Starke Outdoor-Smartwatch oder doch nur eine dreiste Apple Watch Ultra Kopie? Mit der Galaxy Watch Ultra hat Samsung erstmals eine „Premium“-Smartwatch auf den Markt gebracht, die für Outdoor-Enthusiasten und Extremsportler konzipiert wurde. Dabei möchte die Uhr vor allem mit einem widerstandsfähigen Titan-Gehäuse, einer starken Wasserfestigkeit und einer verbesserten Gesundheitsüberwachung überzeugen. Doch wie schläft sich die Uhr im Alltag?
Samsung bietet die Galaxy Watch Ultra in drei Farben an: Titan Grau, Titan Silber und Titan Weiß. Bei den Armbändern könnt ihr zwischen dem Marine Band, Trail Band und dem PeakForm Band auswählen, wobei die Bänder jeweils in unterschiedlichen Farben verfügbar sind. Die Galaxy Watch Ultra ging für 699 Euro an den Start, ist aktuell aber schon deutlich günstiger zu haben. Bei verschiedenen Händlern gibt es die Smartwatch aber schon für 510 Euro. Zum Lieferumfang gehört lediglich ein Handbuch und ein magnetisches Ladekabel. Ein Netzteil muss separat erworben werden.
Design: Dreist abgekupfert oder doch mit eigener Note?
Beim Design hat sich Samsung etwas stark von der Apple Watch Ultra inspirieren lassen – vom typischen Smartwatch-Design von Samsung ist hier nicht viel übrig geblieben. Besonders auffällig ist dabei das neue eckige Titan-Gehäuse mit 47-Millimeter-Durchmesser, das deutlich robuster sein soll. Trotz dieser Form setzt Samsung weiterhin auf ein rundes Display, wodurch die Displayränder sehr breit wirken. Insgesamt entsteht dadurch ein extrem klobiger Look, der wohl nicht jedem gefallen wird. Mir gefällt das Design aber.
Besonders schade ist zudem der Wegfall der drehbaren Lünette, mit der man die Software bedienen konnte. Vor allem verstehe ich nicht ganz, warum Samsung darauf verzichtet – Platz wäre genug vorhanden. Stattdessen muss die Smartwatch per Touch bedient werden. Gerade unter Wasser ist das nicht möglich. Zumindest fällt die Ultra trotz des klobigen Designs nur rund 1,5 Gramm schwerer aus als die Galaxy Watch 6 Classic, womit sie rund 60,5 Gramm auf die Waage bringt.
Verarbeitung: Hier gibt’s nichts zu meckern
Die Verarbeitung fällt aus meiner Sicht sehr gut aus. Alles sitzt bündig, die Tasten haben einen angenehmen Druckpunkt und das Armband lässt sich einfach wechseln. Neu ist dabei der Schnellverschluss für die Armbänder, der den Austausch wirklich sehr unkompliziert macht. Leider kann man dadurch jedoch keine gewöhnlichen Uhrenarmbänder an der Galaxy Watch Ultra anbringen, wie das bei Samsung-Smartwatches vor der Galaxy Watch 6 der Fall war.
Die Uhr ist nach MIL-STD 810H zertifiziert und bis 10 ATM wasserdicht. Damit ist sie zum Schwimmen und Schnorcheln geeignet. Beim Sporttauchen, Wasserskifahren oder ähnlichen Aktivitäten sollte man die Ultra allerdings nicht tragen – was etwas widersprüchlich ist, da es ja ein spezielles Scuba-Diving-Training gibt. Außerdem ist sie nach IP68
staubgeschützt, so dass sie auch in rauen Umgebungen (Wüste etc.) eingesetzt werden kann.3.000 Nits
helles DisplayDas Highlight der Galaxy Watch Ultra ist das scharfe 1,5-Zoll-AMOLED-Display, das mit bis zu 3.000 Nits Helligkeit selbst bei direkter Sonneneinstrahlung problemlos ablesbar ist. Im Dunkeln kann die Helligkeit auf bis zu 1 Nit reduziert werden, um die Augen zu schonen und Energie zu sparen. Ein spezieller Rot-Modus schaltet sich zudem automatisch bei Dunkelheit ein, um die Nachtsicht zu unterstützen und die Augen nicht unnötig zu belasten.
Die zusätzliche Displayfläche, im Vergleich zur Galaxy Watch 7, wird außerdem dazu genutzt, um mehr Informationen gleichzeitig anzuzeigen. Auf dem neuen “Ultra Analog”-Ziffernblatt können beispielsweise bis zu acht Komplikationen gleichzeitig angezeigt werden. So lassen sich das Wetter, die Herzfrequenz, die Schrittzahl, die Luftfeuchtigkeit und vieles mehr direkt auf einen Blick ablesen.
Der Quick Button
Eine der auffälligsten Neuerungen ist der sogenannte Quick Button auf der rechten Seite. Dieser lässt sich individuell belegen und ermöglicht einen schnellen Zugriff auf häufig genutzte Funktionen. Über die Einstellungen könnt ihr festlegen, ob der Quick Button ein bestimmtes Training starten, eine Taschenlampe aktivieren oder eine App öffnen soll.
Samsung hat sich hier eindeutig an der Apple Watch Ultra orientiert, aber ein wichtiges Element vernachlässigt: Der Quick Button ist nicht drehbar. Meiner Meinung nach hätte man hier wunderbar einen drehbaren Button einsetzen können, um die Bedienung der Watch zu vereinfachen.
Der Quick Button im Alltag
In meinem Test habe ich den Quick Button hauptsächlich zum Starten von Trainings verwendet, da das Starten damit deutlich angenehmer war. Beim Laufen kann man durch erneutes Drücken des Buttons Segmente markieren oder das Training pausieren, indem man den Quick Button und die obere Taste gleichzeitig drückt.
Falls ihr euch in einer Notsituation befindet, könnt ihr durch langes Drücken des Quick Buttons eine 85 Dezibel laute Sirene aktivieren, die auf eure Position aufmerksam macht. Im Ernstfall kann das auf jeden Fall hilfreich sein.
Sport und Gesundheit
Die Galaxy Watch Ultra lässt in puncto Fitness keine Wünsche offen. Sie unterstützt eine Vielzahl von Sportarten, von Laufen und Radfahren über Schwimmen bis hin zu Yoga und sogar Extremsportarten. Die Uhr erkennt Aktivitäten automatisch und liefert während des Trainings Echtzeitdaten wie Dauer, Kalorienverbrauch und Herzfrequenz. Als Apple Watch Ultra 2 (Test) Nutzer bin ich besonders angetan von der guten Lauferkennung.
Bei einem Workout auf dem Laufband erkennt die Smartwatch automatisch meine Geschwindigkeit und passt den Kalorienverbrauch und die zurückgelegte Strecke automatisch an. Dabei muss ich nicht einmal manuell angeben, ob ich gerade draußen laufe oder auf dem Laufband bin.
Neu ist die Dual-Frequenz-GPS-Funktion, die eine noch präzisere Ortung ermöglicht. Besonders beim Wandern oder Trailrunning ist das ein großer Vorteil. Die Trackback-Funktion führt euch zudem sicher zum Ausgangspunkt zurück, falls ihr euch einmal verlaufen habt.
Im Gesundheitsbereich bietet die Uhr umfangreiche Tracking-Möglichkeiten. Neben der Herzfrequenz und dem Blutsauerstoffgehalt kann sie auch den Schlaf überwachen und bietet sogar eine Sturzerkennung. EKG- und Blutdruckmessungen sind ebenfalls möglich, allerdings nur in Verbindung mit einem kompatiblen Samsung-Smartphone. Bei Bedarf könnt ihr sogar eure Körperzusammensetzung herausfinden und in der Samsung Health App herauslesen, wie viel Kilogramm Muskeln, Fett oder Wasser euer Körper hat.
Software und Performance
Die Galaxy Watch Ultra läuft mit One UI 6 auf Basis von Wear OS 5. Der neue Exynos W1000 Prozessor sorgt in Kombination mit 2 Gigabyte RAM und 32 Gigabyte Speicher für eine flüssige Bedienung. Apps starten schnell und die Navigation durch die Menüs erfolgt ohne Ruckler.
Besonders gefällt mir die nahtlose Integration von Google-Diensten. Google Maps auf der Uhr ist eine echte Bereicherung, vor allem wenn man ohne Smartphone unterwegs ist. Auch Google Wallet zum mobilen Bezahlen oder der Google Assistant sind praktische Funktionen. Dank e-SIM-Unterstützung können auf der Uhr auch ohne Smartphone Nachrichten versendet oder empfangen und Anrufe angenommen werden.
Eine praktische Neuerung ist die Gestensteuerung. Durch zweimaliges Antippen von Daumen und Zeigefinger könnt ihr Anrufe annehmen, Timer stoppen oder Musik steuern, ohne das Display zu berühren. Durch die „Anklopfen“-Geste können zudem Apps geöffnet und durch Schütteln des Handgelenks Anrufe abgelehnt werden.
Akku
Der 590 Milliamperestunden Akku der Galaxy Watch Ultra verspricht laut Samsung eine Laufzeit von bis zu 100 Stunden im Energiesparmodus. In meinem Test hielt die Uhr bei normaler Nutzung etwa zwei Tage durch. Bei intensiver Nutzung mit GPS-Tracking und Always-On-Display verkürzt sich die Laufzeit deutlich. Hier sind etwa anderthalb Tage realistisch.
Das Aufladen erfolgt über das mitgelieferte magnetische Ladekabel und dauert satte zwei Stunden, was wirklich enttäuschend ist. Die neue Apple Watch Series 10 schafft 80 Prozent in 30 Minuten. Selbst meine Apple Watch Ultra lädt schneller als die Galaxy Watch Ultra. Leider unterstützt die Uhr kein kabelloses Laden über Qi-Standards, was angesichts des Preises wünschenswert gewesen wäre. Entsprechend kann die Uhr auch nicht über die Reverse Wireless Charging Funktion der Galaxy-Smartphones geladen werden.
Samsung hat mit der Galaxy Watch Ultra eine Android-Alternative der Apple Watch vorgestellt, die einiges in Sachen Gesundheits- und Fitnesstracking zu bieten hat. Das Design ist mit Sicherheit etwas gewöhnungsbedürftig, als Nutzer einer Apple Watch Ultra für mich aber keineswegs mehr Fremd. Wer den ultimativen Fitnesstracker haben möchte, der wird mit der Galaxy Watch Ultra gut bedient sein. Zwar muss man beim Laden und der Bedienung ein paar Kompromisse eingehen, wer darüber hinweg sieht wird aber genau so zufrieden mit der Uhr sein, wie ich es in den vergangenen Wochen gewesen bin.
Fazit
Als „Apple Watch Ultra“-Kopie würde ich die Galaxy Watch Ultra definitiv nicht bezeichnen. Samsung hat sich zwar sehr offensichtlich inspirieren lassen, im Detail lassen sich dann aber doch enorme Unterschiede feststellen. Die Galaxy Watch Ultra punktet besonders mit einem hervorragenden Display, umfangreichen Gesundheits- und Fitnessfunktionen und einer erstklassigen Verarbeitung. Die Integration von Wear OS bietet zudem Zugriff auf eine Vielzahl von Apps und Diensten. Abzüge gibt es für das Fehlen einer drehbaren Lünette bzw. einen drehbaren Quick Button und das unfassbar langsame Laden.
Am Ende bleibt die Frage: Ist die Galaxy Watch Ultra ihr Geld wert? Mit einem Preis von derzeit 510 Euro (hier kaufen) ist sie sicherlich kein Schnäppchen. Doch wer auf der Suche nach einer robusten, funktionsreichen Outdoor-Smartwatch mit Wear OS ist, wird hier fündig.
Für Besitzer eines Samsung-Smartphones ist die Uhr besonders interessant, da einige Funktionen, wie die EKG-Messung, Samsung-Kunden exklusiv zur Verfügung stehen. Die Smartwatch kann jedoch auch mit jedem anderen Android-Smartphone verbunden werden. Wenn ihr ein schlankeres Design bevorzugt oder auf bestimmte Funktionen verzichten könnt, lohnt sich auch ein Blick auf die günstigere Galaxy Watch 7.
Pro
- Robustes Design mit Titan-Gehäuse
- Hervorragendes Display
- Umfangreiche Fitness- und Gesundheitsfunktionen
- Integration von Google-Diensten
- Hoher Wasserschutz nach IP68
- Schnell wechselbare Armbänder
Contra
- Kein Qi-Laden
- Langsames Laden
- Verzicht auf drehbare Lünette/Button
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