Überblick
Universalfernbedienungen gibt es wie Sand am Meer. Wozu also lange mit der Konfiguration aufhalten und direkt mehrere hundert Euro ausgeben, wenn es doch auch die 10-€-Fernbedienung vom Discounter tut? Eine berechtigte Frage. Allerdings auch eine, die sich wohl eher Personen stellen werden, die nicht unbedingt zur Zielgruppe der neuen Harmony Elite gehören.
Logitech neuster Clou ist eine All-in-One-Lösung, die bei der Bedienung der HiFi- und Heimkinoanlage anfängt und bei der Steuerung von Smarthome-Anwendungen aufhört. Dabei kann die Steuerung nicht nur über die Elite-Fernbedienung selbst erfolgen, auch Smartphones und Tablets werden zur Fernbedienung mit riesigem Funktionsumfang, sodass man eigentlich von jedem Ort, jedes beliebige Gerät, alleine oder in Gruppen, bedienen kann. Voraussetzung ist natürlich immer ein passender Empfänger – aber der Reihe nach.
Systemaufbau
Im Gegensatz zum Großteil der weiteren Produkte der Harmony-Serie, basiert das Harmony Elite System auf einer zentralen Steuereinheit, die Signale von der Elite-Fernbedienung und Smartphones oder Tablets empfängt und an die entsprechenden Endgeräte weiterleitet. Diese Zentrale kommt in Form einer schwarzen, scheibenförmigen Einheit daher und wird als „Harmony Hub“ bezeichnet.
Die Harmony Elite Fernbedienung wird somit zu einer möglichen Bedieneinheit, wobei Teile der Funktionen der Harmony Elite auch von aktuellen Smartphones oder Tablets mit der Logitech Harmony App übernommen werden können.Der Aufbau des Systems ist dabei folgendermaßen realisiert: Das Harmony Hub ist in das lokale W-LAN-Netz eingebunden und kann so mit dem Internet und sich im gleichen Netzwerk befindenden Endgeräten kommunizieren. Die Harmony Elite Fernbedienung kommuniziert über Funk (RF) mit dem Harmony Hub und nicht direkt über Infrarot (IR) mit den Endgeräten. Dadurch ergibt sich ein wesentlicher flexiblerer Aktionsradius der Fernbedienung selbst. Das Harmony Hub gibt die empfangenen Befehle dann per W-LAN, Bluetooth oder Infrarot an die entsprechenden Endgeräte weiter.
Optik und Verarbeitung
Beginnen wir bei der Kernkomponente: dem Harmony Hub. Dieses ist in glänzendem Schwarz gehalten und fällt mit seinen kompakten Abmessungen von knapp 11 x 13 x 2,5 cm kaum auf. Eine dezente LED in der Front informiert über den Status des Hubs. Bei der Aufstellung ist darauf zu achten, dass die Oberseite des Hubs möglichst in den Raum / zur Decke zeigt, damit IR-Befehle, von den Wänden reflektiert, von den Endgeräten empfangen werden können. Zusätzlich legt Logitech zwei kleine externe IR-Sender bei, die sich per Kabel mit dem Harmony Hub verbinden lassen und so größeren Spielraum bei der Anpeilung per IR gesteuerter Gerät ermöglichen und die Reichweite erhöhen.
Die Fernbedienung selbst ist in klassischer Form einer Universalfernbedienung gehalten und verfügt über ein am oberen Rand eingelassenen 6-cm-Farbdisplay mit Touchbedienung. Darunter platziert sind zwei berührungsempfindliche Tasten zur Auswahl des zu steuernden Gerätes bzw. der auszuführenden Aktivität. Im mittleren Bereich folgenen die bekannten Standardtasten einer Fernbedienung. Am wichtigsten in dieser Kategorie: zwei Wipp-Tasten für Lautstärkeanpassung und Kanalwahl, sowie ein Steuerkreuz mit Bestätigungstaste zur Navigation in Menüs. Am unteren Rand wartet die Harmony Elite zudem mit vier Tasten sowie einem Wippschalter für die Steuerung von Smarthome-Geräten, wie Lampen, Rollläden oder Steckdosen auf.
Während die Oberseite in Klavierlackoptik gehalten ist, bestehen der untere Teil, welcher in der Ladeschale verschwindet, sowie die gesamte Rückseite aus einem gummierten Kunststoff, der guten Halt in der Hand bietet. An der Oberkante befindet sich der IR-Sender, auf der Rückseite ein IR-Sensor zum Anlernen von Befehlen. Zusätzlich besitzt die Harmony Elite eine microUSB-Buchse, welche an der unteren Kante hinter einem Gummistopfen versteckt ist.Die Verarbeitung aller zum Set gehörenden Komponenten ist auf sehr hohem Niveau und die Fernbedienung kann als echter Handschmeichler bezeichnet werden. Der Druckpunkt aller aus Kunststoff bestehender Tasten ist sehr gut definiert und man trifft sicher die richtige Auswahl. Hier hat Logitech aus der Vergangenheit gelernt, waren bei frühen Harmony-Modellen auch Produkte mit schwammigen Gummitasten anzutreffen.
Konfiguration
Die Konfiguration und Inbetriebnahme gestaltet sich gänzlich einfach, zumindest, wenn man ein mobiles Gerät mit Android oder iOS besitzt. Voraussetzung ist außerdem ein Zugang zum Internet sowie ein WLAN-Netzwerk. Die Konfiguration kann auch über den PC oder Mac erfolgen. Wir beschränken uns auf die Einrichtung mit dem mobilen Gerät.
Nachdem das Harmony Hub mit dem beiliegenden Netzteil mit Stromversorgt ist und das gleiche für die Ladestation der Harmony Elite gilt, in welche diese direkt gestellt wird, kann es losgehen. Auf dem Tablet (in unserem Fall ein Apple iPad Air 2) wird die Harmony App aus dem App Store installiert. Nach dem Start werden wir aufgefordert Bluetooth zu aktivieren, damit Hub und Tablet eine Verbindung aufbauen können. Nachdem das geschehen ist, erfolgt die Eingabe des WLAN-Kennworts. Sobald das Hub mit dem Internet verbunden ist, erfolgt die Erstellung und Anmeldung an das Logitech Harmony Konto.
Begrüßt wird der Anwender mit einem kleinen Tutorial, was in etwa die Möglichkeiten des Harmony Elite Systems aufzeigt. Danach geht es bereits an das Hinzufügen von vorhandenen Endgeräten, die über die Fernbedienung gesteuert werden sollen. Dieser Vorgang läuft immer in etwa gleich ab. Nach der Eingabe des Herstellers und der Gerätebezeichnung, muss das richtige Gerät aus einer Liste verfügbarer Treffer der Harmony Datenbank gewählt werden. Es erfolgt ggf. die Anpassung des Namens sowie ein Ein- und Ausschalttest des Gerätes über das Harmony System, um die korrekte Funktion sicherzustellen. Nach Abschluss des ersten Durchlaufs ist das System prinzipiell einsatzbereit und die Daten werden an die Fernbedienung übertragen, welche ab diesem Zeitpunkt aus der Ladeschale entnommen werden darf.
Verwendung des iPad Air 2 als zusätzliche Fernbedienung
Die gespeicherten Endgeräte sind ab diesem Zeitpunkt auch in der App sichtbar und lassen sich von dort aus bedienen.
Aktivitäten
Das Grundprinzip von Harmony basiert auf der Erstellung sogenannter Aktivitäten. Während eine normale Universalfernbedienung immer umgeschaltet werden muss, bevor ein anderes Endgerät angesprochen werden kann, erledigt die Harmony Elite dieses mit nur einem Knopfdruck für den Benutzer. Das System geht sogar noch weiter und führt eigenständig vorher definierte Profile aus, welche Logitech als „Activities“ bezeichnet. Ein simples Beispiel: Die Aktivität „Musik hören“, Schaltet den Receiver ein, Schaltet den Subwoofer ein, wählt den richtigen Audioeingang, schaltet den CD-Player ein, beginnt mit der Wiedergabe. Am Ende werden alle Geräte mit einem Knopfdruck abgeschaltet.
Erstellung einer Aktivität mit passenden Namen, Icon und Gerätesequenz ggf. auch Zeitplan
Auf diese Art und Weise lassen sich auch geeignete Funksteckdosen, Smarthome-Geräte, wie LED-Lampen, oder Rollläden mit in beliebig komplexe Abläufe einbinden. Was in der Einrichtung ein wenig Hirnschmalz und nicht zuletzt Kreativität benötigt, sorgt im Alltag dafür, dass die Harmony in der Lage ist, alle anderen Fernbedienung beinahe ausnahmslos von Couchtisch zu verdrängen und sogar Teile der Hausautomatisation zu übernehmen.
Besonderheiten
Die Harmony Elite weißt außerdem noch einige Besonderheiten auf, die die Verwendung der Fernbedienung besonders angenehm gestalten. Zum einen sind alle Tasten mit einer Hintergrundbeleuchtung ausgestattet. Diese wird, genau wie das Display, durch den Bewegungssensor aktiviert. Nimmt man die Fernbedienung in die Hand, aktiviert sie sich somit von ganz allein.
Verwendung der Harmony Elite als Bluetooth Tastatur am AppleTV
Der Touchscreen erlaubt außerdem die Verwendung von Gesten: Anstatt die Tasten für Kanalwahl oder Lautstärkeeinstellung nutzen zu müssen, kann die Anpassung auch einfach als Wischgeste auf dem Bildschirm erfolgen. Haptisches Feedback für Eingaben gibt die Harmony Elite über eine dezente Vibrationsfunktion, wie von einigen Smartphones bekannt.
Außerdem, und diese Funktion ist besonders in Zusammenhang mit Funksteckdosen interessant, kann die Harmony Elite mit einem Sleeptimer aufwarten. So kann man beispielsweise Beleuchtung, TV, Receiver und HiFi-Anlage nach gewünschter Zeitspanne abschalten lassen und in Ruhe einschlafen. Des Weiteren erlaubt der Touchscreen den Aufbau einer Favoritenliste von TV-Sendern mit passenden Incons. Die Kanalwahl erfolgt dann nicht mehr über Durschschalten, sondern über die direkte Anwahl eines TV-Programms über die Favoritenliste auf dem Touchscreen.
Fazit
Als Gesamtkonzept kann die Logitech Harmony Elite überzeugen. Die Vielzahl an Sonderfunktionen und die Möglichkeit Aktivitäten zu definieren, die mehr als nur IR-Geräte einbeziehen, sind Kaufargumente für diese Universalfernbedienung. Die Verarbeitungsqualität aller Komponenten ist hervorragend. Das gilt auch für die beiden Netzteile, die im Betrieb erfreulicherweise kühl bleiben.Die Harmony Elite richtet sich eindeutig an Personen, die sich gerne detailliert mit ihren Gerätschaften auseinandersetzen und eine Komplettlösung zur Steuerung aus einem Guss suchen. Der Unordnung auf dem Couchtisch wird man mit der Harmony Elite, zumindest was den Haufen an Originalfernbedienungen angeht, auf jeden Fall Herr. Die Möglichkeit nicht in der Datenbank hinterlegte Geräte anzulernen, lässt die Harmony Elite auch mit Exoten aus der HiFi-Welt zusammenarbeiten.
Preislich ist die Logitech Harmony Elite aktuell für knapp 280 € zu erstehen. Ein stolzer Preis für eine Fernbedienung, das steht ganz außer Frage. Spaß macht dieses Gerät aber so wie so erst richtig, wenn entsprechend viele Endgeräte oder gar Smarthome-Anwendungen bereits vorhanden sind. Und in Anbetracht der Kosten für ein ordentliches Soundsystem, den 3D-fähigen 4K-Beamer und digitale Heizungsthermostate, erscheint die Harmony Elite fast schon beinahe wieder günstig. Aber eben nur fast.
Pro | Contra |
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