Erst vor Kurzem haben wir das neue Spitzenmodell aus dem Hause Intel getestet, was das aktuelle SSD-Portfolio des Herstellers angeht. Nun wollen wir unseren Fokus auf die kleinere Version der SSD 510 Serie sowie auf die brandaktuelle SSD 320 Serie mit 300 GB richten. Wie die beiden Laufwerke abgeschnitten haben, lesen sie im folgenden Test.
Einleitung
Intel hat bei seinem Produktangebot im SSD-Bereich bisher immer drei verschiedene Leistungsstufen unterschieden. Zum einen gab es die Value-Serie, in der Mitte stand die Mainstream-Serie und am oberen Ende war die Extreme-Serie angesiedelt. Diese Struktur bricht man mit den neuen Modellen ein wenig auf, auch wenn die Grundeinteilung nach den drei Leistungsstufen gleich geblieben ist.
Während für die aktuelle X25-V Series noch kein Nachfolger existiert, wurde die X25-M Reihe nun offiziell von der SSD 320 Serie abgelöst. Auch die alte Extreme-Series (X25-E), welche bis dato auf SLC-Zellen basierte, hat bereits durch die SSD 510 Serie
einen Nachfolger erhalten. Neben Verbesserungen im Leistungssegment hat Intel bei allen betroffenen Produktfamilien vor allem ordentlich an der Kapazitätsschraube gedreht und bietet nun ein weit größeres Sortiment von Kapazitätsabstufungen, vor allem innerhalb der SSD 320 Serie, an.
Im Inneren
Das Innenleben der SSDs hat sich gegenüber den Vorgängern teils deutlich geändert. Hier muss man die 510er-Serie aber deutlich von der 320er trennen, da es sich von Grund auf um zwei verschiedenen Produkte handelt.
Intel SSD 320 Series
Wie beim Vorgänger, der Intel X25-M Postville G2, setzt man auch bei der aktuellen Baureihe weiterhin auf ein S-ATA 3 Gbit/s-Interface. Die verbauten Speicherzellen sind jedoch vollkommen überarbeitet worden und werden nun im 25nm-Format hergestellt. Somit hat Intel viel Platz im Inneren des Gehäuses gewonnen, was erklärt, wieso die SSD 320 Serie mit einer Kapazität von bis zu 600 GB angeboten wird.
Der Controller allerdings, welcher für die Geschwindigkeit einer modernen SSD mittlerweile maßgeblich geworden ist, trägt eine altbekannte Aufschrift: PC29AS21BA0. Hinter dieser Bezeichnung versteckt sich der gleiche Chipsatz, wie er auch bei der Vorgängerserie X25-M G2 zum Einsatz kam. Hier hat Intel also lediglich an der Firmware herumgebastelt und diese 25nm-NAND-tauglich gemacht.
Als letzte Neuerung steckt in der 320 Serie nun erstmals eine komplette AES-Verschlüsselung auf Hardwareebene, die alle Daten auf dem Laufwerk mit 128 Bit Tiefe verschlüsselt. Somit hat das Mainstreamprodukt der schnelleren SSD 510 Serie sogar etwas technologisches voraus.
Spezifikationen SSD 320 Series 300 GB
Speicherkapazität nominell | 40, 80, 120, 160, 300 oder 600 GB |
Schnittstelle | S-ATA 2 (3 Gbit/s) |
Zellentyp | MLC |
Controller | Intel |
NAND | Intel (25 nm) |
Cache | N.A. |
Preis | ca. 486 € bei Amazon.de |
Geschwindigkeit S-ATA 3 Gbit/s | Lesen 270 MB/s – Schreiben 205 MB/s |
Abweichungen zum gemessenen Ergebnis | Lesen 284,36 MB/s (+5,31 %), Schreiben 228,94 MB/s (+ 11,68 %) |
Formfaktor | 2,5 Zoll |
Abmessungen | 69,85 mm x 100 mm x 9,5 mm |
Gewicht | 88 Gramm |
Modellnummer | SSDSA2CW300G3K5 |
TRIM-Befehl | Ja |
Intel SSD 510 Series
Im Gegensatz zu den alten Laufwerken des Highend-Segments, der X25-E Reihe, setzt man bei den neuen 510er Modellen nun auf MLC-Bausteine anstatt auf teure SLC-Chips. Zudem hat man, wie bei der Postville G2 das 34nm-Fertigungsmaß beibehalten und verzichtet auf den Einsatz der in Kooperation mit Micron entwickelten 25nm NANDs. Ob dies nun aus Gründen der Zellenhaltbarkeit oder zu niedriger Performance geschehen ist, kann man aktuell schwer sagen.
Neu ist hingegen das schnelle S-ATA 6 Gbit/s Interface, dem die für SSDs sonst standardmäßige SATA II-Schnittstelle weichen musste. Wirklich überrascht hat der Schritt bei der Ankündigung des Laufwerks nicht, da auch die Konkurrenz aktuell dabei ist, verstärkt auf die höhere Bandbreite der S-ATA III Spezifikation zu setzen, wenn nicht bereits schon Produkte verfügbar sind. Für den Nutzer bedeutet dies, vorausgesetzt es ist bereits ein entsprechender Controller vorhanden, dass weitaus höhere Übertragungsraten möglich sind, als bisher.
Die Tabellen zeigen die technischen Spezifikationen, so wie sie vom Hersteller veröffentlicht wurden. In der Spalte „Abweichungen zum gemessenen Ergebnis“ haben wir den prozentualen Unterschied der Transferleistungen im Vergleich zu den Herstellerangaben gemessen. Die Vergleichswerte wurden mit dem ATTO Disk Benchmark ermittelt.
Spezifikationen SSD 510 Series 120 GB
Speicherkapazität nominell | 120 oder 250 GB |
Schnittstelle | S-ATA 3 (6 Gbit/s) – kompatibel zu S-ATA 1 & 2 |
Zellentyp | MLC |
Controller | Marvell 88SS9174 |
NAND | Intel (34 nm) |
Cache | 128 MB |
Preis | ca. 256 € bei Amazon.de |
Geschwindigkeit S-ATA 6 Gbit/s Geschwindigkeit S-ATA 3 Gbit/s | Lesen 400 MB/s – Schreiben 210 MB/s Lesen 256 MB/s – Schreiben 200 MB/s |
Abweichungen zum gemessenen Ergebnis | Lesen 433,96 MB/s (+8,48 %), Schreiben 215,18 MB/s (+ 2,47 %) |
Formfaktor | 2,5 Zoll |
Abmessungen | 69,85 mm x 100 mm x 9,5 mm |
Gewicht | 80 Gramm |
Modellnummer | SSDSC2MH120A2K5 |
TRIM-Befehl | Ja |
Leistungstests
Testsystem
- Prozessor: Intel Core i7-2600K 3,4 GHz @ 4,2 GHz, Turbo Boost an, Hyperthreading aktiviert
- Ram: 4096 MB ADATA Xtreme Series DDR3 1600 MHz CL 7-7-7-20
- Systemlaufwerk: Intel X25-M G2 „Postville“ 80 GB
- Quelllaufwerk für Transfertests: Intel X25-M G2 „Postville“ 80 GB
- Mainboard: Asus P8P67 Deluxe
- Grafikkarte: HIS Radeon HD 6950
- Betriebssystem: Windows 7 Ultimate x64
- Testbetriebssystem: Windows 7 Ultimate x64
- Netzteil: ADATA HM-1200 1200 Watt
Als Vergleichsbasis haben wir die Intel SSDs gegen eine ADATA S599 SSD mit 128 GB heran gezogen. Den vollständigen Bericht über dieses Produkt finde Sie hier. Uns ist bewusst, dass es sich bei dieser SSD noch um ein Modell mit S-ATA 3 GBit/s Schnittstelle handelt und somit die Transferraten im sequenziellen Betrieb stark abweichen. Das ADATA Modell ist jedoch für ein sehr zügiges Arbeiten bei zufälligen Schreib- und Lesezugriffen kleiner Blockgrößen bekannt, was sich auch deutlich in den Benchmarks zeigt. Hier zieht selbst die Intel SSD 510 Serie in einigen Test den Kürzeren. Der Vergleich ist in unseren Augen somit durchaus angebracht und nicht als „unfair“ zu bezeichnen.
Wir haben die folgenden Benchmark-Tools verwendet:
- HD Tune Pro 4.6
- A.S. SSD Benchmark 1.5
- Crystal Disk Mark 3.0 x64
- ATTO Disk Benchmark 2.46
- Futuremark PCMark Vantage 102.1901
A.S. SSD Benchmark
Dieses Programm misst die sequenziellen Schreib- und Leseraten und bestimmt weitere Werte, wie z.B. Zugriffszeit und die Transferraten beim Zugriff auf kleine Dateien. Zudem verfügt das Tool über einen Kopier-Benchmark, der das Kopieren von ISO-Abbildern, Programmen und Computerspielen auf die SSD simuliert. Unseren Erfahrungen nach, sind die Ergebnisse sehr praxisnah, da mehrere Durchläufe gemittelt werden.
Futuremark PCMark Vantage
Als weiteres synthetisches Benchmark haben wir das PCMark Vantage aus dem Hause Futuremark für unsere SSD-Tests benutzt. Gemessen wurde die Zeit, die das Laufwerk zur Installation der Software unter Windows 7 benötigt. Außerdem wurde die HDD Test Suite des Programms ausgeführt und die am Ende ermittelte Punktzahl zu vergleichen.
HD Tune Pro
Die Software HD Tune Pro misst neben den schon erwähnten Parametern ebenfalls die Geschwindigkeit beim Zugriff auf verschiedene Dateigrößen. Dieser Test ist bei SSDs sehr interessant, da vor allem viele kleine Dateien (z.B. 4 KB Blöcke) einen schwachen Controller schnell aus der Bahn werfen. Die Transferraten brechen dann bis auf wenige KB/s ein und es kommt zu Verzögerungen beim Dateizugriff. Gemessen wurden die Blockgrößen 512 Byte, 4 KB, 64 KB, 1 MB sowie der zufällige Zugriff auf alle Arten von Blockgrößen.
Crystal Disk Mark 3
Mit dem Tool Crystal Disk Mark 3 haben wir die sequenziellen Lese- und Schreibraten der drei Laufwerke bestimmt. Die anderen gemessenen Werte sind für unseren Fall eher uninteressant, da das im Verhältnis langsamere USB 2.0 zum Einsatz kommt.
ATTO Disk Benchmark
Dieses kleine Programm kam zum Einsatz um die maximale Leistung der Laufwerke im Bezug auf ihre Lese- und Schreibzugriffe herauszufinden. ATTO wertet die Schreib- und Leseleistung anhand verschiedenster Blockgrößen aus. Wir haben hier die 8MB großen Blöcke dargestellt, da die meisten Laufwerke hier ihre maximale Leistung entfalten. Diese Werte sind in der Praxis allerdings fast nie zu erreichen und werden daher oft als Werbemittel eingesetzt.
Windows 7 Ultimate x64
Datei kopieren unter Windows 7
Fazit
In diesem Falle ein scharfes Urteil zu fällen, fällt angesichts der großen Streuung in den einzelnen Disziplinen des Leistungstests nicht gerade leicht. Zu erst einmal kann man aber festhalten, dass weder das Laufwerk der SSD 320- noch der SSD 510 Serie
irgendeinen Materialfehler aufgewiesen haben. Die Verarbeitung ist bei beiden Produkten top und somit auf Intel-typischen Niveau. Auch in Sachen Lieferumfang gibt es nichts zu bemängeln, hier lagen alle notwendigen Komponenten zur Inbetriebnahme der Laufwerke bei, so wie es sich für ein Retail-Produkt gehört.
Betrachtet man die Leistung der beiden Testkandidaten, so fällt vor allem auf, dass beide SSDs ihr Spezialgebiet zu haben scheinen: Während das Modell der SSD 510 Serie mit 120 GB vor allem punkten kann, wenn es um die sequenziellen Zugriffe geht, zeigt die 300-GB-Version der SSD 320 Familie, wo der Hammer beim zufälligen Lesen und Schreiben von 4 KByte-Blöcken hängt. Insgesamt performt die 120-GB-Variante allerdings ein wenig besser, als das Laufwerk der Mainstreamserie, was auch nicht weiter verwunderlich ist.
Interessant ist allerdings, dass die Leistungen von SSD 510 Serie mit 120 GB und SSD 320 Serie mit 300 GB in kritischen Lastsituationen doch recht eng zusammenrücken. Ob die 600-GB-Version der neuen Mainstream-Serie das hier getestete Laufwerk der 510 Serie vollends überholen könnten (abgesehen von den sequenziellen Transferraten) mögen wir aber nicht zu beurteilen. Fest steht, dass beide SSDs auf ihrem Gebiet eine solide Leistung hinterlassen haben und somit durchaus zu empfehlen sind. Der Anwender muss nun abwägen, ob er lieber weniger Speicherplatz und dafür neuste S-ATA 6 Gbit/s-Technik erwirbt oder aber auf die neuen 25nm-NANDs mit viel Platz und guten Random 4K-Werten setzt.
Preislich liegt die Intel SSD 320 Series mit 300 GB aktuell bei knapp 436 €. Das Laufwerk der Highendserie mit 120 GB ist bereits ab 230 € zu haben. Zum Vergleich: Die 120-GB-Version der SSD 320 Serie kostet aktuell um die 185 €, dürfte aber deutlich langsamer sein, als die hier getestete 300 GB Version.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
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