Das Poco F7 Ultra tritt mit dem leistungsstarken Snapdragon 8 Elite gegen aktuelle Top-Smartphones an, kostet allerdings deutlich weniger als die Flaggschiffe. Doch kann es wirklich in der Oberliga mithalten? Und an welchen Ecken wurde für diesen Kampfpreis gespart? Die Antworten darauf liefert der Test.
Einordnung & Preise
Mit einem Listenpreis von 749,90 Euro für 12 + 256 GB und 799,90 Euro für 16 + 512 GB greift das erste „Ultra“ von Poco selbstbewusst nach der Oberklasse. Doch typisch für die Xiaomi-Budgetmarke rauschen die Straßenpreise schon wenige Wochen nach dem Verkaufsstart in angenehmere Gefilde: Etwa 690 Euro werden zurzeit für die kleine Version fällig (ein erster Deal lag sogar bei 560 Euro), die 512-GB-Variante ist auch bereits um knapp 100 Euro gefallen.
Damit ist das F7 Ultra das momentan günstigste Smartphone mit Qualcomms neuem Snapdragon 8 Elite – jenem High-End-Chip, der auch in Geräten sitzt, die fast doppelt so viel kosten. In dieses Preisfenster fallen alternativ etwa das Galaxy S25 (645 Euro, 128 GB), Googles Pixel 9 (600 Euro, 128 GB) oder das kürzlich getestete Xiaomi 15 (690 Euro, 256 GB).
Poco positioniert seine F-Serie seit jeher als Gaming-Spezialistin mit üppiger Leistung zum günstigen Kurs. Das Ultra-Suffix soll nun zeigen, dass man neben Frames auch Wert auf Flaggschiff-Zutaten wie IP68
, ultraschnelles Wireless-Charging und eine Telekamera legt – alles Dinge, die es in der F-Familie bisher nicht oder nur in abgespeckter Form gab.Design: Wertig, aber nicht ganz High-End
Unser schwarzes Testgerät wirkt dank mattem Glasrücken und sauber entgratetem Aluminiumrahmen erwachsen sowie im Vergleich zu früheren F-Modellen sehr zurückhaltend. Auf Höhe des Kameramoduls glänzt die Rückseite spiegelnd – ein zweigeteiltes Finish, das aus der Nähe deutlich schicker aussieht, als es sich liest, und etwas an alte Google-Smartphones wie das Pixel 3a (Test) erinnert.
Das Kameradeck selbst besteht aus einem großen, kreisrunden Ring mit kupferfarbenem Rahmen. Persönlich gefällt mir die andere Farbvariante in (Quietscheentchen-)Gelb wesentlich mehr – das ist zumindest ein Hingucker, nur für manche vielleicht zu extrem. Apropos extrem: Die Stereolautsprecher können bei Bedarf ziemlich laut werden. Anders als bei meinem privaten iPhone 15 Pro, dessen Ohrmuschellautsprecher ich öfter mal verfluche, waren Telefonate für mich stets gut verständlich.
Nicht gerade kompakt, aber dennoch mit gutem Handling!
Mit 160,3 × 75 × 8,4 Millimetern ist das Poco weder besonders kompakt noch rekordverdächtig dünn, liegt aber dafür gut in der Hand, weil Vorder- und Rückseite an allen vier Kanten einen leichten Schlag besitzen. 212 Gramm klingen nach Schwergewicht, verteilen sich aber ausgewogen; das Gerät wirkt weniger kopflastig als ein Galaxy S25 Ultra (Test).
Vorder- und Rückseite sind mit Poco Shield Glass geschützt, einer Eigenentwicklung, die laut Datenblatt sogar Gorilla Glass Victus 2 übertreffen soll. Eine werksseitig angebrachte Folie verhindert zudem Display-Kratzer, wirkt allerdings kratzanfällig und zieht schnell Schlieren. Netterweise liegt im Lieferumfang noch ein graues TPU-Case bei.
Das Wichtigste: Poco spendiert dem Ultra eine IP68-Zertifizierung, eine Premiere für die F-Serie. Pool-Fotos oder Regenschauer sind also offiziell erlaubt, die Garantie deckt Flüssigkeitsschäden trotzdem nicht ab – der übliche Wasserdicht-Disclaimer.
Display: 2K-OLED der Oberklasse
Auf 6,67 Zoll entfaltet das OLED-Display eine Auflösung von 3.200 × 1.440 Pixeln (526 ppi) und unterstützt eine Bildrate von bis zu 120 Hertz. Anders als LTPO-Panels in teureren Flaggschiffen kann das F7 Ultra nicht bis auf 1 Hertz heruntertakten, sondern springt dynamisch zwischen 60, 90 und 120 Hertz. Wer möchte, darf in den Einstellungen auch fest auf 60 oder 120 Hertz schalten.

Poco nennt 1.800 NitsPixel 9 Pro XL mit max. 2.255 nits oder das Galaxy S25 Ultra mit bis zu 2.390 nits.
im High-Brightness-Modus und sogar 3.200 Nits als Peak-Helligkeit bei kleinem Weißanteil. Unsere Messungen bestätigen sehr ordentliche 1.065 Nits (100 % APL) und hervorragende 2.165 Nits (10 % APL). Das ist nicht nur genug, um Instagram-Reels selbst im gleißenden Mittagslicht noch problemlos abzulesen, sondern auch ein starker Wert, den andere Top-Smartphones nicht nennenswert übertreffen – sei es dasMit HDR-Streaming für Netflix!
Die farbtreue „Originalfarbe“ wirkt angenehm neutral, wer mehr Punch bevorzugt, wählt „Lebendig“. Eine HDR-Lizenz für Netflix (HDR10+) ist zudem an Bord, ebenso Dolby Vision für kompatible Clips. Die Inhalte profitieren vom hohen Kontrast und dem in dieser Preisklasse seltenen 12-Bit-Panel, das 68 Milliarden Farbabstufungen darstellen kann. PWM-Dimming mit 3.840 Hertz minimiert Bildschirmflimmern im Dunkeln, dank AI-Handschuhtouch reagiert das Glas sogar mit nassen Fingern oder dünnen Handschuhen zuverlässig.
Der flache Bildschirm beherbergt erstmals einen Ultraschall-Fingerabdrucksensor. Er entsperrt das Telefon sichtbar flotter als die optischen Scanner der Poco-Vorgänger, ohne das Display hell aufleuchten zu lassen – Nachtleser werden es schätzen. Alternativ lässt sich die Frontkamera zur (wohlgemerkt weniger sicheren) Gesichtsentsperrung nutzen.
Leistung: Elite-Chip zum Spartarif
Herzstück des F7 Ultra ist Qualcomms Snapdragon 8 Elite – identisch zum Honor Magic 7 Pro (Test) und Xiaomi 15 Ultra, aber in einem Gerät für unter 700 Euro bisher einzigartig. Unterstützt wird das SoC von einem VisionBoost-D7-Chip, der Frames in kompatiblen Spielen auf 120 fps hält bzw. steigert, Kanten nachschärft und HDR-Kontraste anhebt.
Geekbench 6 bescheinigt dem Poco F7 Ultra rund 8.400 Multicore-Punkte – Flaggschiff-Terrain, aber nicht ganz so flott wie die „elitäre“ Konkurrenz. Wichtiger als die Leistung in synthetischen Benchmarks ist aber vor allem die Langzeitperformance. Unser 3DMark-Stresstest (Wild Life Extreme, 20 Durchläufe) endet mit rund 70 % Stabilität – ein ordentlicher Wert, von dem Flaggschiffe wie das Galaxy S25 Ultra und Honor Magic 7 Pro nur träumen können.
Starke Leistungsstabilität im 3D Mark!
Nach 15 Minuten Dauerlast fühlen sich Rahmen und Rückseite allerdings sehr warm an; maximal registrierte der Test 51 Grad. Wie schon bei anderen Xiaomi-Smartphones scheint das thermale Limit also etwas höher zu liegen – andere Smartphone-Hersteller reizen die „Grenze“ nicht ganz so weit aus.
Poco kombiniert den Elite-Chip wahlweise mit 12 GB oder 16 GB LPDDR5X-RAM und nutzt schnellen UFS-4.1-Speicher. Bei unserem 512-GB-Testgerät blieben nach Erstinbetriebnahme circa 475 GB frei. Eine Micro-SD-Erweiterung gibt es nicht, ist bei mindestens 256 GB Speicherplatz aber auch kaum relevant.
Konnektivität auf Top-Niveau
Wi-Fi 7 inklusive 6-GHz-Band, Bluetooth 6.0 und Dual-Band-GPS sind mit von der Partie. Zwei physische Nano-SIM-Schächte sind ebenfalls vorhanden, doch eine eSIM-Option fehlt. Wer außerhalb der EU reist, muss umständlich SIM-Trays tauschen – ein unnötiger Rückschritt, zumal selbst Xiaomis 400-Euro-Mittelklasse inzwischen eSIMs unterstützt. Wie ich kürzlich erfuhr, gibt es mittlerweile immerhin für wenige Euro physische eSIM-Adapter, um diese Funktionalität „nachzurüsten“.
Eine weitere Sparmaßnahme hat der Hersteller am USB-C-Port vorgenommen, denn jener arbeitet nur mit langsamer USB-2.0-Geschwindigkeit. Dies ist nicht dramatisch, bei kabelgebundenen Datenübertragungen sind „echte“ Flaggschiffe mit USB 3.x aber weitaus flotter.
Software: HyperOS 2 reift, bleibt aber Geschmackssache
HyperOS 2 auf Basis von Android 15 ist die beste Xiaomi-Oberfläche bisher: Animationen wirken runder, die Benachrichtigungskarte scrollt flüssiger, und dank HyperConnect kann man Dateien jetzt per Drag-and-Drop zwischen Poco und Windows transferieren. Auf den ersten Blick bleibt jedoch die alte MIUI-Krankheit: Bloatware. TikTok, LinkedIn, Booking & Co. kleben in einem Extra-Ordner, dazu gesellen sich mehrere Spiele-Demos. Alles lässt sich entfernen, kostet aber Zeit, bevor das System halbwegs „clean“ anmutet.
Im positiven Lager stehen die HyperAI-Funktionen: KI-Schreiben fasst Texte zusammen oder verfeinert Formulierungen direkt in Gboard, der KI-Radierer in der Galerie löscht Personen nahezu auf Pixel-Level. „Generative Erweiterung“ füllt zu eng geknipste Motive intelligent auf – wenn auch nicht ganz so treffsicher wie Googles „Magischer Editor“. Geminis Sprachassistent sitzt auf einem langen Druck der Power-Taste und darf inzwischen per Systemberechtigung Termine in den Kalender schreiben oder Routen in Maps öffnen.
Update-Versprechen: vier große Android-Versionen und sechs Jahre Sicherheitspatches, also bis Frühjahr 2031. Das ist ordentlich, aber nicht Branchenspitze – Google, Samsung und Honor liefern seit diesem Jahr sieben plus sieben Jahre.
Akku: Solide Laufzeit, famoses Laden
5.300 mAh besitzt der Lithium-Polymer-Block, was im PC Mark Battery-Benchmark für 11:45 Stunden Bildschirmzeit (dynamische 120 Hz, fixierte 300 Nits, WLAN + GPS aktiv) reicht – gefühlt einen Arbeitstag plus Feierabend-Scrolling. Dennoch: Andere Top-Smartphones mit Snapdragon 8 Elite (und teilweise kleinerem Akku) halten etwas länger durch. Das kompakte Xiaomi 15 mit etwas kleinerem Akku, aber SiC-Technologie, liegt spürbar vor dem Poco; das günstigere F7 Pro dürfte mit seinen 6.000 mAh ebenfalls ein gutes Stück länger durchhalten.
Größtes Pfund bleibt die Ladegeschwindigkeit. Steckt man das passende 120-Watt-Netzteil an (im deutschen Karton leider gestrichen), füllt sich der Akku in rund 34 Minuten von 0 auf 100 Prozent. Nach zehn Minuten stehen schon knapp 40 Prozent auf der Uhr.
Premiere in der F-Reihe ist außerdem 50-Watt-Wireless-Charging. Mit Xiaomis Stand-Ladeschale dauert eine Vollladung rund 55 Minuten. Reverse-Wireless-Charging gibt es netterweise auch, falls eurer Begleitung mal zwischendurch der Saft ausgeht.
Kameras: Das Tele-Makro begeistert
Poco hat seine Kamerasparte lange stiefmütterlich behandelt, doch das F7 Ultra bietet erstmals ein Setup, das auch manche Hobby-Fotografen ernsthaft ansprechen könnte. Folgende Sensoren sind verbaut:
- Hauptsensor: 50 MP Light Fusion 800 (1/1,55”), f/1.6, OIS
- Tele-Makro: 50 MP, 60 mm äquivalent (2,5×), Floating-Linse, OIS
- Ultraweitwinkel: 32 MP, 120° FOV
- Front: 32 MP
Kann die Fotoqualität überzeugen?
Bei Tageslicht liefert die Hauptkamera kräftige, aber nicht übersättigte Farben, detailreiche Strukturen und eine natürliche Tiefenwirkung. Gegenlicht stecken HDR-Algorithmen ordentlich weg, doch beim Pixel 9 oder Galaxy S25 gelingt der Balanceakt zwischen Schatten und Himmel noch harmonischer. Bei Nacht überzeugt das Poco mit heller Belichtung, rauscht aber stärker als ein Pixel. Bewegte Motive bleiben gerne verwischt, weil die Software längere Belichtungen wählt.
Der Star ist tatsächlich die 2,5×-Tele-Makro-Linse. Aus 60 Millimetern entstehen Porträts mit cremigem Bokeh und harmonischer Gesichtsgeometrie; gleichzeitig lässt die Floating-Optik Makroaufnahmen aus zehn Zentimetern zu, die ein iPhone 15 Pro schlicht nicht fokussiert.
Mein Favorit: Die Telekamera
Mir hat das Knipsen mit der Tele-Makro-Kamera viel Spaß gemacht, auch mein Kollege Leo hat beim Xiaomi-15-Test davon geschwärmt. Bis etwa 5× wirkt der Digital-Zoom scharf und kontrastreich, darüber brechen Details sichtbar weg, bleiben für Social-Media-Stories bis 10× aber brauchbar. Spätestens ab der Zoomstufe 20× (maximal geht 60×) hilft auch die KI-Nachbearbeitung nicht mehr viel.
Die 32-MP-Ultraweit-Kamera liefert bei gutem Licht konstante Farben zum Hauptsensor, zeichnet Ecken aber weicher und rauscht in der Dämmerung deutlich. Dafür bietet sie eine spannende Perspektive und eignet sich besonders für Architektur-Fotos.
Für Selfies ist die Frontkamera übrigens sehr gut geeignet: Wie für Xiaomi-Handys zwar ganz leicht weichgezeichnet und daher nicht ganz so knackig scharf, dafür aber mit einer guten Farbgebung und einem sehr ordentlichen Portrait-Modus.
Videos nimmt das Ultra in 8K @ 24 fps ausschließlich mit der Hauptkamera auf, die Stabilisierung gleicht Gehbewegungen auch in 4K @ 60 fps noch gut aus. Die UW- und Frontkamera schaffen leider nur maximal 1080p @ 60 fps. Tagsüber sind die Videoaufnahmen ansehnlich, bei schwächerem Licht setzt jedoch starkes Rauschen ein.
Kurzum: Hauptkamera gut, aber nicht ganz auf Flaggschiff-Niveau; Ultraweitwinkel- und Frontkamera angemessen (Mittelklasse-Qualität); Telemakro ein klares Highlight. Videoqualität angemessen bis gut.
Fazit – Leistung ohne Luxuspreis
Das Poco F7 Ultra ist ein echtes Flaggschiff-Paket, aber schon zum Mittelklasse-Tarif erhältlich. Für erstklassige Spiele-Performance oder kompromisslos schnelles Laden muss niemand mehr vierstellig investieren. Das Smartphone demonstriert, dass Poco auch abseits hoher Leistung eine gute Ausstattung liefert: IP68, Ultraschall-Fingerabdrucksensor, kabelloses Laden, starkes Tele-Makro – lauter Punkte, die lange den High-End-Modellen vorbehalten waren (und manche selbst heute noch nicht bieten).
Natürlich bleibt Raum für Kritik: Die eSIM-Lücke nervt, HyperOS verlangt eine Frühjahrsputz-Session für Bloatware-Apps, und wer Hauptkamerafotos auf Pixel- oder Galaxy-Niveau erwartet, wird bei Low-Light-Motiven etwas ernüchtert. Dennoch zeigt das F7 Ultra, wie viel Smartphone es 2025 für unter 700 Euro gibt.
Wer ein kompaktes Gerät sucht, greift besser zum Xiaomi 15 oder Pixel 9. Doch wer Gaming-Power, Turbo-Laden und ein paar echte Flaggschiff-Schmankerl für kleines Geld will, findet im Poco F7 Ultra aktuell keinen ernstzunehmenden Gegenspieler.
Pro
- erstklassige Leistung dank Snapdragon 8 Elite
- sehr helles OLED-Display mit WQHD+
- rasantes Laden mit und ohne Kabel
- tolle Telemakro-Kamera
- gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
- keine eSIM-Unterstützung
- kein LTPO-Display
- HyperOS mit Bloatware und Werbung
- Kameras bei Schwachlicht nur Mittelmaß
- kein Netzteil im Lieferumfang
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