Smarte Ringe könnten das „nächste große Ding“ im Wearable-Bereich sein! Denn die mit Technik vollgestopften Ringe können eine Smartwatch nicht nur ergänzen, sondern womöglich komplett ersetzen – oder doch nicht? Wir haben den Amazfit Helio Ring getestet, der vor allem dem Samsung Galaxy Ring das Leben schwer machen könnte. Aber was für Gesundheitsfunktionen kann der Ring überwachen? Und kann er die Smartwatch am Handgelenk wirklich ersetzen? Wir haben den Test gemacht!
Der Amazfit Helio Ring wandert für rund 299 Euro (hier kaufen) über die Ladentheke und gehört somit zu den „günstigeren“ smarten Ringen. Ein Samsung Galaxy Ring kostet etwa 450 Euro, während ein Ultrahuman Ring Air für 379 Euro verkauft wird. Der Oura Ring startet zwar ebenfalls ab 329 Euro, benötigt aber ein zusätzliches Abo (70 € für 12 Monate).
Auf Wunsch kann der Helio Ring auch im Bundle mit einer Amazfit Smartwatch gekauft werden. Das Set aus Ring und Amazfit Balance kostet 498 Euro (9 % Ersparnis), wobei ebenfalls Bundles mit Cheetah Pro und T-Rex Ultra verfügbar sind. Das Zusammenspiel aus Ring und Uhr soll dabei für genauere Messwerte sorgen.
Design: Ein Leichtgewicht mit Titan-Beschichtung
Amazfit setzt beim Helio Ring vor allem auf Kunststoff, um ein geringes Gewicht zu erzielen. Im Kern besteht der Helio Ring aus Harz, während das Äußere durch eine schützende Titanlegierung überzogen wird. In der Ringgröße 10 bringt der Ring knapp 3,75 Gramm auf die Waage, womit er beim Tragen kaum auffällt.
Das Gewicht unterscheidet sich allerdings je nach Ringgröße – in Größe 12 sind es etwa 3,82 Gramm. Des Weiteren ist der Ring stets 8 Millimeter breit und 2,6 Millimeter dick. Damit ist der Amazfit Helio Ring tatsächlich etwas „klobiger“ als die meisten normalen Ringe, was vor allem an kleinen Händen auffällt.
Im Alltag gewöhnungsbedürftig
Persönlich halte ich das Tragegefühl, besonders wegen der abgerundeten Kanten, im Alltag für sehr angenehm. Trotzdem hat es einige Tage gedauert, bis ich mich an den Ring gewöhnt hatte. Immerhin trage ich ansonsten keinerlei Ringe – meine einzige Erfahrung in diesem Bereich war bisher der CNICK Bezahlring (Test). Da ich den Helio Ring am rechten Zeigefinger trage, kommt er allerdings oft mit Gegenständen in Kontakt. Vor allem beim Arbeiten am PC berührt der Ring oft die Maus, was manchmal etwas stören kann.
Offiziell ist der Smart Ring bis 10 ATM wasserfest, sodass er beim Schwimmen oder auch beim Händewaschen nicht ablegt werden muss. Zugegebenermaßen wäre dies auch ziemlich nervig und würde wohl auf Dauer dazu führen, dass man den Ring einfach nicht mehr anzieht.
Diese Ring-Größen gibt es
Während Samsung den Galaxy Ring in neun verschiedenen Ringgrößen anbietet, gibt es den Amazfit Helio Ring bisher nur in den Größe 10 und 12. Später sollen noch die Größen 7, 8, 9, 11 und 13 erscheinen, einen konkreten Launch-Termin gibt es jedoch nicht. Ob es später, so wie auch bei Samsung, ein Test-Kit geben wird, mit dem man vorab die passende Ringgröße herausfinden kann, ist ebenfalls unbekannt. So bleibt uns nur das schätzen – in unserem Fall ist die Wahl auf die Ringgröße 10 gefallen.
Im Folgenden findet ihr eine Liste der verfügbaren und geplanten Modelle sowie deren Größe:
- 7: 58,1 mm (geplant)
- 8: 60,8 mm (geplant)
- 9: 63,5 mm (geplant)
- 10: 66 mm (verfügbar)
- 11: 68,5 mm (geplant)
- 12: 71,3 mm (verfügbar)
- 13: 73,6 mm (geplant)
Wie trage ich den Ring richtig?
Ein wichtiger Hinweis: Der Amazfit Helio Ring muss in einer bestimmten Position getragen werden, damit die Sensoren zuverlässig arbeiten. Am Ring lässt sich eine kleine Markierung finden, die nach Innen (zur Handfläche) zeigen muss. Andernfalls wären die Sensoren direkt auf den Knochen gerichtet.
Amazfit empfiehlt, den Ring am Zeigefinger der linken Hand zu tragen (dort sollen die Messwerte am genauesten sein). Das Tragen am Ring- oder Mittelfinger ist ebenfalls möglich, nur der Daumen und der kleine Finger sind weniger geeignet. Wer will, kann den Ring natürlich auch an der rechten Hand tragen.
Helio Ring mit der Zepp App verbinden
Bevor ihr den Helio Ring nutzen könnt, muss er erst mit der Zepp App verbunden werden. Die App ist sowohl für iOS als auch für Android erhältlich und setzt zur Nutzung einen Account voraus. Um den Ring zu verbinden, geht ihr auf „Profil“ und klickt unter „Meine Geräte“ auf „Hinzufügen“. Dort wählt ihr den Punkt „Ring“ aus, um den Scan und dann den Kopplungs-Vorgang zu starten. Nach ein paar Minuten ist der Ring dann einsatzbereit.
Technik zur Gesundheitsüberwachung
Der Amazfit Helio Ring verfügt über verschiedenen Sensoren, mit denen eure Vitalwerte überwacht werden. Hierzu zählen ein BioTracker PPG Herzfrequenzsensor, ein Temperatursensor sowie ein EDA-Sensor
(Electrodermal Activity Sensor). Daneben verbaut der Hersteller einen 3-Achsen-Beschleunigungssensor sowie ein 3-Achsen-Gyroskop. Hiermit kann der Ring etwa die täglich zurückgelegte Schrittzahl messen.Im Prinzip handelt es sich um die gleiche Sensorik, die sich auch bei einer gängigen Smartwatch finden lässt. Allerdings ist es schon beeindruckend, dass diese Technik inzwischen in einen kleinen Ring gequetscht werden kann. Nur ein Display fehlt im direkten Vergleich zu einer smarten Uhr natürlich.
Welche Gesundheits-Werte werden gemessen?
Die Herzfrequenz wird je nach Einstellung alle 5, 10 oder 30 Minuten gemessen. Bei einer Amazfit Balance (Test) kann der Abstand zwischen den Messungen sogar auf 1 Minute reduziert werden. Im Test fielen die Messwerte ziemlich genau aus. Im Vergleich zu einer Samsung Galaxy Watch 4 Classic gab es keine größeren Messunterschiede.
Blutsauerstoffmessung mit kleineren Messfehlern
Daneben misst der Helio Ring den Blutsauerstoffgehalt, wenn sich der Nutzer im Ruhezustand befindet. Somit findet die Messung größtenteils im Schlaf statt, wenn die Hand ruhiger gehalten wird. Auch hier gab es meistens keine größeren Auffälligkeiten, zeitweise möchte der Ring aber einen Sauerstoffgehalt von nur 90 % gemessen haben. Hierbei handelt es sich vermutlich um fehlerhafte Einzelmessungen.
Mit dem EDA-Sensor wird wiederum das Stresslevel getrackt, das auf einer Skala von 0 (kein Stress) bis 100 (hoher Stress) gemessen wird. Zudem versucht der Ring Emotionsänderungen zu erfassen und informiert euch bei einer Erkennung per Push-Benachrichtigung. Anschließend könnt ihr protokollieren, wie ihr euch in einem bestimmten Zeitraum gefühlt habt und aus einer Liste an Emotionen auswählen.
Schlaf-Tracking
Natürlich trackt der Ring auch die Qualität eures Schlafes und analysiert die verschiedenen Schlafphasen. Dabei erkennt der Ring relativ genau, wann man eingeschlafen ist. Beim Aufwachen habe ich einen leichten Unterschied von wenigen Minuten festgestellt und auch Wach-Phasen wurden nicht immer korrekt erkannt. Teilweise wurden entsprechende Phasen zu kurz oder gar nicht getrackt.
In der Zepp App findet ihr dann jeden Morgen eine Schlaf-Bewertung mit den Schlaf-Phasen, der Herzfrequenz, der Atemqualität und dem körperlichen und mentalen Erholungsgrad. Auffälligkeiten gab es dabei nicht, die Werte waren mit einer Smartwatch vergleichbar.
Datenerfassung beim Sport
Und wie sieht es mit dem Aktivitäten-Tracking aus? Naja, da solltet ihr eure Erwartungen etwas zurückschrauben. Im Gegensatz zu einer Smartwatch kann die Uhr keine sportlichen Aktivitäten eigenständig erkennen. Ihr könnt lediglich in der App eine Übung starten, wobei nur die Modi Jogging, Gehen, Radfahren und Laufband zur Auswahl stehen.
Eine Smartwatch bietet an dieser Stelle deutlich mehr Vielfalt. Beim Kraftsport solltet ihr den Ring sogar komplett ablegen, da er hierbei eher störend ist und beschädigt werden könnte. Es gibt aber noch einen klaren Nachteil gegenüber einer Smartwatch: Ihr könnt die gemessenen Werte nicht direkt am Handgelenk sehen, sondern müsst immer euer Handy herauskramen. Ein schnelles Checken der Pulsfrequenz beim Sport ist somit nicht möglich.
Zepp Aura: KI-Abo soll beim Schlafen helfen
Wie bei der Amazfit Balance (Test) und Amazfit Active (Test) steht auch hier Zepp Aura zur Verfügung, ein KI-basierter „Schlafservice“. Dabei soll der Assistent mit individuellen Einschlafsounds und Klanglandschaften beim Entspannen helfen. Zudem bekommt man Zugriff auf einen KI-Chatbot, der den Schlaf weitergehend analysiert und Fragen zum Wohlbefinden beantwortet.
Die KI liefert detaillierte wöchentliche und monatliche Schlafberichte mit Bewertungen der Schlafgesundheit. Regulär werden hierfür völlig überzogene 70 Euro pro Jahr verlangt, aktuell bekommt man das Abo aber „schon“ für 30 Euro. Ganz ohne Abo kommt also auch der Amazfit Helio Ring wohl nicht aus.
Akku: Nach 2,5 Tagen ist Schluss
Im Fall des kleineren Modells (Ringgröße 10) kommt ein 18,5 mAh Akku zum Einsatz, der eine Laufzeit von bis zu 4 Tagen erreichen soll. Allerdings wird dieser Wert laut Amazfit nur erreicht, wenn die Qualität der Schlafatmung und die Blutsauerstoffüberwachung (SpO2) deaktiviert sind.
Wir haben für unseren Test beide Funktionen aktiviert und die Herzfrequenz alle 10 Minuten gemessen, wodurch der Akku nur noch 2,5 Tage durchgehalten hat. Für meinen Geschmack ist das gerade so ausreichend, andere Ringe bieten jedoch teils deutlich bessere Akkulaufzeiten. Ein RingConn Gen 2 kommt auf bis zu 12 Tage und ein Samsung Galaxy Ring erreicht maximal 7 Tage – beide Herstellerangaben dürften aber auch nicht unbedingt der Realität entsprechen.
Sobald der Helio Ring leer ist, kann er über die Ladestation kabellos geladen werden. Ein Ladevorgang dauert dabei ca. 100 Minuten, wobei die Station mit einem etwas zu kurz geratenen USB-C-Kabel mit einem Netzteil verbunden werden muss. Die Station ist eher pragmatisch gestaltet und erfüllt ihren Zweck.
Die Ladestation ist .. ausbaufähig!
Offenbar ist die Station auch nicht an die Ringgröße angepasst und funktioniert eher nach dem Prinzip „one size fits all“, wodurch der Helio Ring nicht perfekt auf der Ladestation sitzt. Andere Hersteller lösen die Ladestation eleganter, in dem sie auf ein schickes Ring-Etui mit Ladefunktion setzen. Doch offenbar wollte Amazfit hier ein paar Kosten einsparen, was den Ring schlussendlich auch günstiger machen dürfte.
Ihr könnt den Ring außerdem nicht einfach auf die Station legen und laden – das wäre ja zu einfach. Der Strich auf dem Ring muss bündig mit dem Strich auf der Station sein, ansonsten lädt der Ring nicht. Eine leuchtende LED zeigt euch dann, dass der Ladevorgang aktiv ist.
Sobald der Akkustand niedrig ist, werdet ihr von der Zepp App per Push-Nachricht informiert. Diese Nachricht geht allerdings in der täglichen Benachrichtigungsflut gerne unter, weshalb ich auch schon mal vergessen habe den Ring wieder aufzuladen. Am Smart Ring selbst lässt sich der aktuelle Akkustand nicht erkennen, auch nicht über ein Blinken der innenliegenden Sensoren-LEDs. Seit dem letzten Update werden die LEDs zumindest dazu genutzt, um das Wiederfinden des Ring einfacher zu machen.
Fazit zum Amazfit Helio Ring
Mit dem Helio Ring wirft Amazfit einen neuen Mitspieler in den Ringkampf, der durch seine zuverlässige Gesundheitsüberwachung und durch ein angenehmes Tragegefühl überzeugen kann. Immerhin fällt der Ring im Alltag kaum auf, wodurch er sich vor allem für Personen eignet, denen eine Smartwatch am Handgelenk zu klobig ist.
Besonders beim Schlaf ist der Ring deutlich bequemer als eine Uhr, die im Zweifelsfall durch ihr helles Display, Vibrationen und die Größe stören kann. Im Vergleich zu anderen smarten Ringen bietet der Helio Ring jedoch nur eine eher magere Laufzeit und hielt bei uns lediglich 2,5 Tage durch. Auch die fehlende automatische Aktivitäten-Erkennung und die beschränkte Auswahl an Sportarten machen den Ring weniger attraktiv für Sportler.
Der Ring ist somit vor allem für Personen geeignet, denen eine Smartwatch in der Nacht zu klobig ist oder die nach einem unauffälligen Wearable suchen. Zudem muss der Ring nicht jeden Tag geladen werden, was eine kontinuierlichere Überwachung ermöglicht.
Meinung:
Einen wirklichen Mehrwert gegenüber einer Smartwatch bietet ein Smart Ring natürlich nicht – aber das ist auch nicht das Ziel. Man sollte einen solchen Ring eher als kompakte Alternative oder als Ergänzung zur Uhr für genaueres Tracking sehen. Ich persönlich würde allerdings weiterhin eher zur Smartwatch greifen. Immerhin bieten entsprechende Gadgets umfangreichere Funktionen, ein ebenbürtiges Gesundheits-Tracking, meist sogar noch eine Bezahlfunktion und das zu teilweise deutlich niedrigeren Preisen. Wer verschiedene Sport-Aktivitäten, darunter Kraftsport, tracken möchte, sollte ohnehin auf eine Smartwatch zurückgreifen.
Mit einem Preis von 299 Euro ist der Amazfit Helio Ring zwar nicht gerade „günstig“, ordnet sich abe tatsächlich im preislichen Mittelfeld ein und fällt etwas günstiger aus als der Galaxy Ring oder ein Oura Ring samt Abo. Klar ist aber: Im Vergleich zu einer Smartwatch zahlt man eben einen ordentlichen Aufpreis für die kompakte Technik.
Eine preislich ähnlich attraktive Alternative wäre der RingConn Gen 2, der sogar Schlafapnoe erkennen kann. Derzeit kann der Ring allerdings nur via Kickstarter geordert werden und soll ab September verfügbar sein.
Pro
- zuverlässiges Gesundheits-Tracking
- geringes Gewicht
- angenehmes Tragegefühl
- weniger störend beim Schlafen als eine Smartwatch
Contra
- kurze Laufzeit
- eingeschränktes Sport-Tracking
- höherer Preis im Vergleich zu Smartwatches
- (manche App-Features nur mit Abo)
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