Schon wieder ein günstiger Apple-Watch-Klon? Mitnichten! Die Huawei Watch Fit 3 entpuppt sich im Test als Smartwatch-Geheimtipp mit langer Ausdauer.
Im Mai 2024 enthüllte Huawei die Watch Fit 3 als neue Budget-Smartwatch im rechteckigen Design für 159 Euro. Damit bleibt sie weitaus günstiger als etwa eine Apple Watch Series 9 oder Google Pixel Watch 2, allerdings ist die beliebte Samsung Galaxy Watch 6 kaum teurer. Weitere Kontrahenten in dieser Preisklasse sind beispielsweise die Amazfit Active (Kurztest) und Xiaomi Watch S3, die Apple Watch SE kostet hingegen rund 90 Euro mehr. Für iPhone-Nutzer gilt anzumerken, dass die Galaxy Watch 6 und Pixel Watch 2 gar nicht mit iOS kompatibel sind.
Drei verschiedene Armbandmaterialien stehen bei Huawei zur Auswahl: Leder in Weiß, Nylon in Grau und Fluorelastomer in Schwarz, Weiß, Rosa sowie Grün. Die Armbänder lassen sich mittels Klickverschluss leicht austauschen. Einzig die Leder-Variante fällt mit 179 Euro etwas teurer aus. Seit dem Marktstart sind bereits über eineinhalb Monate vergangen und trotzdem gibt es beim Herstellershop noch Angebote, bei denen Käufer ein Extra-Armband sowie Budget-Kopfhörer gratis dazu erhalten.
Design
Das knapp 10 Millimeter dünne Gehäuse besteht aus einer Aluminiumlegierung und wiegt lediglich 26 Gramm, was zusammen mit dem Nylonband für ein unauffälliges Tragegefühl sorgt und auch beim Schlafen nicht stört. Seitlich gibt es Lautsprecherschlitze, ein Mikrofon, eine Funktionstaste sowie eine dreh- und drückbare Krone. Beim Testmodell (Nylonband) ist das Gehäuse silbern und hat eine rote Krone, die Fluorelastomer-Variante fällt dunkelgrau aus, die Lederarmband-Variante kommt im glänzenden Roségold-Look daher.
Laut Huawei hält die Smartwatch Wasser bis zu 5 ATM stand. Effektiv kann man sie also problemlos zum Schwimmen verwenden, aber lieber nicht zum Tauchen. Aufgrund des Nylonarmbands war ich damit nicht im Wasser, allerdings hat sie mehrere starke Regenschauer problemlos ausgehalten. Gegenüber dem Vorgängermodell gefällt mir das Design übrigens besser, da es weniger gestreckt ist und mehr zur quadratischen Apple Watch tendiert.
Display & Sensorik
Die Watch Fit 3 setzt auf ein diagonal 1,82 Zoll großes OLED-Display, das mit 480 × 408 Pixeln auflöst und die Front zu 77 Prozent abdeckt. Mit 347 Pixeln pro Zoll ist die Anzeige mehr als ausreichend scharf und übertrifft sogar die Apple Watch Series 9 leicht.
Ein Highlight, wortwörtlich, stellt die Bildschirmhelligkeit von bis zu 1.500 Nits
dar, die mittels Umgebungslichtsensor automatisch angepasst wird. Selbst bei starkem Sonnenschein kann man das Display noch gut ablesen, wenngleich eine aktuelle Apple Watch noch merklich mehr Helligkeit bietet. Bei mir reagierte die Anhebefunktion stets zuverlässig und schnell. Es gibt zudem eine Always-on-Funktion (in den Watchface-Einstellungen), die ich jedoch kaum genutzt habe. Absolut okay zu diesem Preis, aber etwas störend: die breiten, asymmetrischen Ränder.Huawei verbaut wie in der Watch Fit 2 einen Neun-Achsen-IMU-Sensor und einen optischen Herzfrequenzsensor, setzt jedoch auf die neueren Monitoring-Technologien TruSeen 5.5 sowie TruSleep 4.0. Neben SpO2-Messung kann die Uhr unter anderem die Schlafatmung beobachten und unterstützt Kalorienmanagement. Des Weiteren beherrscht sie Wi-Fi 4 (2.4 GHz), Bluetooth 5.2 mit BLE und NFC. Der NFC-Chip ist nicht in allen Modellen verbaut (abhängig vom Armband), hat allerdings ohnehin keine Funktion hierzulande. Kontaktloses Bezahlen geht demnach bedauerlicherweise nicht.
Akku
Der 400-Milliamperestunden-Akku wird über ein magnetisches Kabel mit zwei Kontaktpins geladen (5V/1A). Leider handelt es sich noch um ein Kabel mit USB-A anstatt USB-C und die Magneten sind nicht sonderlich stark. So selten wie man die Uhr aufladen muss, fällt dies aber kaum ins Gewicht.
Huawei gibt eine Laufzeit von bis zu 10 Tagen bei normaler Nutzung an, bei intensiver Nutzung mit vielen Workouts sind es etwa 7 Tage. Wenn das Display dauerhaft aktiv bleibt (Always-on), muss die Smartwatch nach 4 oder 5 Tagen ans Ladekabel.
Ich habe im Testzeitraum ohne Always-on-Funktion und mit gelegentlichen Workouts, aber vielen Benachrichtigungen mehrfach 10 Tage erreicht. Selbst ambitionierte Sportler bzw. Power-User sollten also eine Woche ohne Aufladen schaffen. Das war für mich auch der Hauptgrund, warum ich die Apple Watch bei Wochenendausflügen oder einem Messeausflug daheim gelassen und lieber die Huawei-Uhr mitgenommen habe.
Insgesamt sind die Herstellerangaben also sehr praxisnah und übrigens werden detailliert auf der Produktseite die Testszenarien erläutert. Wer die Smartwatch weniger aktiv verwendet und auf den Stromverbrauch achtet, dürfte sogar eine knapp zweiwöchige Laufzeit erreichen. Ich habe das Testmodell über sechs Wochen täglich getragen und war absolut zufrieden mit dem Akku.
Meinung: Ich bin eigentlich kein Smartwatch-Träger, da eine mehrtägige Akkulaufzeit meist mit Kompromissen einhergeht, aber die Huawei Watch Fit 3 hat mich vom Gegenteil überzeugt. Zum aktuellen Preis würde ich mir sie sogar anstelle einer Apple Watch privat zulegen.
Tim Metzger
Software & App
Auf der Watch Fit 3 läuft HarmonyOS 4.2, das randvoll mit Watchface-Optionen und Sportmodi ist. Zusammengefasst kommt beim Benutzen ein starkes Apple-Watch-Feeling auf, vor allem das App-Auswahlmenü der Uhr ist quasi 1:1 kopiert. Alternativ lassen sich die Apps als Liste anzeigen. Meiner Meinung nach muss Huawei beim Design das Rad nicht neu erfinden, schließlich macht es die Konkurrenz oftmals nicht anders. Schade ist, dass keine Drittanbieter-Apps unterstützt werden. Die Huawei-Health-App listet alle Daten übersichtlich sowie detailliert auf.
Angaben zum Prozessor sowie Arbeitsspeicher existieren nicht, die Bedienung war aber überwiegend zügig und ruckelfrei. Multitasking ist sogar möglich, also können Nutzer etwa bei aktivem Trainingstracking ohne Unterbrechung einen Anruf annehmen. Benachrichtigungen zeigt die Smartwatch problemlos und mit Emojis an, nur Bilder werden nicht dargestellt. Antworten auf Nachrichten sind mit iOS nicht möglich, bei Android lassen sich zumindest einige Kurzantworten festlegen.
Einige Funktionen wie der Kamera-Fernauslöser und der Sprachassistent „Huawei Assistant Today“ stehen leider nur zur Verfügung, wenn ein Huawei-Smartphone EMUI 10.1 oder höher gekoppelt ist. Zu den weiteren Features zählen unter anderem ein Ernährungstagebuch-Watchface, Bluetooth-Anrufe, Aktivitäten-Vergleich mit Familienmitgliedern via App und lokale Musikwiedergabe. Für Musik gibt es circa zwei Gigabyte Speicherplatz auf der Uhr, nur kann man Lieder nicht mit einem iPhone übertragen.
Fitnessfunktionen
Wie es sich mittlerweile für eine Smartwatch gehört, werden umfangreiche Trainingsmodi geboten. Bei über 100 Modi findet man natürlich einige Exoten – nachfolgend einige dieser „besonderen“ Modi:
- Bauchtanz
- Laser Tag
- Drachensteigen
- Schaukeln
- Billard
- Drachenbootfahren
- Fallschirmspringen
Praktisch sind das detaillierte Schlaf-Monitoring, auch die Animationen für Aufwärmübungen sind nett. Dank integriertem GNSS mit fünf Ortungssystemen (Singleband) kann das Smartphone für die Aufzeichnung der Radroute daheim bleiben. Die aufgezeichnete Route war im Test weitestgehend genau, was ebenso für das Puls-Tracking im Vergleich zur Apple Watch (Test) gilt. Automatisches Starten und Pausieren einer Aktivität funktioniert derzeit nur mit sehr wenigen Modi: Crosstrainer, Gehen, Joggen, Rudern.
Fazit
Insgesamt überzeugt die Huawei Watch Fit 3 mit einem exzellenten Preis-Leistung-Verhältnis. An Features wird nahezu alles geboten, was man von einer modernen Smartwatch erwartet, inklusive einer langen Akkulaufzeit. Zudem bietet sie ein angenehmes Tragegefühl und ein erstklassiges Display. Die Steuerung fällt intuitiv aus und die Fitnessfunktionen sind umfangreich.
Leider fehlt mobiles Bezahlen, obwohl zumindest beim Testmodell NFC integriert ist. Manche dürften außerdem einen Höhenmesser, EKG oder eine Sprachsteuerung vermissen, was in dieser Preisklasse jedoch oftmals fehlt. Angesichts des relativ niedrigen Preises von rund 150 Euro lassen sich diese Mankos verschmerzen. Wer nur auf Fitnesstracking Wert legt, kann auch zu einem Xiaomi Smart Band 8 für rund 30 Euro greifen. Als vollwertige Smartwatch ist die Watch Fit 3 hingegen die bessere Wahl.
Pro
- gutes OLED-Display mit hoher Helligkeit
- sehr lange Akkulaufzeit
- viele Sportfunktionen & zuverlässiges Tracking
- lokale Musikwiedergabe (Einschränkungen bei iOS)
Contra
- mobiles Bezahlen fehlt
- kein Höhenmesser & keine EKG-Funktion
- kein Sprachassistent ohne Huawei-Smartphone
- zusätzliche Apps (Drittanbieter) fehlen
Mit * oder markierte Links sind „Affiliate-Links“. Mit dem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Verkaufsprovision, ohne dass du mehr bezahlst.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Kommentieren, Austauschen und Fragen... 3 Kommentare
meine Frage ist ob sie auch sturzerkennung hat da ich ja in ein gewissen Alter bin, und ob sie wassergymnastik auch hat
Es gibt leider keine Sturzerkennung und auch keinen Modus für Wassergymnastik, jedoch dürften die Modi "Schwimmen (Indoor)" oder "Freies Training" sich dafür ebenso eignen. Etwa die ähnlich teure Samsung Galaxy Watch 6 hat eine Sturzerkennung sowie einen Modus für Wassergymnastik.
Meine Huawai Watch fit3 zählt leider Schritte wenn ich mit meinem Fahrrad per GPS unterwegs bin. Zählt bei 30 km Rad ca. 8000 Schritte zusätzlich. Ist das Problem bekannt ? Gibt es dafür eine Lösung ? Wäre dankbar.
Schreibe einen eigenen Kommentar