Mit dem Xiaomi Pad 6S Pro bringt Xiaomi ein neues High-End-Tablet auf den europäischen Markt. Das Modell soll mit seiner starken Ausstattung unter anderem dem Samsung Galaxy Tab S9+ und Apple iPad Air die Stirn bieten. Besonders Highlights wie 120-Watt-Schnellladen lassen die Konkurrenz alt aussehen. Doch reicht das aus, um sich zu behaupten? Und kann das Tablet im Alltag überzeugen? Wir haben den Test gemacht.
Bisher hat Xiaomi den deutschen Markt ausschließlich mit günstigen Mittelklasse-Tablets wie dem Xiaomi Pad 6 (Test) beliefert. Die jeweiligen Pro-Modelle blieben bisher immer dem chinesischen/asiatischen Markt vorbehalten. Doch nun hat der Hersteller mit dem Xiaomi Pad 6S Pro den Schritt auf den europäischen Markt gewagt und hierzulande ein erstes High-End-Modell auf den Markt gebracht.
Ihr könnt das Tablet im Xiaomi-Onlineshop ab 699 Euro in der Farbe Graphite Gray bestellen. In China gibt es zudem eine blaue und grüne Farbversion (auch sehr schick!). Im Shop lässt sich derzeit außerdem nur die 256 GB Version finden, obwohl offiziell auch eine 512 GB Variante für 799 Euro angeboten werden soll.
Der Lieferumfang fällt, wie mittlerweile gewohnt, eher spärlich aus. Neben dem Tablet lassen sich ein USB-A-Netzteil und ein USB-A auf USB-C-Kabel in der Verpackung finden. Stift (99,90€), Cover (29,90€) und Tastatur (169,90€) müssen jeweils separat erworben werden.
Design: Kaum Unterschiede zum Vorgänger
Beim Design gilt wohl das Motto „never change a running system“, denn das Xiaomi Pad 6S Pro unterscheidet sich kaum vom Xiaomi Pad 6 (Pro). Lediglich die Optik des Kameramoduls wurde im Detail angepasst und erinnert nun stärker an das Xiaomi 14 (Test). Auf der Rückseite lassen sich ansonsten nur noch ein Xiaomi-Schriftzug und drei Pin-Kontakte für das optional erhältliche Tastatur-Cover finden.
Xiaomi setzt beim Pro hauptsächlich auf ein Gehäuse aus Aluminium, wodurch das Tablet modern und äußert hochwertig wirkt. Laut Hersteller misst es 278,7 x 191,6 x 6,3 mm und bringt 590 Gramm auf die Waage, womit es ein ganzes Stück leichter ist als das Samsung Galaxy Tab S9 FE+ (Test). Leider ist das Gehäuse nicht IP-zertifiziert, weshalb ihr das Pad 6S Pro eher vor strömendem Regen schützen solltet.
Im Rahmen sind insgesamt sechs Lautsprecher untergebracht, die im Zusammenspiel für einen sehr ordentlichen Sound sorgen. Dazu gibt es noch einen eingelassenen Fingerabdrucksensor im Powerbutton, um das Tablet zu entsperren. Praktischer, dafür aber weniger sicher, ist hingegen die Gesichtserkennung über die Frontkamera.
Auf der Längsseite lässt sich darüber hinaus eine magnetische Kontaktfläche für den Xiaomi Focus Pen finden, an welcher der Stift magnetisch angebracht und kabellos geladen werden kann – doch dazu gleich mehr.
Starkes Display mit 144 Hz
Das Highlight des Xiaomi Pad 6S Pro ist natürlich das schicke 12,4 Zoll große LCD, welches mit knackig scharfen 2.032 x 3.048 Pixeln auflöst. Abgerundet wird das Display durch eine HDR10-Unterstützung, Dolby Vision und eine besonders hohe Bildwiederholrate von bis zu 144 Hz.
Letztere sorgt dafür, dass Inhalte ultraflüssig dargestellt werden. Ab Werk wird die Refreshrate dynamisch an Bildschirminhalte angepasst, um den Akku zu schonen. Auf Wunsch kann aber auch ein fester Wert (60 Hz, 90 oder 144 Hz) festgelegt werden.
Offiziell wird das Panel bis zu 900 Nits
hell, womit das Pad 6S Pro den Vorgänger deutlich übertrumpfen kann (Pad 6: 550 Nits). Wir konnten bei Vollbildweiß 760 Nits messen, womit der Hersteller seine Versprechen nicht ganz halten kann. Das Display fällt dennoch hell genug aus, um Inhalte auch draußen gut ablesen zu können. Nur bei direkter Sonneneinstrahlung hat der Bildschirm so seine Schwierigkeiten.Es macht auf jeden Fall richtig Spaß, Filme und Serien auf dem Tablet zu schauen. Dabei eignet sich das verwendete 3:2 Format wunderbar für Videoinhalte in 16:9, da sich das Bild in Streaming-Apps einfach heranzoomen lässt, ohne dass zu viel Bildinhalt abgeschnitten wird. Bei breiteren Bildinhalten im 21:9-Ultrawide-Format empfiehlt sich der Zoom allerdings nicht, da hierbei zu viel Inhalt verloren geht.
Snapdragon 8 Gen 2: High-End SoC
aus dem letzten JahrUnter der Haube werkelt ein Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2, der im letzten Jahr noch in jedem Top-Smartphone zu finden war. Der SoC kommt auch im Galaxy Tab S9+ zum Einsatz und gehört auch heute noch zu den schnellsten Chips im Android-Bereich. Die CPU setzt sich aus einem schnellen Cortex X3, 2x Cortex A715, 2x Cortex A710 sowie drei stromsparenden Cortex A510 Kernen zusammen.
Dazu gibt es 8 Gigabyte LPDDR5X-Arbeitsspeicher sowie 256 Gigabyte UFS 4.0 Speicher. Somit bietet das Tablet genügend Speicherplatz, um mehrere Serien und Filme lokal zu speichern. Out-of-the-box sind rund 30 Gigabyte durch das System, verschiedene Apps und Systemdateien belegt. Eine Speichererweiterung ist hier nicht möglich. Zur weiteren Ausstattung gehören Wi-Fi 7, Bluetooth 5.3, NFC sowie ein USB 3.2 Gen 1 Typ-C Anschluss.
Performance
Im Alltag fällt die Performance absolut top aus. Apps laden und öffnen schnell, die Bedienung geht flüssig von der Hand und das System legt keinerlei Denkpausen ein. Natürlich laufen auch Games wie Asphalt 9 oder Genshin Impact butterweich auf dem Pad 6S Pro.
Bei Benchmarks zeigt sich ebenfalls eine starke Leistung. Im Geekbench 6 kann das Pad 6S Pro das Xiaomi Pad 6 deutlich hinter sich lassen. Immerhin fällt der Multicore Score fast 70 % höher aus, während der Singlecore Score rund 50 % besser ausfällt. Der Snapdragon 8 Gen 2 kann zwar nicht ganz mit dem aktuelleren Snapdragon 8 Gen 3 mithalten, ist aber immer noch ein richtiges Kraftpaket.
Beachtlich ist außerdem die Leistungsstabilität des Xiaomi Pad 6S Pro im 3D Mark Wildlife Extreme Benchmark. Die Adreno 740 GPU erreicht eine Punktzahl von 3.385 Punkten und liegt somit auf dem Niveau des iPhone 14 Pro (Test) und Honor Magic 5 Pro (Test). Der niedrigste Durchlauf-Score liegt bei 2.934 Punkten, womit eine Leistungsstabilität von starken 87 % erreicht wird.
Software: HyperOS & Android 14
Als Betriebssystem kommt HyperOS auf Basis von Android 14 zum Einsatz, wobei der aktuelle Sicherheitspatch zum Testzeitpunkt aus März 2024 stammt. Persönlich war ich von der Software überrascht, da sie kaum Bloatware aufweist. Neben den bekannten Google Apps sind lediglich einige Xiaomi-Anwendungen vorinstalliert. Nicht einmal Streaming Apps wie Netflix oder Amazon Prime lassen sich nach dem ersten Start finden. Nur bei Booking.com konnte sich Xiaomi offenbar nicht zurückhalten.
Insgesamt wirkt HyperOS sehr aufgeräumt, erinnert aber extrem stark an iPadOS. Besonders die App-Leiste am unteren Bildschirmrand ist dann doch etwas schamlos von Apple kopiert worden. Das gesamte OS kann zudem mit dem optional erhältlichen Stift bedient werden. Mit zwei Jahren Android-Updates und drei Jahren Sicherheitspatches bietet das Tablet aber eine eher unterdurchschnittliche Update-Garantie.
Stift: Xiaomi Focus Pen mit über 8.000 Druckstufen
Apropos Stift: Den Xiaomi Focus Pen könnt ihr bei Xiaomi direkt für knapp 99 Euro (hier kaufen) bestellen. Laut Hersteller unterstützt der aktive Stift satte 8.192 Druckstufen, wodurch das Schreiben und Zeichnen einfacher von der Hand gehen soll. Zudem fällt die Latenz mit 3 ms vergleichsweise gering aus. Mir persönlich hat das Schreib- und Zeichengefühl sehr gut gefallen, vor allem da Eingaben sehr direkt angenommen wurden.
Mit Mi Canvas ist sogar eine eigene Zeichen-App vorinstalliert, deren Funktionsumfang allerdings etwas spartanisch ausfällt. Ganz cool ist aber die KI-Zeichenfunktion, die einfache Skizzen in Bilder umwandelt. Diese Funktion ist derzeit aber beschränkt und nur für Teilnehmer eines Beta Programms nutzbar.
Zusätzlich bietet der Focus Pen einige smarte Funktionen, die über die Spotlight-Taste gestartet werden. Haltet den Knopf für ein paar Sekunden gedrückt, um einen virtuellen Laserpointer für Präsentationen zu starten. Alternativ kann der Stift auch als Fernauslöser für die Kamera genutzt werden.
Akku & Laden: Schneller lädt kein anderes Tablet
Versorgt wird die Hardware durch einen mächtigen Akku mit 10.000 mAh. Damit wurde die Akkukapazität im Vergleich zum China-exklusiven Xiaomi Pad 6 Pro um 1.400 mAh angehoben. Sobald der Akku leer ist, kann er mit 120 Watt schnell wieder aufgeladen werden. In unter 40 Minuten ist das Tablet dann wieder voll aufgeladen – so schnell lädt kein anderes Tablet.
Im 3D Mark Batterie-Test (300 nits, 144 Hz, WLAN + GPS) erreicht das Tab 6S Pro eine Laufzeit von 7 Stunden und 46 Minuten, ehe noch 20 % Restakku vorhanden waren. Zum Vergleich: Das Pad 6 erreichte bei uns im Test damals eine Laufzeit von rund 10 Stunden. Entsprechend fällt das Ergebnis etwas ernüchternd aus.
Die zusätzliche Akkukapazität scheint also nicht zu reichen, um den zusätzlichen Verbrauch des stärkeren SoC und des größeren Displays auszugleichen. Der Einsatz eines OLED-Panels hätte die Laufzeit womöglich noch etwas steigern können, doch darüber lässt sich nur spekulieren. Fakt ist: Ihr kommt mit dem Xiaomi Pad 6S Pro gut durch den Tag, erwartet aber kein „Akkumonster“.
Kamera-Duo mit 50 MP Hauptkamera
Auf der Rückseite lässt sich ein überraschend großes Kameramodul finden, das optisch stark an das Xiaomi Pad 6 (Test) und Xiaomi 14 (Test) erinnert. Das Modul umfasst zwei Sensoren: Eine 50 Megapixel Hauptkamera mit f/1.8-Blende und 1/2.76 Zoll Sensor (aber leider ohne Stabilisierung) sowie eine eher nutzlose 2 MP Tiefenkamera.
Die Hauptkamera liefert solide Ergebnisse ab, kann aber nicht vollends überzeugen – und teilweise nicht mit aktuellen Mittelklasse-Smartphones mithalten. Bilder wirken teilweise sehr detailarm und könnten etwas mehr Schärfe bieten. Die Farbgebung ist zwar recht natürlich und die Dynamik auf einem guten Niveau, doch hier hatten wir uns etwas mehr Qualität erhofft.
Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die Kamera bei einem Tablet eher zweitrangig ist. Seien wir mal ehrlich: Kaum jemand wird sich den Lappen schnappen und damit in der Stadt oder beim Wandern Bilder machen. Für das Abfotografieren oder Einscannen von Dokumenten ist die Kamera hingegen gut geeignet. Videoaufnahmen sind hier zudem mit maximal 4K und 60 FPS möglich.
Die 32 MP Selfiekamera mit f/2.2-Blende und 1/ 3,6 Zoll auf der Front ist übrigens gut für Meetings geeignet. Der Bildausschnitt fällt allerdings relativ weitwinklig aus.
Fazit
„Endlich neue Konkurrenz für das Galaxy Tab S9 und iPad Air“ – das war mein erster Gedanke bei der Nutzung des neuen Xiaomi Pad 6S Pro. Immerhin platziert Xiaomi sein Tablet in einem Bereich, der aktuell durch Samsung und Apple dominiert wird, und geht direkt aufs Ganze. Denn mit einem knackig scharfen 3K-Display mit 144 Hz und einem schicken Aluminium-Design kann es das Tablet locker mit der Konkurrenz aufnehmen. Besonders beim Laden mit 120 Watt heißt es „nicht kleckern, sondern klotzen“.
Abgerundet wird das Pad 6S Pro durch eine starke Performance, sehr ordentliche Lautsprecher und einen sehr vielseitig einsetzbaren Stift. Den Focus Pen hätte Xiaomi meiner Meinung nach aber ruhig mit in die Box packen können. Zudem könnten Akkulaufzeit und der Software-Support etwas besser ausfallen – hier ist noch Luft nach oben.
Meinung: Mit 699 Euro ist das Xiaomi Pad 6S Pro im Vergleich zur Konkurrenz fair bepreist. Wer zusätzlich Zeichnungen und Notizen anfertigen möchte, sollte sich für 99 Euro den Focus Pen dazu bestellen.
Arian Krasniqi
Mit einem Gesamtpreis von etwa 800 Euro ist das Pad 6S Pro dann noch immer etwas günstiger als das Samsung Galaxy Tab S9+. Wer hingegen vor allem seine Lieblingsserie genießen will, kann auch zum Xiaomi Pad 6 (ab 329 € verfügbar) greifen.
Pro
- schickes Display mit flüssigen 144 Hz
- starke Performance
- ordentliche Lautsprecher
- hochwertige Verarbeitung
- solide Hauptkamera
- vielseitig einsetzbarer Stift (optional)
Contra
- Stift nicht enthalten
- Software-Support etwas dürftig
- (keine 5G-Variante)
Mit * oder markierte Links sind „Affiliate-Links“. Mit dem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Verkaufsprovision, ohne dass du mehr bezahlst.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Kommentieren, Austauschen und Fragen...
Schreibe einen eigenen Kommentar