Wenn es darum geht, große Datenmengen in kurzer Zeit zu verarbeiten, denkt der visierte Anwender heute sofort an SSDs. Leider sind diese oftmals zu teuer, wenn es in den Kapazitätsbereich mehrere Hundert GB geht. Eine Alternative ist es dann, ein RAID-Verbund aus Festplatten zu nutzen. Mit dem neuen 3,5“ SATA Dual Bay Raid Festplattengehäuse von Icy Dock ist genau dies möglich.
Einleitung
Jeder Nutzer, der, sei es in seiner Freizeit oder im semiprofessionellen Bereich, Fotos oder Videos bearbeitet, kennt das Problem: Man benötigt neben schnellen Systemkomponenten außerdem möglichst viel Speicherplatz, welcher wiederum möglichst schnell arbeitet. Wenn in diesem Punkte Geld keine Rolle spielt, empfiehlt es sich natürlich auf SSDs zu setzen. Möchte man aber mehrere Hundert Gigabyte oder gar Terabyte verarbeiten, ist schnell der Wert eines Kleinwagen nur für Speicherplatz ausgegeben. Günstiger und flexibler, wenn auch nicht ganz so performant, ist eine Raid-Lösung basierend auf herkömmlichen Festplatten. Mit dem neuen 3,5“ SATA Dual Bay Raid Festplattengehäuse mit schneller USB 3.0 Schnittstelle hat Icy Dock ein interessantes Produkt im Angebot, das den ersehnten Speicherplatz extern bereitstellt.
Lieferumfang
- MB662U3-2S Festplattengehäuse
- Netzteil
- USB 3.0-Kabel
- Anleitung
Technische Daten
- Bezeichnung: MB662U3-2S
- Material: Aluminium / Kunststoff
- Schnittstelle intern: 2x SATA 6 Gbit/s
- Schnittstelle extern: 1x USB 3.0
- RAID-Modi: RAID 0, 1, JBOD, BIG
- Kompatible Festplatten: max. 4 TB per HDD
- Kühlung: passive Wärmeableitung über Gehäuse / aktiver, regelbarer 40-mm-Lüfter
- Abmessungen: 205 x 134 x 61mm
- Gewicht: 830 Gramm
Design & Verarbeitung
Das auf den Namen IcyRaid getaufte Produkt kommt für den gebotenen Funktionsumfang relativ kompakt daher. Das Vollaluminiumgehäuse, welches das Raid-Case komplett umschließt, hinterlässt einen sehr wertigen Eindruck, mutet gleichzeitig allerdings angenehm schlicht an und integriert sich optisch somit spielend in die bestehende Arbeitsumgebung.
Auf den Seitenpartien wurde mittig das Herstellerlogo platziert, ansonsten ist die Hülle des MB662U3-2S weitestgehend unberührt. In der Front sind die beiden in Weiß gehaltenen Festplatteneinschübe zu erkennen, die aus glänzendem Kunststoff gefertigt sind. Mittig angeordnete Lüftungsschlitze sollen hier für den Eintritt kalter Luft sorgen und die im Inneren untergebrachten Festplatten kühlen. Um die Einschübe zu öffnen, reicht ein Druck auf die zwei oberhalb angeordneten Auswurfknöpfe. Die entsprechende Abdeckung springt dabei sofort auf und erlaubt das Einsetzen eines Datenträgers. Eine explizite Sicherung gegen versehentliches Auswerfen der HDD ist allerdings nicht vorgesehen. Dafür benötigt es aber relativ viel Druck auf den Knopf, bis dieser den Auswurfmechanismus aktiviert.
Generell fällt auf, dass der gesamte Mechanismus ein wenig wackelig konstruiert zu sein scheint. Dieser Eindruck relativiert sich, wenn man die beiden Festplatten das erste Mal einsetzt: Ab diesem Zeitpunkt sitzt alles fest und macht einen soliden Eindruck. Des Weiteren kommen die Einschübe ohne die Hilfe von Schrauben aus, was eine hohe Flexibilität beim Wechseln der Festplatten bedeutet.
Weniger durchdacht scheint hingegen die Rückseite, welche alle nötigen Anschlüsse und Schalter beherbergt. Als Erstes sticht der kleine 40-mm-Lüfter ins Auge, welcher sich außerhalb des Gehäuses in einer kleinen Blechhalterung befindet. Diese Art der Unterbringung macht ein wenig den Anschein, als wäre das Gehäuse ursprünglich ohne aktive Kühlung konzipiert gewesen. Rechts neben dem Lüfter befindet sich ein kleines Rad zur Steuerung der Drehzahl. Leider ist dieses in einem so schmalen Spalt zwischen Lüftergehäuse und Gehäuserand platziert, dass die Bedienung mit dem Finger schwerfällt.
Unter dem Lüfter befindet sich der Wahlschalter für den zu nutzenden Raid-Modus. Auch hier muss man einen spitzen Gegenstand zur Hilfe nehmen, um den Modus zu ändern. An dieser Stelle sehen wir von Kritik ab, da ein versehentliches Wechseln des Modus mit einem Datenverlust einhergehen würde. Ebenfalls hier anzutreffen sind die USB 3.0-Schnittstelle, der Netzschalter und –eingang, der Rest-Knopf sowie ein Kensington-Keylock. Über zwei weitere Miniaturschalter lässt sich zudem bestimmen, ob die Festplatten bei Nichtgebrauch abgeschaltet werden sollen und ob die integrierte LED-Statusanzeige zu verwenden ist. Die Verarbeitung des MB662U3-2S ist als gut zu bezeichnen.
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Raid-Konfiguration
Die Festplattenkonfiguration erfolgt automatisch. Nach dem Einsetzen beider Platten wird das Gehäuse mit Strom versorgt und die Wahl des gewünschten Modus getroffen. Wichtig: Alle Daten auf den Platten werden bei der ersten Initialisierung gelöscht! Folgende Modi stellt das MB662U3-2S zur Verfügung:
- JBOD (Standard): Beide Laufwerke werden einzeln vom Computer erkannt und unabhängig voneinander betrieben.
- BIG: Beide Festplattenkapazitäten werden vom Raid-Controller zu einem großen logischen Volumen addiert. Der Ausfall einer Festplatte führt zum vollständigen Datenverlust.
- Raid 0: Beide Laufwerke werden im Striping-Verfahren betrieben. Dies bedeutet, dass ein Teil der Daten auf Festplatte 1 und der andere auf Festplatte 2 geschrieben wird. Dadurch können die Transferraten stark gesteigert werden. Die Kapazität entspricht dem doppelten Speicherplatz der kleineren Festplatte. Der Ausfall einer Festplatte führt zum vollständigen Datenverlust.
- Raid 1: Die Daten werden simultan auf beide Festplatten gespiegelt. Fällt eine Platte aus, sind die Daten weiterhin verfügbar und können auf eine neue Festplatte reproduziert werden.
Leistungstest
Wir haben die Transferraten des MB662U3-2S von Icy Dock folgendermaßen geprüft. Alle Benchmarks wurden zum einen mit einer HDD durchgeführt, die direkt per SATA mit dem Mainboard verbunden war, um einen Vergleichswert zu erreichen. Des Weiteren wurde das MB662U3-2S dann im Raid 0 sowie Raid 1 Modus getestet.
Testsystem
- Prozessor: Intel Core i5-3570K 3,3 GHz, Turbo Boost an, Hyperthreading aktiviert
- Ram: 8192 MB GeiL PC3-17000 CL-10-11-11-30
- Systemlaufwerk: Corsair Force F40 SSD 40 GB
- Testlaufwerk: Icy Dock IcyRaid MB662U3-2S mit 2x Western Digital WD Black 4 TB
- Mainboard: Asus P8Z77-V LE (Intel USB 3.0 Chipset)
- Grafikkarte: Intel CPU GMA HD 4000 Graphics
- Betriebssystem: Windows 7 Professional x64
- Netzteil: Antec High Current Gamer 900 Watt
- Vergleichslaufwerke: Western Digital Caviar Black 4 TB
Software
Das IcyRaid MB662U3-2S wird außerdem mit einer kleinen Software ausgeliefert, die das Überprüfen der SMART-Werte der verbauten Laufwerke ermöglicht. Das kleine Tool ist über die Icy Dock Website zu beziehen.
Fazit
Mit dem IcyRaid MB662U3-2S hat der Speicherspezialist Icy Dock ein weiteres interessantes externes Gehäuse in sein Portfolio aufgenommen, das dieses Mal sogar mit Raid-Unterstützung in Kombination mit USB 3.0 aufwarten kann. Dies Verarbeitung des MB662U3-2S bewegt sich auf hohem Niveau und gibt keinen Anlass zur Kritik. Der Einschubmechanismus hat ein wenig Spiel, erfüllt seinen Zweck aber ohne Frage. Etwas komisch maßt der extern angebrachte Lüfter sowie die kaum zugängliche Drehzahlregelung an. Positiv hervorzuheben ist hingegen der integrierte Netzschalter sowie die Möglichkeit den Standby-Modus sowie die LED-Statusanzeige vollständig zu deaktivieren.
Ausgestattet mit zwei schnellen SATA-3-Festplatten der Westen Digital WD Black Series legt das Gehäuse an unserem Intel USB 3.0 Controller sehr ordentliche Leistungen ab. Im Raid 0 Modus kratzt das System an der 250 MB/s-Grenze, aber auch im JBOD Modus (Single Disk Betrieb) kann das Case die Performance der einzelnen Platten abrufen. Gut gefallen hat uns auch, dass der Raid-Controller im Inneren potent genug ist, Raid 1 ohne Leistungsverluste zu realisieren.
Je nach verwendeter Festplattenart, wird das Gehäuse im Betrieb mehr oder weniger warm. Der Lüfter ist dabei vollkommen manuell mit dem Drehregler an der Rückseite zu steuern. Während das kleine Gebläse auf kleinster Stufe nicht wahrnehmbar ist, hört man den Lüfter bei maximaler Drehzahl deutlich. In unserem Test genügte die minimalste Stufe, um die beiden WD Black 4 TB HDDs auf unkritischen Temperaturen zu halten.
Zu einem Preis von aktuell knapp 105 € (Stand: 29.03.2013, 14:08 Uhr) ist das IcyRaid zwar kein Schnäppchen erfüllt dafür aber auch die Leistungsansprüche vieler Video-Cutter und Photoshop-Renderer. Die entsprechenden Festplatten müssen natürlich auf den Anschaffungspreis einer entsprechenden Lösung hinzugerechnet werden.
Pro
- Design
- Verarbeitung
- Geschwindigkeit
Contra
- Positionierung der Elemente auf der Rückseite
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Kommentieren, Austauschen und Fragen... 6 Kommentare
Der Schlafmodus funktioniert überhaupt nicht! Wenn ich den PC ausschalte, laufen die Festplatten und der Lüfter weiterhin im USB Gehäuse!?! Ich habe auch den DIP-Schalter auf ON gesetzt. Woran kann es liegen?
Danke für die Antworten.
Hi Manfred,
ich habe das gerade noch einmal überprüft. Bei mir funktioniert das Ganze ohne Probleme. Ich würde hier den USB-Hostcontroller deines Rechners verdächtigen. Leider gibt es keine Deails dazu, wie das ICY DOCK Gehäuse schlafen gelegt wird. Kannst Du das ganze an einem anderen Rechner testen? Testrechner war ein Lenovo X220 Notebook an USB 2.0.
Beste Grüße
Vielen Dank für die kompetente Antwort! :) Hat mir sehr weitergeholfen!
Das freut uns zu hören!
Beste Grüße!
Wird für Raid 1 ein proprietäres Dateisystem verwendet oder z. B. NTFS, ext3/4, etc? Kann man bei Ausfall der Icy Dock selbst eine funktionierende HDD aus dem IcyRaid ausbauen und z. B. unter Linux (falls ext3/4 verwendet wurde) oder Windows (falls NTFS verwendet wurde) nativ auf die Daten zugreifen?
Hallo Eggy, wir haben das gerade noch einmal ausprobiert:
1) Das NAS scheint das Dateisystem für ein RAID 1 zu verwenden, mit dem du es formatierst. In unserem Fall NTFS. 2) Ziehst du eine Festplatte aus dem Gehäuse, wird das gesamte RAID-Volume geunmountes (wohl um zu verhindern das durch kurze Unterbrechungen Aysnchronität im Verbund entsteht). 3) Möchtest du auf die Festplatte die noch im Gehäuse steckt zugreifen, einfach den JBOD-Modus aktivieren. 4) Nativer Zugriff ist möglich. Einfach Platte aus dem Gehäuse nehmen, an den Rechner hängen und daraufzugreifen.
Soweit die Ergebnisse unseres kurzen Tests. Hoffen es hat dir geholfen!
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