20 Jahre nach dem Silentium T2 wagt sich Arctic mit dem Xtender VG wieder in den hart umkämpften Gehäusemarkt. Doch statt auf pure Silent-Power setzt Arctic diesmal auf Show, Airflow und moderne Features wie eine vertikale GPU-Montage. Klingt spannend – aber kann das Xtender VG wirklich mit den Platzhirschen mithalten?
Nicht das erste Gehäuse von Arctic!
Beim Xtender VG handelt es sich tatsächlich nicht um das erste Gehäuse von Arctic. Der Hersteller hatte bereits 2005 mit dem Silentium T2 – damals noch unter dem Namen Arctic Cooling – ein eigenes Gehäuse im Sortiment. Der Name lässt bereits vermuten, dass der Fokus damals auf einem Silent-Betrieb lag. Mit dem Xtender VG konzentriert sich Arctic wiederum stärker auf Design, Hardware-Show und Airflow.
Das Arctic Xtender wird dabei in zwei Varianten angeboten, die sich allerdings nur in einem Punkt unterscheiden. Während im Xtender die GPU regulär montiert wird, umfasst das Xtender VG eine GPU-Halterung zur vertikalen Montage samt PCIe-4-Riserkabel. Beide Versionen werden außerdem in den Farben Schwarz, Mirror Black und Weiß angeboten. Folgende Preise ruft Arctic für die verschiedenen Varianten auf:
- Xtender (Black): 199,99 EUR UVP
- Xtender (Mirror Black): 204,99 EUR UVP
- Xtender (White): 209,99 EUR UVP
- Xtender VG (Black): 219,99 EUR UVP
- Xtender VG (Mirror Black): 224,99 EUR UVP
- Xtender VG (White): 229,99 EUR UVP
Im Folgenden wollen wir das Arctic Xtender VG in Weiß genauer unter die Lupe nehmen. Die große Frage lautet: Klappt der (Wieder-)Einstieg in den Gehäusemarkt, oder sollte sich Arctic lieber auf Kühler und Lüfter konzentrieren?
Design: Fifty Shades of White
Im Kern handelt es sich beim Xtender VG um einen klassischen Midi-Tower mit Showcase-Optik, wie man sie inzwischen in großer Variation am Markt findet. Sowohl die Front als auch das Seitenpanel bestehen aus Temperglas und ermöglichen einen ungehinderten Einblick in das Gehäuseinnere. Das wirkt zwar ganz schick, ein „geknicktes“ Glasteil, wie man es von Jonsbo, Antec oder Cooler Master kennt, wäre jedoch etwas cooler gewesen.

Ein wichtiges Detail: Bei der weißen Farbversion sind die Gläser komplett durchsichtig, wodurch die Hardware besser zur Geltung kommt. Die schwarzen Versionen besitzen wiederum getöntes Glas, durch das lediglich die RGB-Beleuchtung scheint.
Industrieller Look mit viel RGB
Arctic verzichtet beim Xtender auf äußerlichen Schnickschnack und setzt auf ein sehr geradliniges Design, wobei sogar auf klassische Standfüße verzichtet wird. Ihr solltet euch aber unbedingt Gummifüße für das Case besorgen, da Vibrationen ansonsten ungehindert an euren Schreibtisch weitergegeben werden. Geprägt wird die Optik zudem durch markante Lüftergitter am Deckel, der Rückwand und am Stahlseitenteil – für mich macht, das Gehäuse hiermit einen sehr industriellen Eindruck. Unter den Gittern lassen sich engmaschige Staubfilter finden, die magnetisch am Stahl haften.
Im Inneren lässt sich neben den RGB-Lüftern außerdem noch ein interessantes Designelement finden. Vor der Netzteilabdeckung sitzt eine Glasplatte mit Arctic-Logo, die von unten beleuchtet wird. Theoretisch kann die Platte sogar leicht entnommen und ausgetauscht werden, womit das Gehäuse ein wenig personalisiert werden kann.
Eine Kleinigkeit stört mich jedoch am Xtender-Design: Gefühlt jedes Teil kommt in einem anderen Weißton daher! Besonders auffällig ist das an den Lüftern, an den PWM- und ARGB-Kabeln und an verschiedenen Kunststoffelementen. Beim ersten Anblick kam mir nur „50 Shades of White“ in den Kopf – die schwarze Farbversion dürfte hier wohl deutlich einheitlicher aussehen.
Mit einer Größe von 231 × 529 × 529 Millimetern ist das Case ziemlich groß, plant also genügend Platz auf dem Schreibtisch ein. Das I/O-Panel befindet sich im Deckel und umfasst eine Powertaste, einen Klinkenstecker, USB-C sowie zwei USB-A-Ports mit USB-3.0-Geschwindigkeit.

Innenleben: ordentlich Platz für Radiatoren
Eines muss man dem Arctic Xtender lassen: Der Innenraum bietet extrem viel Platz! Unsere ATX-Platine ist in der Mainboard-Kammer fast schon untergegangen, denn das Gehäuse bietet Platz für E-ATX-Mainboards bis 28,5 cm Breite. Nur BTF- oder Project-Zero-Modelle werden leider nicht unterstützt – das wäre dann wohl ein Upgrade für ein zukünftiges Modell.

Grafikkarten können vertikal montiert werden
Zudem bietet es Platz für Grafikkarten mit einer Länge von bis zu 337 Millimetern, wobei die Montage in der VG-Variante vertikal erfolgt. Halterung samt PCIe-4.0-Riserkabel sind dabei bereits vormontiert, müssen aber beim Einbau des Mainboards entnommen werden. Zudem sind Grafikkarten auf drei Slots limitiert. Natürlich kann die Halterung auch entfernt werden, um die Grafikkarte regulär einzubauen.

CPU-Kühler dürfen bis zu 171 Millimeter hoch sein, womit selbst besonders große Luftkühler in der Theorie unterstützt werden. Alternativ bietet das Xtender viel Platz für Wasserkühlung, denn im Deckel lässt sich unter anderem ein 420-Millimeter-Radiator unterbringen. Der Abstand zwischen Mainboard und Deckel fällt zudem ziemlich großzügig aus. Rund 9,5 cm Platz stehen hier zur Verfügung – perfekt also für die Arctic Liquid Freezer III Pro. An der Seite kann ebenfalls ein 420-Millimeter-Wärmetauscher angebracht werden.

Technische Daten im Überblick:
- CPU-Kühler: bis zu 171 mm Höhe
- Grafikkarten: bis zu 337 mm Länge
- Netzteil: ATX-Format, bis zu 200 mm Länge
- Erweiterungsslots: 3x
- 2,5″-Einbauplätze: 4x
- 3,5″-Einbauplätze: 2x
Unter der Netzteilabdeckung lässt sich ein klassischer HDD-Käfig vorfinden, in den bis zu 2× 3,5-Zoll-Laufwerke installiert werden können. Leider erfolgt die Installation ohne Entkopplung. Falls dieser nicht gebraucht wird (was wohl bei den meisten der Fall sein dürfte), kann er mit nur einer Schraube entfernt werden.
Lüfter: Mit bis zu 3.000 RPM!
Out-of-the-Box liefert Arctic das Xtender mit fünf 140-Millimeter-Lüftern aus, von denen drei an der Seite (Reverse) und zwei im Heck sitzen. Explizit verbaut Arctic P14 Pro ARGB (Reverse)-Lüfter, die mit bis zu 3.000 RPM bzw. 2.650 RPM (Reverse) drehen.
Arctic P14 Pro ARGB
- Drehzahl: 600–3.000 RPM / 400–2.650 RPM (Reverse)
- Airflow: 77 cfm
- Luftdruck: 6,8 mmH2O
Die Lüfter nutzen ein Daisy-Chain-System, wodurch alle fünf Lüfter an einem PWM- und einem ARGB-Header am Mainboard angeschlossen werden können. Hier gibt es jedoch ein großes ABER: Wenn alle Lüfter über einen Anschluss laufen, werden die P14 Pro auf 2.650 RPM limitiert. Es empfiehlt sich also, Heck- und Seitenlüfter getrennt anzuschließen und anzusteuern. Optional lassen sich drei weitere 140-Millimeter-Lüfter im Deckel unterbringen. Damit unterstützt das Xtender bis zu acht 140-Millimeter-Lüfter.
Hardware-Einbau
Für den Praxistest haben wir unser Gehäuse-Testsystem in das Arctic Xtender VG eingebaut. Hierfür setzen wir auf einen AMD Ryzen 7 7700X, dessen acht Kerne auf einen festen Takt von 4,5 GHz limitiert wurden, um eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Kombiniert wird der Prozessor mit einem Asus TUF Gaming X670E Plus WiFi und einem be quiet! Pure Rock 2 FX mit maximal 2.000 RPM. Dazu gesellen sich eine KFA² GeForce RTX 4080 SG sowie Kingston Fury Beast RGB DDR5-4800 32 GB Arbeitsspeicher. Als Hauptspeicher kommt eine Asus ROG Strix SQ7 zum Einsatz.
Diese Dinge müsst ihr beim Einbau beachten
Prinzipiell ließ sich unser Testsystem leicht in das Xtender einsetzen; allerdings müssen vorher einige Dinge beachtet werden. Falls ihr ein (E-)ATX-Mainboard verbaut, müsst ihr zunächst die GPU-Halterung entfernen, da die an einem der Mainboard-Abstandshalter fixiert ist. Zudem verdeckt sie die Anschlüsse im unteren Mainboard-Bereich – in unserem Fall HD-Audio, USB 2 und einige weitere Ports.

Ebenfalls wichtig: Falls ihr einen größeren Luftkühler mit Lüfterklemmen benutzt, solltet ihr zuerst die Grafikkarte einbauen. Andernfalls könnt ihr die GPU nicht einbauen, da sie gegen den Kühler stößt. Mit unserem be quiet! Pure Rock 2 FX wurde es schon ziemlich knapp; ein Arctic Freezer 36 dürfte wiederum weniger Probleme verursachen.
Und bei einer Wasserkühlung? Da spielt die Einbau-Reihenfolge zwar keine Rolle, kleinere Einschränkungen gibt es allerdings. Die Schläuche unserer Liquid Freezer III Pro 420 kollidierten ebenfalls mit der GPU. Achtet beim Kauf der VG-Version also unbedingt darauf, ob eure Grafikkarte nicht zu hoch ist. Arctic bietet einen Kompatibilitäts-Check an, dort werden allerdings nicht alle Modelle gelistet.
Der Netzteilschacht ist eng
Der Netzteilschacht ist außerdem etwas eng bemessen. Das Netzteil lässt sich zwar passgenau einsetzen, viel Spiel habt ihr dabei aber nicht. Ihr solltet das Netzteil also langsam und gleichmäßig in das Gehäuse einführen. Wichtig: Das Netzteil kann keine Frischluft von unten anziehen, da der Boden geschlossen ist.
Lob gibt es wiederum für das Kabelmanagement! Hinter dem Mainboard-Tray steht ordentlich Platz zur Verfügung, entsprechende Klettverschlüsse sind im Lieferumfang enthalten.

Temperaturen
Im Praxistest zeigt das Arctic Xtender VG seine Stärken: Mit fixierten 1.000 RPM erreicht die CPU unter Volllast lediglich 71 °C, während die GPU entspannte 60 °C hält. Ohne zusätzliche GPU-Belastung sinkt die CPU-Temperatur auf 60 °C. Drehen die Lüfter schließlich mit voller Leistung, sinken die Werte auf 57 °C (CPU) und 54 °C (GPU). Unter Teillast konnten wir wiederum eine CPU-Temperatur von angenehmen 52 °C messen.
Bei reduzierter Drehzahl platziert sich das Arctic-Gehäuse zwischen dem Fractal Meshify 3 und dem MSI MPG Velox 300R, wobei die Lüfter angenehm ruhig arbeiten. Deutlich beeindruckender ist aber die Leistung bei 2.650 RPM bzw. 3.000 RPM, denn hier kann das Case einen neuen Bestwert erreichen. Das ist aus meiner Sicht kein Wunder – bisher haben wir kein Gehäuse getestet, das mit so starken Lüftern ausgestattet ist. Die Lautstärke ist dafür extrem – einen guten Kompromiss aus Leistung und Lautstärke findet ihr bei rund 1.500.
Fazit: Glückt das Debüt?
Arctic hat mit dem Xtender VG ein echt spannendes Gehäuse abgeliefert, das den Spagat zwischen Showcase-Optik und brachialer Kühlleistung ziemlich gut meistert. Das geradlinige Design mit viel Glas wirkt modern und die vertikale GPU-Montage ist ein nettes Extra; verursachte aber für meinen Geschmack zu viele Probleme bei großen Grafikkarten.
Die Performance ist dafür über jeden Zweifel erhaben: Mit den P14 Pro ARGB liefert das Xtender VG absolute Spitzenwerte, sowohl bei moderaten Drehzahlen als auch am Limit. Klar, bei 3.000 U/min wird das Ding zur Turbine, aber wer die Lüfter klug regelt, bekommt eine ordentliche Kühlung bei geringer Geräuschbelastung geboten.
Mit einem Preis von rund 170 Euro ist das Arctic Xtender VG zwar kein Schnäppchen, ordnet sich aber im preislichen Mittelfeld der Showcase-Gehäuse ein. Das mitgelieferte PCIe-4-Riserkabel macht das Gehäuse preislich immerhin deutlich attraktiver – ein ähnlich großzügiges Case mit Riserkabel wie das HAVN HS 420 VGPU kostet stolze 240 Euro. Wer auf die vertikale GPU-Montage verzichten kann, bekommt das Arctic Xtender für günstigere 140 Euro. Damit ist es ähnlich teuer wie ein be quiet! Light Base 600 LX, bietet jedoch mehr Platz für Radiatoren.
Pro
- extrem hohe Kühlleistung
- fünf vorinstallierte 140-mm-Lüfter mit bis zu 3.000 RPM
- Platz für zwei 420-mm-Radiatoren
- stimmige RGB-Beleuchtung
- zahlreiche klettverschlüsse
- Platz für E-ATX-Platinen
Contra
- Lüfter auf maximaler Drehzahl extrem laut
- keine HDD-Kopplung
- vertikale Grafikkarten-Installation kann Probleme mit CPU-Kühlern verursachen (bei besonders hohen GPUs)
- Netzteil kann keine Frischluft anziehen
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