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Asus ROG Ally im Handheld-Test: Besser als das Steam Deck?

Beinahe perfekt, aber mit Ausdauerproblem
Asus Themen
Asus ROG Ally auf einem Tisch, daneben eine Tastatur.

Mit dem Handheld-PC Asus ROG Ally ist eine vielversprechende Alternative zum Valve Steam Deck erschienen, das besonders hinsichtlich Display und Leistung überzeugen soll. Das Steam Deck wird im Vergleich tatsächlich geschlagen, doch beim Test offenbarten sich auch Schattenseiten der portablen Windows-Konsole.

Black Deals: Asus ROG Ally für 699 Euro

Bei MediaMarkt Saturn bekommt ihr aktuell das Asus ROG Ally für 699 Euro (hier kaufen). Der Gaming Handheld besitzt ein 7 Zoll Display mit 120 Hz und FullHD, 16 GB RAM sowie 512 GB Speicher. Unter der Haube werkelt der AMD Ryzen Z1 Extreme Prozessor, der für eine ordentliche Leistung unterwegs sorgt.

Einordnung und Preise

Asus überraschte am 1. April 2023 mit der Ankündigung des ROG Ally, doch der vermeintliche Aprilscherz entpuppte sich als produktionsreifer Gaming-Handheld. Im Mai folgte dann der Vorverkauf der Top-Variante mit Ryzen Z1 Extreme und 512 GB SSD, die jedoch erst ab dem 13. Juni ausgeliefert wird. Sie kostet 799 Euro, doch für voraussichtlich 699 Euro soll später auch eine Variante mit einem schwächeren Ryzen Z1 sowie lediglich 256 Gigabyte Speicherplatz folgen.

Damit ist der Asus-Handheld teurer als das Steam Deck, das je nach Speicherplatz 419 Euro (64 GB), 549 Euro (256 GB) oder 679 Euro (512 GB) kostet. Bei gleicher Speicherausstattung beträgt der Aufpreis vom Steam Deck zum ROG Ally also 120 Euro. Vergleichbare Handheld-PCs, etwa der Ayaneo 2, liegen allerdings im Preisbereich über 1.000 Euro. Die technisch eingestaubte, aber weiterhin sehr beliebte Nintendo Switch wird hingegen ab rund 280 Euro mit LCD oder knapp 340 Euro mit OLED-Display verkauft. Ob der Steam-Deck-Kontrahent von Asus seinen Preis rechtfertigen kann, lest ihr in den folgenden Abschnitten.

Technische Daten

Die Spezifikationen des Asus ROG Ally sind beeindruckend. Er kommt mit einem Ryzen Z1 Extreme daher. Jener wurde speziell für Handhelds optimiert und kann anders als der technisch vergleichbare Ryzen 7 7840U mit weniger als 15 Watt arbeiten. Acht Zen-4-Kerne mit 16 Threads sind vorhanden und als maximaler Boost werden 5,1 Gigahertz angegeben. Die integrierte Radeon-780M-Grafikeinheit basiert auf RDNA 3, hat 12 Compute Units und soll mit bis zu 2,7 Gigahertz takten. Der TDP-Bereich liegt laut Datenblatt zwischen 9 und 30 Watt. Dazu sind 16 Gigabyte an LPDDR5-6400-Arbeitsspeicher und eine PCIe-Gen-4-SSD mit 512 Gigabyte (476 GB effektiv) von Micron verbaut.

EigenschaftAsus ROG Ally (Z1 Extreme)Valve Steam Deck
CPUAMD Z1 Extreme, Zen 4, 8 Kerne, 16 Threads, max. 5,1 GHz
Custom AMD “Van Gogh”, Zen 2, 4 Kerne, 8 Threads, max. 3,6 GHz
GPURDNA 3, 12 Compute Units, max. 2,7 GHzRDNA 2, 8 Compute Units, max. 1,6 GHz
RAM16 GB LPDDR5 6400 MT/s16 GB LPDDR5 5500 MT/s

Kühlung

Im Vergleich zu Valve verbaut Asus zwei anstatt nur einen Lüfter und generell macht sich die langjährige Vorerfahrung mit Kühllösungen bemerkbar. Die Lüfter bleiben im Betrieb selbst im Turbomodus leiser als das stets auffällig rauschende Steam Deck. Im Leise- und Leistungsmodus empfand ich die Lüftergeräusche nicht als störend, während ich beim Steam Deck meist lieber mit Kopfhörern spielen würde.

Im Direktvergleich wird der Ally im Bereich der Hände übrigens auch nicht so warm. Unter Volllast mit Turbo-Profil und angeschlossenem Netzteil wird das Kühlsystem aber ausgelastet, da der Chip bis zu 95 Grad erreicht und dann niedriger taktet.

Design

Der ROG Ally besticht durch sein attraktives und robustes Design. In Bezug auf die Größe ist er mit dem Steam Deck vergleichbar, aber etwas kompakter. Die Verarbeitung überzeugt und wirkt teils sogar dezent wertiger gegenüber dem Valve-Handheld. Kleine Akzente wie ein Lufteinlass in Form des ROG-Logos sowie RGB-beleuchtete Joysticks werten das Gehäuse zusätzlich auf.

Der positive Eindruck wird gestärkt durch eine gute Verarbeitung, dünnere Bildschirmränder und eine angenehmere Ergonomie. Außerdem überbietet Asus die bereits guten Steam-Deck-Lautsprecher mit einem verblüffend vollen Klang. Wiederum hat die Valve-Konsole vier statt zwei Extratasten sowie zudem zwei Touchpads. Die Anschlüsse sitzen beim Ally allesamt oben: USB-C samt Asus-PCIe-Interface, Klinkenanschluss für Headsets, microSD-Slot, USB 3.2 Gen 2 (Typ C).

Mehr Speicher? Kein Problem!

Über Kreuzschlitzschrauben lässt sich der ROG-Handheld einfach öffnen und die Komponenten sind ebenso wie beim Steam Deck leicht wechselbar. Das kleine SSD-Format (M.2 2230) lässt jedoch derzeit wenig Upgrade-Optionen zu und in beiden Fällen ist das WLAN-Modul verlötet. Asus setzt diesbezüglich übrigens auf Wi-Fi 6E statt Wi-Fi 5. Ein Vorteil des Steam Deck ist die Valve-Kooperation mit iFixit für ausführliche Reparaturanleitungen und offizielle Ersatzteile.

Tolles Display mit 120 Hz

Das Display des ROG Ally bietet eine native Auflösung von 1920 × 1080 Pixel und eine Bildwiederholrate von 120 Hertz, was für eine flüssige Darstellung sorgt. Das Steam Deck hat hingegen nur 1.280 × 800 Pixel bei 60 Hertz. Auch bei der Helligkeit liegt das Asus-Modell vorn. Die höhere Bildrate, Auflösung sowie die schmaleren Seitenränder werten das Nutzungserlebnis deutlich auf. Vor allem durch die 120-Hertz-Anzeige wirkt der Asus-Handheld moderner als die Alternativen von Valve und Nintendo.

Die meisten Spiele werden nicht mit solch einer hohen Bildrate auf dem Handheld laufen, aber dank VRR-Unterstützung wird Screen Tearing vermieden. Die geringe Latenz von sieben Millisekunden ist ebenso von Vorteil. Des Weiteren sehen Farben auf dem Ally-Display satter als beim Steam Deck aus – Asus gibt eine sRGB-Abdeckung von 100 Prozent an. Bei der Maximalhelligkeit gibt Asus 500 Nits und Valve 400 Nits an, subjektiv ist aber kein Unterschied spürbar bei unseren Modellen.

Mit einem USB-C-Adapter lassen sich beide Handhelds an Monitoren oder Fernsehern verwenden – auch das Steam Deck hat einen Desktop-Modus. Jeweils wird 4K mit bis zu 120 Hertz oder 8K mit 60 Hertz unterstützt. Asus hat zudem ein proprietäres Interface mit PCIe-x8-Anbindung für eigene XG-Mobile-GPUs (Notebook-GPUs in kompaktem Gehäuse). Gegenüber eGPU-Verbindungen via USB-C beziehungsweise Thunderbolt bietet die Asus-Lösung die doppelte Bandbreite und somit weniger Leistungs-Limitierungen.

Windows 11 eine gute Idee?

Windows 11 Home kommt ab Werk auf dem ROG Ally zum Einsatz. Die Power-Taste beinhaltet einen Fingerabdrucksensor zum Entsperren und Verifizieren mittels Windows Hello. Als Bonus lässt sich einmalig bei ROG-Ally-Modellen ein dreimonatiges Abonnement des Xbox Game Pass Ultimate aktivieren. Dazu hat Asus die hauseigene Software Armoury Crate SE als Spiele-Launcher und Verwaltungs-Tool integriert, das sich über eine eigene Taste aufrufen lässt.

Jederzeit kann man mit der gegenüberliegenden Taste auch das Command Center öffnen. Dort stehen unter anderem folgende Schnellfunktionen zur Verfügung: Leistungsprofil-Wechsel, virtuelle Tastatur, FPS-Limiter, Bildschirmauflösung wechseln, RSR-Upscaling und Echtzeit-Monitoring samt Taktraten, Temperaturen, FPS und Stromverbrauch.

Grundsätzlich läuft Windows auf dem Handheld genau wie auf einem Notebook oder Desktop-PC. Einige Dinge haben aber noch Optimierungsbedarf. So sind etwa die Tastatureingaben nervig, da die virtuelle Tastatur umständlich aufzurufen und zu schließen ist und meist die Textfelder verdeckt. Der Control Mode wechselt zudem nicht zuverlässig zwischen dem Gaming- und Desktop-Modus hin und her und die Mausnavigation ist trotz Touchscreen und Joysticks manchmal zu unpräzise.

Die Benutzeroberflächen der unterschiedlichen Betriebssysteme sind in gewissem Maße eine Geschmacksfrage. Nach einiger Eingewöhnung mag SteamOS besser auf das Handheld-Format optimiert wirken und mit einer umfangreichen Steam-Bibliothek hat man auch viele Titel, die problemlos laufen werden. Andererseits sind zahlreiche Spiele noch inkompatibel oder nur eingeschränkt auf dem Steam Deck nutzbar. Windows-Nutzer werden mit dem ROG Ally bei der Installation von Programmen oder Spielen anderer Launcher besser zurechtkommen. Auch die native Unterstützung von teilweise notwendiger Anti-Cheat-Software kann ein Argument für den Asus-Handheld sein.

Leistung

Die Leistung des Asus ROG Ally ist solide, solange man bereit ist, die Grafikeinstellungen herunterzufahren und suboptimale Bildraten zu akzeptieren. Es gibt verschiedene Leistungsprofile: Leise, Leistung und Turbo. Bei Leistung und Turbo ist die höhere Performance im Vergleich zum Steam Deck spürbar, aber nicht immer ausschlaggebend. Doppelt so hohe Bildraten sollte man nicht erwarten. Anspruchsvolle Titel, die auf dem Steam Deck eher schlecht als recht mit 20 bis 30 fps laufen, hebt der Ryzen Z1 Extreme im Ally auf ein angenehmeres Leistungsniveau ohne stärkere Ruckler. Im Testzeitraum fielen jedoch auch unerklärliche Mikroruckler in Forza Horizon 5 und Cyberpunk 2077 auf.

Anmerkung: Kurz vor Veröffentlichung dieses Testberichts hat Asus ein Firmware-Update veröffentlicht, das die Performance um bis zu 20 Prozent bei 15 und 25 Watt verbessern soll. Wir werden dies zeitnah testen.

Akkulaufzeit – nach 1,5h ist Schluss

Die Akkulaufzeit des Asus ROG Ally ist bei intensiver Nutzung, insbesondere beim Spielen, recht kurz. Im Leistungsmodus hielt der Handheld-PC durchschnittlich 1,5 Stunden durch, im Turbomodus auch mal knapp unter eine Stunde. Lediglich in grafisch einfachen Titeln, etwa Sidescroller, lässt sich mit dem Leise-Modus oder mit Bildratenbegrenzer eine mehrstündige Akkulaufzeit erreichen. Bei Among Us könntet ihr ungefähr drei Stunden erwarten, bei 3D-Spielen sind zwei Stunden wohl kaum erreichbar. Das Steam Deck schafft hingegen selbst bei anspruchsvollen Spielen mit 30-FPS-Limit rund zwei Stunden Laufzeit.

Der Valve- und Asus-Handheld bieten jeweils die gleiche Akkukapazität von 40 Wattstunden. Daher ist es nur schlüssig, dass das leistungsstärkere Modell den Strom schneller verbraucht. Wenn man dabei bedenkt, dass die Leistungsaufnahme des ROG Ally im Turbomodus insgesamt circa 45 Watt beträgt, wird klar, dass die Akkulaufzeit ziemlich mager ausfällt. Bei 50-prozentiger Helligkeit, Leistungsmodus und 60 Hertz hielt die Asus-Konsole rund fünf Stunden durch.

Erwähnenswert ist auch, dass im Lieferumfang des Ally ein 65-Watt-Netzteil beiliegt, während Valve für seinen Handheld nur eins mit 45 Watt mitliefert. Deshalb ist die ROG-Konsole in nur knapp über einer Stunde voll geladen, während es beim Steam Deck etwa drei Stunden dauert.

Fazit

Asus macht mit dem ROG Ally vieles richtig und übertrifft das Steam Deck in mehreren Kategorien, aber wie andere Windows-Handhelds wird das Gerät von einer schlechten Akkulaufzeit geplagt. Das Display mag etwas stromhungriger sein, doch der neue AMD-Prozessor mit effizienterer Fertigung und moderner Architektur müsste dies eigentlich ausgleichen, um bei gleicher Leistungsaufnahme wie das Steam Deck mindestens genauso lange durchzuhalten. Vermutlich ist also das Windows-Power-Management schuld, während Valve SteamOS besser auf die Deck-Hardware abgestimmt hat.

Jedenfalls ist die Akkulaufzeit ein starker Kritikpunkt, wenn man den Handheld-PC nicht vorrangig in Nähe einer Steckdose nutzen möchte. Ebenfalls zu bemängeln ist die Cursor-Steuerung mangels Touchpad. Es gibt allerdings auch viele positive Aspekte, allen voran der Bildschirm, der dank höherer Auflösung, schmalerer Ränder, 120 Hertz und VRR ein Generationssprung ist. Außerdem überzeugt der ROG Ally mit einer besseren Verarbeitung und Ergonomie, die Lautsprecher sowie die Kühlung sind ebenfalls dem Steam Deck überlegen.

Wem die Leistung des Steam Deck nicht genügt, findet aktuell übrigens keinen stärkeren Gaming-Handheld als den Ally. Die vollmundigen Performance-Versprechen von Asus, etwa eine doppelt so hohe Bildrate, konnten zwar nicht gehalten werden, aber der Leistungs- und Turbo-Modus bieten trotzdem eine spürbare Verbesserung in Spielen. Des Weiteren ist es bemerkenswert, dass Asus die Alternativen von Ayaneo und Co. trotz modernerer Ausstattung preislich deutlich unterbieten konnte. Der Aufpreis zu den Steam Decks mit SSD wirkt fair und konkurrenzfähig. Sofern man mit der schlechteren Akkulaufzeit leben kann, sollte eher zum Asus ROG Ally gegriffen werden.

Mobile
Allround-PC.com Award
05/2023
Asus ROG Ally (Z1 Extreme)
Empfehlung

Pro

  • scharfes, helles Display mit 120 Hz
  • ergonomischer und leichter als Steam Deck
  • gute, relativ leise Kühlung
  • starke Performance
  • Spiele-Unterstützung dank Windows 11 unproblematisch

Contra

  • teilweise Software-Optimierungsbedarf
  • schlechte Akkulaufzeit

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Foto von Tim Metzger Tim Metzger

… schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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