Für knapp 120 Euro verspricht Cooler Master mit der MK770 ein ziemlich rundes Tastaturen-Paket, inklusive Funk- und Bluetooth-Verbindungsoptionen sowie Hot-Swap-fähiger Schalter. Im Test klären wir, ob das Feature-Päckchen zu eng geschnürt wurde oder beim Auspacken Spaß bereitet.
Eigentlich wurde die MK770 bereits vor über einem Jahr vorgestellt, bislang stand jedoch nicht fest, ob sie auch in Deutschland verfügbar sein wird. Nun wurde eine Entscheidung gefällt: Die Tastatur ist ab sofort für knapp 120 Euro UVP erhältlich und beispielsweise bei Alternate bestellbar.
Einen Vorbehalt gibt es jedoch bei dieser Verfügbarkeit, denn nur im US- und TC-Layout ist die MK770 mit abriebfesten und höherwertigen PBT Double-Shot-Tastenkappen und optionalen Kailh Box V2 White Schaltern mit clicky Schaltcharakteristik erhältlich. Die QWERTZ-Beschriftung des DE-Layouts wird lediglich in ABS-Kappen eingraviert, die auf lineare V2 Red Schalter gesteckt werden. Dank Hot-Swap-Funktion lassen sich letztere immerhin beliebig austauschen.
Design & Verarbeitung
Die Farboptionen heben die „ultimative mechanische Gaming-Tastatur“, wie Cooler Master sein neues Produkt selbst betitelt, bereits optisch vom durchschnittlichen Konkurrenten ab. Wo viele Tastaturen standardmäßig zunächst im schlichten Schwarz oder neuerdings vermehrt auch in Weiß angeboten werden, wirkt schon die „zurückhaltende“ Variante der MK770 mit einer Kombination aus dunklem Grau, Schwarz und dem charakteristischen Lila sehr abwechslungsreich.
Deutlich bunter, aber sicherlich nicht jeden Geschmack treffend, ist die Option „Macaron“, bei der das Tastenfeld in Türkis-, Rosa- und Gelbtönen gehalten ist. Beide Varianten sind mit anpassbaren RGB-LEDs ausgestattet, die zusätzliche Individualisierungsmöglichkeiten bieten.

Die MK770 ist mit 99 Tasten ausgestattet und darf damit zu den 96-Prozent-Tastaturen gezählt werden. Diese verzichten nur auf sehr wenige, selten gebrauchte Tasten und bieten ein nahezu volles Tastenfeld auf kleinstem Raum, da Abstände zwischen den Tastenblöcken reduziert werden. Dementsprechend bleibt eifrigen Zahlentippern der NumBlock erhalten.
Kompakteres Format, aber mit allen wichtigen Funktionen!
Dennoch sind zahlreiche Tastenkappen mit zusätzlichen Markierungen versehen, die an der Vorderseite auf eine Zweitbelegung per Tastenkombination hinweisen. Diese sind zwar ebenfalls transparent, durch die North-Facing-LEDs kommt an dieser Stelle aber wenig bis gar kein Licht an. Allgemein wirkt die RGB-Beleuchtung etwas unsauber, da auch die vielen Tasten mit umfangreicher Beschriftung nicht gleichmäßig ausgeleuchtet werden.
Erwähnenswerte Design-Besonderheiten sind zweistufig aufstellbare Gummi-Standfüße, ein dahinter verborgenes Dongle-Staufach sowie das gerasterte, aber leichtgängige Drehrad, über das die Lautstärke oder beliebige andere Effekte gesteuert werden können. Das breite Rad lässt sich auch eindrücken, auch diese Funktion kann in der Software verändert und beispielsweise zum Pausieren oder Starten der Wiedergabe genutzt werden.
Die Verarbeitungsqualität der vollständig aus Kunststoff gefertigten Tastatur geht in Ordnung, bis auf eine unsauber lackierte Taste sind uns keine Mängel aufgefallen. Schade ist der Verzicht auf PBT-Tastenkappen, die dem DE-Layout leider verwehrt bleiben.
Funktionen & Akkulaufzeit
Einem aktuellen Tastaturen-Trend folgend, verpasst auch Cooler Master seiner neuesten Tastatur drei wechselbare Verbindungsmodi, die über einen Schalter an der Rückseite gewählt werden: Ganz klassisch per USB-C-Kabel, oder kabellos per Bluetooth 5.1 sowie 2,4-GHz-Dongle. Im Bluetooth-Modus lassen sich bis zu drei Geräte mit der Tastatur verbinden und per Tastenkombination wechseln.
Die Akkulaufzeit wird von Cooler Master nicht direkt angegeben, mit 4.000 mAh stehen der MK770 aber doppelt so viel Kapazität wie der CK721 Wireless zur Verfügung, die etwa 73 Stunden durchhalten soll. Mit klugem Akkumanagement, durch einen optionalen Energie- und Schlafmodus in der Software und Anpassungen der Beleuchtung, lässt sich die Tastatur im 2,4-GHz-Modus problemlos eine Woche ohne Laden nutzen.
Tippgefühl: Solide Schaltergrundlage mit Hot-Swap
Wie bereits eingangs erwähnt, wird die MK770 im DE-Layout nur mit linearen Kailh Box V2 Red geliefert. Diese bieten einen minimal kürzeren Vorlauf- und Gesamtweg als die klassischen Cherry MX Red, zudem fällt die maximale Lebensdauer mit 80 Millionen Klicks etwas geringer aus als bei den beliebten Cherry-Pendants. Beide Unterschiede fallen in der Praxis jedoch kaum ins Gewicht.

Die Kailh-Schalter sind durch mehrere Silikonmatten und die als „Gasket Mount“ bekannten Dichtungen angenehm gedämpft und klingen leise und ohne Federklirren vor sich hin. Positiv fallen die ab Werk geölten Stabilisatoren unter größeren Tasten auf, die anderen Tasten sind hingegen nicht geschmiert und können beim genauen Hinhören für anspruchsvolle Ohren leicht kratzig klingen.
Durch die Hot-Swap-Funktionalität können die Schalter jedoch jederzeit entnommen und bei Bedarf nachträglich mit Schmiermittel behandelt werden. Nötig ist dieser Schritt keineswegs. Auch können Enthusiasten die Kailh-Schalter durch beliebige andere Schalter ihrer Wahl ersetzen. Das PCB unterstützt 4-Pin-Schalter. Im Lieferumfang sind ein Keycap- und Switchpuller sowie ein Set mit acht Kailh Box V2 White Schaltern (clicky) enthalten.
Software: MasterPlus+ störrisch wie eh und je
Keine Überraschungen gibt es bei der Begleitsoftware: Seit Jahren gehört Cooler Masters MasterPlus+ zu den Spitzenanwärtern auf den Titel der bockigsten Peripherie-Softwares. Abstürze, lange Ladezeiten und eine nicht anpassbare Fenstergröße kritisieren wir bereits seit Jahren. Die Hoffnung auf Besserung haben wir inzwischen aufgegeben, doch im Idealfall findet die Software ohnehin nur sehr wenig Anwendung.
Bei der ersten Einrichtung werden nach Belieben der Schlaf- sowie Energiesparmodus, der LED-Leuchteffekt und bei Bedarf die Tastenbelegung sowie Makro-Programmierungen angepasst. Praktisch ist besonders die Belegung des 3-Wege-Rads mit seinen vier Profilen: Nach einem Profilwechsel, durch die Tastenkombination aus FN und den Zahlen 1-4, können die Lautstärke verstellt, ein Video vorgespult und der Beleuchtungseffekt gewechselt werden.
Nach einer gründlichen Ersteinrichtung kann die MasterPlus+ Software dann jedoch ignoriert werden, da sie keine regelmäßig benötigte Funktionen aufweist. Selbst die Akkuanzeige ist ohne genauere Angaben zu Akkustand oder verbleibender Laufzeit nur bedingt hilfreich.
Fazit
Ein Blick auf die beiden ausgefallenen Designs der MK770 dürfte die Betrachter in zwei Lager spalten, doch Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich. Wer sie aber wegen ihrer quietschbunten oder edgy-düsteren Optik links liegen lässt, verpasst eine besonders für Bastler sehr interessante und überraschend günstige Wireless-Tastatur.
Für knapp 120 Euro hat die Cooler Master MK770 moderne Trend-Features wie drei Verbindungsmodi, gedämpfte Tasten und Hot-Swap-Funktionalität zu bieten. Ein fairer Preis, bei dem wir über kleine Schwächen wie die ungleichmäßige Tastenausleuchtung und eine störrische Software hinwegsehen können.
Pro
- Hot-Swap-Funktion
- gedämpfte Schalter
- drei Verbindungsmodi
- drei Geräte per Bluetooth koppelbar
- breites, leichtgängiges 3-Wege-Rad
Contra
- ungleichmäßige Tastenausleuchtung
- fehlerhafte Software
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