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Shure Aonic 50 im Test: ANC-Kopfhörer im Edelgewand

Noice-Cancelling-Debüt des Traditionsherstellers
Shure Aonic 50 Kopfhörer neben Transporttasche.
Beim Shure Aonic 50 handelt es sich um den ersten kabellosen Kopfhörer des US-amerikanischen Audio-Herstellers, der vor allem durch professionelles Equipment für Studios und Konzerte bekannt ist. Wir haben den Over-Ear-Kopfhörer mit ANC für euch ausprobiert.

Übersicht

Shure stellte im Januar 2020 auf der CES mit dem Shure Aonic 50 und den Shure Aonic 215 erstmals Wireless-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung vor. Ersterer ist ein klassischer Bügelkopfhörer, die Aonic 215 hingegen sind True-Wireless-Ohrhörer. Damit wagte sich der Traditionshersteller aus dem Bereich der professionellen Audioelektronik in den umkämpften ANC-Massenmarkt. Der Aonic 50 startete im April 2020 für 399 Euro, doch mittlerweile hat der Hersteller den Preis auf 299 Euro angepasst.

Zum Testzeitpunkt kostet das Modell rund 230 Euro*, allerdings fluktuiert der Preis seit Anfang 2021 zwischen 200 und 240 Euro. Der Shure-Kopfhörer konkurriert mit Modellen wie dem B&O BeoPlay H4 2nd Gen, B&W PX7 und Bose Headphones 700. Auch gegen bekanntere ANC-Konkurrenten wie dem Sony WH-1000XM3 / XM4, Bose QC 35 II und Sennheiser PCX 550-II tritt der Aonic 50 auf dem Händlertisch an. Wahlweise bietet Shure den Kopfhörer in Schwarz, Braun oder Weiß an.

Lieferumfang

Design und Tragekomfort

Das Design des Kopfhörers ist zweifellos edel und macht den Aonic 50 zu einem Hingucker. Auch die stabile Transporttasche zieht so manche Aufmerksamkeit auf sich, allerdings nicht unbedingt im positiven Sinne. Sie ist nämlich ungefähr so groß wie eine kleine Pizza und verfehlt den namensgebenden Zweck einer Transporttasche. Der Aonic 50 wird darin zwar gut geschützt, doch in einige Schultertaschen oder kleine Rucksäcke passt das Hardshell-Case nicht hinein. Grund dafür ist, dass sich der Kopfhörer nicht falten beziehungsweise zusammenklappen lässt. Einzig die Ohrmuscheln können um 90 Grad gedreht werden, sodass sie flach in der Tasche aufliegen.

Der ansehnliche Kopfhörer ist in unserem Fall außen an den Ohrmuscheln cremeweiß und die hochwertigen Kunstleder-Polster sind beige gehalten. Der Bügel besteht aus Aluminium und lässt sich an beiden Seiten um neun Stufen in der Größe verstellen. Die Außenseiten sind aus Kunststoff gefertigt und insgesamt macht die Verarbeitung einen luxuriösen Eindruck, der so manche ANC-Kopfhörer in den Schatten stellt. Die sichtbare Kabelführung an der Innenseite des Bügels mag zwar wartungsfreundlich sein, sieht aber recht unschön aus. Als einer der wenigen Bluetooth-Kopfhörer erlaubt der Aonic 50 den Austausch der Ohrpolster – ganz ohne Werkzeug.

Unseren Eindrücken zufolge ist der Tragekomfort solide, aber nicht exzellent. Zwar macht sich das Gewicht von rund 335 Gramm kaum auf dem Kopf bemerkbar, allerdings ist der Anpressdruck stärker als bei vielen Konkurrenten und die Ohrmuscheln bieten innen nicht allzu viel Platz. Auf Dauer fühlt sich der Aonic 50 daher unangenehm an und drückt an den Ohren sowie auf dem Kopf. Bei kürzeren Musik-Sessions fällt das nicht störend ins Gewicht, aber für eine längere Bahnfahrt würden wir eher zu einem anderen Modell wie beispielsweise den Soundcore Life Q35 (Test) greifen.

Bedienung und Software

Zur Bedienung gibt es an der rechten Seite vier Tasten und einen dreistufigen Schieberegler. Die Start-/Stopp-Taste wechselt durch mehrfaches Drücken zum nächsten oder vorherigen Lied und ist hervorgehoben, sodass sie sich von den anderen unterscheidet. Mit den zwei anliegenden Tasten lässt sich die Lautstärke regulieren und etwas distanzierter sitzt die Power-Taste. Über den Schieberegler aktiviert man in der unteren Position die Geräuschunterdrückung und in der obersten Position den Transparenzmodus. Obwohl einige Hersteller in dieser Preisklasse bereits auf eine Touch-Steuerung setzen, erfordert die klassische Bedienung des Shure Aonic 50 keine lange Eingewöhnungszeit. Standesgemäß können übrigens zwei Bluetooth-Endgeräte, etwa Smartphone und Tablet, gleichzeitig verbunden werden.

Der Hersteller wirbt auf der Verpackung vollmundig mit einer regulierbaren Geräuschunterdrückung. Über den Kopfhörer lässt sie sich nicht anpassen, doch natürlich gibt es noch eine zugehörige App namens ShurePlus Play. Dort kann man zwischen “Max.” und “Normal” auswählen – anhand der Beschreibung hätten wir etwas mehr Möglichkeiten erwartet. Einen Regler mit über zehn Stufen bietet die App allerdings für den Transparenzmodus beziehungsweise Umgebungsmodus an. Wir haben den Regler meist auf der höchsten Stufe gelassen, um die passive Geräuschisolierung weitestgehend auszugleichen und somit im Büro noch ansprechbar zu sein.

Des Weiteren lässt sich bei ShurePlus Play die Sprache und Lautstärke der Kopfhörer-Ansagen anpassen oder abschalten sowie die Firmware aktualisieren. Ansonsten bietet die App noch einen integrierten Musik-Player in schlichtem Design, der keine Probleme mit FLAC-Dateien hat und zudem wird der aktive Bluetooth-Codec angezeigt, ohne dass man dafür in die Android-Entwicklereinstellungen navigieren muss. Fünf EQ-Profile und ein benutzerdefiniertes Profil zur Klangpersonalisierung stehen ebenfalls dort zur Auswahl, allerdings funktionieren diese nur im App-Player für lokale Musik und nicht bei der Nutzung anderer Apps wie Spotify und Netflix – hier verschenkt der Aonic 50 Potenzial.

Eigenschaften und Akkulaufzeit

Shure verbaut zwei 50-Millimeter-Treiber mit einem Frequenzspektrum von 20 Hertz bis 22 Kilohertz. Der Kopfhörer funkt mit Bluetooth 5.0 und die Reichweite beträgt zehn Meter, was wir bestätigen können. Alternativ kann auch das beiliegende 3,5-zu-2,5-Millimeter-Kabel genutzt werden. Die Codec-Unterstützung ist erstklassig, denn der Aonic 50 beherrscht nebst SBC und AAC auch aptX, aptX HD, aptX Low Latency sowie LDAC. Letzterer Codec bietet die höchste Datenrate, eine maximale Samplingtiefe von 32 Bit und eine Abtastrate von bis zu 96 Kilohertz.

Bluetooth-CodecDatenrateAbtastrateSamplingtiefe
AAC250 kbit/s48 kHz16 Bit
SBC345 kbit/s48 kHz16 Bit
aptX354 kbit/s48 kHz16 Bit
aptX HD576 kbit/s48 kHz24 Bit
LDACmax. 990 kbit/s (adaptiv)96 kHz32 Bit

Des Weiteren sind sechs Mikrofone integriert, die für eine überzeugende Sprachqualität sorgen. Hintergrundgeräusche filtert der Kopfhörer bei Telefonaten gut heraus, ohne die Stimme in Mitleidenschaft zu ziehen. Wer gerne etwas lauter Musik hört, lässt allerdings mit dem Aonic 50 die mitfahrenden Menschen in Bus und Bahn daran teilhaben, da der Sound mehr als bei anderen Kopfhörern nach außen dringt.

Bis zu 20 Stunden Akkulaufzeit gibt der Hersteller an. In der Praxis hielt er circa 17 Stunden durch, allerdings war währenddessen meist der ANC-Modus eingeschaltet. Die Laufzeit ist ausreichend, allerdings halten die gängigen Konkurrenzmodelle wesentlich länger durch, teilweise sogar fast doppelt so lang. Ein USB-C-Kabel zum Aufladen liegt in der Transporttasche. Bei zweifachem Antippen der Power-Taste im eingeschalteten Zustand gibt der Kopfhörer eine Ansage wie “Akku halb voll” durch. Die App zeigt alternativ die genaue Akkuladung in Prozent an.

Klangqualität und Noise Cancelling

Beim Klang spielt der Audioexperte seine Stärken aus. Der Aonic 50 bietet einen sehr ausgeglichenen Sound mit klaren, aber nicht überspitzten Höhen und einem guten Mittenbereich, der Gesang detailreich hervorhebt. Die Dynamik erreicht nicht ganz das Niveau eines Studiokopfhörers, für einen Bluetooth-Kopfhörer ist die Klangbühne aber überaus breit. Einige andere Modelle hören sich komprimierter an, was jedoch auch an der seltenen LDAC-Unterstützung des Aonic 50 liegen könnte. Der Bass klingt präzise und Shure verzichtet auf eine zusätzliche Verstärkung der Tiefen. Bei Hip-Hop oder House-Musik könnten einige dadurch das Basswummern vermissen – für solche Einsätze wäre ein Hardware-EQ praktisch. Komplett flach ist die Klangkurve des Kopfhörers natürlich nicht und das ist auch gut so. Wenn man die Geräuschunterdrückung einschaltet, rücken die Tiefen etwas weiter in den Hintergrund, allerdings gilt das auch für die Konkurrenzmodelle.

Hinsichtlich der Geräuschunterdrückung gibt es ebenfalls kaum Spielraum für Kritik. Störgeräusche bei längeren Bahnfahrten konnte der Kopfhörer im Test eliminieren und das Noise Cancelling sorgte nicht für ein Druckgefühl. Sofern nicht gleichzeitig noch Musik spielt, hört man entfernt allerdings dennoch ein paar Geräusche aus der Außenwelt, etwa Vogelgezwitscher oder spielende Kinder. Sony behält weiterhin die ANC-Krone auf, aber der Shure Aonic 50 ist nicht weit davon entfernt. Wir haben die Geräuschunterdrückung stets auf maximaler Stufe genutzt, wo erfreulicherweise nur bei kompletter Stille ein sehr leises Grundrauschen hörbar war. Der bereits erwähnte Transparenzmodus funktionierte gut, dort ist das Rauschen auf höchster Stufe aber wesentlich ausgeprägter.

Allround-PC Preisvergleich

Fazit

Insgesamt liefert Shure mit dem Aonic 50 einen guten ANC-Kopfhörer in edlem Design ab. Der Sound ist angenehm ausgeglichen und detailreich, auch dank der umfangreichen Codec-Unterstützung. Zudem gibt es eine gute, wenngleich nicht rekordverdächtige Geräuschunterdrückung und einen anpassbaren Transparenzmodus.

Potenzial verschenkt der Hersteller bei den Anpassungsmöglichkeiten, denn EQ-Profile sollten nicht nur in einer einzigen App funktionieren. Außerdem empfanden wir sie nach längerer Zeit unangenehm auf dem Kopf und auf den Ohren. Die Reisetauglichkeit ist ebenfalls ausbaufähig, da die Transporttasche absurd groß ausfällt und sich der Kopfhörer nicht zusammenklappen lässt. Mit dem Shure Aonic 50 macht man nichts falsch, jedoch hat es das Modell gegen etablierte Konkurrenten schwer auf dem Markt. Den aktuellen Straßenpreis von ca. 230 Euro* erachten wir als fair, aber die Anpassung des ursprünglichen Preises war auch definitiv nötig.

Pro

  • edles Design
  • breite Codec-Unterstützung
  • guter Transparenzmodus
  • ausgeglichener Sound

Contra

  • Tragekomfort dürfte besser sein
  • EQ-Profile funktionieren nur in der Shure-App
  • nicht klappbar und unpraktisch große Tasche

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Foto von Tim Metzger Tim Metzger

… schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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