Audi A5 Sportback g-tron im Fahrbericht: die unterschätzte Alternative?

Es muss nicht immer Elektro sein!
Wir sind gerade in einer spannenden Zeit, denn immer mehr Hersteller lassen den klassischen Verbrennermotor hinter sich und wechseln auf alternative Antriebe. Dabei besonders im Fokus: der Elektroantrieb. Doch ist das wirklich die einzige Alternative oder gibt es vielleicht doch noch andere Ansätze, die durchaus auch umweltfreundlich unterwegs sein können? Das haben wir uns mit dem Audi A5 Sportback g-tron etwas genauer für euch angesehen, eine mit Erdgas angetriebene Limousine.

So, die Einleitung habt ihr schon geschafft. Jetzt fragt ihr euch sicherlich: „Moment, ein Auto, hier? Wird aus Allround-PC bald Allround-Autos?“ Und da können wir euch beruhigen, denn: Nein, wir werden natürlich weiterhin vor allem PCs, Hardware, Gadgets & Co. für euch testen. Allerdings schauen wir auch immer wieder mal gern über den Tellerrand hinaus, denn schließlich sind auch Autos mittlerweile voller Technik .. und wir lieben Technik!

Audi hatte uns daher gefragt, ob wir nicht Lust auf etwas Abwechslung hätten. Nachdem wir bereits persönlich ein großes Interesse an E-Autos haben, wollen wir uns nun jedoch auch mal eine weitere Alternative zum klassischen Verbrenner ansehen – dem Erdgas-Antrieb. Doch wie funktioniert dieser überhaupt?

Wie funktioniert ein Erdgasmotor?

Ein Erdgasmotor arbeitet grundlegend wie ein klassischer Ottomotor im Viertakt-Prinzip, statt Benzin wird hier jedoch Erdgas zusammen mit Luft im Zylinder verbrannt. Wie Erdöl und Kohle gehört Erdgas zu den brennbaren natürlich vorkommenden Brennstoffen, es besteht zum Großteil aus Methan. Alternativ kann ein Erdgasmotor auch mit Biosgas betrieben werden, welches aus der Vergärung von Biomasse entsteht.

Bilder: Audi

In der Regel können Erdgasmotoren auch mit Benzin betrieben werden, im Umkehrschluss lassen sich Benzin-betriebene Fahrzeuge teilweise sogar auf einen Antrieb mit CNG (Compressed Natural Gas = Erdgas) umrüsten. Der große Unterschied ist jedoch das auf rund 200 bar komprimierte Gas, welches in besonderen Behältern aus Stahl oder Aluminium-Kunststoff untergebracht ist. Diese Tanks sitzen oftmals in der Reserveradmulde oder im Kofferraum.

Zwar klingeln da direkt immer die Alarmglocken und es wird vor einer erhöhten Explosionsgefahr gewarnt, allerdings werden alle Tanks stets vom TÜV kontrolliert und mit einem Mechanismus versehen, der im Fall eines Unfalls anspringt und Gas kontrolliert aus dem Tank ablässt. Auch der ADAC hat dies in einem Crashtest gezeigt, es gilt: „Entwarnung, das Brandrisiko bei Erdgasfahrzeugen ist nicht erhöht“. Zudem kann nur mit solch einem Druck auch eine ausreichend hohe Energiedichte erreicht werden, um auch mit Erdgas eine gute Reichweite zu ermöglichen. Vor der Einspritzung in den Brennraum wird das Gas mit einem Druckminderer jedoch auf unter 10 Bar gebracht.

Wie viel Reichweite ist mit einem Erdgasmotor möglich?

Die Reichweite ist abhängig vom CNG-Tankvolumen und der CNG-Qualität, denn in Deutschland steht an Tankstellen entweder L-Gas (Low Gas) oder H-Gas (High Gas) zur Verfügung. Der Unterschied liegt hierbei im Methangehalt, welcher wiederum für etwas mehr oder etwas weniger Energie im Tank sorgt. Getankt wird Erdgas übrigens in Kilogramm, nicht in Litern so wie bei Benzin und Diesel. Der Preis orientiert sich jedoch am Energiegehalt (in kWh), dementsprechend ist L-Gas auch günstiger als H-Gas.

Der Audi A5 Sportback g-tron hat beispielsweise einen CNG-Behälter mit einem Fassungsvermögen von 17,3 Kilogramm, mit einem Verbrauch von 4,8–4,3 kg/100 km (kombiniert) nach WLTP-Zyklus soll die reine CNG-Reichweite bei 360-400 Kilometern liegen (je nach Reifengröße, 17-20 Zoll verfügbar). Als Reserve gibt es oftmals noch einen kleinen Benzintank, dieser kann beim Audi zum Beispiel 7 Liter fassen. Hinter dem Tankdeckel verstecken sich daher ein klassischer Einfüllstutzen für Benzin und der separate Stutzen für CNG. Übrigens: das Benzin wird auch während des Startvorgangs und in der Kaltlaufphase des Motors verwendet.

Das Tanken an sich war auch eine spannende Erfahrung, beim ersten Auffüllen hatten wir schon etwas Respekt von der etwas massiveren „CNG-Zapfpistole“ und den 200 bar Druck. Tatsächlich ist der Tankvorgang an sich jedoch kein Hexenwerk und in 2-3 Minuten erledigt. Zunächst wird die Abdeckung vom linken CNG-Tankstutzen abgenommen, die Zapfpistole aufgesteckt und dann durch den Hebel fixiert. Im Anschluss wird der Druck zwischen Tank und Zapfsäule ausgeglichen bzw. angepasst, dadurch entsteht ein Zisch-Geräusch. Der Tankvorgang wird dann über einen Knopf an der Säule gestartet (und bei Bedarf auch wieder gestoppt).


In Deutschland gibt es aktuell rund 850 Tankstellen mit CNG-Säule, eine aktuelle Übersicht gibt es unter anderem im ADAC Tankstellenfinder, auf Erdgas.info oder Gibgas.de. Dort gibt es auch einen Routenplaner, der eure Reise inklusive Tankstopps und jeweiliger Reichweite eures Fahrzeugs planen kann.

Audi A5 Sportback 40 g-tron im Fokus: schicke Limousine mit effizientem Antrieb

Die Erdgas-Technik bringt Audi unter anderem im A5 Sportback unter, einer schicken fünftürige Limousine. Unter der Haube steckt ein 2,0 Liter TFSI Reihen-4-Zylinder-Ottomotor mit Gas- und Benzindirekteinspritzung inklusive Lambda-Regelung, Klopfregelung und Abgasturboaufladung. Das Aggregat leistet 125 kW (170 PS) bei 4.450 – 6.000 Umdrehungen pro Minute, erreicht max. 270 Nm und schafft den Spurt auf 100 km/h laut Hersteller in 8,4 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt laut Audi bei 210 km/h. Als Getriebe kommt ein 7-Gang S tronic (Automatik) mit Doppelkupplung zum Einsatz.

Die rund 4,70 Meter lange Limousine hat ein Leergewicht von 1.650 Kilogramm, die 170 turboaufgeladenen Pferde bringen das Fahrzeug jedoch recht gut in Schwung. Durch das doch gute Platzangebot im Innenraum eignet sich der A5 Sportback besonders für lange Reisen, selbst unser 1,93 m großer Redakteur Tim konnte bequem auf der Rücksitzbank Platz nehmen. Im Kofferraum stehen 390 Liter für Gepäck zur Verfügung, mit umgeklappten Sitzen erweitert sich der Stauraum auf satte 1.200 Liter.

Hinter dem sportlichen Audi S Line Lenkrad befindet sich zwar nur ein Teil-Digitales-Cockpit, dafür gibt es ein 7 Zoll großes Touchdisplay in der Mitte. Wir waren uns in der Redaktion schnell einig, dass wir die erhöhte Position gegenüber tiefer sitzenden Displays deutlich präferieren – sowohl vom Style als auch der Bedienung her. Das System lässt sich flüssig bedienen, ist übersichtlich aufgebaut und bietet ein paar nette Features.

Connect Schlüssel: Auto mit dem Smartphone öffnen und starten

Mit der Audi phone box könnt ihr beispielsweise euer Smartphone unter der Mittelarmlehne kabellos laden und direkt per USB-C verbinden. Je nach Smartphone-System startet dann Android Auto oder Apple Car Play. Für uns als Techies ein sehr spannendes Feature: der Audi connect Schlüssel. Damit lässt sich das Fahrzeug mit dem Smartphone und ohne klassischen Autoschlüssel öffnen sowie starten. Wichtig hierfür: das Smartphone sollte NFC unterstützen und wird dazu dann an den Türgriff der Fahrertür gehalten.

Darüber hinaus ist unser Testfahrzeug mit Matrix LED-Scheinwerfern sowie dem Assistenzpaket Fahren ausgestattet. Dadurch sind unter anderem Features wie ein aktiver Spurhalteassistent, das „Adaptive Cruise Control“ (kurz ACC) oder auch zusätzlich verbaute Radarsensoren für mögliche Heckkollisionen mit an Bord.

Was kostet ein Reise mit Erdgas?

Mit dem 17,3 kg umfassenden CNG-Tank in der Reserveradmulde erreichten wir nach knapp 2.000 Kilometern Teststrecke (80 % Autobahn, 10 % Überland, 10 % Stadt) einen Verbrauch von durchschnittlich 4,6 kg / 100 km. Das entspricht einer reinen CNG-Reichweite von etwa 376 Kilometern. Bei einem durchschnittlichen Preis von 1,10 € pro Kilogramm Erdgas sind das knapp 5,06 € auf 100 Kilometer. Wir haben also rein für Erdgas knapp über 100 Euro für 2.000 Kilometer ausgegeben.

Rein von den Kraftstoffkosten her ist Erdgas (CNG) im Vergleich zu Benzin und Diesel um einiges günstiger. Laut ADAC besitzt ein Kilogramm H-Gas einen Energiegehalt von rund 1,28 Litern Diesel bzw. 1,44 Litern Benzin. Bei einem Preis von 1,10 Euro pro 1 kg CNG entspricht das in etwa einem Benzinpreis von 0,76 Euro pro Liter – also nahezu 50% billiger als bei den aktuellen Spritpreisen.

Allerdings muss dabei auch erwähnt werden, dass Erdgas bis mindestens 2026 noch steuerlich vergünstigt ist. Der stufenweise Abbau der Steuervorteile beginnt bereits am 01. Januar 2024. Aktuell liegt der Steuersatz für Erdgas bei 17,79 Cent pro Kilogramm, 2024 steigert sich der Satz dann auf 23,53 Cent / kg. Jährlich steigert sich der Wert um ca. 5,74 Cent / kg auf schlussendlich 40,70 Cent ab dem 01.01.2027.

Der Umweltaspekt: Elektro oder doch Erdgas?

Dass der Umstieg vom klassischen Benzin- und Diesel-Verbrenner auf alternative Antriebe stattfinden muss, bleibt außer Frage. Da die Lade-Infrastruktur für E-Autos aber durchaus noch zu wünschen übrig lässt und der aktuelle Strom-Mix in Deutschland noch nicht klimafreundlich genug ist (die Kohlekraftwerke lassen grüßen), bietet sich ein Auto mit Erdgas-Antrieb durchaus auch im Jahre 2021 noch an.

Einer Studie vom ADAC in Zusammenarbeit mit der Forschungsgesellschaft Joanneum Research und dem Automobil-Weltverband FIA aus dem Jahre 2019 zufolge scheint Erdgas in puncto Treibhausgas-Ausstoß tatsächlich umweltfreundlicher als ein E-Auto mit deutschem Strom-Mix zu sein. Klar, die Anteile von regenerativen Energien steigt stetig an und ein Elektroauto lässt sich natürlich auch ganz bewusst mit klimaneutralem Strom aufladen. Mit vollständig regenerativem Strom ist der E-Antrieb definitiv die beste Wahl, doch auch Erdgas hat so einige Öko-Vorteile.

So sind die CO2-Emissionen ca. 20 % geringer als bei einem klassischen Benzin-Motor, zudem werden 50-95 % weniger Stickoxide als bei einem Diesel ausgestoßen. Feinstaub gibt es dabei so gut wie gar nicht. Wer sich zudem für Biogas statt normalem Erdgas entscheidet, fährt nahezu CO2-neutral, da nur so viel CO2 ausgestoßen wird wie die Pflanzen (aus denen Biogas unter anderem hergestellt wird) vorher durch Fotosynthese gebunden haben.

Bild: Audi

Einen weiteren Ansatz für klimafreundliches Erdgas hatte Audi bereits im Jahre 2013 mit „e-gas“. Hierbei wird künstliches Erdgas über Windkraft, Elektrolyse und eine anschließende Methanisierung mit Kohlendioxid hergestellt. Weitere Details dazu gibt es in einem gesonderten PDF-Dokument von Audi.

Fazit – Vor und Nachteile eines Erdgasfahrzeugs

Wir müssen sagen: ein wenig beeindruckt sind wir schon vom Erdgasantrieb. Die Wirtschaftlichkeit ist aktuell für den günstigen Kraftstoff (wenn auch subventioniert) noch sehr gut, zudem erhalten Erdgasfahrzeuge aufgrund der geringen CO2-Bilanz eine günstigere Steuereinstufung. Besonders gegenüber Benziner und Diesel schneidet ein CNG-Antrieb in puncto Emissionen besser ab, mit dem aktuellen Strom-Mix und der Nutzung von Biogas ist die Umweltbilanz vermutlich sogar etwas besser als beim Elektroauto.

Allerdings gibt es in Deutschland immer noch nur sehr wenige Tankstellen mit Erdgas-Säulen. Zwar liegt Deutschland was die Anzahl angeht europaweit an der Spitze, allerdings lässt sich nicht einfach jede Tankstelle frei anfahren – so wie beispielsweise bei Benzin und Diesel. Tankstopps bei längeren Reisen müssen also gut eingeplant werden. Zudem war auf unserer Reise nicht jede CNG-Säule funktionstüchtig.

Die Modellauswahl an Fahrzeugen mit Erdgasantrieb ist (leider) recht übersichtlich, es gibt jedoch Modelle in so gut wie allen Fahrzeugklassen. Ein gewisser Aufpreis sollte dabei einkalkuliert werden, dieser könnte sich jedoch besonders für Vielfahrer schnell wieder rechnen. Der Audi A5 Sportback g-tron startet bei 46,300 Euro UVP in der Basis, das uns zur Verfügung stehende Fahrzeug besitzt einige Zusatzpakete und kostet 61.369,99 Euro UVP. Wenn ihr ein Auto mit Erdgas in Erwägung zieht, könnte es sich auch lohnen von einer Förderung durch lokale Energieversorger zu profitieren.

Unser Testfahrzeug:

ModellAudi A5 Sportback
BasisAudi A5 Sportback advanced 40 g-tron 125/170) kW(PS) S tronic
Basispreis46.600,00 Euro (inkl. 19% MwSt.)
optionale Ausstattung- Navarrablau Metallic - 900,00 Euro
- 3-Zonen Komfortklimaautomatik - 695,00 Euro
- Ablage- und Gepäckraumpaket - 190,00 Euro
- Abwahl rollwiderstandsopt. Reifen & Aufhebung der Geschwindigkeitsbegr. (18 Zoll) - 150,00 Euro
- Ambiente-Lichtpaket - 250,00 Euro
- Assistenzpaket Fahren - 2.480,00 Euro
- Assistenzpaket Parken - 770,00 Euro
- Audi connect Schlüssel - 120,00 Euro
- Audi phone box - 200,00 Euro
- Audi sound system - 320,00 Euro
- Businesspaket - 3.390,00 Euro
- Interieurelemente in Kunstleder - 290,00 Euro
- Interieur S line - 2.150,00 Euro
- Komfortpaket Sitze - 595,00 Euro
- Komfortschlüssel mit sensorgesteuerter Gepäckraumentriegelung - 590,00 Euro
- Leichtmetallräder 5-Doppelspeichen-Stern 8 5Jx18 Reifen 245/40 R18 - 150,00 Euro
- Matrix LED-Scheinwerfer und LED-Heckleuchten - 1.150,00 Euro
- Rücksitztanlage 3-sitzig - 380,00 Euro
Gesamtpreis61.369,99 Euro (inkl. 19% MwSt.)

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Quellen:
Leonardo Ziaja Portrait Leonardo Ziaja

... ist vor allem für die Bereiche Smartphones und Mobile zuständig, testet aber auch andere Hardware-Highlights wie Gehäuse, Prozessoren und Mainboards. Darüber hinaus sorgt er für hochwertige Bilder in unseren Testberichten.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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