Poco M4 Pro, M4 Pro 5G und X4 Pro 5G: Handy-Trio im Vergleichstest

Gute Smartphones für unter 300 Euro?

Smartphones von Poco glänzen in der Regel mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei den neuen Geräten zwischen 200 und 300 Euro ist allerdings keineswegs deutlich, wie sich einzelne Modelle unterscheiden. In diesem Test stellen wir die Unterschiede heraus und verraten euch, welches Poco-Phone am besten zu euch passt.

In diesem Smartphone-Vergleichstest treten folgende Modelle gegeneinander an: Poco M4 Pro (ab 229 Euro), Poco M4 Pro 5G (ab 192 Euro) und Poco X4 Pro 5G (ab 269 Euro)

Die Namensgebung von Poco ist verwirrend, noch verwirrender als beim ehemaligen Mutterkonzern Xiaomi. So verwirrend sogar, dass selbst wir das Poco M4 Pro beinahe mit einem ebenfalls in der Redaktion befindlichen M4 Pro 5G verwechselt hätten. Denn auf dessen Packung steht in großen Lettern “Poco M4 Pro” – mit einem kleinen “5G”-Aufdruck am unteren Rand.

“Ja und? Ist doch eh das gleiche Gerät ohne 5G” mögen manche jetzt denken. Doch das ist viel zu einfach gedacht für die Namensgebungshölle, aus der die M4-Serie entsprungen ist. Neben einem 4G-Modem unterscheidet sich das neue Gerät (M4 Pro) nämlich unter anderem in Sachen Displayqualität, Kameraleistung und Speicherausstattung.

Wenn euch jetzt noch nicht der Kopf raucht, werdet ihr nach den folgenden Zeilen feststellen, dass das Poco M4 Pro mehr zu bieten hat, als der Name vermuten lässt. Denn trotz umständlicher Abgrenzungen lässt sich durchaus für jedes der drei neuen Poco-Smartphones eine eigene Zielgruppe ausmachen.

Design & Verarbeitung

Optisch hat sich bei allen Geräten einiges getan: Bei Betrachtung der Rückseite wirken die drei Poco-Phones auf den ersten Blick sehr ähnlich, vereinheitlicht wurde das Design jedoch bei weitem nicht. Ähnlichkeiten weisen vor allem die Kameramodule auf, die nun nicht mehr kreisrund (wie noch beim Poco X3 Pro), sondern eher eckig und über eine größere Fläche angeordnet sind. Wobei das M4 Pro 5G die breiten Kamerabuckel seiner Kollegen mit dem schwarz gefärbten Gehäusebereich eher nachzuahmen scheint.

Bei allen drei Modellen sind Lautstärkewippe und Powerbutton auf der rechten Seite zu finden. Die Powertaste beherbergt außerdem jeweils den Fingerabdrucksensor, über den die Geräte schnell entsperrt werden. Alternativ kann in den Einstellungen auch die Gesichtsentsperrung durch die Frontkamera aktiviert werden. Diese finden wir jeweils in Form einer “Punch Hole”-Aussparung mittig am oberen Displayrand wieder. Sichtbare Unterschiede gibt es vor allem bei der Gehäuseform, aber auch die grundlegende Ausstattung ist nicht bei jedem Gerät gleich.

X4 Pro 5G:

Das „Topmodell“ dieses Mittelklasse-Vergleichstests erinnert mit seinen kantigen Rändern und der glatten Rückseite an aktuelle iPhone-Modelle. Es ist mit wenigen Millimetern das größte der drei Geräte und liegt mit 205 Gramm am schwersten, durch den breiteren Rand aber auch am sichersten in der Hand. Wer sich an hervorstehenden Kamerabuckeln stört, muss beim X4 Pro 5G die Zähne zusammenbeißen, denn die Hauptkamera ragt zusätzlich wenige Millimeter aus dem bereits abstehenden Kameramodul hervor. Mit der spiegelnden Glas(?)-Rückseite wirkt das Poco X4 Pro 5G den hochwertigsten Eindruck im direkten Vergleich.

Der 3,5-mm-Klinkenanschluss befindet sich oben, neben einem der beiden Stereo-Lautsprechern. Dessen Zwilling liegt am unteren Rand, zusammen mit dem USB-C-Ladeanschluss und einem doppelseitigen Hybrid-Dual-SIM-Schubfach für zwei SIM-Karten oder je eine SIM- und eine MicroSD-Karte.

M4 Pro:

Die Gehäuseränder des M4 Pro sind ebenfalls flach gehalten, fallen jedoch ein wenig schmaler als beim X-Modell aus. Die Kunststoffrückseite ist abgerundet, glänzend und recht anfällig für Fingerabdrücke. Unter den drei Testmodellen ist es das flachste Gerät, was auch am vergleichsweise niedrigen Kamerabuckel liegt. Mit 180 Gramm ist es mit Abstand das leichteste Modell im Test.

Am oberen Gehäuserand ist ebenfalls ein Klinkenanschluss für Kopfhörer zu finden. Das Kartenschubfach befindet sich dagegen am linken Rand und beherbergt gleich zwei SIM-Slots und einen separaten MicroSD-Kartenplatz. Für Nutzer*innen, die zwei Rufnummern verwenden und dabei nicht auf Speicherplatzerweiterungen verzichten wollen, ist das M4 Pro also die erste Wahl.

M4 Pro 5G:

Das M4 Pro 5G ist mit abgerundeten, schmalen Rändern und der matten Kunststoffrückseite eine recht rutschige Angelegenheit. Der Kamerabuckel ist vergleichsweise schmal geraten, steht aber dennoch ein ganzes Stück aus dem Gehäuse hervor.

Der Klinkenanschluss ist hier ausnahmsweise untenrum zu finden, ansonsten gleicht das M4 Pro 5G seinen Kollegen weitestgehend. Anders als bei der 4G-Variante des M4 Pro muss beim M4 Pro 5G die Entscheidung zwischen einer zweiten SIM- oder einer MicroSD-Karte gefällt werden.

Display

Im Grunde sind alle drei Poco-Modelle in etwa gleich groß, die Displaydiagonale des M4 Pro fällt mit 6,4 statt 6,6 Zoll nur etwa einen halben Zentimeter kürzer aus. Auch zeigen alle drei Bildschirme Inhalte mit Full HD+ Auflösung (2.400 x 1.080p) gleichermaßen knackig scharf an. Im direkten Vergleich tun sich dennoch gravierende Unterschiede auf.

X4 Pro 5G:

In vielerlei Hinsicht hat das Poco X4 Pro 5G die Nase vorn: Das 6,67 Zoll große AMOLED-Display ist auch bei starker Sonneneinstrahlung sehr gut ablesbar, was nicht zuletzt an der hohen Helligkeit liegt. Bei unserem Test konnten wir bis zu 865 nits mit einem Display-Profiler bei 20% Weißanteil (20% APL) messen. Mit vollständiger Weißbilddarstellung (100 % APL) waren noch 640 nits möglich, eine ebenfalls sehr guter Wert.

Mit 120 Hertz besitzt das X4 Pro 5G auch die schnellste Bildwiederholrate, insgesamt lässt das Display mit knackigen Farben und geschmeidiger Darstellung also keine Wünsche offen. Auch vor dem eigentlichen Display kommt mit Gorilla Glass 5 ein stärkeres Schutzglas zum Einsatz, mit dem das Smartphone noch üblere Stürze überlebt, als seine beiden Kollegen.

M4 Pro:

Das Poco M4 Pro unterscheidet sich vom X4-Modell – neben minimalen Größenunterschieden – nur in zwei Punkten: Statt 120Hz sind es hier 90Hz, die allerdings auch nur im direkten Vergleich Seite an Seite mit dem 120-Hz-Bildschirm deutlich werden. Auch Gorilla Glass 3 ist ein verschmerzbares Downgrade, das M4 Pro zerspringt nicht gleich in tausend Teile, wenn es aus moderater Höhe fallengelassen wird.

Positiv ist dafür der Beibehalt des schicken AMOLED-Panels samt Full HD+-Auflösung. Die Helligkeitsmessungen liegen mit max. 510 nits bei 20 % Weißanteil und 400 nits bei 100 % APL unterm Strich auf einem guten Niveau. Für knapp 230 Euro gibt es hier also ebenfalls ein sehr gutes Display-Gesamtpaket.

M4 Pro 5G:

Trotz gleichem Startpreis im Vergleich zum M4 Pro (UVP jeweils 229,90 Euro) hat das Poco M4 Pro 5G ordentlich abgespeckt. 90 Hertz Bildwiederholrate, Full HD+ Auflösung und Gorilla Glass 3 bleiben zwar erhalten und liefern bei normalem Umgebungslicht ordentliche Ergebnisse, doch anstelle des Farbenprächtigen AMOLED-Panel kommt hier ein LC-Display zum Einsatz.

Dieses ist mit maximal 435 nits, sowohl bei 20 % APL als auch 100 % APL, ein ganzes Stück weniger leuchtstark, deutlich gravierender macht sich jedoch die schlechte Blickwinkelstabilität bemerkbar. Schon bei leicht schrägem Betrachtungswinkel ist das Display kaum noch ablesbar, beim Kameratest im grellen Sonnenlicht tappten wir buchstäblich im Dunkeln und mussten dem Autofokus blind vertrauen.

Leistung & Software

Die neuesten Poco-Smartphones werden mit Android 11 ausgeliefert, der Hersteller zieht dem Betriebssystem allerdings noch die Benutzeroberfläche des ehemaligen Mutterkonzerns Xiaomi über. Beim Poco X4 Pro 5G und M4 Pro kommt jeweils MIUI 13 zum Einsatz, beim M4 Pro 5G ist es aktuell noch MIUI 12.5. Neben erweiterten Designoptionen bringt die neueste MIUI-Version vor allem leichte Leistungsverbesserungen, die sich etwa durch minimal verbesserte Performance beim Starten und dem Gebrauch verschiedenster Apps äußern.

Im alltäglichen Gebrauch machen aber alle drei Geräte eine gute, wenn auch nicht überragende Figur. Das Entsperren per Fingerabdruck hätte bei den M4-Geräten jedoch hin und wieder ruhig etwas zügiger vonstattengehen können, gelegentlich reagierte der Sensor erst beim zweiten Versuch. Ein doppeltes Einspeichern desselben Fingers verschafft hier gewisse Abhilfe.

Benchmarks

In Sachen Leistung ergibt sich ein buntes Bild: Der Snapdragon 695 5G des Poco X4 Pro 5G mit bis zu 2,2 GHz macht das Rennen im Geekbench CPU-Benchmark, M4 Pro und M4 Pro 5G liegen hier mit ihren MediaTek-Chips in etwa gleichauf. Im 3DMark Wildlife Benchmark, mit dem die Grafikleistung von Smartphones getestet wird, erreicht dagegen das Poco M4 Pro 5G mit seinem MediaTek Dimensity 810 samt ARM Mali-G57 GPU die höchste Punktzahl. Das M4 Pro verwendet die gleiche GPU mit einem MediaTek Helio G96 SoC, schneidet aber dennoch schlechter ab als die beiden Vergleichsmodelle.

SmartphoneGeekbench (Single, Multi)3DMark Wildlife
Poco X4 Pro 5G (Qualcomm Snapdragon 695 5G, 6/128 GB)- 689 Punkte
- 2.051 Punkte
1.209 Punkte
Poco M4 Pro (MediaTek Helio G96, 6/128 GB)- 531 Punkte
- 1.847 Punkte
1.094 Punkte
Poco M4 Pro 5G (MediaTek Dimensity 810, 6/128 GB)- 593 Punkte
- 1.808 Punkte
1.226 Punkte

Die Speicherausstattung fällt bei den drei Poco-Modellen recht ähnlich aus: Es kommt jeweils LPDDR4X-RAM und UFS 2.2-Speicher zum Einsatz, der in allen drei Fällen per MicroSD-Karte erweitert werden kann. Beim X4 Pro 5G und M4 Pro stehen jeweils die Optionen 6+128GB oder 8+256GB zur Auswahl, das M4 Pro 5G hat nur 4+64GB oder 6+128GB zu bieten.

Akku

Die Akkukapazität wird bei allen drei Geräten mit 5.000 mAh angegeben. Allerdings fällt die tatsächliche Akkunutzung mit verschiedenen Komponenten natürlich unterschiedlich aus, entsprechende Abweichungen sind auch bei den Akkulaufzeiten zu beobachten. Im PCMark Work 3.0 Battery Life Benchmark bei fixierter Helligkeit und maximaler Bildrate schneidet erneut das Poco M4 Pro 5G am besten ab, mit 9 Stunden und 33 Minuten hält das Gerät (theoretisch) deutlich länger durch als das X4 Pro 5G mit 9 Stunden und 22 Minuten oder das M4 Pro mit 8 Stunden und 53 Minuten.

Nach vollständiger Entladung ist das X4 Pro 5G am schnellsten wieder voll einsatzbereit: Als einziges Gerät im Test lädt es mit bis zu 67 Watt, ein entsprechendes Ladegerät ist im Lieferumfang enthalten. So war es von 15 Prozent Ausgangsladung in weniger als 40 Minuten vollständig aufgeladen. Die Konkurrenz der M4-Serie lädt mit jeweils 33 Watt in etwa gleich schnell, von jeweils 15 Prozent waren das M4 Pro nach 51 Minuten zu 100 Prozent, das M4 Pro 5G zu 97 Prozent geladen. Wireless Charging bietet keines der Geräte.

Kamera

Das Poco X4 Pro 5G hat mit seinem 108MP-Hauptsensor tatsächlich mit Abstand die beste Kameraleistung zu bieten. Die Hauptkameras der M4-Serie fallen mit 64MP (M4 Pro) und 50MP (M4 Pro 5G) etwas weniger hochauflösend aus. Die 8MP-Ultraweitwinkelkamera teilen sich alle drei Geräte, eine 2MP-Makrokamera findet sich nur beim X4 Pro 5G und beim M4 Pro.

Sehen lassen können sich die Aufnahmen aller drei Poco-Smartphones, allerdings wirken einige Farben beim M4 Pro und M4 Pro 5G deutlich blasser als beim X4 Pro 5G. Im Ultraweitwinkelmodus gibt es starke Abweichungen, wenn zwei gleichfarbige Hauswände im Schatten liegen oder von Sonnenlicht bestrahlt werden. Der AI-Modus zieht die Farbsättigung dafür kräftig an, trägt für unserem Geschmack nach aber gelegentlich ein wenig zu dick auf.

Poco X4 Pro 5G

Poco M4 Pro

Poco M4 Pro 5G

AI-Modus

Poco X4 Pro 5G

Poco M4 Pro

Poco M4 Pro 5G

HDR

Mit den diversen Zusatzmodi lassen sich die Kameraschwächen der Mittelklasse-Smartphones aber zu einem gewissen Grad ausgleichen: HDR-Aufnahmen fangen Details auch bei starkem Gegenlicht gut ein und der Nachtmodus verhindert, dass Lichtquellen überstrahlen und Details verschluckt werden. Der Portraitmodus erzeugt einen Bokeh-Effekt, bei unseren Testaufnahmen gelang die Abgrenzung zwischen scharfem Vorder- und unscharfem Hintergrund überraschend gut.

Portrait

Selfie

Nacht

Die Selfiequalität geht bei allen drei Smartphones in Ordnung, fällt aber auch nicht überragend aus. Insgesamt kann das Poco-Trio mit einer soliden Kamera-Performance punkten und hat somit mehr als nur das Zeug zur Schnappschuss-Kamera. Vor allem bei Nacht solltet ihr jedoch nicht zu viel erwarten.

Fazit

Jedes der drei Poco-Geräte hat seine Vor- und Nachteile, dürfte aber je nach Anforderungen eine Zielgruppe finden. Das Poco X4 Pro 5G ist in der größeren Speicherausführung 100 Euro teurer als das M4 Pro 5G, hat dafür aber viele Vorzüge zu bieten. Angefangen vom besseren Bildschirm mit AMOLED-Panel, 120 Hz und Gorilla Glass 5, über die größere Arbeits- und Gerätespeicherausstattung bis hin zur besseren Kamera lässt das X4 Pro 5G seine Kollegen in vielerlei Hinsicht alt aussehen.

Trotz schwachem Display kann das Poco M4 Pro 5G aber in anderen Kategorien punkten. So liefert es sich in Leistungs-Benchmarks ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem mindestens 100 Euro teureren Modell, und hat darüber hinaus die beste Akkulaufzeit im Test zu bieten. Auch wer vor allem den neuen 5G-Mobilfunkstandard zum günstigen Preis nutzen möchte, ist mit dem M4 Pro 5G gut beraten.

Das Poco M4 Pro dagegen steht in keiner Kategorie an der Spitze des Siegertreppchens. Im Gesamteindruck macht der Allrounder allerdings einen besseren Eindruck als das M4 Pro 5G. Das AMOLED-Panel steht dem X4 Pro 5G in kaum etwas nach, die Kamera liefert besonders bei Tageslicht gute Ergebnisse und auch die Performance fällt nicht allzu weit hinter die Konkurrenz zurück. Wer auf den neuen Mobilfunkstandard verzichten kann, erhält mit dieser M4-Variante definitiv das bessere Gesamtpaket zum erträglichen Aufpreis.

Mobile
Allround-PC.com Award
03/2022
Poco X4 Pro 5G
Preis-Leistung

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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