Test: Xiaomi Mi 9T – Der Preis-Leistungs-König?

Alternative Mi 9-Version mit Vor- und Nachteilen
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Das Xiaomi Mi 9T knüpft offensichtlich an das Preis-Leistungs-starke Mi 9 an, der Ableger ist trotz 100 Euro geringerem Preis jedoch nicht unbedingt als Lite-Modell zu verstehen. Warum andere Hersteller weiterhin einiges von Xiaomi lernen können, erfahrt ihr in diesem Test.

Übersicht

Ist es ein Pro-Modell? Ist es ein Lite-Modell? Nein, es ist… das Xiaomi Mi 9T. Wohin die Reise der T-Serie gehen soll, kann niemand so recht sagen. Einerseits positioniert sich das Mi 9T technisch klar unter dem Original (Hier zum Mi 9 Test), kommt es doch mit einem schwächeren Snapdragon 730 SoC aus, gegenüber dem äußerst potenten Snapdragon 855. Auch der Preis ist 100 Euro niedriger angesetzt.

Dafür bringt es jedoch die coole „Popup-Kamera“ mit, die beim Einschalten des Selfie-Modus aus dem Gerät herausfährt. Und dabei nicht genug, denn das Mi 9T bietet mit 4.000 mAh sogar einen deutlich stärkeren Akku, was für eine Lite-Version sehr unüblich wäre.

Weil es bis hierher noch nicht kompliziert genug war, ist inzwischen tatsächlich ein Xiaomi Mi 9T Pro erschienen. Dieses kostet 425 Euro, ordnet sich preislich also in etwa zwischen Xiaomi Mi 9 und Xiaomi Mi 9T ein. Das Xiaomi Mi 9T Pro kombiniert einige Stärken beider Modelle, darunter den größeren Akku des Mi 9T und den schnellen Qualcomm Snapdragon 855 Prozessor des Xiaomi Mi 9.

Lieferumfang

Design & Verarbeitung

Obwohl der fast identische Produktname anderes vermuten lässt, hat sich tatsächlich einiges am Design des ursprünglichen Mi 9 geändert. Auf den ersten Blick sind sich die Geräte noch recht ähnlich, für die ersten Unterschiede muss allerdings nicht lange gesucht werden. Der markanteste Unterschied liegt am oberen Bildrand – oder auch nicht, denn wo das Mi 9 eine sogenannte „Wassertropfen“-Notch für die Frontkamera verwendete, weist das Mi 9T einen schönen, geraden Bildrand auf. Die Frontkamera der T-Variante ist ins Gehäuseinnere gewandert und fährt bei Aktivierung oben aus dem Gerät heraus.

Bereits das Mi 9 war mit seinem 6,39 Zoll AMOLED-Display im 19:9 Format ein äußerst hübsches Smartphone. Das Mi 9T greift diese Aspekte auf und setzt mit seinem völlig von jeglichen Notches befreiten Bildschirm noch eins drauf. Dank Full HD+ Auflösung (2.340 x 1.080 Pixel) werden Inhalte gestochen scharf und darüber hinaus mit überzeugender Farbtiefe dargestellt. Auch dass Xiaomi an dieser Stelle nicht vom hochwertigen Samsung-Display abgewichen ist, hebt die T-Variante gleich mehrere Ligen über die üblichen Lite-Ableger und Mittelklassegeräte anderer Hersteller.

Xiaomi-Mi-9T-Smartphone-3Das helle und hochauflösende AMOLED-Display bleibt auch dem Mi 9T erhalten

Wir konnten eine durchschnittliche Helligkeit von 406 cd/m² feststellen, was in etwa dem Standard entspricht. Auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen bleibt der Bildschirm gut ablesbar und gibt Farben sowie Kontraste auch bei unterschiedlichen Blickwinkeln stehts sehr gut wieder.

Wie das originale Mi 9 ist auch das Mi 9T als Variante mit schimmerndem Laser-Finish auf der Rückseite erhältlich. Wo es beim Vorgänger ein wahlweise blauer oder violetter Perllack-Effekt war, stehen neben einer Carbonfaser-Optik die Varianten „Flame Red“ oder „Glacier Blue“ zur Auswahl. Durch den Schimmer-Effekt erinnern diese tatsächlich sehr an Flammen oder rissiges Eis.

Alle Unterschiede zwischen Mi 9 und Mi 9T haben wir auch in unserem Vergleichsvideo zusammengefasst:


Dem Mi 9T liegt außerdem eine Softtouch-Schutzhülle bei, die zwar sehr schlicht gehalten ist, aber angenehm in der Hand liegt. Angesichts der rutschigen Glas-Rückseite ist der Einsatz einer solchen rutschsicheren Hülle sehr zu empfehlen.

Zwar kommt auch das Mi 9T ohne SD-Kartenleser aus, einen riesigen Vorteil gegenüber dem Mi 9 bietet es jedoch. So werden Musikliebhaber über einen 3,5-mm-Klinkenanschluss an der Oberseite jubeln, über den sich ein klassisches Kopfhörerpaar ohne lästigen Typ-C-Adapter verbinden lässt.

Technik & Features

Der wohl größte „Rückschritt“ des Mi 9T – wenn man ihn so nennen mag – liegt im verbauten SoC. Denn wo das Mi 9 einen topaktuellen Snapdragon 855 Octacore verwendet und somit auf beachtliche Prozessorleistung zurückgreifen kann, handelt es sich in diesem Fall um einen Snapdragon 730. Dieser Octacore-Chip kommt mit einer schwächeren Grafikeinheit aus und wird in so ziemlich allen Punkten vom Highend-Modell überboten.

ModellXiaomi Mi 9T
3DMarkSling Shot Extreme OpenGL ES 3.1: 2175
Sling Shot Vulkan: 2039
AnTuTu208898
Geekbench 4Single Core: 2554
Multi Core: 6917
HelligkeitØ406 cd/m²

Dennoch kann der Snapdragon 730 im Alltagstest durchaus überzeugen. Aktuelle Spiele wie Asphalt 9 oder das MOBA Arena of Valor liefen völlig flüssig über den Bildschirm, ohne jegliche Anzeichen von Rucklern. Arbeits- und Gerätespeicher des Mi 9 bleiben unverändert, auch hier gibt es 6 GB RAM und wahlweise 64 GB oder 128 GB nicht erweiterbarer Speicher. Besonders beachtlich ist der Akku, dessen 4.000 Milliamperestunden einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Referenzmodell darstellen. Leider unterstützt das Gerät kein Wireless Charging und auch QuickCharge 4.0 muss der Version 3.0 weichen. Dennoch steht der Akku problemlos einen ganzen Tag intensiver Nutzung durch und wird anschließend per USB-C-Anschluss mit bis zu 18 Watt relativ flott wieder aufgeladen.

Xiaomi-Mi-9T-Smartphone-5Frei von optischen Fingerabdrucksensoren, lässt sich das Mi 9T per Scanner unterhalb des Displays oder Gesichtserkennung entsperren

Auch das Mi 9T verzichtet auf einen optischen Fingerabdrucksensor zum Entsperren des Gerätes und verwendet stattdessen die moderne Lösung unterhalb des Displays. Dieser funktioniert recht zuverlässig, wirkt jedoch insgesamt etwas weniger präzise als das optische Pendant. Alternativ lässt sich das Smartphone auch per Gesichtsentsperrung freischalten, was bei unserem Test fehlerfrei funktionierte. Allerdings ist diese Methode beim vorliegenden Gerät deutlich langsamer als bei vergleichbaren Modellen, da zunächst die Frontkamera ausgefahren werden muss.

Kamera

Zwar kann sich das Mi 9T nicht mit einem hochpotenten Sony IMX586 Sensor brüsten, dürfte innerhalb seiner Preisklasse jedoch ein starker Anwärter auf den Kamera-Thron sein. Mit einem Triple-Setup, bestehend aus einer 48-Megapixel-Hauptkamera, einem 13-Mp-Weitwinkel- und einem 8-MP-Teleobjektiv, bietet das Mi 9T bemerkenswerte Anwendungsmöglichkeiten.

Und die Ergebnisse können sich definitiv sehen lassen. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Autofokus zu, der in den meisten fällen auch bei schnellen Aufnahmen aus der Hand mühelos gelungene Bilder sicherstellt. Während bei vielen Mittelklasse-Smartphones des öfteren manuell Helligkeit und Fokus nachjustiert werden wollen, liefert das Mi 9T mit sehr wenigen Ausnahmen auf Anhieb tolle Fotos mit korrekter Farb- und Lichtwiedergabe.

schlechtes-Licht-Mi-9T
Nacht-Mi-9T

Bilder mit und ohne Nachtmodus unterscheiden sich wie.. Tag und Nacht?

Auch bei schlechten Lichtverhältnissen macht die 48-MP-Linse nicht schlapp. Im Gegenteil sorgen Aufnahmen mit dem Nachtmodus für einen regelrechten „Wow!“-Effekt durch nachträgliche Szenenausleuchtung ohne allzu viel Bildrauschen. Anders als bei weniger ausgereiften Varianten muss hierzu nicht erst das Stativ hervorgekramt werden, brauchbare Aufnahmen gelingen auch mühelos aus der Hand.

Portrait-Mi-9TBokeh-Aufnahmen mit dem Portraitmodus punkten durch hübsche Tiefenunschärfe und auch die Kantenerkennung funktioniert meistens fehlerfrei…

Kantenerkennung-Mi-9T…wie gesagt: meistens

Besonders beachtlich: Bei Marcels Vergleichstest mit dem Samsung Galaxy A80 schnitt die Frontkamera des Mi 9T subjektiv betrachtet sogar besser ab. Dabei handelt es sich bei der „Frontkamera“ des A80 um dessen vorwärts gerichtete 48-MP-Hauptkamera! Das mechanische Surren der herausfahrenden Popup-Kamera mag beim einen oder anderen womöglich die Sorge erwecken, der Spaß wäre nicht von langer Dauer. Doch die laut Herstellerangaben soll die Frontkamera des Xiaomi Mi 9T über 300.000 Mal fehlerfrei ein- und ausfahren können. Auch Fraktion „Spiderman-App“ muss sich keine allzu großen Sorgen um die Langlebigkeit der empfindlich wirkenden Periskop-Kamera machen: Denn damit das Modul nicht beim ersten Herunterfallen abbricht, fährt die Selfie-Kamera sofort automatisch ein, sobald das Smartphone aus der Hand gleitet.

Wie gut sich das Mi 9T gegenüber dem Galaxy A80 schlägt, könnt ihr im aktuellen Cubetube-Video sehen:


Fazit

Das Xiaomi Mi 9T darf unterm Strich nicht als abgespeckte Lite-, sondern schlicht als alternative Version des Mi 9 gesehen werden. Denn trotz schwächerem Snapdragon-Chip erbt das T-Modell viele seiner großen Stärken in ebenbürtiger oder unwesentlich abgeschwächter Form. Der Snapdragon 730 Octacore-Chip zieht im Benchmark-Vergleich gegenüber seinem deutlich neueren Gegenstück, dem Snapdragon 855, klar den Kürzeren. Bei Alltagsanwendungen und Mobile Games kann der Qualcomm-SoC dennoch eine gute Figur machen.

Das große, helle AMOLED-Display mit scharfer Full HD+ Auflösung, In-Display Fingerabdrucksensor und 4000 mAh Akkukapazität sind dafür Eigenschaften, die eigentlich der Flaggschiff-Kategorie zuzuordnen wären. Ein kleines Highlight ist auch die ausfahrbare Frontkamera, welche beim versehentlichen Fallenlassen automatisch einfährt. Die Aufnahmen der Teleskop-Selfiekamera können sich sehen lassen und konnten im Vergleichstest sogar die drehbare Kamera des Samsung Galaxy A80 mit 48 MP schlagen.

Ein derart hochwertiges Gerät mit tollem Display, großem Akku, starker Triple-Kamera und vielen Zusatzfunktionen wie der Gesichtsentsperrung zum Preis von nur 359 bzw. 399 Euro?* Einen deutlicheren Kandidaten für unseren Preis-Leistungs-Award haben wir in dieser Preisklasse schon seit dem Honor View 20 nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Wer etwas mehr Leistung benötigt, greift stattdessen zum Xiaomi Mi 9T Pro: Der direkte Nachfolger basiert in nahezu jeder Hinsicht auf dem Xiaomi Mi 9T, bietet also den gleichen Bildschirm, die gleiche Akkukapazität und auch das Kameramodul wurde nicht angerührt. Mit Snapdragon 855 von Qualcomm ist die Pro-Variante darüber hinaus aber mit einem deutlich leistungsstärkeren Prozessor ausgestattet, der auch aktuelle und aufwändigere Spiele mühelos bewältigt und somit den womöglich größten Schwachpunkt des Mi 9T ausgleicht.

Smartphones
Allround-PC.com Award
08/2019
Xiaomi Mi 9T
Preis-Leistung

Pro

  • tolles Preis-Leistungs-Verhältnis
  • scharfes AMOLED-Display mit knackigen Farben
  • großer Akku und QuickCharge
  • Klinkenanschluss
  • schicke und praktische Popup-Kamera
  • Vielseitige und leistungsstarke Triple-Kamera

Contra

  • kein SD-Kartenslot
  • keine Stereolautsprecher
  • keine optische Bildstabilisierung für Fotos

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Beitrag erstmals veröffentlicht am 07.08.2019

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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