Bricht bei Fractal eine neue Ära an? Mit dem Era 2 bringt das schwedische Unternehmen ein neues ITX-Case auf den Markt, das so ziemlich alles besser machen soll als der Vorgänger. Dabei möchte das Gehäuse mit einer modernen Optik samt Holzdeckel, einem neuen Innenaufbau und einem ausgeklügelten Kühlsystem überzeugen. Doch taugt das Fractal Era 2 jetzt tatsächlich für High-End-Komponenten? Wir haben den Test gemacht!
Das Fractal Era 2 kann ab sofort für 220 Euro (hier kaufen) bestellt werden. Damit ist das neue ITX-Gehäuse etwas teurer als das Fractal Design Terra (Test), bietet dafür aber auch einen höheren Grad an Flexibilität. Vor allem die Option, einen Wasserkühler zu verbauen, dürfte für viele ausschlaggebend sein. Doch was hat sich eigentlich im Vergleich zum ersten Era verändert?
Design: Fractal holt die Säge raus
Auf den ersten Blick erinnert das Era 2 sehr stark an seinen Vorgänger, doch im Detail lassen sich einige Unterschiede finden. Besonders das Top-Cover aus Holz wurde überarbeitet und hat zusätzliche Luftschlitze spendiert bekommen. Zudem lassen sich an den Seiten nun mehr Luftlöcher vorfinden, durch welche die Hardware besser mit Frischluft versorgt werden kann.
Unibody-Chassis lässt sich in einem entfernen!
Die coolste Neuerung ist allerdings gar nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Fractal setzt beim Era 2 nämlich auf ein Unibody-Chassis, das komplett in einem Zug entfernt werden kann. Und das geht super einfach: Staubfilter lösen, Schale nach oben ziehen und schon kommt man an die Hardware. Nur beim Tragen solltet ihr das Gehäuse lieber von unten packen – sicher ist sicher.
Insgesamt wirkt das Gehäuse sehr schick und modern. Allein die geschwungenen Aluminiumflächen sorgen für einen richtig eleganten Look, den man so bei fast keinem anderen ITX-Gehäuse findet. Mit einer Größe von 165 x 314 x 366 Millimetern und einem Volumen von knapp 19 Litern fällt das Era 2 zudem schön kompakt aus, obwohl es tatsächlich geringfügig höher ist als der Vorgänger. Die Verarbeitung fällt größtenteils top aus, lediglich die Außenschale ist für meinen Geschmack etwas zu scharfkantig.
Innenraum bekommt großes Re-Design
Die größten Unterschiede zum Vorgänger lassen sich erst im Inneren finden. Fractal setzt beim Era 2 auf ein Zwei-Kammer-Design, dessen Mainboardträger verschoben werden kann. Dadurch kann entweder der Grafikkarte oder dem CPU-Kühler mehr Platz eingeräumt werden. In der rechten Kammer finden ein ITX-Mainboard und ein SFX-Netzteil Platz, während die rechte Kammer bis zu 326 Millimeter lange Grafikkarten beherbergen kann. Angebunden wird die GPU über ein mitgeliefertes und bereits vormontiertes PCIe 4.0 Riser-Kabel.
Je nach Position des Mainboardträgers darf die GPU zwischen 48 und 63 Millimetern breit sein, wobei lediglich zwei Erweiterungsslots zur Verfügung stehen. Beim Kauf solltet ihr also unbedingt darauf achten, ob eure Grafikkarte überhaupt in das Gehäuse passt.
Die wichtigsten Specs auf einen Blick:
- CPU-Kühler: 55 – 70 mm Höhe
- GPU: max. 326 mm
- PSU: SFX mit 130 mm Länge
- Erweiterungsslots: 2x
- 2,5” Einbauplätze: 4x
Der Luftkühler darf wiederum maximal 63 Millimeter hoch sein. Ihr solltet das Case jedoch lieber in Kombination mit einer AiO-Wasserkühlung nutzen – bis zu 280 Millimeter große Radiatoren lassen sich hierfür im Deckel anbringen. Ab Werk lassen sich außerdem im Boden zwei Aspect 12 Lüfter mit bis zu 2.000 RPM finden. Damit wird auf jeden Fall deutlich mehr Luft bewegt als vom 80 Millimeter Front-Lüfter im ersten Era.
Hardware-Einbau: Eng, enger, ITX
Für den Praxistest haben wir unser Gehäuse-Testsystem in einer abgewandelten Form in das Fractal Era 2 eingebaut. Entsprechend sind die Werte nicht mit unseren bisherigen Gehäuse-Tests vergleichbar. Hierfür setzen wir auf einen AMD Ryzen 7 7700X mit 4.5-GHz-Takt, ein MSI B650I Edge, eine KFA2 RTX 4070 Super EX Gamer White 12G, ein Asus ROG Loki SFX Netzteil und auf eine Fractal Lumen S24 RGB (Test).
Zwar ist das Era 2 nicht gerade ein Platzwunder, die Hardware lässt sich aber prinzipiell relativ einfach in das Gehäuse einsetzen. Dafür setzt Fractal auf einige raffinierte Lösungen, die den Einbau deutlich angenehmer gestalten. Unter anderem kann die Radiator-Halterung einfach entnommen werden, um mehr Platz beim Einbau zu haben. Zudem gibt es für das Netzteil und für 2,5″ Laufwerke eine praktische Schubladen-Montagelösung.
Trotzdem solltet ihr beim Hardware-Einbau klug vorgehen, vor allem bei der Verkablung. Andernfalls kann es schnell dazu kommen, dass ihr etwa die GPU erneut ausbauen müsst, um ein Kabel zu verlegen. Immerhin steht nicht gerade viel Platz für Kabel zur Verfügung.
Die meisten Kabel müssen irgendwie neben oder über dem Netzteil Platz finden. Sobald ein Radiator samt Lüftern zum Einsatz kommt, wird das Platzangebot noch kritischer. Plant für das Kabelmanagement also unbedingt mehr Zeit ein, um ein ordentliches Ergebnis zu erzielen. Im Lieferumfang lassen sich hierfür ein paar Kabelbinder und zwei Klettverschlüsse finden. Allerdings hätte ich zu diesem Preis deutlich mehr wiederverwendbare Klettverschlüsse erwartet.
Temperaturen
Zwar hat Fractal einige Optimierungen am Design vorgenommen, die besten Temperaturen dürfen wir trotzdem nicht erwarten. Wer seine Komponenten möglichst kühl halten möchte, sollte auf ein klassisches ATX-Gehäuse (zb. Fractal North) setzen. Vor allem bei reduzierter Lüftergeschwindigkeit zeigen sich die Schwächen des ITX-Formats. Unter Volllast (Prime 95 + Furmark) heizt sich die CPU auf 91 °C auf, während ohne zusätzliche GPU-Last 88 °C erreicht werden.
Volllast:
- 1.000 RPM: 91 °C (CPU), 60 °C (GPU)
- max. RPM: 78 °C (CPU), 58 °C (GPU)
Teillast
- 1.000 RPM: 88 °C (CPU)
- max. RPM: 70 °C (CPU)
Deutlich besser sieht das Ganze natürlich bei voller Drehzahl aus. Dabei steigt die CPU-Temperatur auf 88 °C (Volllast) respektive 70 °C (Teillast). Wir können euch entsprechend nur empfehlen, das Era 2 in Kombination mit einer AIO-Wasserkühlung zu nutzen. Der Betrieb mit einem kleinen Luftkühler ist zwar ebenfalls möglich, die Temperaturen dürften dann aber regelmäßig im 90er-Bereich liegen. Dennoch können wir bestätigen, dass sich im Era jetzt auch mit High-End-Komponenten nutzen lassen.
Fazit
Chapeau Fractal: Es ist euch also tatsächlich gelungen, Era 2 High-End-tauglich zu machen. Dabei geht das neue Kühlkonzept komplett auf und schafft eine ausreichend starke Kühlung für stromhungrige Komponenten. Dazu kommen praktische Ansätze, wie der versetzbare Mainboardträger und die Schubladen-Montagelösungen für Netzteil und Laufwerke. Trotz der Frischzellenkur im Inneren müssen wir nicht auf das elegante Design verzichten, das wir noch vom originalen Fractal Era kennen. Die Kombination aus Holz-Top-Cover und geschwungenem Aluminium gefällt mir zumindest ziemlich gut.
Mit einem Preis von 220 Euro (hier kaufen) ist das Fractal Era 2 allerdings keineswegs günstig. Wer nach einem eleganten und hochwertigen ITX-Case mit ordentlicher Kühlung und Wasserkühlungs-Option sucht, kann hier auf jeden Fall zugreifen. Eine günstigere ITX-Alternative wäre das kompaktere Fractal Terra (Test) für 170 Euro (hier kaufen), das jedoch keine Wasserkühlungen unterstützt.
Pro
- elegantes Design mit Holz-Deckel
- Flexibilität dank versetzbarem Mainboardträger
- deutlich verbessertes Kühlsystem
- Platz für 240/ 280 mm Radiator
- PCIe 4.0 Riserkabel inkludiert
Contra
- etwas scharfkantige Außenschale
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