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Xiaomi Mi 11 Ultra: Die beste Smartphone-Kamera der Welt?

Das Telefon mit dem Monsterbuckel im Foto-Test
Xiaomi Themen
Xiaomi Mi 11 Ultra
Das Xiaomi Mi 11 Ultra belegt aktuell den Thron um die beste Smartphone-Kamera. Doch mit den großen Versprechungen gibt es auch hohe Ansprüche. Ob der Hype gerechtfertigt ist, wollen wir in diesem Test herausfinden.

Erst vor kurzem wurde das Xiaomi Mi 11 Ultra für den deutschen Markt präsentiert und mit einem Euro-Preis versehen: 1.199 Euro verlangt der chinesische Hersteller für sein derzeit wohl bestes Smartphone. Das liegt nicht nur an Highend-Komponenten wie dem Qualcomm Snapdragon 888, bis zu 12 GB RAM oder dem riesigen, mit 3.200 x 1.440 Pixel auflösenden 120-Hertz-AMOLED-Screen. Dem Smartphone wurde zudem eine sehr vielversprechende Kamera verpasst.

Wer die Sensoren mit denen im Mi 11 vergleicht, mag vielleicht erst einmal stutzen – schließlich protzt das Hauptmodell mit der 108-MP-Linse. Beim Mi 11 Ultra bringt es der Weitwinkel-Hauptsensor mit f/1.95-Blende auf „nur“ 50 MP. Dazu kommt ein klassischer Ultraweitwinkel-Sensor, der mit 48 MP zumindest auf dem Papier dem im Mi 11 deutlich überlegen ist. Vervollständigt wird das Trio durch eine Periskop-Linse mit einer (theoretischen) Brennweite von 120 mm, was fünffach optischem Zoom entspricht.

Doch, wie gut sind die Fotos mit der rückseitigen Triple-Kamera? Wird das Mi 11 Ultra dem Hype gerecht? Und kann auch die Frontkamera im Punch-Hole überzeugen? Wir haben das Smartphone über die letzten drei Wochen in der Hosentasche gehabt und uns selbst einen Eindruck verschafft.

Hauptkamera

Beim Hauptsensor handelt es sich konkret um den Samsung ISOCELL GN2 und mit einer Fläche von 1/1,12 Zoll der aktuell größte Sensor in einem Smartphone. Selbst der Samsung ISOCELL HM3 im Samsung Galaxy S21 Ultra wird davon übertroffen. Das Rennen um den ersten 1-Zoll-Sensor in einem Smartphone ist derweil noch nicht entschieden. Wie bei Smartphones inzwischen Standard wird auch beim Mi 11 Ultra die Pixel-Binning-Technologie angewendet, bei der vier Pixel zu einem zusammengefasst werden. Das soll die Aufnahme von mehr Lichtinformationen erlauben. Das Ergebnis sind Fotos mit einer Auflösung von 4.080 x 3.060 Pixeln, sprich 12,5 MP.

Und ganz ehrlich: Im Vergleich zum Mi 11 mit seinen 27-MP-Bildern vermisst man nicht viel. Ein eindrücklicher Beweis dafür, dass man sich von den Zahlen nicht blenden lassen darf. In allen Lebenssituationen macht die Kamera verlässlich gute Fotos. Gerade Porträt-Fotograf*innen dürften davon profitieren. Im Alltag liefern Ultraweitwinkel und Periskop nämlich viel zu spannende Perspektiven, als dass man sich mit dem vergleichsweise „langweiligen“ Hauptsensor begnügen möchte.

Ultraweitwinkel

Bei der Ultraweitwinkellinse spielt das Xiaomi Mi 11 Ultra in einer Liga mit dem Oppo Find X3 Pro (Test) und dem OnePlus 9 Pro (Test), dessen 50 MP Sensor den 48 Megapixeln im Xiaomi nochmal ein kleines Stück überlegen sind – zumindest aus Sicht der Zahlen. Üblicherweise ist der Qualitätsabfall zwischen Haupt- und Ultraweitwinkel-Kamera merklich spürbar, beim Mi 11 Ultra bleibt er jedoch gering. Die Kamera erlaubt 0,5-fachen „Zoom“ und bekommt damit eine Idee mehr aufs Bild, als bei den meisten Konkurrenten mit 0,6-fachem Zoom möglich ist.

Der Detailgrad ist gegenüber dem Hauptsensor nicht deutlich schlechter, tatsächlich wirken die Fotos etwas kontrastreicher und gesättigter, dadurch in manchen Fällen aber auch ein bisschen überzeichnet. Alles in allem entstehen wirklich beeindruckende Resultate für einen Ultraweitwinkel-Sensor in einem Smartphone, die man bei einem vierstelligen Preispunkt jedoch auch erwarten möchte.

Zoom

Der Zoom-Sensor ist wohl die außergewöhnlichste der drei Optionen, denn sie bietet eine fünffach optische und dementsprechend verlustfreie Vergrößerung – allerdings eben auch nur bei 5x „verlustfrei“. Die 120-mm-Linse mit f/4.1-Blende liefert theoretisch ebenfalls Fotos mit 48 MP, in den Tiefen verschwimmen die Details jedoch merklich. Merkwürdig ist außerdem der Farbtemperaturunterschied zwischen Haupt- und Zoom-Sensor, da letzterer viel wärmere Bilder schießt.

Der Festbrennweite der Zoom-Optik geschuldet ist auch die Tatsache, dass eben nur dieser Vergrößerungsgrad verlustfrei erreicht werden kann. Bei allen Stufen darunter, zum Beispiel zweifach, wird der Hauptsensor benutzt und digital herangezoomt. Maximal ist eine 120-fache Vergrößerung möglich, trotz optischem Bildstabilisator (OIS) lässt sich dieser Zoom jedoch aus der Hand nur schwer auf ein kleines Objekt lenken, da sich jedes Zittern direkt hundertfach verstärkt auf den Sucher auswirkt.

Makro

Smartphone-Hersteller müssen sich dieser Tage zwischen Periskop- und Makro-Sensor entscheiden – beides findet man in der Regel nicht in einem Gerät vereint. Eine dedizierte Linse für Nahaufnahmen fehlt im Xiaomi Mi 11 Ultra dementsprechend, einen „Makro“ getauften Modus gibt es trotzdem. In diesem wird einfach auf den Ultraweitwinkel-Sensor gewechselt, Unterschiede lassen sich dabei jedoch nicht wirklich feststellen. Die minimale Fokusdistanz beträgt etwa zehn Zentimeter, die auch im Makro-Modus nicht schrumpft.

Nacht

Für Nachtaufnahmen gibt es wie eh und je in der Kamera-App von MIUI einen eigenen Modus, bei dem die Belichtungszeit verlängert wird. Er lässt sich mit allen drei Sensoren verwenden und sorgt auch aus der Hand für ansehnliche Resultate, wenn nur künstliche Lichtquellen vorhanden sind. Selbst die Zoom-Optik überrascht mit erschreckend guten Aufnahmen von Leuchtreklame, bei denen eher der Ultraweitwinkel schwächelt.

Porträt

Wie eingangs angedeutet dürften vor allem Porträt-Fotografen den 50-MP-Sensor zu schätzen wissen. Wenig überraschend produziert das Mi 11 Ultra auch bei menschlichen Motiven gute bis sehr gute Ergebnisse. Der Fake-Bokeh-Effekt kommt aber selbst in einem Smartphone, für das ihr rund 1.200 Euro auf den Tisch legen müsst, gelegentlich ins Schwitzen. Wirklich „Ultra“ wäre an der Stelle vielleicht ein Tiefen-Sensor gewesen, für den in dem beachtlichen Kamerabuckel noch durchaus Platz gewesen wäre.

Selfie

Die Frontkamera ist wie bei allen anderen Modellen der Mi-11-Familie in einem runden Punch-Hole in der linken, oberen Ecke des Displays untergebracht. Tatsächlich handelt es sich beim 20-MP-Sensor sogar um den gleichen, der auch im Mi 11 zu finden ist. Furchtbar schlechte Selfies entstehen mit dem Mi 11 Ultra unter guten Bedingungen natürlich nicht. Der Himmel wird gerne einmal überbelichtet, nachts oder bei Dunkelheit ist die Frontcam dafür ohne Blitz durch den aufleuchtenden Bildschirm zu vernachlässigen. Ebenfalls wie beim Mi 11 wurde die Videoaufnahme auf Full-HD bei 60 FPS beschränkt. 4K-Vlogger werden hier also nicht glücklich.

Video

Nicht im Fokus dieses Testberichts stand die Videoleistung, die der Vollständigkeit halber an dieser Stelle aber nochmal kurz erwähnt sei. Selbstverständlich ist die Kamera des Xiaomi Mi 11 Ultra in der Lage Bewegtbild aufzuzeichnen, sogar in 8K bei immerhin noch 24 FPS. In 4K- oder 1.080p-Auflösung habt ihr die Wahl zwischen 30 und 60 FPS, bei 720p sind merkwürdigerweise nur 30 FPS verfügbar. Bis zu 1.920 FPS in 1.080p und 720p lassen sich im Zeitlupen-Modus einstellen. Der normale Videomodus ist nur in Verbindung mit dem Hauptsensor benutzbar, über den Pro-Modus lassen sich jedoch auch die anderen beiden Sensoren separat für Videoaufnahmen ansteuern. Alle drei sind mit Autofokus ausgestattet, Haupt- und Zoomkamera außerdem mit einem optischen Bildstabilisator (OIS). Zusätzlich stehen auch noch Gyro-EIS (elektrische Bildstabilisierung) und HDR10+ auf dem Datenblatt.

Kamerabump und Second Display

Bevor ihr das erste Foto mit dem Xiaomi Mi 11 Ultra geschossen habt, fällt der massive Kamerabuckel auf der Rückseite ins Auge. Er ragt einige Millimeter über dem Rücken des Gehäuses hinaus und ist symmetrisch angeordnet. Das hat den praktischen Vorteil, dass das Smartphone selbst ohne Hülle auf einem Tisch nicht wackelt, wie es bei den anderen Modellen der Mi-11-Serie und zahlreichen anderen Smartphones der Fall ist. Außerdem gelangt man so nicht versehentlich mit dem Finger ins Bild des Ultraweitwinkel-Sensors.

 

Der Kamerahügel ist allerdings eine spürbare Quelle des hauptsächlichen Gewichts und verlagert den Schwerpunkt weiter nach oben. Dies ist auch dem zweiten Display mit 1,1 Zoll Diagonale geschuldet, das neben den drei Sensoren eingebaut ist (und vermutlich aus einem Xiaomi Mi Band „recycelt“ wurde). Im Alltag soll es als zweites Always-On-Display fungieren und zum Beispiel Uhrzeit, Datum, ein motivierendes Zitat oder ein bestimmtes Foto anzeigen.

Alternativ lässt sich außerdem einstellen, dass es eine Vorschau der Kamera darstellt. Für Selfies lässt sich dadurch hervorragend die Hauptkamera verwenden – allerdings nur im normalen und nicht im Porträt-Modus. Details wie der korrekte Fokus lassen sich mit ausgestrecktem Arm auf den 294 x 126 Pixeln nicht überprüfen, es hilft aber, den Bildausschnitt besser zu nutzen. Dadurch lässt sich die verbesserungswürdige Selfiekamera eher verschmerzen.

Software und AI

Die Kamera-App wurde für das Xiaomi Mi 11 Ultra nicht speziell angepasst. Lediglich die Option, das Rückendisplay als Sucher zu verwenden, wurde implementiert. Ansonsten gibt es zahlreiche Foto- und vor allem Videomodi, die zum Ausprobieren einladen. Und das sind nur die Einstellungen, die sich vor dem Benutzen der Kamera anpassen lassen. Die integrierte Bildbearbeitung in der Galerie-Anwendung hat dutzende Filter und Anpassungsmöglichkeiten auf Lager.

Vor allem mit dem Fake-Himmel, der sich mit einem Tippen austauschen lässt, könnte man unvernünftig viel Zeit verbringen. Eine AI darf bei einer Kamera-App heutzutage natürlich nicht fehlen. Diese erkennt automatisch, welche Szenerie ihr gerade ablichten wollt, und betont relevante Details wie Strukturen oder einen blauen Himmel. Farben werden dabei jedoch des Öfteren etwas zu unrealistisch übersättigt. Darüber hinaus könnt ihr bei Porträt-Aufnahmen auch hinterher noch Filter oder Blur-Effekt austauschen.

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Fazit

Das Xiaomi Mi 11 Ultra verdeutlicht, dass eine Smartphone-Kamera eine Teamaufgabe ist. Die im Vergleich zu einer echten Spiegelreflex beschränkten Optiken sind für ihren jeweiligen Anwendungsfall optimiert, weshalb man die Ergebnisse im Gesamten und nicht im Einzelnen beurteilen muss. Und verglichen mit der restlichen Smartphone-Landschaft spielt das Mi 11 Ultra tatsächlich ganz oben mit, auch wenn manche Fotos womöglich nicht die allerbesten sind, die man jemals mit einem Smartphone geschossen hat. Die Triple-Kamera bietet vielseitige Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Perspektiven, braucht aber besonders auf Softwareseite noch etwas Feintuning.

Bei der Entwicklung des Xiaomi Mi 11 Ultra lag der Fokus offensichtlich auf den Sensoren der Smartphone-Rückseite, denn die Frontkamera kann im Test leider nicht vollends überzeugen. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, da sich mit dem zusätzlichen Display im Kameragehäuse auch ganz einfach Selfies mit der Hauptkamera schießen lassen.

Wer aber nicht knapp 1.200 Euro für ein neues Smartphone auf den Tisch legen möchte, wird sicherlich auch mit dem „normalen“ Mi 11 (Test), das bereits für knapp 700 Euro* im Handel erhältlich ist.

 

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Jonathan Kemper

... ist fertig studierter Technikjournalist und Techblogger seit rund einem Jahrzehnt.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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