Horrorgeschichten von durchgeschmorten 12VHPWR Steckern und rauchenden RTX 4090 Grafikkarten sorgten 2022 für Aufsehen. Genau solche Storys will Thermal Grizzly mit dem WireView Pro verhindern und GPUs vor möglichen Schäden schützen. Wir haben das kleine Messgerät genauer unter die Lupe genommen.
Beim Thermal Grizzly WireView Pro handelt es sich um einen 180-Grad-Adapter für den Stromanschluss eurer Grafikkarte, mit dem ihr unter anderem den Stromverbrauch und Temperaturen messen könnt. Aktuell ruft Thermal Grizzly für den WireView Pro rund 70 Euro auf. Leider bietet der Hersteller das Messgerät nur in einer Variante mit 12VHPWR-16-Pin-Stromstecker an. Wer also eine Grafikkarte mit PCIe-8-Pin-Steckern besitzt, muss auf die Non-Pro-Variante für ca. 45 Euro zurückgreifen.
Normal oder Reverse: Welche Version eignet sich für mich?
Beim WireView Pro wird zwischen einer “Normal” und einer “Reverse”-Variante unterschieden. Um herauszufinden, welche Version für eure Grafikkarte geeignet ist, müsst ihr den Stromstecker überprüfen:
- Normal: die vier Sensor-Pins sind zum PCB gerichtet
- Reverse: die vier Sensor-Pins sind zum Kühler gerichtet
In unserem Fall (Asus ROG Strix RTX 4080 OC) mussten wir die Reverse-Version einsetzen. Die Installation ist dabei super einfach: Ihr schließt den eigentlichen Stromstecker an das WireView Pro an und setzt das Ganze anschließend auf den Stromanschluss der Grafikkarte. Die Steuerung erfolgt über einen kleinen Knopf an der Unterseite – eine Software wird nicht benötigt. Dazu verraten wir euch später mehr. 😇
Welche GPUs sind mit WireView Pro kompatibel?
Grundsätzlich kann das WireView Pro auf allen aktuellen GPUs mit 12VHPWR Anschluss verwendet werden. Eine Kompatibilitätsliste stellt der Hersteller allerdings nicht zur Verfügung – weit vorstehende Backplates und einige Wasserkühler führen jedoch zu Inkompatibilitäten. Dazu gehören mitunter einige Kühlblöcke von EKWB und Alphacool. Falls ihr einen dicken CPU-Kühler wie den Arctic Freezer 36 (Test) oder be quiet! Dark Rock Elite (Test) verbaut habt, werdet ihr wahrscheinlich auch keinen Platz für das WireView haben.
GPU-Temperatur überwachen & mehr
Wire View Pro bietet die gleiche Funktionalität wie Wire View. Es sind jedoch zusätzliche Funktionen hinzugekommen. So handelt es sich im Grunde immer noch um einen 180°-Adapter für den Stromanschluss der Grafikkarte, mit dem man den Stromverbrauch in Echtzeit messen kann. Allerdings wird die Stromaufnahme über den PCIe-Steckplatz nicht berücksichtigt, so dass der tatsächliche Verbrauch etwas höher liegen kann.
Pro-Features: Warnung bei zu hoher Temperatur
Bei der neuen Pro-Version kommen mehrere Temperatursensoren dazu, mit denen die Temperatur des 12VHPWR-16-Pin-Stromstecker geprüft werden kann. Sobald ein gewisser Schwellenwert erreicht wird, warnt ein akustisches Signal. Ihr könnt dafür eine Temperatur zwischen 60 °C und 105 °C einstellen, wobei die Einstellung in 5-°C-Schritten erfolgt. „Leider“ konnten wir den Alarmton nicht auslösen, da der Stromanschluss unserer GPU unter Volllast stets etwa 33 °C warm war. In folgenden Fällen könnt ihr euch ebenfalls warnen lassen:
- TWARN: Temperatur übersteigt Wert zwischen 60 °C und 105 °C
- CWARN: Spannung übersteigt Wert zwischen 15A und 100A
- HWARN: 12VHPWR-Kabel erfüllt Spezifikation nicht (300W, 450W, 600W)
- Stecker: Warnung vor fehlenden Sensor-Pins (12VHPWR steckt nicht richtig)
Achtung: Das WireView Pro kann zwar vor Fehlern, erhöhter Temperaturen und Überspannung warnen, den PC jedoch nicht aktiv schützen. Thermal Grizzly hat keine Notabschaltung integriert, die im Falle eines Fehlers die Stromversorgung kappt. Schäden sind daher nicht auszuschließen, wenn das System überlastet und nicht überwacht wird.
Zusätzliche Temperaturfühler inkludiert
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, bis zu zwei externe Temperaturfühler am WireView Pro anzubringen. Hierfür lassen sich zwei Sensoren mit einer Länge von 20 cm und 5 cm im Lieferumfang finden, mit denen etwa die Temperatur der Backplate, des Kühlkörpers, der Kabel oder der GPU gemessen werden kann.
Die Temperatur wird ebenso wie der Stromverbrauch auf einem kleinen OLED-Display angezeigt. Die Anzeige ist hell bzw. kontrastreich genug, um auch durch eine Seitenscheibe sichtbar zu sein. Über die “ROT“-Funktion könnt ihr die Anzeige sogar um 180 Grad drehen, falls euer PC invertiert aufgebaut sein sollte. Auf dem Display lassen sich verschiedene Anzeigen mit unterschiedlichen oder zusammengefassten Daten abbilden.
Anzeigen:
- Display Power: Stromverbrauch der Grafikkarte
- Display Details: Temperatur, Verbrauch, Spannung, Stromstärke
- Display Temp 1: Temperatur am Stecker
- Display Temp 2: Temperatur der externen Fühler
- Display Stats 1: Höchsttemperatur + auslösender Sensor
- Display Stats 2: minimaler und maximaler Verbrauch
- Display Energy: durchschnittlicher Stromverbrauch in 60 Sekunden
- Display Sense: Kabel-Zertifizierung (300W, 450W. 600W)
Steuerung: Alles mit einem Knopf
Das Wechseln zwischen den einzelnen Anzeigen ist zwar simpel, aber nicht direkt verständlich. Die komplette Steuerung erfolgt mithilfe eines kleinen Knopfes an der Unterseite auf der Höhe des Displays. Ein kurzer Klick führt euch durch die Anzeigen, während ein langer Klick die Einstellungen öffnet.
Auch hier erfolgt der Wechsel zwischen den verschiedenen Punkten mit einem Klick – ausgewählt wird dann wieder mit einem langen Knopfdruck. In der Online-Anleitung wird das Ganze relativ anschaulich dargestellt, auch wenn die Grafik zunächst etwas erschlägt:
No touch! Unter Last ziemlich warm
Thermal Grizzly warnt auch davor, den WireView Pro während des Betriebs zu berühren. Das GPU-Gadget kann im Betrieb bis zu 60°C warm werden, was aber noch fast harmlos ist. Bei einer wassergekühlten Grafikkarte sind aufgrund des fehlenden Luftstroms sogar bis zu 100 °C möglich – anfassen solltet ihr das Ding also nicht.
Mit der Nvidia GeForce RTX 5090 wirft zudem eine neue Monster-GPU ihre Schatten voraus, die wohl ein neues WireView Pro Modell notwendig machen wird. Der bekannte Overclocker der8auer und Gründer von Thermal Grizzly hat im HardwareLuxx-Forum bereits bestätigt, dass die kommende Blackwell-GPU ein weiteres Update erforderlich macht. Das neue Modell könnte dann mit einem anderen Gehäuse inklusive Kühlung ausgestattet sein, damit die Platine durch den hohen Stromdurchsatz nicht überhitzt.
Fazit
Das Thermal Grizzly WireView Pro dürfte zwar für den 0815-Nutzer eher uninteressant sein, dafür aber umso mehr für PC-Tüftler und Overclocker. Mit ihm hat man Stromverbrauch, Spannung, Stromstärke und Steckertemperatur der Grafikkarte immer im Blick, ohne die Optik des PCs zu stören. Im Gegenteil: Da es sich im Grunde um einen 180-Grad-Adapter handelt, wird das Kabelmanagement sogar erleichtert. Der praktische Temperatursensor und die Warnfunktion runden das Ganze ab.
Mit einem Preis von rund 70 Euro ist das WireView Pro nicht unbedingt günstig. Allerdings muss man bedenken, dass es sich um ein Nischenprodukt handelt, das von Thermal Grizzly in Kleinserie produziert wird. Insofern würde ich den Preis noch als fair bezeichnen, zumal es kaum Alternativen gibt. Mit kostenlosen Programmen wie HWInfo kann man zwar die Temperatursensoren der GPU auslesen – das war’s dann aber auch schon.
Wer seine RTX 4090 (Test) also mit einem solchen Messgerät ausstatten möchte, kann bedenkenlos zugreifen. Falls ihr das aktuelle WireView Pro schon für die kommende RTX 5090 nutzen wollt, solltet ihr mit dem Kauf warten.
Pro
- Stromerverbrauchsmessung
- Temperaturmessung
- zusätzliche Temperaturfühler
- 180-Grad-Adapter
- integriertes Warnsignal
Contra
- hohe Temperaturen unter Last
- keine App/Software
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