Ihr interessiert euch für die Anpassungsmöglichkeiten von Custom-Keyboards, könnt aber mit den zusammengeschrumpften Tastenfeldern wenig anfangen? Die Sharkoon SGK50 S2 ist hot-swappable, mit zwei Lagen Silikondämpfung versehen und per VIA und QMK Open-Source-Software konfigurierbar. Wir haben das größte Modell der Selbstbau-Schnäppchen getestet und teilen unsere Eindrücke.
Sharkoon fährt derzeit groß auf: Bei der Computex lockte der Stand des deutschen Herstellers unter anderem mit ausgefallenen Holz-Varianten seines aktuellen Tastaturen-Lineups. Dieses wurde kürzlich um das Modell SGK50 S2 erweitert, welches das nischige, aber immer beliebtere 96-Prozent-Format ergänzt.
Wie gehabt ist die SGK50 S2 wieder mit günstigen und durchleuchteten ABS-Kappen, abriebfesten und hochwertigen PBT-Kappen sowie als Barebone-Variante ohne Kappen und sogar ohne Schalter erhältlich.
Design & Verarbeitung
Der größte Unterschied zwischen der SGK50 S2 und ihren Serienverwandten liegt in der Größe und der Tastenzahl: Während die Modelle SGK50 S3 (Test) und S4 zunehmend mehr Tasten einbüßen und dafür immer mehr Platz auf dem Schreibtisch frei wird, nimmt die S2 wieder deutlich klassischere Ausmaße an. Das 96-Prozent-Format bietet den Tastenumfang einer Drei-Block-Tastatur mit deutlich kompakteren Abmessungen. Funktionstasten, Pfeiltasten und sogar der Ziffernblock, die bei den Modellen S3 und S4 teilweise oder alle entfallen, sind vorhanden.
Sharkoon bringt die 101 Tasten auf der Gaming-Tastatur unter, indem die Freiräume zwischen den einzelnen Tastenblöcken gestrichen werden. Hiermit geht natürlich das Problem einher, dass fehlende räumliche Abgrenzungen zu Lasten der Übersicht gehen. Die Lösung stellen bei den weißen Varianten der SGK50 S2 farbliche Abhebungen dar, mit denen Tasten wie Escape, Enter, die Leertaste sowie die Pfeiltasten bei der Orientierung helfen. Die schwarzen Modelle kommen ohne diese Anhaltspunkte aus.
Sauberer Look, trotz vollgepacktem Tastenfeld
Absolut keine Anhaltspunkte gibt es auch für die Mediensteuerung und ähnliche Funktionen, die bei der SGK50 S2, wie bei vielen anderen Tastaturen, nicht als separate Tasten, sondern als Zweitbelegung des vorhandenen Tastenfelds implementiert sind. Üblicherweise sind die hierfür benötigten Tastenkombinationen über zusätzliche Beschriftungen auf den jeweiligen Tasten ablesbar, bei Sharkoon fehlen diese Hinweise.
Der Vorteil ist ein sauberer und aufgeräumter Look, denn die vielen Symbole, Zahlen und Markierungen können schnell chaotisch aussehen. Der Nachteil ist, dass wir zumindest in den ersten Tagen oder Wochen mit der SGK50 S2 noch die Browser-Anleitung zücken müssen, in der die Tastenkombinationen angegeben sind. Eine gedruckte Version liegt dem Lieferumfang nicht bei, aber immerhin ein QR-Code, der uns schnell zum Ziel führt.
Wahl aus ABS, PBT oder gar keinen Tasten
Die Tastenbeleuchtung fällt sehr kräftig aus und erzeugt schon in helleren Umgebungen einen homogenen Leuchteffekt. Bei der ABS-Variante scheinen die LEDs auch durch die Tastenbeschriftung durch, die höherwertigen und langlebigen PBT-Tastenkappen sind nicht lichtdurchlässig. Die Beleuchtung um die Tasten herum kann sich dennoch sehen lassen.
Die abriebfesten PBT-Kappen sind nicht per Double-Shot-, sondern dem günstigeren Dye-Sub-Verfahren beschriftet. Beim genaueren Hinsehen sind leicht verschwommene Ränder an den einzelnen Symbolen zu erkennen, was aber noch im Rahmen der Ansprüche an eine Tastatur für knapp 110 Euro liegt.
Eine nette Dreingabe ist außerdem das stoffummantelte Spiralkabel, welches abgenommen und durch ein beliebiges USB-C- auf USB-A-Kabel ersetzt werden kann. Die Tastatur selbst bringt ein ordentliches Gewicht auf die Waage und steht auf mehreren Gummi-Rutschsicherungen. Selbst die zweistufig ausklappbaren Standfüße sind mit Gummipads versehen.
Eigenschaften
Die SGK50 S2 ist mit Gateron-Schaltern bestückt, beim Kauf wird aus drei Optionen gewählt: Klassische Red-Modelle lösen linear aus und werden mit einer Betätigungskraft von 45 g am schnellsten gedrückt. Mit 50 g sind die Gateron Yellow unseres Testmodells minimal schwergängiger, bei den Gateron Brown kommt ein taktiler Auslösepunkt mit spürbarem Widerstand dazu. Die Wahl des Schalters ist reine Geschmackssache, mir persönlich sagen die gelben Varianten mit leicht erhöhtem Ausgangswiderstand am meisten zu.
Wer einen Satz seiner oder ihrer Lieblingsschalter zu Hause herumliegen hat, greift vermutlich am ehesten zur Barebone-Version der SGK50 S2, bei der sämtliche Schalter und Tastenkappen fehlen. Doch auch wer sich für eines der beiden vollständigen Modelle entscheidet, kann die Schalter nach dem Hot-Swap-Prinzip jederzeit austauschen. Es können Schalter mit drei und fünf Pins eingesetzt werden, das nötige Werkzeug zum Entfernen von Tastenkappen und -schaltern liegt dem Lieferumfang ebenfalls bei.
Hot-Swap, doppelte Silikondämpfung und PC-Positionierungsplatte
Vorinstallierte sowie eigens eingesetzte Schalter werden von der doppellagigen Silikondämpfung und der Positionierungsplatte aus Polycarbonat abgefedert. Für ihren verhältnismäßig günstigen Preis hat die Sharkoon-Tastatur einen wirklich angenehm dumpfen Tastenklang zu bieten. Beim Tippen längerer Texte empfinde ich das satte Klackern der Tasten als sehr befriedigend.
Im Abschnitt „Design“ haben wir bereits die versteckten Tastenkombinationen zur Steuerung von Medien, Beleuchtung und Co. erwähnt. Nach wenigen Tagen dürften User sich die wichtigsten Kombinationen, wie FN+F1 für Play/Pause oder FN+F5 und F6 für die Anpassung der Lautstärke, eingeprägt haben. Diese Methode ist jedoch nur eine simple Vorgabe, da die eigentliche Personalisierung softwareseitig passiert.
Hierfür muss keine sperrige, verbuggte Treibersoftware vom Hersteller heruntergeladen, sondern einfach die browserbasierte Open-Source-Lösung VIA aufgerufen werden. Hier können gleich mehrere Keymapping-Ebenen für die Anpassung der Tastenbelegung angelegt werden, außerdem stehen Makro-Aufzeichnungen und Beleuchtungseinstellungen zur Verfügung. Wer sich mit diesen Optionen nicht zufriedengibt, kann sich im QMK Configurator beim intensiven Feintuning austoben und unter anderem zwischen gehaltenen oder einfach gedrückten Tasten unterscheiden.
Fazit
Kurz gesagt, ist die Sharkoon SGK50 S2 „einfach nur“ die größere Variante der SGK50-Serie, womit sie die gleichen Stärken und Schwächen ihrer Serienverwandten erbt, darunter das von uns gelobte SGK50 S3 Gaming-Keyboard.
Ein etwas zu kurz geratenes Kabel und in der Browser-Anleitung versteckte Zusatzfunktionen sind nach wie vor verschmerzbare Kritikpunkte, vor allem angesichts der vielen Vorteile, die die schlichte, hochgradig anpassbare und bereits ab Werk mit einem hervorragenden Tippgefühl ausgestattete SGK50 S2 mit sich bringt.
Unterm Strich fährt auch die 96-Prozent-Variante das Urteil „Preis-Leistungs-Tipp“ ein, obwohl die PBT-Variante diesmal nicht 10, sondern 20 Euro mehr kostet als das ABS-Modell – na gut, sind ja auch mehr Tasten. Mit knapp 110 Euro UVP verlassen wir langsam das Gefilde der „günstigen“ Tastaturen, doch für diesen Preis bietet Sharkoon einen wirklich guten Gegenwert ohne belanglosen Schnickschnack.
Pro
- Preis-Leistung
- satter Tastenklang
- Hot-Swap fähige Schalter
- geringer Geräuschpegel durch doppelte Silikondämpfung
- kompatibel mit QMK und VIA
Contra
- Kabel nur 150 cm lang
- Zusatzfunktionen nicht beschriftet
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