, wovon sich vier in der Hauptkammer und eine große direkte neben dem Netzteil befinden. So lässt sich der Luftstrom im Gehäuse noch weiter optimieren und das Ganze wirkt letztendlich äußerst aufgeräumt.

Lediglich der 24-polige-ATX-Stecker und die AUX-Versorgung für die CPU müssen lang genug sein, um hinter dem Mainboard verlegt werden zu können. Ist dies nicht der Fall und keine Verlängerung zur Hand, so kann das Zonenprinzip durchbrochen und eine Klappe geöffnet werden. So stehen Netzteil- und Mainboardzone dann direkt miteinander in Verbindung.

 

Gehäuselüfter & Geräuschentwicklung

Wir wollen in diesem Abschnitt nicht noch einmal auf die Positionierungsmöglichkeiten der Lüfter eingehen, diese sollten bereits aus dem obigen Text deutlich geworden sein. Viel mehr ist noch die kleine aber feine, manuelle Lüftersteuerung zu betrachten, die zur Steuerung von drei Lüftern ausgelegt ist. Verbaut in einem freien PCI-Slot, kann die Drehzahl der Fans so stufenlos über ein Poti erfolgen. Bereits auf unterster Stufe wird ein ausreichend starker Luftstrom produziert und das bei einer Geräuschentwicklung, die schon knapp neben dem Gehäuse nicht mehr wahrnehmbar ist.

Insgesamt macht die verbaute Dämmung ihre Arbeit äußerst gut und auch die Entkopplung von Festplatten und Netzteil trägt zu einem minimalen Betriebspegel bei. Warum man jedoch die Entkopplung der Lüfter völlig außen vor gelassen hat, konnten wir nicht nachvollziehen. Dieses lässt sich durch ein wenig Eigenaufwand jedoch nachholen.

 

 

Fazit

Fractal hat mit dem Define XL ein derzeit vor allem für minimalistische Poweruser sehr interessantes Gehäuse im Angebot. Die Verarbeitung des Define XL ist als sehr gut zu bezeichnen und auch das schlichte und trotzdem edel anmutenden Design hat uns gut gefallen. So wird es den ein oder anderen sicher schmerzen, dieses Case in die Kellerecke zu stellen, um darin einen Server zu betreiben, obwohl das Gehäuse genau für solche Einsatzzwecke, allein schon aufgrund der vielen HDD-Plätze, eigentlich prädestiniert ist.

Dank der verbauten Dämmung macht sich das Gehäuse aber auch sehr gut unter dem Schreibtisch, wo es aufgrund des niedrigen Betriebsgeräusches der gesamten Hardware nicht mehr weiter auffällt. Diese Aussage ist natürlich relativ zu betrachten, da es sich bei dem Define XL um ein riesiges Gehäuse handelt, das erst einmal untergebracht werden will.

Gamer, die sich nun die Hände reiben und mit dem Define XL zur nächsten LAN-Party reisen wollen, sollten sich lieber nach einem anderen Tower umschauen, denn allein das Leergewicht von gut 18 kg macht den Transport zu einem echten Akt. Wer das Define XL allerdings brav an seinem Platz verweilen lässt, Freund von unauffälliger Gestaltung ist und gerne einen Schraubendreher in die Hand nimmt, für den ist das Fractal Gehäuse genau die richtige Wahl. Das Beste kommt dabei zum Schluss: Das Fractal Define XL in der hier getesteten USB 3.0-Version ist bereits ab 119 € verfügbar und somit ein echtes Schnäppchen.

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Pro

Contra

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Nils Waldmann

...ist seit über 17 Jahren bei Allround-PC.com und als Redakteur und technischer Leiter tätig. In seiner Freizeit bastelt und konstruiert Nils gerne flugfähige Modelle und ist mit der Drohne unterwegs.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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