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Test: Razer Huntsman V2 Analog – Feine Tastatursteuerung wie mit dem Controller?

High-End-Tastatur mit analogen Tastenschaltern
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Vorbei sind die Tage, in denen PC-Spieler einen Xbox-Controller für Spiele wie The Witcher 3 oder Red Dead Redemption 2 anschließen mussten. Zumindest, wenn es nach Razer und der nagelneuen Huntsman V2 Analog Gaming-Tastatur geht. Diese soll mit analogen Tastenschalter der feinen Steuerung eines Controllers in nichts nachstehen. Wir haben unseren Controller skeptisch zur Seite gelegt und getestet, ob die 270-Euro-Tastatur den Erwartungen standhält.

Übersicht

Die Zeiten, in denen Razer-Produkte synonym für auffällige Plastikbomber waren, sind längst vorbei. Die Razer Huntsman V2 Analog setzt auf das inzwischen vereinheitlichte und sehr schlichte Tastaturen-Design, welches wir schon von der ausgezeichneten Razer Blackwidow Elite und der Huntsman Elite kennen.

Mit einem Aluminium-Gehäuse, Double-Shot PBT-Tasten und einer gepolsterten Handballenauflage erwartet uns ein hochwertiges Grundgerüst. Der neue Star dieses Modells sind jedoch die analogen optischen Tastenschalter, durch welche die Tastatur eine präzise Steuerung wie mit einem Analog-Stick am Controller ermöglichen soll.

Design & Verarbeitung

Die Razer Huntsman V2 Analog setzt erneut auf das Grundgerüst der Huntsman Elite oder auch der Razer Blackwidow Elite. Dazu gehören ein Multimediapanel mit hervorragendem Drehregler und vier Medientasten, USB-3.0-Passthrough und die magnetische, gepolsterte Handballenauflage. Letztere ist mit einem weichen Kunstleder-Bezug versehen und gehört in unseren Augen zu den besten und komfortabelsten Lösungen ihrer Art. Gegenüber der Blackwidow Elite wurde die Ablage noch einmal verbessert und wird zudem rundum beleuchtet. Auf dem Papier sollte die Huntsman V2 Analog mit ihren vielfältigen LED-Positionen also RGB-Herzen höherschlagen lassen, doch die Realität sieht anders aus.

Razer verwendet hochwertige Double-Shot-Tastenkappen aus PBT-Kunststoff, die deutlich abriebfester sind als ABS-Kappen. Leider scheinen diese Tastenkappen weniger lichtdurchlässig zu sein, als vergleichbare Alternativen. Selbst die maximale Helligkeitseinstellung der RGB-Beleuchtung erscheint uns noch ein wenig zu schwach, so kommen die bunten LEDs nur in abgedunkelten Räumen wirklich zur Geltung. Tasten mit längerer Beschriftung werden zudem nicht gleichmäßig ausgeleuchtet. Auf der Taste „Pause“ etwa ist je nach Farbe nur „us“ richtig beleuchtet, die restlichen Buchstaben bleiben ein wenig dunkler.

Razer-Huntsman-V2-Analog-Gaming-Tastatur-Test-10Toll: Mediatasten samt Lautstärkerad; Weniger toll: Schwach ausgeleuchtete Tastenkappen wie links im Bild

Am oberen Ende der Tastatur ragen nicht ein, sondern gleich zwei stoffummantelte Kabel: Ein USB-C-Ende (inklusive USB-A-Adapter im Lieferumfang) für die Tastatur selbst und ein USB-A-Kabel für USB-3.0-Passthrough. Wer den zusätzlichen USB-Anschluss direkt an der Tastatur nicht benötigt, kann allerdings nicht einfach eines der Kabel entfernen. Stattdessen baumeln stets zwei Kabel in voller Länge auf und hinter dem Schreibtisch herum. Warum hier nicht einfach ein einzelnes, dickeres Kabel mit zwei Enden anbringen?

Die schwächelnde Beleuchtung sowie die suboptimale Kabellösung fallen eindeutig in die Kategorie „Jammern auf hohem Niveau“. Doch bei einem Preis von 270 Euro* muss sich die Huntsman V2 Analog jede noch so pingelige Kritik gefallen lassen. Die Verarbeitungsqualität all dieser Komponenten wird ihrem Preis hingegen durchaus gerecht – wer sich wenig um dämmrige LEDs und ein wenig Kabelgewirr schert, hat hier also wenig zu befürchten. Zudem ist ein zweites Kabel ein verhältnismäßig kleines Opfer für vollwertiges USB-3.0-Passthrough. Einen Klinkenanschluss für Kopfhörer gibt es dagegen nicht.

Eigenschaften

Die Razer Huntsman-Serie ist ihren mechanischen Verwandten bereits seit der ersten Generation durch die neuen opto-mechanischen Tastenschalter einen Schritt voraus: Anstelle eines rein mechanischen Schalters werden Tastenanschläge mittels eines Infrarot-Sensors erkannt und sofort umgesetzt. Die V2 Analog greift dieses Konzept auf und entwickelt es einen Schritt weiter.

Bei den analogen optischen Schaltern handelt es sich erneut um einen Infrarot-Sensor, der nun jedoch in der Menge des durchgelassenen Lichts unterscheiden und so unterschiedlich weit gedrückte Tastenanschläge ermitteln kann – wie der Analog-Stick eines Controllers. Der Tastenhub kann in der Razer Synapse Software angepasst und für unterschiedliche Spielszenarien zwischen 1,5 und 3,6 mm eingestellt werden. Eine visuelle Vorschau in der Software zeigt dabei praktischerweise genau an, wie weit die Taste gerade heruntergedrückt wird. Das hilft ungemein bei der Einstellung des Auslösepunktes.

Razer Huntsman V2 Analog Synapse Auslösekraft VorschauEin Vorschau-Balken zeigt uns genau an, wie weit die Taste gerade heruntergedrückt wird

Die Auslösepunkte lassen sich einzeln und individuell pro Taste festlegen. Razer empfiehlt kurzen Tastenhub für schnelle Reaktionen, beispielsweise in schnellen Shootern, bei denen flinke Reaktionen überlebenswichtig sind. Voller Tastenhub dagegen soll beispielsweise für ein angenehmeres Schreibgefühl sorgen.

Endlich Renn-, Flug- und Rollenspiele immersiv an der Tastatur erleben

Ich mag zwar PC-Spieler durch und durch sein, doch bei einigen Titeln greife ich bevorzugt zum Xbox-Controller. The Witcher 3, Red Dead Redemption 2 und die Assassin’s Creed-Titel entfalten ihre dichte Atmosphäre für mich nur, wenn ich mit der feinen Analogstick-Steuerung die volle Kontrolle über meinen Charakter behalte. Selbst in GTA V laufe und schieße ich zwar mit Maus und Tastatur, greife jedoch zum Controller, sobald ich mich ans Steuer von Auto, Hubschrauber und Co. setze.

Razer-Huntsman-V2-Analog-Gaming-Tastatur-Test-13

Mit den analogen Schaltern gehört zackige Auto-Steuerung mit der Tastatur der Vergangenheit an. Leichter Druck lässt den Wagen langsam durch die Straßen von Los Santos rollen, erst beim vollständigen Herunterdrücken drehen auch die Reifen durch. Ähnlich verhält es sich beim realistischen Gang mit variabler Geschwindigkeit in diversen Rollen- oder Actionspielen.

So fantastisch dies in der Theorie klingt, so schwierig ist es in der Praxis, beim Fahren den ausgeübten Druck zu kontrollieren. Nach jahrelangem „Training“ wollen meine Finger die Tasten nun mal vollständig durchdrücken – hier wird wohl einiges an Konditionierung nötig sein.

Die Huntsman V2 Analog wird beim ersten Anschließen sowohl als Tastatur als auch als Controller eingerichtet – logisch. Dies bedeutet allerdings auch, dass Spiele volle Unterstützung für die Steuerung mit Maus, Tastatur und Controller bieten müssen. In vielen AAA-Titeln ist dies kein Problem, hin und wieder kann es jedoch Probleme geben, wenn die „Joystick“-WASD-Tasten und die Maus gleichzeitig genutzt werden.

In der Razer Synapse-Software gibt es die Option „Schnelles Umbelegen“: Mit einem Klick werden die Richtungen des Analog-Sticks auf die Tasten WASD gelegt, damit der Nutzer nicht händisch jedes Makro einzeln einstellen muss. Solange diese Einstellung aktiv ist, werden die WASD-Tasten jedoch ausschließlich wie ein solcher Steuerknüppel behandelt und geben beim Schreiben nicht mehr ihre ursprüngliche Tastenbelegung her. Zwei Nutzerprofile zum Spielen und zum Schreiben können diese Tasteneinstellungen schnell umkehren.

Überhaupt bieten die vielen, teilweise jedoch etwas versteckten Funktionen der Razer Synapse Software umfangreiche Individualisierungsmöglichkeiten. Mit dabei ist auch wieder die HyperShift-Funktion, mit der schnelle Makro-Befehle ausgelöst werden.

Praktisch sind auch Profile, die speziell für ein Spiel eingerichtet werden: In vielen Games können so die Bewegungstasten und solche Tasten, die Skills auslösen, einen unterschiedlichen Betätigungspunkt erhalten. Aktionen wie ein Granatenwurf müssen so mit einem stärkeren Tastendruck ausgelöst werden und wir laufen weniger Gefahr, diese versehentlich zu aktivieren.

Razer Huntsman V2 Analog Synapse Profile

Eine weitere Einsatzmöglichkeit der analogen Schalter ist das sogenannte „zweiphasige Auslösen“: Hiermit werden bei einer Taste zwei Auslösepunkte mit unterschiedlichen Druckpunkten erkannt. So können zwei aufeinander folgende Aktionen über eine Taste aktiviert werden, ohne dass der Nutzer wie bei einer gewöhnlichen Makro-Kombination die Kontrolle darüber verliert, wie lange die Pause zwischen beiden Aktionen ausfallen soll.

Tasten mit unterschiedlichen Betätigungspunkten und zweiphasiges Auslösen sprechen wohl nur eine Nischengruppe an Spielern an. Andererseits wird jemand, der solche Spielereien nicht braucht, wohl kaum zu einer fast 300 Euro teuren Tastatur mit derartigen Sonderfunktionen greifen.

Ungeachtet der abweichenden Software-Einstellungen machen die verbauten Razer-Schalter einen sehr hochwertigen Eindruck. Der Widerstand beim Drücken einer Taste steigt, je weiter diese Taste heruntergedrückt wird. Beim Spielen fühlt sich dies sehr hochwertig an und hilft beim präzisen abpassen mehrerer Auslösepunkte. Allerdings wird auch beim Schreiben eine hohe Betätigungskraft zum vollen Durchdrücken der Taste benötigt. Wen laute Tippgeräusche stören, der sollte beim Kauf bedenken, dass ein festerer Tastendruck auch mit höherer Lautstärke einhergeht.

Fazit

Die Razer Huntsman V2 Analog ist zwar Razers neues Spitzenmodell, jedoch nicht unbedingt für jeden Spieler gleichermaßen geeignet. Wer mit der altbekannten Funktionsweise seiner mechanischen Tastatur zufrieden ist und nur nach einer hochwertigen High-End-Version sucht, ist bereits mit der Huntsman Elite oder Blackwidow Elite bestens beraten. Wer jedoch bereit ist, sein über Jahre antrainiertes Tippverhalten beim Spielen umzukrempeln, erhält mit der Huntsman V2 Analog bislang kaum bekannte Möglichkeiten, seine Lieblingsspiele zu steuern.

Das Konzept der analogen Tastenschalter ist nicht gänzlich neu, doch besondere Funktionen wie das zweiphasige Auslösen ermöglichen in der Theorie völlig neue Spielerfahrungen. In Kombination mit der Synapse-Software bieten sich dem Spieler umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten.

Wer das Steuergefühl einer Konsole am PC erleben möchte, muss allerdings dennoch bereit sein, den Preis einer Konsole zu zahlen. Denn Razer ruft für das neue Spitzenmodell unter den Gaming-Tastaturen einen wuchtigen Preis von 270 Euro* ab. Eine sehr hochwertig verarbeitete und voll ausgestattete Gaming-Tastatur erhaltet ihr für diese Summe allemal. Doch nur wer auf das Premium-Feature der analogen Tasten nicht verzichten mag, hat einen guten Grund 100 Euro mehr auszugeben.

Eingabegeräte
Allround-PC.com Award
02/2021
Razer Huntsman V2 Analog
Empfehlung

Pro

  • Gänzlich neue Möglichkeiten durch analoge Schalter
  • Zweiphasiges Auslösen über einen Schalter
  • Umfangreiche Optionen in Synapse-Software
  • Sehr komfortable Handballenauflage
  • Tolle Mediatasten mit Lautstärkerad
  • USB-3.0-Passthrough
  • Double-Shot PBT-Tastenkappen

Contra

  • Zwei Kabel verursachen unnötigen Kabelsalat
  • Tasten nicht homogen ausgeleuchtet
  • stolzer Preis

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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