Die Logitech MX Creative Console soll Kreativschaffenden bei Videoschnitt, Bildbearbeitung und Co. das Leben erleichtern. Wir haben das Keypad und Dialpad ausprobiert – und teilen unsere Eindrücke mit euch. Kommt Logitech gegen die Konkurrenz an?
Die bunt leuchtenden Keypads von Elgato und Co. dürften dem einen oder anderen beim genaueren Hinsehen im Setup seiner Lieblings-Streamer aufgefallen sein. Die Elgato Stream Decks sind unmissverständlich für die Integration in Streaming-Software wie OBS, Twitch und Co. ausgelegt und steuern mit wenigen Tastendrücken Szenenwechsel, Audioquellen, Overlays und viele weitere Funktionen.
Ein vergleichbares Produkt stellen die Loupedecks (Test) des gleichnamigen finnischen Herstellers dar, die sich allerdings eher an Kreativschaffende richten und die anpassbaren Display-Tasten mit den auf Workflow ausgerichteten MacroPads kombinieren. Doch dessen Expertise hatte sich Logitech bereits vor einiger Zeit gesichert und das Unternehmen übernommen.
Design
Die Logitech MX Creative Console ist eigentlich ein Set aus zwei separaten Komponenten: Dem MX Creative Keypad und dem MX Creative Dialpad. Beide Geräte lassen sich unabhängig voneinander nutzen und frei auf dem Tisch platzieren – je nachdem, wie und wo ihr die beiden nutzen möchtet.

Das MX Creative Keypad ist ein klassisches Tastenfeld mit neun Tasten, unter denen sich beleuchtete Farbdisplays zur Anzeige der verschiedenen Symbole befinden. Darunter gibt es noch zusätzlich zwei unbeleuchtete Tasten zum Wechseln der „Seiten“. So könnt ihr durch verschiedene Profile schalten.
Frei platzierbares Tastenfeld und Regler
Das Keypad kann flach auf dem Tisch liegend oder aufgestellt in einer beiliegenden Halterung genutzt werden, setzt in jedem Fall aber eine Kabelverbindung per USB voraus. Auch das Dialpad passt in die Halterung, funktioniert aber kabellos und durch zwei AAA-Batterien mit einer Laufzeit von bis zu 18 Monaten.
Neben dem großen, geschmeidig laufenden Rad in der Mitte weist das Dialpad außerdem eine Walze zum vertikalen Scrollen sowie vier Tasten mit App-abhängiger Funktion auf. An der Oberseite wird das Pad ein- und ausgeschaltet, ein weiterer Knopf auf der Rückseite wechselt zwischen drei verbundenen Geräten.
Einsatzmöglichkeiten
Die Einsatzmöglichkeiten können für manche Nutzer schon beim Auspacken der Geräte enden: Das Keypad wird per USB-C an den Laptop oder PC angeschlossen, das Dialpad mit seinem Drehknauf kommt hingegen ganz ohne Anschlüsse daher und wird per Bluetooth verbunden. Ältere PCs ohne USB-C-Anschluss und auch viele Desktop-PCs ohne Bluetooth setzen damit den zusätzlichen Kauf eines Adapters voraus.

Praktischer wäre in unseren Augen der Einsatz eines USB-Dongles, schließlich lassen sich viele Mäuse und Tastaturen von Logitech bereits über einen einzigen, gemeinsamen Empfänger verbinden.
Software: Logi Options+
Sind die technischen Grundvoraussetzungen erfüllt, fallen die Anwendungsbereiche der MX Creative Console recht umfangreich aus. Denn über die Software Logi Options+ lassen sich die Funktionen der Tasten und Räder detailreich und sehr genau an individuelle Anforderungen anpassen.

Die Tastenfunktionen, also auch die angezeigten Symbole des Keypads, passen sich automatisch an die aktive Anwendung an. Die kleinen Displays des Keypads zeigen also beispielsweise im Browser oder auf dem Desktop ein anderes Set an Symbolen und Funktionen als in Adobe Premiere oder Photoshop an.
Hohe Kompatibilität zu allen gängigen Anwendungen
Die Kompatibilität zu gängigen Kreativ-Programmen von Adobe ist sehr hoch, andere Anwendungen wie Zoom Meetings, Spotify, Discord oder sogar Philips Hue werden aber ebenfalls unterstützt. Da die Kommunikation zwischen der MX Creative Console und den Programmen über Plugins geschieht, kann Logitech die Kompatibilität in Zukunft praktisch grenzenlos erweitern. Während unseres Testzeitraums wurden bereits installierte Plugins mehrmals per Update um neue Funktionen ergänzt.
Vorgegebene Standardprofile enthalten bereits übliche Funktionen für die meisten Anwendungen, es können aber auch eigene erstellt und auf den durchschaltbaren Seiten hinzugefügt oder ersetzt werden. Die Zuweisung erfolgt schnell und einfach per Drag&Drop, anschließend können eigene Symbole und Texte für die Tasten gewählt werden.

Eine eher versteckte Funktion ist der Actions Ring, eine Taste am Dialpad, über die um den Mauszeiger herum ein Ring aus Funktionen angezeigt wird. Diese Funktionen können ebenfalls für jedes Programm angepasst werden.
Praxiseindruck
Die scheinbar endlose Liste an Funktionen und Tastenkürzeln kann bei Adobe-Produkten schon mal erschlagend wirken. In unserer Redaktion wird hin und wieder ein Schnittrechner von unterschiedlichen Redakteuren genutzt, was bei abweichenden Shortcut-Einstellungen für Verwirrung sorgen kann. Ich selbst schneide zwar häufig, aber nicht jeden Tag Videos, sodass ich mir nur die häufigsten Funktionen auf eigene Tastenkürzel gelegt habe und mich für den Rest lieber durch Menüs klicke.

Das MX Creative Keypad erspart mir mit seinen mehreren Seiten und klar erkennbaren Icons das Auswendiglernen dutzender hin und wieder gebrauchter Tastenkombinationen und trägt so deutlich zum schnelleren Workflow bei. Sehr praktisch ist auch der automatische Wechsel der angezeigten Funktionen beim Wechsel einer App.
Schnellerer Workflow in Premiere und Co.
Nicht nur eine Alternative, sondern eine deutliche Verbesserung stellt dagegen das Dialpad dar. Denn wo ich früher für Lautstärke-, Farbtemperatur- und Lichteinstellungen mit der Maus an Slidern gezogen oder auf der Tastatur genaue Werte eingetippt habe, kann ich nun mit einem präzisen Drehknopf feinste Anpassungen vornehmen.

Auch bei der Navigation durch die Timeline hilft das Dialpad enorm, wenn ich beispielsweise die Walze zum Zoomen oder das große Dial zum Scrollen durch die einzelnen Frames nutze. Noch schneller wird der Workflow durch den Actions Ring, der über eine Taste am Dialpad aufgerufen wird.
Mein Highlight: Der „Actions Ring“
Bei der Videobearbeitung in Premiere Pro müssen wir beispielsweise nicht mehr in das Lumetri-Menü zur Farbanpassung wechseln und uns zur gewünschten Option durchklicken. Stattdessen können wir einfach über das Schnellzugriff-Menü rund um den Mauszeiger Kontrast, Belichtung, Farbtemperatur und Co. anpassen, ohne die Maus mehr als ein paar Millimeter bewegen zu müssen.
Ein eigenes App-Profil ist in Windeseile erstellt, muss aber in vielen Fällen erst mit einem Konto der jeweiligen Anwendung verbunden werden. Danach stehen individuelle Funktionen zum freien Belegen zur Verfügung, beispielsweise lassen sich bestimmte Chat- oder Sprachkanäle in Discord ihrer eigenen Taste zuweisen.
Die Gestaltung der Tastensymbole läuft noch etwas umständlich ab, da jegliche Raster oder Ausrichtungshilfen fehlen. Hier könnte Logitech noch mit einem Software-Update schnelle Abhilfe schaffen.
Fazit
Die Logitech MX Creative Console stellt professionellen Nutzern und Kreativ-Enthusiasten zwei funktionsreiche Werkzeuge zur Seite, die den Workflow erheblich beschleunigen und dabei auch noch spaßig sowie intuitiv gestalten können. Bereits jetzt unterstützt die MX Creative Console durch Plugins zahlreiche Programme für den Arbeits- und Freizeitalltag, in Zukunft könnte der Nutzen von Dialpad und Keypad durch den Plugin-Marktplatz noch erweitert werden.
Preislich befindet sich die MX Creative Console für das Gebotene mit 229 Euro im fairen Rahmen. Kritikpunkte wie das ungenaue Tool zur Gestaltung der Tastensymbole sowie die beiden Verbindungsarten Bluetooth und USB-C lassen sich durch Software-Updates oder den Kauf von Adaptern umgehen.
Pro
- praktische Aktionsrad-Oberfläche
- wertige Verarbeitung
- gute Anpassungsmöglichkeiten in der Software
- viele Plugins und Möglichkeit zur Erweiterung
Contra
- Zwei verschiedene Verbindungsarten + Dialpad nur Bluetooth
- Gestaltungstool für Tasten etwas ungenau
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Kommentieren, Austauschen und Fragen... 2 Kommentare
Zunächst einmal danke für deine Eindrücke und dieses Review.
Ich persönlich habe einige Streamdecks von Elgato im Einsatz, und das, obwohl ich kein Streamer bin. Anfänglich war ich von dieser Hardware überhaupt nicht angetan, erst das XL mit seinen 32 Buttons hat jemandem, der vor allem das Dateimanagement und die „Zugriffsverkürzung“ im Blick hat, ohne, dass ich bei so vielen Programmen die Shortcuts auswendig gelernt habe, konnte mir die Möglichkeiten eröffnen. Und genau da sehe ich bei den Logitech-Pendants, abgesehen davon, dass meiner Einschätzung nach der Markt mit Elgato und Loupedeck sehr gut abgedeckt ist und Logitech demgemäß zu spät kommt, die Stärke(n), dass sie mehr Produkte mit mehr Buttons im Portfolio haben. Bei der Logitech-Konsole muss ich mir zwar nicht mehr merken, welcher Shortcut welche Funktion aufruft, dafür aber, auf welchem der x Ebenen dieser Shortcut sich befindet – das war übrigens anfänglich für mich das Ausschlusskriterium für das „Streamdeck +“, welches nur 8 Buttons hat.
Dazu der recht fürstliche Preis von Logitech innerhalb eines Marktes, bei dem Mitbewerber günstiger sind (Chinaclones) oder aufgegeben haben (Razer, Everest).
Ich würde mich schwer wundern, generierte Logitech mit diesen Produkten eine signifikante Marktdurchdringung…
Wie immer: My2Centz
Hallo Aisn, danke für dein Feedback. Du hast natürlich recht, der Markt ist inzwischen gut bedient. Allerdings steigt Logitech im Grunde nicht als völlig neuer Player ein, sondern baut durch die Übernahme von Loupedeck auf deren Expertise auf und könnte mit seiner großen Markenbekanntheit langfristig für frischen Wind sorgen. Mehr Wettbewerb ist immer gut, auch wenn Logitech mit seinen hohen Preisvorstellungen, wie du schon richtig sagst, den Markt wohl nicht gleich im Sturm erobern wird. Wir sind gespannt, was da noch so kommen mag.
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