Mit dem Pure Rock LP hat be quiet einen neuen Top-Blow-Kühler auf den Markt gebracht, der in einem besonders flachen Format daherkommt und sich daher perfekt für kompakte Mini-Gehäuse sowie ITX-Mainboards eignet. Doch trotz der kompakten Maße soll der Kühler eine ordentliche Leistung an den Tag legen und dabei auch noch leise sein. Wir haben den Test gemacht!
Kompakte ITX-Systeme können zwar sehr schick sein, beschränken jedoch die Auswahl eines geeigneten Kühlers. Luftkühler müssen meist sehr flach sein, um überhaupt in das Gehäuse zu passen. Einzige Alternative wäre sonst eine AiO-Wasserkühlung oder eine passive Lösung, die jedoch oftmals nur für sehr stromsparende CPUs infrage kommt. Doch nun bekommt das Segment der superflachen Prozessorkühler mit dem be quiet Pure Rock LP frische Konkurrenz, die ab sofort im Handel für 49,90 Euro UVP verfügbar ist.
Design & Verarbeitung
Be quiet setzt beim Pure Rock LP auf ein schlichtes und modernes Design, wie wir es bereits von einigen Kühlern des deutschen Herstellers kennen. Sowohl der Kühlkörper als auch der Lüfter sind in Schwarz gehalten. Auf den beiden seitlichen Covern ist zudem ein weißes Logo vorzufinden. Als farblicher Akzent sticht lediglich der orange Schriftzug auf dem Lüfter hervor.
Um die geringe Bauhöhe von 45 mm auszugleichen, nutzt der Hersteller jeden verfügbaren Zentimeter (fast schon Millimeter) bis zu den VRM-Kühlern aus. Sowohl in der Breite als auch in der Länge misst der Kühlkörper 92 mm. Das Gewicht wird derweil mit gerade einmal 358 Gramm angebenden, womit der Kühler im Vergleich zu anderen Top-Blow-Kühlern (Test: Dark Rock TF2) fast schon ein Leichtgewicht darstellt.
Auf der Oberseite thront ein 92 mm großer, 15 mm dünner PWM-Lüfter mit 4-poligem Motor, Rifle-Lager und maximal 2.500 Umdrehung pro Minute. Laut be quiet soll der Lüfter über eine Lebenserwartung von 80.000 Betriebsstunden verfügen. Angeschlossen wird er über einen 4-Pin-Stecker.
Durch das quadratische Design und die abschließenden Cover auf zwei gegenüberliegenden Seiten wirkt der be quiet Pure Rock LP wie aus einem Guss. Doch im Inneren sitzen drei 6 mm dicke Heatpipes, welche die Abwärme der 40 x 40 mm großen Kupferplatte zu den 56x Kühlfinnen aus Aluminium transportieren. Laut be quiet ist der Pure Rock LP damit imstande bis zu 100 Watt TDP abzuführen.
Im Allgemeinen macht der Pure Rock LP, wie man es von be quiet gewohnt ist, einen hochwertigen Eindruck. Wir konnten während unseres Tests keinerlei Unregelmäßigkeiten oder scharfe Kanten entdecken. Darüber hinaus verstärkt der schicke gebürstete Aluminium-Look den positiven Gesamteindruck.
Montage
Die Installation des kleinen Luftkühlers geht schnell und einfach von der Hand, wobei die einzelnen Schritte in der Anleitung anschaulich dargestellt werden. Im Gegensatz zu „normalen“ Turmkühlern erfolgt das Verschrauben direkt über die Rückseite des Mainboards. Vorher müssen jedoch zwei Montageschienen auf der Unterseite des Kühlers angebracht werden.
Unterstützt werden hierbei die aktuellen Intel-Sockel LGA 1700, 1200, 115x sowie die AMD-Plattformen AM4 und AM5. Allerdings gilt zu beachten, dass sich der Pure Rock LP primär an CPUs mit moderater TDP richtet. Ihr solltet also nicht erwarten, dass er einen Core i9 oder Ryzen 9 bändigen kann.
Testsystem
Für den Praxischeck haben wir den be quiet Pure Rock LP auf unser aktuelles Kühlertestsystem geschnallt. Allerdings ist der Core i7-12700K mit einer TDP von 125 Watt und einer maximalen Leistung von bis zu 190 Watt ehrlicherweise nicht die optimale Wahl. Wir haben die Power-Limits der CPU im BIOS daher auf 125 Watt festgelegt, nachdem ein erster Testlauf mit fixierten 100 Watt (passend zur TDP-Angabe seitens be quiet) problemlos verlief.
CPU | Intel Core i7-12700K (12 Kerne, max. 5,0 GHz, @125 Watt TDP) |
Mainboard | Asus ROG Z690 Maximus Hero |
Arbeitsspeicher | 32 GB Kingston Fury Beast DDR5-5.200 |
Grafikkarte | KFA2 GeForce RTX 3080 Ti SG |
Netzteil | be quiet! Dark Power Pro 12 1.200 Watt |
Gehäuse | Cooler Master MasterFrame 700 (im Bench-Table-Modus) |
Lüfter | 3 x Arctic BioniX P120 ARGB 120 mm |
Wärmeleitpaste | Arctic MX2 |
Betriebssystem | Windows 11 Home |
Um eine möglichst große Vergleichbarkeit zu ermöglichen, wird die Raumtemperatur während des Tests über eine Klimaanlage bei 21 °C gehalten. Nach einer rund 20-minütigen Aufwärmphase startet die eigentliche Belastungsprobe. Hierfür wird die CPU mittels Prime 95 (Small FTTs-Test) unter Last gesetzt.
Anschließend werden die Temperaturen in einem Zeitraum von 30 Minuten gemessen. Letztlich wird dann der Median aus den Werten gebildet. Abschließend wird der jeweilige Maximalwert ausgewertet. Zum Auslesen der Temperaturwerte verwenden wir HWInfo.
Kühlleistung
In unserem Praxistest überraschte der be quiet Pure Rock LP mit durchaus beachtlichen Temperaturen. Trotz der kompakten Maße schafft es der Kühler, die CPU bei Prime95 auf durchschnittlich 78 °C zu halten. Ähnlich sieht es im Cinebench R23 aus, wo durchschnittlich 87 °C anliegen. Damit kann be quiet den ähnlich großen, aber nicht ganz so leistungsstarken Intel Boxed-Kühler locker in die Tasche stecken. Gegen einen kompakten Tower-Kühler, wie z.B. dem Arctic Freezer i13 X (Test) für 150 Watt TDP, kommt der Pure Rock LP jedoch nicht heran.
Interessant ist darüber hinaus der Blick auf die erzielten Taktraten. Hier ordnet sich der LP-Luftkühler in beiden Benchmarks im soliden Mittelfeld ein. Im Cinebench R23 fehlten ihm tatsächlich nur 100 MHz, um zum Arctic-Modell mit durchschnittlich 4,4 GHz auf den P-Kernen aufzuschließen.
Durch das recht ausfüllende Design kommt der Kühler jedoch sehr nah an umliegende Mainboard-Komponenten heran. Dazu zählen neben VRM-Kühlern auch zusätzliche Aufbauten für M.2-SSDs oder die RAM-Riegel. Im Falle des Asus ROG Z690-I Gaming, ein aktuelles ITX-Board, ist nur wenig Platz zum Entweichen der Wärme.
Positiv lässt sich jedoch die Größe der Kupferfläche und ein insgesamt guter Anpressdruck vermerken. Selbst ein aktueller Intel-Prozessor der 12./13. Generation mit seinem länglicheren Heatspreader passt perfekt unter den be quiet Pure Rock LP.
Lautstärke
Was die Lautstärke anbelangt, macht der Hersteller seinem Namen alle Ehre. Selbst bei maximaler Drehzahl ist der Lüfter vergleichsweise ruhig. Der Lüfter macht sich zwar bemerkbar, startet aber nicht unangenehm wie ein Düsenjet, wenn sich die Drehzahl erhöht. Im Leerlauf ist der be quiet Pure Rock LP nur kaum wahrnehmbar.
Fazit
Kompaktheit schließt Leistungsfähigkeit nicht aus: Be quiet hat es mit dem Pure Rock LP geschafft, einen gelungenen Low-Profile-Kühler auf den Markt zu bringen. Dabei überzeugt das Modell sowohl in Sachen Verarbeitung und nicht zuletzt auch mit seiner Performance.
Der CPU-Kühler ist vor allem für sparsamere Prozessoren in der 65-Watt-Liga geeignet. Der Einsatz auf stromhungrigeren Modellen ist ebenfalls möglich, hier besteht jedoch die Gefahr das Temperaturlimit schneller zu erreichen. Entsprechend sollte der Kühler eher nicht zum Übertakten genutzt werden.
Ihr solltet jedoch auch beachten, dass der Pure Rock LP keine „Kühlwunder“ vollbringt und ggf. auf etwas Airflow im Gehäuse angewiesen ist. Besonders in Kombination mit vollgepackten Mainboards kann es in kompakten Mini-Gehäusen schnell etwas eng werden.
Aktuell ist der Pure Rock LP für knapp 50 Euro verfügbar, womit er vergleichsweise teuer ausfällt. Er orientiert sich damit preislich am Noctua NH-L9 (Test), der nochmals flacher gebaut ist und nur zwei Heatpipes besitzt.
Pro
- gute Kühlleistung
- schlichte Design mit kompakten Maßen
- ruhiger Lüfter
- hochwertige Verarbeitung
Contra
- (vergleichsweise) hoher Preis
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Kommentieren, Austauschen und Fragen... 3 Kommentare
Danke für den Test. Warum testet niemand gegen den direkten Konkurrenten/Platzhirsch Noctua NH-L9 ??? Ich stelle meinen gerne zur Verfügung.
Was ist bitte ein Rifle-Lager?
Eine Art von Lager, die vorwiegend bei Produkten von be quiet zum Einsatz kommt. Konkrete Beschreibungen gibt es nur wenig, das ließ sich fix über Google finden: "Die parallel angeordneten Vertiefungen an der Außenseite des Lagerschaftes sorgen für eine gleichmäßige Zirkulation des hochwertigen Öls und machen den Lüfter sehr leise". Viele Grüße, Leonardo
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