Lenovo verbaut im Yoga Slim 7x Qualcomms neuen ARM-Chip, den Snapdragon X Elite. Damit zählt das 14-Zoll-Notebook zu den ersten Copilot+ PCs und könnte Windows on Arm zu einem Comeback verhelfen. Welche Vor- und Nachteile das mit sich bringt, klärt der Test.
Die ersten Snapdragon-X-Notebooks sind am 18. Juni gestartet, darunter das Lenovo Yoga Slim 7x Gen 9 (14“) und ThinkPad T14s Gen 6. Kürzlich haben wir schon mit dem Asus Vivobook S 15 ein Modell getestet, das den gleichen Chip beinhaltet und ähnlich viel kostet. Lenovo verlangt für das Yoga Slim 7x offiziell 1.399 bis 1.699 Euro. Wir haben für den Test die Vollausstattung für 1.599 Euro erhalten – die teurere Variante kommt mit Windows 11 Pro statt der Home-Edition daher.
Somit kostet die Testkonfiguration etwa so viel wie ein MacBook Pro 14“ mit M3-Chip, generell gibt es in dieser Preisklasse viel Auswahl. Die bisherigen Snapdragon-X-Notebooks rangieren aktuell zwischen 1.100 und 2.100 Euro und ordnen sich demnach in der Oberklasse ein. Einzig beim Speicher unterscheiden sich die verschiedenen Konfigurationen des Yoga Slim 7x.
Snapdragon X Elite ohne CPU-Boost
Wie beim Vivobook S 15 steckt im Lenovo-Notebook die schwächste Variante des Snapdragon X Elite, X1E-78-100. Die 12 CPU-Kerne takten demnach mit bis zu 3,4 Gigahertz und verzichten auf den Dual-Core-Turbo, zudem fällt die GPU-Leistung niedriger als bei der Top-Variante aus. Eine Übersicht dazu seht ihr nachfolgend.

Mit früheren Compute-Chips von Qualcomm hat der Snapdragon X Elite nicht mehr viel gemeinsam. Zu den Highlights zählen die von Nuvia entwickelte Oryon-CPU und die starke Neural Processing Unit mit 45 TOPS. Auch ein Bildsignalprozessor und moderne Funkeinheiten gehören zur Plattform, allerdings erscheinen entsprechende Notebooks mit 5G-Unterstützung voraussichtlich erst Ende 2024. Wie Apples M-Chips basiert der Prozessor auf dem ARM-Befehlssatz, während Intel und AMD auf altbekanntes x86 setzen.
Meine Erfahrungen mit Windows on ARM
Beim Vivobook-Test sind wir bereits auf unsere Erfahrungen mit Windows on ARM eingegangen, daher hier nur die Kurzform: Generell laufen gängige Programme einwandfrei, man sollte jedoch auf eventuelle Kompatibilitätsprobleme bei manchen Anwendungen gefasst sein.
Abseits ausgewählter Benchmark-Programme sind derzeit hauptsächlich einige VPN-Dienste gänzlich inkompatibel – die VPN-Anbieter dürften zeitnah native ARM-Versionen liefern. Die Website armrepo zeigt übersichtlich auf, welche Software nativ unter Windows on ARM funktioniert.
Doch: Was ist mit den Funktionen von Copilot+ PCs? Kurz gefasst sind sie bislang nicht der Rede wert und teilweise noch nicht verfügbar. Besonders bei Recall hat Microsoft kurzfristig einen kleinen Rückzieher gemacht.
Leistungstest
Die Benchmarks wurden mit angeschlossenem Netzteil und Windows-Energieprofil „Beste Leistung“ durchgeführt. Lenovo Vantage bietet keine richtigen Leistungsprofile, sondern nur undefinierte „Modi“, also haben wir die Einstellungen dort auf „Automatisch“ gestellt. Meist blieb das Notebook lautlos oder sehr leise, selbst unter Last drehten die zwei Lüfter nicht störend auf.
Vergleichs-Notebooks
- Asus Zenbook 14 OLED: AMD Ryzen 7 8840HS, Radeon 780M iGPU, 16 GB RAM
- Asus Zenbook Duo: Intel Core Ultra 9 185H, Intel Arc iGPU, 32 GB RAM
- Asus Vivobook S 15 (S5507): Qualcomm Snapdragon X Elite X1E-78-100, 16 GB RAM
Einstellungen
- jeweils „Beste Leistung“-Windowsprofil und maximale Lüfterleistung (wenn möglich)
- Shadow of the Tomb Raider: 1.920 × 1.080, Niedrig-Preset
- Cyberpunk 2077: 1.920 × 1.080, Niedrig-Preset, FSR 2.1 Ausgeglichen
Benchmarks
In den CPU-fokussierten Tests von Geekbench 6 und Cinebench 2024 zeigen die 12 Oryon-Kerne ihre Stärke, obwohl es sich um die schwächste Variante des Prozessors handelt. Vor allem im Cinebench-Multi-Core-Test hängt der X Elite die Konkurrenz ab – Intels aktueller Top-Prozessor ist 38 % langsamer! Ebenso bei Geekbench führt der Snapdragon-Chip die Multi-Core-Tabelle an, bei der Single-Core-Leistung sind die Prozessoren hingegen alle auf Augenhöhe.
Die GPU-Tests fallen weniger zugunsten des Qualcomm-Chips aus. Mit Ausnahme von Wild Life Extreme hinkt er hinterher, vor allem die Gaming-Leistung ist mangelhaft. Für Gaming wurde der X Elite auch nicht entwickelt, zumal es sich hier um die schwächste Variante handelt. Mit neuen Grafiktreibern könnte sich die GPU-Leistung noch etwas verbessern, große Sprünge sind jedoch nicht zu erwarten.
In Microsoft Office liegt der ARM-Prozessor mit den x86-Kontrahenten ziemlich gleichauf. Auf dem Lenovo-Notebook brach der Test leider mehrfach ab, was eher dem Benchmark-Programm anstatt dem Chip geschuldet ist. Das Vivobook-Ergebnis ist wegen der gleichen Chip-Variante repräsentativ, Qualcomm erwartet allerdings für diesen Test Ergebnisse zwischen 6.079 und 6.839 Punkte – offenbar besteht da noch Optimierungsbedarf durch Updates.
Akku: Über 20 Stunden Laufzeit!
Wie beim Snapdragon-Vivobook steckt in Lenovos Notebook ein 70-Wattstunden-Akku. Während Asus mit „über 18 Stunden“ Laufzeit wirbt, gibt Lenovo bis zu 23,8 Stunden bei Full-HD-Videowiedergabe mit 150 NitsIntel Core Ultra 9 185H und 75 Wattstunden hielt 15,5 Stunden durch, das Vergleichsmodell mit AMD Ryzen 7 8840HS und ebenso 75 Wattstunden schaffte rund 17 Stunden Wiedergabezeit.
Helligkeit an. In unserem Test erreichte es dabei bis zu 20 Stunden und 37 Minuten. Das Vergleichs-Notebook mitFür unsere Akkutests betrug die Bildschirmhelligkeit 200 Nits bei voller Bildwiederholrate. WLAN sowie Bluetooth waren deaktiviert, zudem wurden nacheinander die Energieprofile „Ausbalanciert“ und „beste Energieeffizienz“ gewählt. Die üblichen Akkulaufzeit-Benchmarks funktionierten nicht, weshalb stattdessen ein lokales Full-HD-Video auf Dauerschleife abgespielt wurde, bis der Akku leer war.
Insgesamt kommt die Akkulaufzeit dem 15 Zoll großen MacBook Air mit M3 ziemlich nahe, unter Last ist der Snapdragon-Chip aber deutlich ineffizienter. Gegenüber der x86-Konkurrenz verbraucht der hier verbaute Snapdragon X Elite bei niedriger Auslastung weniger Strom, demnächst starten allerdings Notebooks mit den neuen Prozessorserien Ryzen AI 300 und Lunar Lake – besonders Intels kommende Serie verspricht eine hohe Energieeffizienz.
Design: Hochwertig und verdammt flach!
Beim Design hat Lenovo nicht Neues gewagt, denn es sieht anderen Yoga-Modellen zum Verwechseln ähnlich aus. Mit Abmessungen von 32,5 × 22,51 × 1,29 Zentimetern fällt das Notebook angenehm kompakt und vor allem ziemlich flach aus. Zudem ist es lediglich 1,28 Kilogramm leicht. Das Metall-Gehäuse wirkt mit seinen abgerundeten Ecken und dem dunkelblauen „Cosmic Blue“-Finish hochwertig, doch leider ist es sehr anfällig für Fingerabdrücke.
Seitlich fällt direkt der Mangel an Anschlüssen auf. Es gibt dreimal USB4 (40 Gbps) mit Power Delivery und DisplayPort-Funktion, sonst nichts. Selbst eine Klinkenbuchse fehlt. Im Lieferumfang befindet sich immerhin ein Dongle mit Klinkenbuchse, HDMI, VGA und einem USB-A-Anschluss (5 Gbps). Das Netzteil verwendet ebenso USB-C, blockiert also beim Laden einen der drei Anschlüsse.
USB-C ist die Zukunft, aber nicht immer praktikabel!
Persönlich hätte ich mir hier mehr als nur USB-C gewünscht, schließlich bewirbt Lenovo das Modell besonders für Kreative – die müssen eben mal einen Monitor oder eine SD-Karte verbinden und ohne Dongle geht es bedauerlicherweise nicht. Das Asus Vivobook S 15 ist in dieser Hinsicht aufgrund zahlreicher Anschlüsse weitaus praktischer. Gefunkt wird mit Wi-Fi 7 sowie Bluetooth 5.3, rein technisch müsste das Funkmodul sogar Bluetooth 5.4 beherrschen.
Erwähnenswert sind noch die seitliche Power-Taste und der Schieberegler zum Aktivieren oder Deaktivieren der Webcam. Anstelle eines Fingerabdrucksensors bietet das Yoga Slim 7x Infrarotsensoren an der Webcam für Windows Hello. Die kleine Full-HD-Kamera liefert eine wirklich gute Bildqualität, im Vergleich zu anderen Webcams wirkt das Bild aber recht blass.
Tolle Tastatur mit angenehmem Tippgefühl!
Ergänzt wird dies durch gute Eingabegeräte. Die Tastatur bietet ein angenehmes Tippgefühl und laut Herstellerangabe 1,5 Millimeter Tastenhub. Tastaturen sind zwar Geschmackssache, doch meiner Meinung nach hebt sich das Yoga Slim 7x in diesem Aspekt positiv von anderen Snapdragon-Notebooks wie dem Vivobook S 15 und Galaxy Book 4 Edge ab. Zudem ist die weiße Hintergrundbeleuchtung hell und einheitlich.
Das darunter befindliche Touchpad fällt überdurchschnittlich groß aus, ermöglicht eine präzise Bedienung und hat eine gute Handballenerkennung. Das Klickgefühl ist okay, könnte jedoch hochwertiger sein.
Lenovo verbaut zwei nach oben und zwei nach unten gerichtete Lautsprecher, die Dolby Atmos unterstützen. Sie sorgen für eine gute Klarheit und Räumlichkeit, allerdings lässt die Dynamik (vor allem der Bass) zu wünschen übrig.

Der Arbeitsspeicher ist fest verlötet, wahlweise kommen 16 oder 32 Gigabyte LPDDR5X mit 8.448 MT/s zum Einsatz. Die PCIe-4.0-SSD lässt sich hingegen austauschen, aber es passen aufgrund der Platzierung nur kurze M.2-2240-Modelle auf das Board. Beim Testgerät war eine 1-TB-SSD von Micron verbaut, die lesend maximal 5.165 MB/s und schreibend 4.700 MB/s erreichte.
Grandioses OLED-Display
Neben dem Snapdragon-Chip ist der 14,5 Zoll große OLED-Bildschirm ein Hauptmerkmal. Er löst in 3K bzw. mit 2.944 × 1.840 Pixeln auf und ist im 16:10-Format gehalten. Die Oberfläche wird durch Glas geschützt und unterstützt Touch-Eingaben. Zusätzlich gibt es eine Bildwiederholrate von 90 Hertz und vorinstallierte X-Rite-Farbprofile für eine akkurate Farbdarstellung. Lenovo wirbt diesbezüglich mit vollständiger DCI-P3-Abdeckung und Delta-E <1.
Auch die Helligkeit kann sich sehen lassen. Laut Datenblatt sind maximal 1.000 Nits möglich, im Normalbetrieb (SDR) hingegen 500 Nits. Bei SDR-Vollbildweiß zeigte unser Messgerät maximal 475 Nits an, in HDR
waren es 924 Nits bei zehnprozentigem Weißanteil und 715 Nits bei Vollbildweiß. Kurzum: Das Display ist erstklassig.Fazit
Das Lenovo Yoga Slim 7x mit Snapdragon bietet ein rundes Gesamtpaket: Viel Leistung, ein Top-Display, gute Eingabegeräte und ein schlankes Design. Dazu gibt es vollwertiges USB4, nur ist man leider für jegliches Zubehör ohne USB-C auf Dongles oder Dockingstationen angewiesen.
Die Akkulaufzeit ist zweifelsfrei ein Kaufargument, jedoch schneiden die gewählten Vergleichs-Notebooks nicht massiv schlechter ab und effizientere x86-Prozessoren stehen kurz bevor. Zu guter Letzt fällt das Yoga-Notebook ziemlich teuer aus, selbst unter den ohnehin kostspieligen Snapdragon-Modellen. Das tolle OLED-Display ist für den Preis angemessen, ansonsten finde ich die Preisspanne von 1.399 bis 1.699 Euro aber etwas zu hoch angesetzt.
Pro
- erstklassiges OLED-Display
- schlankes, leichtes Gehäuse
- sehr lange Akkulaufzeit
- gute Eingabegeräte
- hohe Systemleistung
- vollwertiges USB4
Contra
- schwache Grafikleistung
- eingeschränkte Software-Kompatibilität
- verlöteter Arbeitsspeicher
- keine Anschlüsse außer USB-C
- anfällig für Fingerabdrücke
- hoher Preis
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