Poco X5 & X5 Pro im Test: Der nächste Preis-Leistungs-Geheimtipp?

Smartphone-Duo zum günstigen Preis
Poco X5 und Poco X5 Pro auf einem Tisch

Die Poco X-Reihe geht in die fünfte Runde: Mit dem Poco X5 und dem Poco X5 Pro bietet die ehemalige Xiaomi-Tochtermarke erneut zwei Mittelklasse-Smartphones an, die für verlockende Preise teilweise ansprechende Merkmale aus dem Oberklasse-Segment zu bieten hat. Wir haben das Duo etwas genauer unter die Lupe genommen und für euch getestet.

Auf den ersten Blick weisen das Basismodell und die Pro-Variante des Poco X5 gar nicht allzu viele Unterschiede auf, selbst bei der direkten Gegenüberstellung mit den technischen Daten des Vorgängers Poco X4 Pro 5G scheint sich zunächst wenig getan zu haben. Was nicht unbedingt schlecht wäre, denn das Topmodell der letzten Generation machte im Test für unter 300 Euro eine sehr gute Figur.

Doch Unterschiede gibt es durchaus, auch wenn einige davon eher im Detail liegen. Im Folgenden untersuchen wir, ob beim Poco X5 Pro 5G ab 349,90 Euro UVP das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, oder ihr lieber zum günstigeren Poco X5 5G ab 299,90 Euro UVP greifen solltet.

Design & Funktionen

Poco wirft bei der X5-Serie den gigantischen, hervorstehenden Kamerabuckel des Vorgängers über Bord, der rund ein Viertel der Rückseite bedeckte, diese Fläche jedoch überwiegend mit dekorativen Elementen wie dem großen Poco-Logo füllte. Das neue Kameramodul steht nur noch rund um die eigentlichen Kameralinsen aus dem Gehäuse hervor.

Beide Geräte, insbesondere aber das X5 Pro, liegen durch dieses seitlich platzierte Kameramodul nicht flach, sondern leicht angeschrägt auf. Um Kratzer auf der Linse zu vermeiden, empfiehlt sich daher die Verwendung einer Hülle (die sogar im Lieferumfang dabei ist). Ohne Hülle liegt das Pro-Modell durch seine eckige Form deutlich sicherer in der Hand als das abgerundete, zu den Seiten verjüngende X5 Standardmodell. Mit Gorilla Glas 5 gegenüber Gorilla Glas 3 ist das Display des X5 Pro zudem im Falle eines Sturzes ein wenig besser vor Schäden geschützt.

Lautstärkewippe und Powerbutton sind bei beiden Modellen auf der rechten Seite zu finden, letzterer wird außerdem als Fingerabdrucksensor verwendet und entsperrt das Gerät in unserem Test zuverlässig und ohne Probleme. Die Gesichtsentsperrung per Frontkamera kann auf Wunsch ebenfalls eingerichtet werden, ist dann aber weniger sicher. Viele Nutzer wird zudem freuen, dass auch die Poco X5-Reihe, anders als die meisten Flaggschiff-Smartphones, noch nicht den Klinkenanschluss für Kopfhörer über Bord geworfen hat.

Der 3,5-mm-Audioanschluss befindet sich bei beiden Geräten an der Oberseite neben einem IR-Blaster, beim X5 Pro gesellt sich zusätzlich ein zweiter Lautsprecher für Stereo-Klang dazu. Das reguläre X5 kommt mit einem einzelnen Lautsprecher an der Unterseite aus, die auch den USB-C-Ladeanschluss sowie ein Dual-SIM-Schubfach beherbergt. Das Poco X5 kann zwei SIM-Karten oder je eine SIM- und eine MicroSD-Karte aufnehmen, das seitlich angebrachte Schubfach des X5 Pro nimmt nur SIM-Karten auf und erlaubt keine Speichererweiterung.

Display

Neben der Version des Corning-Schutzglases liegt der wesentliche Unterschied der beiden Poco X5-Displays in deren Helligkeit. Beide Geräte sind mit einem 6,67 Zoll großen AMOLED-Bildschirm ausgestattet, der sich mit einer Bildwiederholrate von 120 Hz und Full HD+-Auflösung (2.400 x 1.080 Pixel) nicht vor höherpreisigen Modellen verstecken muss.

Poco X5 und X5 Pro Displayvergleich
Links: Poco X5; Rechts: Poco X5 Pro

Beim Test mit einem X-rite i1 Display-Profiler ergeben sich durchaus deutliche Unterschiede, von denen Nutzer im Alltag jedoch wenig merken dürften: Laut dem offiziellen Xiaomi-Datenblatt sollte der Bildschirm des regulären Poco X5 ein ganzes Stück heller leuchten als sein Pro-Gegenstück, die Messungen zeigen jedoch das genaue Gegenteil.

Bei einem Bild mit verringertem Weißanteil (20 % APL) liegen das Poco X5 mit 851 nits und das Poco X5 Pro mit 875 nits beinahe gleichauf. Während der eher praxisnahen Helligkeitsmessung bei 100 % APL, also einem vollständig weißen Display, hat das X5 Pro mit 859 nits die Nase vorn, wogegen das X5 nur 618 nits erreichen konnte. Damit liegt das Basismodell knapp unter dem angegeben typischen Wert von 700 nits, während das Pro-Modell über die spezifizierten 500 nits hinauswächst.

Poco X5 Pro an Packung gelehnt
Leuchtstark: Das Display des Poco X5 Pro wird ein ganzes Stück heller als beim Basismodell

Schade für ein Gerät mit AMOLED-Display ist zudem der Verzicht auf ein richtiges Always-On-Display. In den Einstellungen lässt sich zwar ein entsprechender Menüpunkt finden, zum Zeitpunkt dieses Tests lassen sich die Anzeigeelemente allerdings nur für maximal zehn Sekunden nach dem Tippen einblenden.

Das Poco X5 Pro sticht jedoch hinsichtlich Farbdarstellung etwas stärker hervor. Das OLED-Panel kann eine Farbtiefe von 10-bit darstellen, was in einer etwas knackigeren Wiedergabe resultiert. Zudem fallen die Seitenränder, vor allem aber das Kinn am unteren Rand, im Vergleich zum X5 um einiges dünner aus – wodurch das Smartphone trotz identischer Bildschirmdiagonale etwas kleiner ist.

Leistung, Speicher & Software

Beide Poco X5-Geräte sind mit einem 5G-fähigen Snapdragon-Chip von Qualcomm ausgestattet, zwischen Basis- und Pro-Modell liegt jedoch ein nicht unbedeutender Leistungsunterschied. Das reguläre Poco X5 verwendet weiterhin den Snapdragon 695 mit bis zu 2,2 GHz, der bereits im Poco X4 Pro zum Einsatz kam. Das Poco X5 Pro setzt hingegen auf einen leistungsstärkeren Snapdragon 778G mit bis zu 2,4 GHz. Der Namenszusatz „G“ steht für „Gaming“, in entsprechenden Anwendungen soll der 778G also hohe Leistung über längere Zeiträume abrufen können.

Solide Performance für den Alltag

Im Alltag und bei weniger fordernden Spielen macht das Poco X5 eine gute Figur. Geräte mit dem gleichen Chip, wie das OnePlus Nord N20, schlagen das Poco-Modell jedoch im Geekbench Single-Core Score. Das Poco X5 Pro kann sich im direkten Vergleich mit anderen Mittelklasse-Geräten wie dem älteren, daher inzwischen auch günstigeren Google Pixel 6a zumindest im Multi-Core-Test behaupten, zieht aber in der Single-Core-Leistung den Kürzeren.

Einige Benchmarks, wie der 3D Mark Leistungstest, ließen sich jedoch auf dem Poco X5 Basismodell leider nicht ausführen, was womöglich an einer Firmware-Einschränkung durch Xiaomi liegt. Die 3D-Mark-Anbieter UL Solutions verweisen ebenfalls auf dieses Problem. Bei unserem Mittelklasse-Vergleichstest machte der SoC im Poco X4 Pro – bei dem es diese Einschränkung nicht gab – vor rund einem Jahr das Rennen, inzwischen ist der Chip jedoch ein wenig in die Tage gekommen.

SmartphoneGeekbench (Single, Multi)3DMark Wildlife
Poco X5 Pro 5G (Qualcomm Snapdragon 778G 5G, 8/256 GB)– 787 Punkte
– 2.986 Punkte
2.446 Punkte
Poco X4 Pro 5G (Qualcomm Snapdragon 695 5G, 6/128 GB)– 689 Punkte
– 2.051 Punkte
1.209 Punkte
Poco M4 Pro (MediaTek Helio G96, 6/128 GB)– 531 Punkte
– 1.847 Punkte
1.094 Punkte
Poco M4 Pro 5G (MediaTek Dimensity 810, 6/128 GB)– 593 Punkte
– 1.808 Punkte
1.226 Punkte

Ausbaufähige Grafikleistung

Im Wild Life Belastungstest kann das X5 Pro seine Vorgänger problemlos abhängen, erreicht in der für den High-End-Bereich vorgesehenen Wild Life Extreme-Variante jedoch eine deutlich niedrigere Punktzahl. Verglichen mit dem Pixel 6a kann das Poco-Gerät eine deutlich bessere Effizienz unter Dauerbelastung vorweisen, der Höchstwert von Poco liegt dabei aber unter der niedrigsten Durchlauf-Punktzahl des Mittelklasse-Modells von Google.

Poco X5 Pro
Pixel 6a

Android 13? Fehlanzeige ..

Die Poco X5-Reihe läuft noch mit Android 12, es kommen aber unterschiedliche MIUI-Versionen zum Einsatz, die sich vor allem im Design der Benutzeroberfläche, aber auch hinsichtlich der Performance unterscheiden. Updates auf Android 13 sind dabei nicht auszuschließen: Offizielle Update-Versprechen von Poco liegen zum X5 und X5 Pro zwar nicht vor, doch selbst der mit Android 11 ausgelieferte Vorgänger Poco X4 Pro soll laut Angaben im Xiaomi Security Center noch Updates bis Android 13 erhalten.

Poco X5 und X5 Pro nebeneinander
Beide Geräte werden mit Android 12 und massig Bloatware geliefert

Beide Poco-Geräte sind bis unters Dach voll mit Bloatware. Weit mehr als ein dutzend Apps gibt es frei auf Haus, ob ihr wollt oder nicht: Darunter Spiele wie Genshin Impact und Bubble Shooter, aber auch eine willkürliche Auswahl anderer Anwendungen wie AliExpress, Booking.com, Snapchat und natürlich die eigenen Poco-Apps. Nach erstmaliger Einrichtung empfiehlt es sich also, vor der Verwendung großzügig die App-Galerie zu entrümpeln.

Übermäßig schnell geht der Speicher beider Geräte allerdings nicht zur Neige, da jeweils 128 oder 256 Gigabyte UFS-2.2-Flash-Speicher zur Auswahl stehen. Nutzer des X5 Pro müssen dennoch ein wenig knausriger beim Speichermanagement sein, da ihnen, wie zuvor beschrieben, die Möglichkeit zur Speichererweiterung per MicroSD-Karte fehlt. Auch die Arbeitsspeicher-Optionen sind mit sechs oder acht Gigabyte LPDDR4X-RAM identisch.

Akku & Laden

Beide Geräte sind mit einem 5.000 mAh großen Akku ausgestattet, dessen Laufzeit jedoch durch abweichende Komponenten unterschiedlich ausfällt. Bei fixierter Helligkeit (300 nits) und maximaler Bildrate (120 Hz) erreicht das Poco X5 im PC Mark Work 3.0 Battery Life Benchmark eine Laufzeit von 7 Stunden und 53 Minuten, ehe die Restkapazität noch 20 % beträgt. Das Poco X5 Pro kommt auf 9 Stunden und 51 Minuten und hält somit ein gutes Stück länger durch. Das ist wohl einerseits auf den SoC, aber womöglich auch das bessere und effizientere OLED-Panel zurückzuführen.

Mit dem beiliegenden 67-Watt-Netzteil ist das X5 Pro in unter 50 Minuten voll geladen, das Basismodell mit 33W-Netzteil braucht mit knapp 65 Minuten aber nicht viel länger. Von 30 Prozent Ausgangsladung lässt sich das X5 in einer halben Stunde auf 82 Prozent, das X5 Pro auf 94 Prozent aufladen – Akkuprobleme haben wir also mit keinem der beiden X5-Modelle.

Poco X5 und X5 Pro Smartphones mit Ladegeräten

Kamera

Die Kameraspezifikationen der beiden Poco-Neulinge lassen uns zunächst stutzen: Denn während sich bei der Kameraaustattung des X5 Pro seit dem direkten Vorgänger, dem X4 Pro, nichts getan zu haben scheint, reduziert Xiaomi die Hauptsensorauflösung des X5-Basismodells auf 48 Megapixel. Selbst die Kameras der inzwischen fast 50 Euro günstigeren Modelle Poco M4 Pro und Poco M4 Pro 5G bieten mit 65 MP und 50 MP höhere Auflösungen. Doch: Eine höhere Auflösung muss nicht mit einer besseren Qualität einhergehen – also wie schneidet das X5-Duo ab?

Poco X5

Poco X5 Pro

Wie bei unserem Praxistest der beiden genannten Ableger aus dem Vorjahr zeigen sich auch bei der Kamera des Poco X5 bekannte Schwächen und Stärken: Am helllichten Tag liefert der Hauptsensor durchaus ordentliche, wenngleich etwas blasse Aufnahmen, schwächelt aber bei schlechten Lichtverhältnissen. Insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit müssen Freunde und Instagram-Follower eher mit einer mündlichen Beschreibung der nächtlichen Szenerie vorliebnehmen, da die Fotos trotz einigermaßen stabilem Nachtmodus stark rauschen und schon bei geringer Bewegung unscharf werden.

Poco X5 Nachtmodus

Poco X5 Pro Nachtmodus

Leichteres Spiel haben Smartphone-Fotografen mit dem X5 Pro: Die auf dem Papier identische Kamera konnte uns schon beim X4 Pro überzeugen und knipst auch beim direkten Nachfolger hochauflösende Fotos mit guter Farbdarstellung – sowohl bei Tag als auch Nacht. Motive, die das Basismodell im Dämmerlicht ins Straucheln bringen, weisen durch den 108-MP-Sensor des Pro-Modells deutlich mehr Details auf.

HDR und Makro-Kamera

Beide Geräte schlagen sich recht gut bei HDR-Aufnahmen mit starkem Gegenlicht und auch die Ergebnisse der Makro-Kamera für Nahaufnahmen können sich sehen lassen. Zwar sind Makrofotos mit zwei Megapixel Auflösung nicht wirklich „superscharf“, doch für gelegentliche Shots – wie hier beispielsweise von frisch blühenden Blumen – reicht die Kamera alle mal.

Ein deutlicher Unterschied zeigt sich wiederum bei der Frontkamera, dessen Selfies vom Poco X5 eine eher mäßige Qualität bieten. Das Poco X5 Pro kann hingegen mit einem scharfen Foto punkten, bei dem die Haut jedoch stark weichgezeichnet wird.

Fazit

Trotz ähnlicher Datenblätter gibt es bei der Wahl zwischen dem Poco X5 und dem Poco X5 Pro einen klaren Favoriten: Für nur 50 Euro mehr gibt es ein in nahezu allen Belangen besseres Smartphone, das mit mehr Leistung, einem helleren Display, längerer Akkulaufzeit sowie schnellerer Ladegeschwindigkeit und insbesondere einer deutlich besseren Kamera aufwartet.

Im direkten Vergleich mit ähnlichen Mittelklasse-Geräten kann sich vor allem das Poco X5 Pro in vielerlei Hinsicht recht gut behaupten. Das Pro-Modell schwächelt zwar in Leistungs-Benchmarks gegenüber Konkurrenten wie dem Google Pixel 6a, das inzwischen bereits günstiger zu haben ist, wartet dafür jedoch mit ordentlicher Akkulaufzeit und einer brauchbaren 108-MP-Kamera auf, die erst im Dämmerlicht kleinere Schwächen zeigt.

Unterm Strich handelt es sich bei der Poco X5-Reihe also wieder um ordentliche Mittelklasse-Geräte zum fairen Preis. Für den Geheimtipp-Status älterer Poco-Modelle fehlt jedoch beiden Geräten noch das gewisse Etwas. So bleibt selbst das deutlich bessere Pro-Modell nur eine solide, aber nicht überragende Option in seiner Preisklasse.

Poco X5 Pro

Pro

  • helles AMOLED-Display mit 120 Hz
  • gute Kamera mit hoher Auflösung
  • lange Akkulaufzeit mit schnellem Aufladen
  • solide Leistung
  • Stereo-Lautsprecher und 3,5 mm Klinke

Contra

  • keine MicroSD-Speichererweiterung
  • wird mit Android 12 ausgeliefert

Poco X5

Pro

  • gutes OLED mit 120 Hz
  • gute Hauptkamera bei Tageslicht
  • solide Akkulaufzeit
  • 3,5 mm Klinkenanschluss
  • Speicherweiterung per MicroSD möglich

Contra

  • wird mit Android 12 ausgeliefert
  • schwache Kamera bei Nacht/Dämmerung
  • Mono-Lautsprecher

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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