Zendure bietet primär Solarspeicher und Balkonkraftwerke an – nur bei den Wechselrichtern musste man bisher noch auf Technik von Hoymiles und Co. zurückgreifen. Mit dem SolarFlow 800 bringt das Unternehmen nun den ersten eigenen Wechselrichter an den Start, der sogar direkt mit einer SolarFlow-Batterie verbunden werden kann. Doch wie schneidet der SolarFlow 800 im Alltag ab?
Der Zendure SolarFlow 800 Wechselrichter wird im Zendure Onlineshop für 299 Euro angeboten, wobei der Preis aktuell auf 249 Euro (hier kaufen) reduziert ist. Damit ist er rund 150 Euro günstiger als das Hyper 2000 (Test), was eine ähnliche Funktionalität bietet.
Beim SolarFlow 800 handelt es sich um einen 274 x 231 x 47 Millimeter großen Wechselrichter, der mit einem Gewicht von 5 Kilogramm relativ schwer ist. Laut Zendure kann der Inverter bei Temperaturen zwischen –20 °C und +60 °C arbeiten, womit ein Betrieb im Winter und im Hochsommer kein Problem darstellt. Zudem ist das Ganze nach IP67-Standard vor Wasser und Staub geschützt – ein dauerhafter Betrieb draußen ist also möglich.
Technik: Ein abgespecktes Hyper 2000?
Auf den ersten Blick handelt es sich beim SolarFlow 800 um einen klassischen Wechselrichter: Zendure verbaut hier zwei MPPT-Eingänge mit je 600 Watt, womit eine maximale Einspeiseleistung von 1.200 Watt möglich ist. Theoretisch können ebenfalls leistungsfähigere Module angeschlossen werden, solange der maximale Eingangsstrom (max. 22,5 Ampere) und die empfohlene Eingangsspannung (14 bis 55 Volt) nicht überschritten werden.

Mit SolarFlow Batterien erweiterbar!
Im Gegensatz zu 0815-Wechselrichtern kann das Zendure SolarFlow 800 zu einem Energiespeicher umfunktioniert werden. Hierfür muss nur eine AB2000(S) oder AB1000(S) Batterie angeschlossen werden, die Kopplung eines PVHubs (wie bei älteren SolarFlow-Systemen) ist nicht nötig. Im Prinzip handelt es sich also um eine abgespeckte Version des Hyper 2000.
Dabei lassen sich bis zu sechs SolarFlow Batterien anschließen. Der Akkuspeicher kann dann mit maximal 1.200 Watt aufgeladen werden, wobei sich die Ladeleistung in der Zendure App regeln lässt. Falls euer System die vollen 1.200 Watt liefern kann, könnt ihr 800 Watt ins Hausnetz und 400 Watt in den Speicher pumpen.

SolarFlow 800 unterstützt bidirektionales Laden
Natürlich besitzt der Wechselrichter auch einen AC-Anschluss, über den bis zu 800 Watt in das Hausnetz gespeist werden kann. Zusätzlich unterstützt der Anschluss bidirektionales Laden, wodurch der Stromspeicher ebenso per AC geladen werden kann.
Dies wird jedoch erst dann interessant, wenn ihr einen dynamischen Stromtarif nutzt. Dann prüft der Speicher automatisch die Nettopreise (ohne Steuern, Netzentgelte etc.) bei Nordpool und lädt sich während Niedrigpreiszeiten auf. Steigen die Strompreise, etwa in der Nacht oder am frühen Abend, wird der zuvor kostengünstig bezogene Strom wieder eingespeist. In der App könnt ihr dabei einen niedrigen, einen hohen und einen normalen Strompreis festlegen.
Einrichtung: Ohne 2,4 GHz WLAN läuft nichts
Der Aufbau des Systems ist denkbar einfach, denn ihr müsst nur die PV-Module mit den MC4-Paaren verbinden und den Wechselrichter an das Stromnetz anschließen. Falls ihr noch einen Energiespeicher einbinden wollt, müsst ihr die AB1000(s) oder AB2000(s) Batterie mit dem beiliegenden Verbindungskabel anschließen. Das Kabel ist mit ca. 50 cm allerdings ziemlich kurz, weshalb man den Mikroinverter effektiv auf den Speicher legen muss.

Die Einrichtung des SolarFlow 800 verlief in unserem Fall leider ziemlich holprig, denn er setzt zwingend (!) ein reines 2,4 GHz WiFi Netz voraus – ein Dual-Band-Netz wie bei modernen WiFi 6(e) und WiFi 7 Routern könnt ihr nicht nutzen. Da wir ein solches Kombi-Netz nutzen, mussten wir erstmal unsere Netzwerk-Einstellungen anpassen.
Das Ergebnis war schließlich ein absolutes IoT-Chaos, da alle anderen IoT-Geräte dadurch ihre Netzwerkverbindung verloren haben. Hier muss Zendure auf jeden Fall Abhilfe schaffen – andere IoT-Geräte haben mit Dual-Band deutlich weniger Probleme. Eine Verbindung via Bluetooth ist alternativ möglich, hiermit lassen sich die Leistungswerte aber nicht aus der Ferne auslesen.
Zendure App: Daten-Logging nur mit Stromspeicher
Sobald der Wechselrichter einmal verbunden ist, läuft das System ohne größere Probleme. Für das Logging der Leistungsdaten und für die Einspeiseübersicht müsst ihr jedoch unbedingt einen Energiespeicher verbunden haben. Warum die Voraussetzung? Wir wissen’s nicht – andere Inverter loggen auch ohne “optionales” Zubehör. Die App bietet euch dann tatsächlich eine Vielzahl an Statistiken, darunter zur aktuellen PV-Leistung und zur Einspeiseleistung.
In den Einstellungen lassen sich zudem diverse Parameter anpassen, unter anderem die Akkueinstellungen. Hier bestimmt ihr, ab welchem Punkt der Ladevorgang stoppt. Wenn ihr die bisherigen Leistungsdaten sehen möchtet, navigiert zum Reiter „Statistik“. Dort bekommt ihr einen detaillierten Überblick über die Energieproduktion eures Systems – sei es insgesamt, in der vergangenen Woche, im letzten Monat oder an einem bestimmten Tag.
Praxis
In der Praxis verrichtet der SolarFlow 800 zuverlässig seinen Dienst, im Test ist uns aber eine Besonderheit aufgefallen. So schaltet er sich merkbar früher ab als vergleichbare Modelle. Das liegt wohl am relativ hohen Eigenverbrauch von ca. 20 Watt, den unser Balkonkraftwerk am späten Nachmittag nicht mehr decken konnte.
Wir konnten im März 2025 (Stand: 25.03.2025) rund 54 kWh mit unserem Balkonkraftwerk produzieren, wovon 18,59 kWh in unserer AB2000 Batterie zwischengespeichert wurden. Dabei haben wir konstant 250 Watt in das Hausnetz eingespeist, während der Akku mit der verbleibenden Leistung geladen wurde.

Fazit: Zu teuer für einen Wechselrichter
Zendure liefert mit dem SolarFlow 800 ein Produkt ab, das irgendwie nicht so recht weiß, was es sein soll. Für einen reinen Wechselrichter ist das Ding überdimensioniert, während es im eigenen SolarFlow-Ökosystem bessere Alternativen für Energiespeicher gibt.
Als Wechselrichter verrichtet SolarFlow 800 einen guten Dienst, bietet aber nur einen eingeschränkten Funktionsumfang (fehlendes Logging) und fällt mit 249 Euro (hier kaufen) deutlich teurer aus als vergleichbare 800-Watt-Wechselrichter. Einen Hoymiles HMS-800-2T, der für ähnlich starke Balkonkraftwerke ausgelegt ist, gibt es etwa schon für 90 Euro. Falls ihr also keinen Speicher nutzen wollt, greift lieber zu Standard-Wechselrichtern.
Etwas besser sieht es wiederum aus, wenn der Wechselrichter in Kombination mit einer SolarFlow-Batterie genutzt wird. In diesem Fall steht euch der komplette Funktionsumfang des SolarFlow 800 zur Verfügung und ihr könnt überschüssigen Strom einspeichern. Im Prinzip bekommt ihr hier eine Kombination aus PVHub 1200 und Wechselrichter samt bidirektionalen Laden geboten – besonders als Upgrade für ältere SolarFlow-Systeme (Test) kann das Ganze also interessant sein.
Falls ihr ein neues Balkonkraftwerk mit hoher Leistung plant (z.B. 4x 520 Watt Module), dann solltet ihr lieber zum SolarFlow Hyper 2000 (hier kaufen) greifen. Das AiO-Modul für das SolarFlow-System kombiniert ebenfalls Wechselrichter und PVHub, unterstützt allerdings höhere Leistungen und kann direkt auf die Batterien aufgesetzt werden.
Pro
- um SolarFlow-Batterien erweiterbar
- bidirektionales Laden
- Winterbetrieb möglich
- gute Spannungsabdeckung
- IP67-Rating
Contra
- hoher Preis im Vergleich zu regulären Wechselrichtern
- voller App-Funktionsumfang nur mit SolarFlow-Batterie
- Einrichtung setzt zwingend 2,4-GHz-WiFi voraus
- schaltet sich bei geringer Leistung schneller ab
Beitrag erstmals veröffentlicht am 26.03.2025
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