Das Marshall London besitzt keinen Super-Prozessor, keine extrem hochauflösende Kamera und schon gar kein gebogenes Display. Und dennoch erregt das Smartphone des Herstellers von Verstärkern und anderen Audio-Lösungen viel Aufsehen, gerade weil es auf derlei High-End-Technik verzichtet und sich ganz der Musik verschreibt. In unserem Test zeigen wir, ob das Smartphone für Audiophile dem Hype gerecht wird.
Technische Daten
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 410, 1.2 GHz Quad Core |
Arbeitsspeicher | 2 GB |
Interner Speicher | 16 GB, erweiterbar |
Displaydiagonale | 4,7 Zoll, IPS |
Auflösung | 720p HD |
Konnektivität | WLAN a/b/g/n, Bluetooth 4.1 |
Kameras | Haupt: 8 MP mit Autofokus, Front: 2 MP |
Akku | 2500 mAh, austauschbar |
Betriebssystem | Android 5.0.2 Lollipop |
Abmessungen | 140,45 x 70,25 x 9,45 mm |
Gewicht | 145 g |
Besonderheiten & Anschlüsse | Nano-SIM, Micro SD, Micro USB, 2x 3,5 mm Klinke |
Preis | 549 Euro |
Lieferumfang
- Marshall London Smartphone
- Marshall In-Ear Kopfhörer
- Micro-USB-Ladekabel
- Netzadapter
Design & Verarbeitung
Das Marshall London punktet mit seinem auffälligen Design, welches den Verstärkern nachempfunden ist, für welche die Firma so bekannt ist: Der schwarze Grundton wird durch weiße Rahmen und kleinere, goldene Komponenten aufgefrischt, schwarze Flächen werden entweder mit einem Muster in Lederoptik oder einem Rauten-Profil bedeckt, welches sogar auf dem Ladekabel zu sehen ist. Damit bietet das Marshall London bereits bei der Wahl von Design und Material mehr Abwechslung als die meisten Smartphone-Riesen der vergangenen Jahre, welche sich firmenübergreifend auf ein schlichtes 0815-Design mit Aluminiumgehäuse einzupendeln scheinen. Mit seinem betont anderen Design setzt sich das Marshall London betont von leistungsorientierten High-End-Geräten ab, welche ihren Fokus vorzugweise auf die Qualität der Kamera oder die Stärke der verbauten Hardware legen. So verzichtet das Musik-Smartphone auf eine betont schlichte und unscheinbare Lautstärkewippe und verwendet stattdessen ein auffälliges, goldenes Lautstärkerad aus Metall. Darüber befindet sich der runde Powerbutton, andere Knöpfe oder Kartenschnittstellen suchen wir auf den linken und rechten Rändern vergebens. Der microSD- und Nano-SIM-Kartenslot liegt im Inneren, den einzigen weiteren Knopf hat Marshall auf der Oberseite platziert.
Optisch macht das London einiges her: Wie üblich setzt Marshall auf den bekannten Gitarrenverstärker-Look mit Lederimitat und Goldelementen
Besagte Oberseite dürfte für viele Smartphone-Nutzer erneut einen ungewohnten Anblick bieten: Der mittig platzierte, goldene M-Button dient als Schnellzugriff-Taste für Musik-Apps, links und rechts davon finden wir gleich zwei – ebenfalls golden eingefärbte – 3,5-mm-Klinkenanschlüsse. Das Marshall London ist sehr gut verarbeitet und macht mit seinem einzigartigen Design und all den kleinen, optischen Details einen äußerst hochwertigen Eindruck. Zu diesen Details zählt etwa auch das stoffummantelte Ladekabel, welches ebenfalls mit dem Gitarrenverstärker-Profil geschmückt ist. Beim Laden fällt jedoch auf, dass das Ladegerät ein unangenehmes Fiepen von sich gibt. Im Alltag fällt auf, dass der Powerbutton sehr leicht auslöst, so kam es vor, dass sich das Marshall London beim Treppensteigen durch ein versehentliches Betätigen dieses Knopfes einfach ausschaltete. Auch das Lautstärkerad könnte unserer Meinung nach ein wenig schwergängiger gerastert sein, um nicht beim bloßen Hervorholen aus der Hosentasche die Lautstärke herunterzudrehen. Aber das ist schon Kritik auf hohem Niveau.
Mit seinem Lautstärkerad, zwei Kopfhöreranschlüssen und dem M-Button outet sich das Marshall London unmissverständlich als Musik-Smartphone
Aber da ein Musik-Smartphone ohne Kopfhörer letzten Endes nur ein Smartphone ist, hat Marshall dem London selbstredend ein Paar In-Ear-Kopfhörer beigelegt. Anders als bei anderen Herstellern finden wir im Lieferumfang nicht das günstigste Modell des hauseigenen Kopfhörer-Sortiments, sondern die Marshall Mode In-Ears im Wert von 60 Euro.
Leistung & Bedienung
„Marshall London könnte das wohl lauteste Smartphone auf der Erde sein“. So in etwa lässt sich einer der Werbe-Texte zum Musik-Smartphone übersetzen, und damit nimmt Marshall den Mund definitiv nicht zu voll: Die beiden frontgerichteten Lautsprecher machen ordentlich Krach, was bei einem Smartphone aus diesem Hause kaum jemanden wundern dürfte. Sogar der Bass ist gut vernehmbar, was bei einem Smartphone keine Selbstverständlichkeit ist. Marshall reibt uns dieses Detail mit dem vorgespeicherten und besonders bassbetonten Beispiel-Song London Calling regelrecht unter die Nase. Der aptX-Codec unterstützt die verlustfreie Audioübertragung via Bluetooth und auch das unkomprimierte FLAC-Dateiformat wird vom London unterstützt. Hinzu kommt mit dem Cirrus Logic WM8281 Audio Hub eine allgemein höhere Auflösung bei der Musikwiedergabe. Im Audio-Bereich ist das Marshall London damit mehr als gut ausgestattet, doch wie sieht es bei der sonstigen Hardware aus? Hier fällt das London deutlich hinter aktuellen Geräten zurück und reiht sich etwa auf dem Niveau des CAT S40 ein, einem weiteren Smartphone, welches sich seiner technischen Anspruchslosigkeit bewusst ist und sich dessen keineswegs schämen muss. Als Prozessor kommt ein Qualcomm Snapdragon 410 Quad-Core-Prozessor mit 1,2 GHz zum Einsatz, der Arbeitsspeicher beträgt 2 Gigabyte. Auch der interne Speicher fällt mit 16 Gigabyte wenig spektakulär aus, lässt sich aber per microSD-Karte erweitern.
Technisch gibt das Marshall London definitv nicht den Ton an, doch Hardware ist bei diesem Smartphone ohnehin Nebensache
Der herausnehmbare Akku trägt die Aufschrift „Long live Rock’n’Roll“, mit 2500 mAh Akkukapazität lebt Rock’n’Roll in diesem Falle jedoch nicht wesentlich länger als der aktuelle Standard-Akku. Das 4,7-Zoll-Display setzt auf einfache HD-Auflösung, die Helligkeit könnte etwas höher ausfallen. Als Betriebssystem kommt Android 5.0.2 Lollipop zum Einsatz.
Das schwarz-weiß-goldene Design macht bereits bei einem Gerät alleine einiges her, doch die Kombination mit anderen Marshall-Produkten wie dem Major II sieht ebenfalls blendend aus
Erklärung zu den Diagrammen: Wenn ihr die Maus auf einen Balken bewegt, wird euch der Produktname und die erreichte Punktzahl angezeigt. Um die Ansicht übersichtlicher zu gestalten, könnt ihr für euch uninteressante Produkte mit einem Klick auf den Produktnamen unterhalb des Diagramms ausblenden.
Der M-Button auf der Oberseite dient als Schnellzugriff auf die allgemeine Musik-App, von welcher aus wir die Wiedergabe steuern, egal welche App als Ausgabequelle dient. Mit dem integrierten „Global Equalizer“ werden EQ-Einstellungen auf alle anderen Apps und Audioquellen übertragen. Wer allerdings viel mit seinem Smartphone Musik hört und sich an die schnelle Bedienung seiner Standard-App, Spotify zum Beispiel, gewöhnt hat, der findet auch ohne M-Button schnell zu seiner App. Besonders wer oft zwischen unterschiedlichen Spotify-Playlists wechselt, wird bald wieder die altgediente App nutzen, da sich solche App-spezifischen Funktionen nicht mit der Marshall-App bedienen lassen. Per Druck auf das praktische Lautstärkerad gelangen wir ohne Umstände in den Kamera-Modus, allerdings fällt deren Qualität mit 8 Megapixel und 2 MP auf der Vorderseite weniger bahnbrechend aus.
Teilen macht Spaß: Musik-Sharing dank Doppelausgang
Die beiden Audio-Ausgänge können wahlweise zwei Kopfhörer oder sogar Mikrofone aufnehmen. Schließen wir einen zweiten Kopfhörer an, wird, ähnlich wie beim Marshall Major II, die Lautstärke etwas herunter geregelt. Anschließend können wir die Lautstärke für beide Anschlüsse jedoch separat in der Software regeln. Zwei Mikrofone an Ober- und Unterseite des Marshall London sind in der Lage, die Qualität von Gesprächen und Stereoaufnahmen durch aktive Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen deutlich zu verbessern.
Fazit
Das Marshall London schreibt sich nicht auf die Fahne, mit leistungsstarken High-End-Smartphones mithalten zu können. Wird der technische Aspekt einmal außen vor gelassen, haben wir es hier aber mit einem Smartphone zu tun, das wortwörtlich seinesgleichen sucht: Vom auffälligen und sehr gelungenen Design, über innovative Bedienelemente bis hin zu seinen vielfältigen Audio-Lösungen macht das Marshall London vieles nicht nur anders, sondern teilweise besser als die Konkurrenz. Ob diese speziellen Features einen Preis von stolzen 549 Euro rechtfertigen, bleibt hingegen fraglich, zumal Standard-Features wie die Kamera deutlich zu kurz kommen. Auch könnten Details wie der fehleranfällige Powerbutton und das Lautstärkerad ein wenig mehr Feinschliff vertragen, um diesem Preis gerecht zu werden. Doch obwohl das Marshall London technisch nicht mit aktuellen High-End-Smartphones zu vergleichen ist und es das eine oder andere Manko aufweist, zeichnen wir es für besondere Innovation hinsichtlich Design und Features mit einer Kaufempfehlung aus.
Pro | Contra |
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Both front and back camera tunings will be improved with the next round of firmware updates.
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