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Realme GT 2 Pro im Test: Das Preis-Leistungs-Flaggschiff?

Können Xiaomi & Co mithalten?

Mit dem Realme GT 2 Pro möchte die Budget-Marke von BBK ein preiswertes Premium-Smartphone ohne große Kompromisse bieten. Zu den Highlights zählen ein aktuelles 120-Hertz-Display, Flaggschiff-Leistung, Schnellladen mit 65 Watt und auch die Kameras sollen nicht zu kurz kommen. Ob es überzeugen kann, verrät der Testbericht.

Realme ist seit April 2020 in Deutschland aktiv und gehört als einstige Oppo-Submarke zu BBK Electronics. Im März 2022 veröffentlichte die Marke das diesjährige Flaggschiff Realme GT 2 Pro in zwei Speichervarianten und drei Farben. Mit 8 + 128 Gigabyte kostet es offiziell 749,99 Euro, für 849,99 Euro gibt es 12 + 256 Gigabyte. Zum Testzeitpunkt liegt der Preis beider Varianten bei circa 690 Euro, allerdings wurde das Basismodell bereits mehrfach für 619 Euro angeboten.

Konkurrenten des GT 2 Pro sind unter anderem das Xiaomi 12 (619 Euro), Motorola Edge 30 Pro (666 Euro) und Samsung Galaxy S22 (815 Euro), doch mit ähnlicher Ausstattung wartet ebenfalls das Poco F4 GT (Test) ab 559 Euro auf. Farblich stehen Grün, Schwarz und Weiß zur Auswahl, allerdings kommt nur bei den schwarzen Modellen hinten Glas zum Einsatz – bei den anderen setzt Realme auf ein Biopolymer.

Lieferumfang

Design und Verarbeitung

Das Biopolymer der grünen und weißen Variante stammt vom Unternehmen SABIC, besteht aus erneuerbaren Ressourcen und soll Papier ähneln. Dies reduziert den CO₂-Fußabdruck und auch bei der Verpackung gibt es nahezu kein Plastik mehr. Etwa das Google Pixel 5 (Test) setzt auf ein Gehäuse aus Bioharz, doch die Mehrheit bietet derzeit Glasrückseiten.

Realme hat das Smartphone gemeinsam mit Naoto Fukasawa designt, dessen Signatur wie bei der Master Edition des Realme GT wieder neben dem Kameramodul prangt. Die dezente Texturierung des Biopolymers sorgt für eine bessere Griffigkeit und die Seiten schmiegen sich an den abgerundeten Aluminiumrahmen.

Mit 163,2 × 74,7 × 8,2 Millimetern sowie 189 Gramm auf der Waage ist das Realme GT 2 Pro verhältnismäßig dünn und leicht, aber dennoch ein großes Smartphone. Ob man die Polymerrückseite nun mag oder nicht, ist eine Geschmacksfrage. Kunstleder wäre sicherlich eine wertigere Glasalternative gewesen, aber insgesamt gibt es an der Verarbeitung nicht zu bemängeln.

In einigen Aspekten wurde jedoch gespart. Der USB-C-Anschluss basiert nur auf USB 2.0, was mit langen Wartezeiten bei Datenübertragungen einhergeht. Ebenfalls fehlt eine IP-Zertifizierung gegen Wasser und Staub, Gummiabdichtungen gibt es aber trotzdem. Zudem klingen die Stereolautsprecher zwar in Ordnung, aber insbesondere das Poco F4 GT bietet einen besseren Sound. Auf einem Oberklasse-Niveau befindet sich allerdings der X-Achsen-Vibrationsmotor.

Display

Das Realme-Flaggschiff setzt offenbar auf das gleiche Display wie die Geschwistermodelle OnePlus 10 Pro (Test) und Oppo Find X5 Pro (Test). Es handelt sich um ein diagonal 6,7 Zoll großes AMOLED-Display mit LTPO 2.0. Die Bildwiederholrate variiert demnach adaptiv zwischen 1 und 120 Hertz. Durch die Auflösung von 3.216 × 1.440 Pixeln bietet es eine sehr scharfe Anzeige mit 525 Pixeln pro Zoll.

Laut Herstellerangabe beträgt die typische Helligkeit des GT 2 Pro 500 Nits, 800 Nits im High-Brightness-Modus und maximal 1.400 Nits bei HDR-Inhalten. Wir haben bei 100 Prozent Average Picture Level (APL) 727 Nits und bei 20 Prozent APL 855 Nits gemessen. Noch mehr Leuchtkraft lässt sich wohl nur mit HDR-Inhalten in Netflix, YouTube und Co. herauskitzeln.

Der durch Gorilla Glass Victus geschützte 20:9-Bildschirm weist sehr dünne sowie recht symmetrische Seitenränder auf und soll 100 Prozent des DCI-P3-Farbraums darstellen können. Die Touch-Abtastrate fällt mit maximal 1.000 Hertz besonders hoch aus, um etwa Eingaben bei Spielen rasant schnell zu erkennen. Realme hat zweifellos ein kompromissloses Display gewählt, wohingegen bei den meisten Konkurrenten für unter 900 Euro Abstriche in diesem Aspekt gemacht wurden.

Leistung, Speicher und Software

Wie es sich für ein Flaggschiff im Jahre 2022 gehört, verbaut Realme als System-on-Chip Qualcomms Snapdragon 8 Gen 1. Auf dem Markt zählt das GT 2 Pro zu den günstigsten Optionen mit diesem Oberklasse-Chip. Die Vapor-Kühlkammer der Hauptplatine ist mit 4.129 Quadratmillimetern leicht größer als beim Poco F4 GT (4.015 mm²). Die Leistung beider Kontrahenten liegt demnach wenig verwunderlich anfangs gleichauf, unter anhaltender Last musste das Realme-Modell aber weniger stark drosseln.

Zudem gibt es acht oder zwölf Gigabyte LPDDR5-Arbeitsspeicher und 128 oder 256 Gigabyte UFS-3.1-Massenspeicher. In dieser Preisregion könnte man inzwischen eigentlich 256 Gigabyte Speicherplatz erwarten, jedoch dürften 128 Gigabyte für die Mehrheit weiterhin genügen. Uns stand die 256-Gigabyte-Variante während des Tests zur Verfügung.

Neben 5G-Mobilfunk unterstützt das Smartphone Bluetooth 5.2, gängige Ortungsdienste wie Dualband-GPS und NFC, aber „nur“ Wi-Fi 6 statt dem neueren Standard Wi-Fi 6E. Unter anderem beherrscht es auch die Bluetooth-Codecs aptX HD, LDAC sowie LHDC.

Realme UI: Schlicht, aufgeräumt und smart

Realme UI basiert wie OxygenOS auf ColorOS, weshalb sich die Oberflächen des GT 2 Pro, OnePlus 10 Pro und Find X5 Pro kaum unterscheiden. Im Falle des Realme-Modells ist allerdings ab Werk einiges an Bloatware vorhanden, die sich jedoch schnell deinstallieren lässt. Nichtsdestotrotz zeigt sich Realme UI abseits dessen als optisch recht schlichte Oberfläche, die aber diverse Zusatzfunktionen und Personalisierungsmöglichkeiten bietet – sie schafft den Spagat zwischen minimalistischem Standard-Android und Xiaomis überladener MIUI.

Für das Flaggschiff verspricht der Hersteller drei Jahre lang OS-Updates sowie vier Jahre Sicherheitsupdates. Getestet wurde mit Realme UI 3.0 auf Basis von Android 12.

Akku

Insgesamt 5.000 Milliamperestunden beträgt die Akkukapazität des Smartphones. Allerdings stecken zwei Akkuzellen im Inneren, um die hohe Ladeleistung von maximal 65 Watt zu ermöglichen. Da die Ladegeschwindigkeit des Realme GT 2 Pro lediglich vom Xiaomi 12 Pro und Poco F4 GT nennenswert überboten wird, liegt sie auf einem angemessenen Niveau. Die vom Hersteller angegebenen 33 Minuten für eine vollständige Ladung können wir bestätigen.

Worauf allerdings verzichtet wurde, ist kabelloses Laden. Irgendwo musste Realme zwar Kosten sparen, um sich von den teureren BBK-Modellen abzugrenzen, aber selbst in dieser Preisklasse wäre eine solche Funktion angemessen.

Genau neun Stunden hielt das Flaggschiff im PCMark-Akkutest (300 Nits, 120 Hertz, WQHD+, WLAN + GPS) durch, bis die Restkapazität noch 20 Prozent betrug. Somit ordnet es sich zwischen dem OnePlus 10 Pro (8:47 h) und Find X5 Pro (9:16 h) ein, was es nach dem Oppo-Modell zum bislang ausdauerndsten Smartphone mit Snapdragon 8 Gen 1 in diesem Test macht. Das GT 2 Pro wird dabei seinem Gran-Turismo-Kürzel gerecht, denn GT-Fahrzeuge sind klassischerweise leistungsstark und für Langstrecken ausgelegt. In der Praxis hielt es bei gemischter Nutzung circa 1,5 Tage problemlos durch, allerdings variiert dies natürlich je nach Nutzungsverhalten.

Kamera(s)

Im Vergleich zum Poco F4 GT kann sich die Kamera-Ausstattung sehen lassen. Als Hauptsensor dient der 50 Megapixel scharfe IMX766 samt optischer Stabilisierung, welcher etwa im Xiaomi 12 und OnePlus Nord 2 (Test) steckt. Außerdem verbaut Realme die Ultraweitwinkelkamera des OnePlus 10 Pro, ebenfalls mit 50 Megapixeln. Auf eine Telekamera wurde verzichtet, stattdessen gibt es die Mikroskopkamera des Oppo Find X3 Pro (Test). Die Frontkamera löst mit 32 Megapixeln auf.

Neben der Mikroskopkamera bietet das Smartphone als Besonderheit noch einen 150-Grad-Modus für die Ultraweitwinkelkamera, um mit einem Fisheye-Look zu fotografieren – effektiv wird dabei lediglich die Verkrümmungskorrektur deaktiviert. Diverse Modi für Sternenhimmelfotos, Tilt-Shift-Optik, Dual-Videos oder einen Hitchcock-Zoom weist die Kamera-App ebenso auf.

Beispielfotos

Zusammengefasst können die Haupt- und Ultraweitwinkelkamera bei guten Lichtverhältnissen überzeugen. Auf einer Reise haben wir die Aufnahmen des GT 2 Pro und des Poco F4 GT verglichen und das Realme-Modell ging in den meisten Fällen als Sieger hervor. Dafür, dass das Poco-Modell schlechtere Kameras aufweist, grenzt sich das Realme-Flaggschiff jedoch nicht deutlich genug ab.

Bei Nachtaufnahmen punktet es wiederum durch die optische Kamerastabilisierung, auch wenn sich dann der fehlende Laser-Autofokus bemerkbar macht. An die Aufnahmequalität des iPhone 13 Pro kommt es tagsüber hinsichtlich der Details, Dynamik und Belichtung oft heran, doch bei Porträts und bei Dunkelheit liegt Apple vorne. Generell wählt das Smartphone einen eher gesättigten Look, besonders bei Grüntönen.

Selfies sind ausreichend scharf und der Portraitmodus funktioniert mit der Frontkamera wesentlich besser als bei der Hauptkamera. Positiv hervorzuheben sind die einheitliche Farbabstimmung der Haupt- und Ultraweitwinkelkamera, ihre gute Videoqualität und selbst die Mikroskopkamera wirkt nützlicher sowie schärfer als die 0815-Makrokameras in vielen anderen Smartphones. Insgesamt passt die Kamera-Performance, allerdings bleibt ein spürbarer Abstand zu teureren Flaggschiffen.

Fazit

Das Realme GT 2 Pro bietet ein ausgewogenes Gesamtpaket und viele Flaggschiff-Eigenschaften für deutlich unter 1.000 Euro. Der Preis zum Testzeitpunkt geltende von circa 690 Euro für die 256-Gigabyte-Variante wirkt angemessen, aber für die offiziellen 850 Euro wäre es weitaus weniger attraktiv.

Zu den Vorzügen zählen das kompromisslose 120-Hertz-Display, die High-End-Leistung und die lange Akkulaufzeit. Die Akkuladezeit fällt erfreulich kurz aus und die Verarbeitung stimmt ebenfalls. Trotz der gelungenen Realme UI gibt es Abzüge für die vorinstallierte Bloatware, zudem wäre kabelloses Laden angebracht gewesen. Die Kameras sind für den aktuellen Smartphone-Preis gut, unsere Erwartungen an sie wurden jedoch eher untertroffen – anscheinend möchte BBK nicht, dass sich die Geschwistermodelle zu stark kannibalisieren.

Eine Empfehlung gestaltet sich demnach schwierig. Das GT 2 Pro macht wenig falsch, hat aber viel Konkurrenz und hebt sich kaum ab. Für wesentlich weniger Geld gibt es das kaum schlechtere Poco F4 GT, etwas mehr Flaggschiff-Eigenschaften werden hingegen vom Xiaomi 12 Pro und OnePlus 10 Pro ab rund 800 Euro geboten.

Pro

  • Top-Leistung und gute Kühlung
  • lange Akkulaufzeit und kurze Ladezeit
  • Flaggschiff-Display mit adaptiven 120 Hertz
  • wertige Verarbeitung

Contra

  • vorinstallierte Bloatware
  • keine IP-Zertifizierung
  • nur USB 2.0
  • kein kabelloses Laden
  • Aufnahmen nicht auf Top-Niveau und Telekamera fehlt

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Foto von Tim Metzger Tim Metzger Redakteur

Schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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