Arctic ist primär für Kühlprodukte und Monitorhalterungen bekannt, doch mit dem Arctic Senza bringt der Hersteller erstmals einen Computer auf den Markt. Der Clou: Er ist passiv gekühlt und befindet sich unauffällig an der Tischunterseite. Wir haben ihn ausprobiert und schildern unsere Eindrücke.
Der Arctic Senza ist seit Dezember 2024 erhältlich und kostet je nach Ausstattung zwischen 600 Euro und 730 Euro. Die Varianten unterscheiden sich hinsichtlich des Arbeitsspeichers, Prozessors und der Windows-Version. Der Hersteller hat uns leihweise die mittlere Ausstattung für 700 Euro zur Verfügung gestellt. Sie beinhaltet einen AMD Ryzen 7 5700G, 32 Gigabyte DDR4-3200-Arbeitsspeicher, eine M.2-SSD mit 1 Terabyte und Windows 11 Home N.
Das Basismodell weist wiederum einen Ryzen 7 5500GT und 16 GB RAM auf, während in der Topausstattung ein Ryzen 7 5700G Pro mit 32 GB RAM und Windows 11 Pro N steckt. Ähnlich teure Kompakt-PCs für Office-Zwecke sind beispielsweise der Apple Mac mini mit M4 (ab 650 Euro), der Lenovo ThinkCentre M70q Gen 5 oder der Geekom A8. Arctic setzt zwar auf eine relativ alte Prozessorgeneration, doch dafür bleibt der Senza absolut geräuschlos und nimmt keinen Platz auf dem Schreibtisch ein – sondern darunter.
Design & Anschlüsse
Auf den ersten Blick könnte man den PC mit einem großen Radiator verwechseln, und ganz falsch wäre diese Annahme nicht. Das Metallgehäuse dient nämlich als Heatsink für den verbauten Desktop-Prozessor. Auch die SSD ist mit einem M.2-Passivkühler von Arctic (Test) ausgerüstet. Der Arctic Senza wird mittels beiliegender Schablone und vier Schrauben möglichst weit hinten an der Tischunterseite befestigt.
Für das Kabelmanagement liegen ein Kabelschlauch sowie anklebbare Kabelklemmen bei. Neben dem externen 120-Watt-Netzteil gibt es am Senza ein Frontpanel, um vorne an der Schreibtischkante den PC einzuschalten und USB-Zubehör kurzerhand anzuschließen. Arctic integriert hier Anschlüsse, die für Ende 2024 jedoch nicht mehr ganz zeitgemäß wirken: vorn befinden sich ein USB-A-Port mit 5 Gbit/s, ein USB-C-Port mit 10 Gbit/s und ein Klinkenanschluss.
Hinten bietet der Senza zwei weitere Klinkenbuchsen, HDMI 2.0, DisplayPort 1.2, eine 2.5G-LAN-Schnittstelle sowie insgesamt vier USB-A-Ports (zweimal USB 2.0, einmal 5 Gbit/s, einmal 10 Gbit/s). Zusätzliche sowie schnellere USB-C- und USB-A-Ports wären wünschenswert gewesen. Zudem sind die Videoanschlüsse etwas überholt, was an der alten Plattform liegt. Für Office-Bildschirme mag das genügen, doch hohe Bildwiederholraten bei hohen Auflösungen sind so nicht möglich. Die Funkstandards – Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.3 – gelten wiederum als angemessen.
Arctic empfiehlt für die Montage (Anleitung) eine Tischplatte mit Abmessungen von mindestens 100 × 40 × 2,5 Zentimetern. Der Senza ist insgesamt 53,6 × 18 × 5 Zentimeter groß und wiegt ohne Frontpanel circa 2,3 Kilogramm. Kompliziert ist die Verschraubung am Tisch zwar nicht, nur wäre eine Tischklemme als alternative Befestigung für Glas- oder Metallplatten nett gewesen.
Software und Ausstattung
Die N-Version von Windows 11 kommt ohne die übliche Windows-Bloatware daher, erfordert für die Videowiedergabe aber die Installation des Microsoft-Media-Packs. Jenes lässt sich einfach installieren, indem man in den Windows-Einstellungen nach „Optionale Features“ sucht. Dort wird das Media-Pack aufgelistet und kann mit einem Klick installiert werden. DirectX muss allerdings separat über die Microsoft-Webseite heruntergeladen werden.
AMDs Ryzen 7 5700G ist zwar eine Desktop-APU mit 8 Kernen und 16 Threads, doch im Leistungstest zeigt sich das Alter. Der Prozessor erschien Mitte 2021 und basiert noch auf der Zen-3-Architektur aus 2020. Entsprechend handelt es sich beim Arbeitsspeicher lediglich um DDR4-3200, denn der DDR5-Standard wurde damals nicht unterstützt.
Bei unserer Testkonfiguration sind zwei 16-GB-SODIMMs im Dual-Channel-Modus verbaut, im Basismodell scheint es wiederum nur einen 16-GB-Riegel zu geben. Das Mainboard stammt übrigens von Micro Computer (HK) Tech Limited, einem Hersteller, zu dem auch die Mini-PC-Marke Minisforum gehört.
Leistung, Temperaturen & Stromverbrauch
Die CPU-Leistung liegt insgesamt eher auf dem Niveau eines günstigen Notebooks – für Office-Tätigkeiten genügt sie dennoch. Bei aufwendigeren Anwendungen wie CAD oder Adobe Premiere Pro reicht die Grafikleistung der Vega-8-GPU hingegen nicht aus.
Für Spiele ist der Arctic Senza ebenfalls nur bedingt geeignet: In Shadow of the Tomb Raider erzielten wir bei niedrigen Details und ohne Kantenglättung 34 FPS in Full-HD und 53 FPS in HD. Im Steel Nomad Light-Benchmark kam der Senza auf 1.389 Punkte (10 FPS), im Wild Life Extreme-Test auf 2.727 Punkte (16 FPS). Bei Cinebench 2024 schnitt das System mit 775 Punkten im Multi-Core-Test und 89 Punkten im Single-Core-Test ab. In unserem Testbericht des Asus Zenbook S14 könnt ihr die Werte mit verschiedenen Notebook-Prozessoren vergleichen.
Ein weiterer Nachteil der alten Plattform ist, dass maximal PCIe 3.0 unterstützt wird. Die verbaute 1-TB-SSD namens Nomad Gen 3 schafft lesend bis zu 3,4 GB/s und schreibend maximal 2,9 GB/s. Damit ist sie zwar ausreichend flott, nur eben nicht so schnell wie PCIe-4.0-Lösungen in Konkurrenzsystemen.
Arctic bietet im BIOS drei Power-Profile: Auto, 65 Watt, 45 Watt und 35 Watt. Standardmäßig läuft der Ryzen 7 5700G mit einer TDP von 65 Watt und erreicht bis zu 4,6 GHz. Trotz der passiven Kühlstruktur bleiben die Temperaturen niedrig: Unter Volllast erreicht die CPU maximal 70 Grad Celsius bei einer Raumtemperatur von 21 Grad.
Dabei arbeitet das System sehr effizient. Im Idle zieht das System durchschnittlich unter 20 Watt aus der Steckdose, bei der YouTube-Wiedergabe im Edge-Browser sind es rund 25 Watt. Selbst unter Volllast bleibt der Verbrauch mit maximal 83 Watt an der Steckdose moderat.
Fazit
Mit dem Senza bietet Arctic einen besonderen Office-PC: Die lautlose Passivkühlstruktur und die Montage an der Tischunterseite heben ihn von der Konkurrenz ab. Allerdings setzt Arctic auf eine veraltete Plattform, die weder bei CPU- noch bei Anschlussleistung an die Konkurrenz heranreicht. Der Apple Mac mini M4 oder aktuelle Windows-Mini-PCs bieten für das Geld schlicht mehr Leistung. Einige Mini-PCs lassen sich per VESA-Halterung auch am Monitor befestigen, womit sie ebenfalls keinen Platz auf dem Schreibtisch benötigen.
Die von uns getestete Konfiguration des Arctic Senza kostet 700 Euro.Insgesamt wäre preislich sowie zeitlich ein Ryzen-8000G-Prozessor deutlich sinnvoller gewesen. Dennoch überzeugt der Senza mit seinem geräuschlosen Betrieb, niedrigem Stromverbrauch und seiner unauffälligen Platzierung – ideal für minimalistische Büros. Arctic vermarktet den Senza zwar an Konsumenten, doch das Produkt wird vermutlich primär für B2B-Einsatzzwecke verkauft.
Pro
- lautlose Passivkühlung & niedrige Temperaturen
- geringer Stromverbrauch
- aufrüstbarer Speicher
- unauffällige Platzierung an der Tischunterseite
Contra
- Alternativen setzen auf neuere/schnellere Plattformen
- niedrige Grafikleistung
- relativ teuer angesichts der Ausstattung
- alte Anschlussstandards
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