Seasonic MagFlow im Test: Ein magnetisierender Lüfter

Glückt das Lüfter-Debüt?

Wer sagt, dass der Einbau von mehreren Lüftern immer im Kabelsalat enden muss? Denn seit Kurzem bietet Seasonic mit der MagFlow-Serie neue Lüfter an, mit denen einen besseres Kabelmanagement möglich wird. Der Clou: Dank magnetischer Daisy-Chain-Technik ist nur ein Kabel nötig, um alle Lüfter anzuschließen. Wir haben uns die Seasonic MagFlow etwas genauer angesehen.

Seasonic wird den meisten PC-Bastlern wohl aus dem Netzteil- und Gehäuse-Bereich bekannt sein. Nun wagt der Hersteller den nächsten logischen Schritt und bringt mit der MagFlow-Serie den ersten eigenen Lüfter auf den Markt. Ursprünglich wurde der MagFlow bereits vor einigen Monaten angekündigt, wenngleich der Launch jetzt zum Anfang des Jahres erfolgte. Aktuell bietet Seasonic das 120-mm-Modell im Einzel- und Dreierpack an, wobei die Preise bei 35 Euro respektive 100 Euro liegen.

Design & Verarbeitung

Auf den ersten Blick handelt es sich bei den Seasonic MagFlow-Lüftern um eher klassische 120-mm-Lüfter. Allerdings offenbart der Vergleich zu ähnlichen Modellen direkt einen Unterschied: Die Lüfter fallen mit 26,6 mm etwas dicker aus als der Standard. Das liegt vor allem am eher massiven Aufbau und an den Antivibrationspads auf beiden Seiten. Beim Kauf solltet ihr also darauf achten, ob euer System genügend Platz für die Lüfter bietet. In besonders kompakten Systemen könnte dies ansonsten zu Problemen führen.

Im Gegensatz zu den meisten Herstellern in diesem Segment verzichtet Seasonic auf eine Beleuchtung und setzt stattdessen auf ein schlichtes, anthrazitfarbenes Design. Einige blaue Akzente, wie etwa ein innenliegender Ring oder das Herstellerlogo lockern die Optik etwas auf. Trotzdem wirken die Lüfter sehr schick und zugleich nicht zu aufdringlich.

Auch die Verarbeitung weiß zu überzeugen, denn die MagFlow-Lüfter machen einen durchweg hochwertigen Eindruck. Das Ganze wirkt sehr robust und verwindungssteif, wodurch sich Seasonic nicht vor den alteingesessenen Herstellern verstecken muss. Erfreulich ist zudem, dass die seitlich sitzenden Pogo-Pins einen standhaften Eindruck machen – dazu aber später mehr.

Technische Details

Der Hersteller vereint ein Fluid Dynamic Bearing Lager mit einer Lüftergeschwindigkeit von bis zu 2.000 RPM. Natürlich kann die Drehzahl per PWM-Steuerung angepasst und auf bis zu 600 Umdrehungen die Minute heruntergeregelt werden. Dabei gibt Seasonic den maximalen Luftdurchsatz mit knapp 107 m²/ Stunde an. Weiterhin liegt die erwartete Betriebszeit bei mind. 100.000 Stunden.

Mit 212,7 Gramm bringen die MagFlow eine ähnliche Masse auf die Wage wie sonst 140-mm-Lüfter. Das vergleichsweise hohe Gewicht lässt sich aber mit einer spannenden Funktion erklären: Seasonic verbaut hier starke Magnete, mit denen mehrere Lüfter zu einem Verbund zusammengeschaltet werden können. Die einzelnen Lüfter werden somit per Daisy-Chain miteinander gekoppelt und synchronisiert.

Verbunden wird das Ganze dabei über die bereits erwähnten Pogo-Pins, die sich direkt am Lüfter befinden, wodurch letztlich nur ein PWM-Kabel zum Anschließen notwendig ist. Dieser Ansatz ist dabei deutlich spannender, als der Einsatz einer zusätzlichen PWM-Buchse wie etwa beim Arctic P14 Slim. Natürlich spart man mit der Seasonic-Lösung wertvolle PWM-Lüfteranschlüsse auf dem Mainboard, während weniger Kabel dem Airflow im Wege stehen.

Leider können wir nicht sagen, wie viele Lüfter genau an einem Anschluss betrieben werden können. Immerhin gibt die Leistungsaufnahme von etwa 2,4 Watt einen Hinweis darauf, was möglich wäre. Davon ausgehend, dass ein 4-Pin-Anschluss am Mainboard maximal 12 Watt zur Verfügung stellen kann, wären theoretisch bis zu fünf Lüfter möglich.

Montage

Bei der Montage machen sich die starken Magneten positiv bemerkbar. Im Vorfeld der Installation können die Lüfter bereits miteinander gekoppelt und anschließend in einem Zug verbaut werden. Dabei reicht es sogar, nur die äußeren Schrauben zu befestigen. Dadurch sind selbst bei drei oder vier Lüftern nur vier Schrauben notwendig. Letztendlich ist der Einbau mit wenigen Handgriffen erledigt.

Falls ihr die MagFlow-Lüfter auf einem Radiator montieren möchtet, dann sollte verstärkt auf die Positionierung geachtet werden. Hier kann es ansonsten schnell dazu kommen, dass der Abstand zwischen dem Lüfterrahmen und den Schläuchen nicht groß genug ist, um den Pogo-Pin-Adapter am äußeren Lüfter anzustecken. In diesem Fall muss das Duo/Trio einmal um 180 Grad gedreht werden, damit das 4-Pin-PWM-Kabel angeschlossen werden kann (also entgegengesetzt zu den Schläuchen am Radiator).

Performance im Ersteindruck

Um eine möglichst große Vergleichbarkeit zu ermöglichen, wird die Raumtemperatur während des Tests über eine Klimaanlage bei 21 °C gehalten. Nach einer rund 20-minütigen Aufwärmphase startet die eigentliche Belastungsprobe. Hierfür wird die CPU mittels Prime 95 (Small FTT-Test) unter Last gesetzt. Anschließend werden die Temperaturen in einem Zeitraum von mind. 30 Minuten bei fixierten 1.000 RPM Lüfterdrehzahl und maximaler Lüfterdrehzahl gemessen. Zum Auslesen der Temperaturwerte verwendeten wir HWInfo64. Für unseren Praxistest haben wir die Lüfter auf die neue Asus ROG Ryuo III 360 ARGB geschraubt.

Testsystem

CPUIntel Core i7-12700K (12 Kerne, max. 5,0 GHz, Standard-Settings)
MainboardAsus ROG Z690 Maximus Hero
Arbeitsspeicher 32 GB Kingston Fury Beast DDR5-5.200
GrafikkarteKFA2 GeForce RTX 3080 Ti SG
Netzteilbe quiet! Dark Power Pro 12 1.200 Watt
GehäuseCooler Master MasterFrame 700 (im Bench-Table-Modus)
Weitere Lüfter3 x Arctic BioniX P120 ARGB 120 mm
WärmeleitpasteArctic MX2
BetriebssystemWindows 11 Home

Bei einer Lüftergeschwindigkeit von etwa 1.000 RPM erreicht die CPU eine durchschnittliche Temperatur von 80 °C, wobei die Lüfter hierbei kaum wahrnehmbar sind. Wir konnten aus einem Meter Entfernung eine Lautstärke von etwa 32 dB(A) messen. In einem geschlossenen Gehäuse sollten die MagFlow entsprechend nicht auffallen, wodurch sie sich durchaus auch für Silent-PCs eignen. Erfreulicherweise sind die Lüfter obendrein frei von „Humming“, summen also nicht.

Sobald die Drehzahl auf die maximalen 2.000 RPM erhöht wird, steigt die Lautstärke stark an. Wir konnten in diesem Zustand rund 42,8 dB(A) messen, womit die Lüfter deutlich hörbar sind. Die durchschnittliche CPU-Temperatur liegt dann bei 75 °C, was einer Verbesserung von immerhin 5 °C entspricht. Daher empfiehlt sich der Betrieb bei niedrigen oder mittelhohen Drehzahlen, um einen guten Kompromiss aus Lautstärke und Kühlung zu erzielen.

Zum Vergleich: Mit den mitgelieferten ROG AF 12s ARGB der Asus Wasserkühlung konnten wir bei 1.000 RPM eine Temperatur von 82 °C messen, wogegen der Wert in der höchsten RPM-Stufe auf etwa 76 °C sinkt. Die MagFlow-Lüfter können also leicht bessere Werte erzielen, bei einer niedrigeren Geräuschkulisse.

Fazit

Mit der MagFlow-Serie ist Seasonic ein starkes Debüt im Lüfter-Markt gelungen. Zunächst einmal sorgt die schlichte und moderne Optik für einen ansehnlichen Look. Der Verzicht auf eine Beleuchtung ist dabei eine erfrischende Abwechslung in einem Markt voller beleuchteter Modelle. Allgemein lassen sich die Lüfter wunderbar in bestehende (Silent-) Systeme integrieren.

Das Highlight ist definitiv die magnetische Daisy-Chain-Technik. Hierdurch wird der Einbau nochmals vereinfacht und zeitgleich das Kabelgewirr effektiv vermindert. Etablierte Hersteller wie be quiet & Co. können sich hier dran gern ein Beispiel nehmen. Ansonsten punkten die Lüfter mit einer guten Kühlleistung und mit einem beinahe geräuschlosem Betrieb bei niedrigen Drehzahlen.

Aktuell wandert ein einzelner Seasonic MagFlow 120 mm für knapp 35 Euro über die Ladentheke, womit die Lüfter definitiv zu den teureren Modellen gehören. Natürlich gibt es Lüfter, die eine ähnliche Leistung an den Tag legen und günstiger sind. Allerdings muss man hier im Regelfall auf die praktische Daisy-Chain verzichten, die besonders im 3er-Pack einen großen Vorteil hat.

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Beitrag erstmals veröffentlicht am 26.01.2023

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Arian Krasniqi Profilbild Arian Krasniqi

…ist seit 2021 Teil des Teams und befasst sich vor allem mit Hardware-Komponenten sowie mit weiteren technischen Neuheiten. Auch aktuelle Spiele auf PC und Konsole gehören zu seiner Leidenschaft.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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