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Vivo X80 Pro im Test: Top-Smartphone mit Zeiss-Aufpreis

Lohnt sich das Kamera-Flaggschiff?

Das Vivo X80 Pro ist ein waschechtes Kamera-Flaggschiff, das Apple, Samsung, Google und Co. die Stirn bieten soll. Doch auch abseits der Kamera-Ausstattung setzt Vivo auf Premium-Eigenschaften, die für einen stolzen Preis sorgen. Ob das Flaggschiff sein Geld wert ist, erfahrt ihr im Testbericht.

Übersicht und Einordnung

Nachdem Vivo die letztjährige X70-Serie nie nach Deutschland gebracht hatte, stellte die hierzulande noch recht unbekannte BBK-Marke im Juni 2022 das X80 Pro für den hiesigen Markt vor. Im Vorfeld startete es bereits in diversen Varianten neben dem Vivo X80 in China. Für Deutschland gibt es lediglich das X80 Pro in einer Ausführung mit schwarzer Glasrückseite, Snapdragon 8 Gen 1 und 12 + 256 Gigabyte Speicher für 1.299 Euro – viel Geld für ein Smartphone im klassischen Formfaktor. In Österreich kostet es hingegen offiziell 200 Euro weniger.

Die unverbindliche Preisempfehlung liegt mit dem seit März verfügbaren Oppo Find X5 Pro gleichauf, allerdings gab es zum Start des BBK-Geschwistermodells ein üppiges Zugabe-Paket. Die anderen BBK-Flaggschiffe aus 2022, das OnePlus 10 Pro und Realme GT 2 Pro, erschienen für unter 1.000 Euro und sind inzwischen schon nennenswert im Preis gefallen. Das Vivo X51 und X60 Pro, die beiden hiesigen Vorgänger des X80 Pro, kosteten ursprünglich jeweils 799 Euro, verzichteten aber auf den aktuellsten Top-Prozessor.

Mit Ausnahme des Sony Xperia 1 IV fällt das Vivo-Flaggschiff preislich teurer als die gesamte Konkurrenz aus. Selbst ein iPhone 13 Pro Max, ein Galaxy S22 Ultra und ein Galaxy Z Fold 3 sind mit gleicher Speicherplatzkapazität mindestens 100 Euro günstiger. Zu den weiteren Alternativen zählen auch das Google Pixel 6 Pro (~730 Euro), Honor Magic 4 Pro (~1.100 Euro) und Xiaomi 12 Pro (~840 Euro). Kann das Vivo X80 Pro seinen hohen Preis rechtfertigen?

Lieferumfang

Design und Verarbeitung

Auf bunten Farben, Keramik oder Kunstleder muss Vivos hiesige Kundschaft leider verzichten, aber das X80 Pro ist dennoch ein Hingucker. Das liegt vorwiegend an dem unnötig großen Kameramodul auf der Rückseite, dessen Anordnung etwas durcheinander wirkt. Vor allem der LED-Blitz und die Periskop-Telekamera wirken fehl am Platz, aber sonderlich störend ist dies nun auch wieder nicht. Beim Halten kommen die Finger gelegentlich an das Kameramodul, vor allem Linkshänder dürften häufiger die Periskop-Telekamera mit Abdrücken übersäen.

Sowohl die Front als auch die Rückseite sind zum schmalen Aluminiumrahmen hin gekrümmt, der übrigens einen Infrarotsender beherbergt. Gemeinsam mit der matten Oberfläche der Rückseite sorgt dies für eine angenehme Haptik. Hochwertig fällt zudem der X-Achsen-Vibrationsmotor aus. Mit Abmessungen von 164,6 × 75,3 × 9,1 Millimetern ist es in etwa so groß wie Samsungs Galaxy S22 Ultra und damit ein riesiges Smartphone. Das Gewicht beläuft sich auf rund 220 Gramm.

Vivo hat das Flaggschiff gemäß IP68 vor Wasser und Staub geschützt und setzt beim USB-C-Anschluss auf schnelles USB 3.1. Die Stereolautsprecher klingen hingegen nicht so beeindruckend, wie man es für ein Premium-Modell erwarten würde. Im Vergleich zum iPhone 13 Pro hört sich der Klang wesentlich dünner und etwas blechern an – es mangelt an Tiefe.

Display

Das gekrümmte E5-AMOLED-Display von Samsung setzt auf LTPO-Technologie der dritten Generation und soll effizienter als LTPO 2.0-Panel sein. Die Bilddiagonale von 6,78 Zoll erstreckt sich auf knapp 90 Prozent der Vorderseite. In Kombination mit der WQHD+-Auflösung ergibt sich eine hohe Pixeldichte von 517 Pixeln pro Zoll. Man kann zwischen 120 Hertz, 60 Hertz oder einer automatischen Bildwiederholrate wählen und auf Wunsch die Auflösung auf FHD+ reduzieren.

Laut Vivo erreicht das Display vollflächig bis zu 1.000 Nits und punktuell maximal 1.500 Nits. Wir konnten lediglich eine Maximalhelligkeit von 725 Nits messen, allerdings verträgt sich unsere Messmethode offenbar nicht gut mit aktuellen BBK-Modellen. Andere Tester konnten jedenfalls Werte von über 1.000 Nits nachweisen. Während des Tests wurde das Vivo X80 Pro häufig bei starkem Sonnenschein genutzt und war nie zu dunkel.

Europa-Premiere für den 3D Sonic Max

Unter dem Bildschirm sitzt ein ganz besonderer Fingerabdrucksensor: Qualcomms 3D Sonic Max. Der Ultraschallsensor wurde Ende 2019 präsentiert und kommt hier erstmals in einem Smartphone für den europäischen Markt zum Einsatz. Kurz gefasst handelt es sich um den derzeit besten Fingerabdrucksensor. Er ist mit 20 × 30 Quadratmillimetern deutlich größer als andere Sensoren und unterstützt sogar eine Zwei-Finger-Authentifizierung.

Die Zuverlässigkeit und Entsperrgeschwindigkeit sind unerreicht. Einmaliges Auflegen bei der Registrierung eines Fingers genügt. Es lassen sich durch die große Fläche sogar Schnellzugriffe für Apps einstellen. Bei ausgeschaltetem Bildschirm kann somit etwa blitzschnell die Kamera, WhatsApp oder der Taschenrechner geöffnet werden.

Leistung, Speicher und Software

Während es das X80 Pro in China wahlweise mit einem MediaTek Dimensity 9000 oder Snapdragon 8 Gen 1 gibt, ist es hierzulande ausschließlich mit dem Qualcomm-Chip bestückt. Inzwischen existiert allerdings eine wesentlich effizientere und weniger hitzköpfige Plus-Version des Snapdragon 8 Gen 1. Angesichts des vergleichsweise späten Starts und hohen Preises wäre es wünschenswert gewesen, dass Vivo auf die Plus-Version gesetzt hätte.

Zudem dürfte man eigentlich schon 512 Gigabyte Speicherplatz erwarten. Verbaut sind nämlich 12 Gigabyte LPDDR5-Arbeitsspeicher und 256 Gigabyte an nicht erweiterbarem UFS 3.1-Speicher. Bis zu vier Gigabyte des Massenspeichers nutzt das Betriebssystem für “Extended RAM”. Die Leistung liegt im Alltag auf einem Top-Niveau, aber auch die große Vaporkammer kann unter anhaltender Last den Snapdragon-Chip nicht ausreichend kühlen. Im Stresstest Wild Life Extreme drosselte das Smartphone die Leistung um die Hälfte und der Rahmen wurde dabei ziemlich warm.

Das Flaggschiff unterstützt Bluetooth 5.2, 5G-Mobilfunk mit Dual-SIM/Dual-Standby, NFC und Dualband-GPS sowie weitere Ortungsdienste. Leider wurde auf Wi-Fi 6 anstelle des neueren 6E-Standards gesetzt. Wie bereits erwähnt, gibt es außerdem Infrarot, um etwa Fernseher zu steuern.

Als Betriebssystem dient das auf Android 12 basierte Funtouch OS 12. Die Oberfläche ist äußerst schlicht, bietet aber diverse Personalisierungsmöglichkeiten für Animationen. Neben Google-Apps und Standard-Apps sind ab Werk leider einige Extra-Anwendungen wie Facebook, TikTok und LinkedIn vorinstalliert. Letztere lassen sich zwar rasch entfernen, aber Bloatware hat auf einem Premium-Gerät nichts zu suchen.

Des Weiteren gibt es bei Funtouch OS 12 einen Ultra-Spielmodus, doch grundsätzlich setzt Vivo hier mehr auf Minimalismus als auf zahlreiche Extra-Funktionen. Der Hersteller verspricht drei Jahre OS-Updates sowie Sicherheitsupdates für das X80 Pro.

Akku

Die Akkukapazität des Smartphones beträgt 4.700 Milliamperestunden. Mit bis zu 80 Watt lädt das beiliegende Netzteil den Akku in 42 Minuten wieder auf – der Hersteller wirbt mit 38 Minuten.

Alternativ kann kabellos mit maximal 50 Watt über Vivos Wireless-Ladeständer laden, der für 89 Euro separat erhältlich ist und ohne Netzteil ausgeliefert wird. Darüber benötigt das Smartphone für eine volle Ladung 57 Minuten anstatt der angegebenen 50 Minuten. Eine Angabe zur maximalen Qi-Ladeleistung konnten wir nicht finden, aber es dürften bis zu zehn Watt sein. Umgekehrtes Induktionsladen über die Smartphone-Rückseite unterstützt das X80 Pro ebenfalls.

ZeitAkkustand (USB-C)Akkustand (Wireless)
5 min.24 %15 %
10 min.40 %26 %
15 min.53 %35 %
20 min.64 %42 %
25 min.73 %50 %
30 min.83 %58 %
35 min.94 %66 %
40 min.99 % (42 min. = 100 %)75 %
45 min.-83 %
50 min.-92 %
55 min.-98 %
57 min.-100 %

Im PCMark-Akkutest (300 Nits, 120 Hertz, WQHD+, WLAN + GPS) hielt das Flaggschiff 10:46 Stunden durch, bis die Restkapazität noch 20 Prozent betrug. Damit hielt es nennenswert länger als vergleichbare Smartphones wie das Oppo Find X5 Pro (9:16 h) und Galaxy S22 Ultra (9:11 h) durch. In der Praxis machte die Akkulaufzeit des Vivo X80 Pro allerdings einen weniger starken Eindruck. Der Akku genügte im Durchschnitt für einen vollen Tag, mehr jedoch nicht. Das Smartphone wurde allerdings auch stets mit 120 Hertz und voller Auflösung genutzt.

Kameras

Vivo verbaut für die Bildverarbeitung einen eigens entwickelten Bildsignalprozessor (ISP) namens V1+. In Kooperation mit Zeiss wurden zudem reflexionsarme Linsenbeschichtungen integriert sowie ein „natürlicher Farbmodus“ und diverse Video- und Bokeh-Modi.

Die von den Vorgängern bekannte Gimbal-Stabilisierung darf natürlich nicht fehlen, jedoch kommt sie nicht bei Haupt- oder Weitwinkelkamera, sondern bei der Portrait-Telekamera zum Einsatz. Als eines der wenigen Smartphones in diesem Jahr bietet es eine Periskop-Telekamera mit fünffach optischem Zoom. Beim Hauptsensor handelt es sich um den Vivo-exklusiven Samsung GNV. Die konkreten Kamera-Spezifikationen seht ihr nachfolgend.

Beispielfotos

Insgesamt bietet das Kamerasystem des X80 Pro viel Flexibilität beim Fotografieren, ist aber nicht in jedem Aspekt erstklassig. Die Qualität der Periskop-Telekamera erinnert an das Huawei P30 Pro aus 2019 und besonders das S22 Ultra liegt hier klar vor dem Vivo-Modell. Bei der Weitwinkelkamera würden wir wiederum ein Find X5 Pro bevorzugen und die Fotos der Frontkamera sind auch nur „okay“.

2x Tele mit Zeiss
2x Tele ohne Zeiss
Hauptkamera mit Zeiss
Hauptkamera ohne Zeiss

Hinsichtlich der Hauptkamera und Portrait-Telekamera kann das Flaggschiff allerdings seine Stärken ausspielen. Besonders bei Nacht erzeugt es beeindruckende Bilder. Obwohl dabei meist in Dunkelheit geknipst wurde, sehen die Aufnahmen aus, als wäre eben erst die Sonne untergegangen. Selbst Videoaufnahmen in Low-Light-Situationen sehen dank eines AI-Modus noch relativ gut aus. Der Gimbal-Stabilisator macht seinem Namen alle Ehre, wenn mit der Portrait-Telekamera gefilmt wird.

Die Kantenerkennung bei Portrait-Fotos ist aber ausbaufähig und der Fokus bei Makroaufnahmen lag öfter mal daneben. Eine nette Ergänzung zum eher gesättigten Automatik-Look ist der natürliche Farbmodus von Zeiss. Zuweilen können Farben damit jedoch etwas zu blass wirken – die Realität lag meistens irgendwo zwischen den beiden Farbmodis.

Fazit

Das Vivo X80 Pro bietet so ziemlich alles, was man sich von einem aktuellen Flaggschiff wünschen kann. Sowohl der Bildschirm, als auch die Verarbeitung und die Akkuladezeiten sind exzellent, die Leistung ist auf einem hohen Niveau und die Kameras können überwiegend überzeugen. Eine Besonderheit stellt zudem der exzellente Fingerabdrucksensor dar.

Unter Dauerlast hat es jedoch mit Hitzeproblemen zu kämpfen und die Akkulaufzeit war in der Praxis nur durchschnittlich. Ein Snapdragon 8+ Gen 1 hätte hier wohl Abhilfe geschaffen. Die Preispolitik des Herstellers ist allerdings fragwürdig, da das X80 Pro die Konkurrenz nur selten übertrifft. Meist liegt es eher auf Augenhöhe mit den Alternativen. Wem es hauptsächlich auf die Kamera-Eigenschaften ankommt, bekommt bei Samsung, Google und Oppo ebenso viel geboten, aber zu wesentlich attraktiveren Preisen.

Pro

  • erstklassiges AMOLED-Display
  • hochwertige Verarbeitung mit IP68-Zertifizierung
  • schnelle Ladezeiten mit und ohne Kabel
  • viel Leistung
  • insgesamt gute Kameras
  • exzellenter Fingerabdrucksensor

Contra

  • sehr hoher Preis
  • Akkulaufzeit nur okay
  • Hitzeprobleme unter Dauerlast
  • nicht die erhofften Nonplusultra-Kameras

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Foto von Tim Metzger Tim Metzger Redakteur

Schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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