Um die Laufwerke der Intel SSD 750 Series war es im Vorfeld erstaunlich ruhig, verglichen mit dem Medienspektakel, welches zu manch anderer Standard-SSD organisiert worden ist. Doch im Inneren der neuen Intel SSD steckt neuste Hochleistungstechnik. Wir haben die vermeintlich neue Leistungskönigin für euch getestet.
Überblick
Mit der Veröffentlichung der neuen Intel SSD 750 Series ging ein regelrechtes Raunen durch die Fachpresse. Stellte sich Intel doch einfach vor die Öffentlichkeit und präsentierte urplötzlich das erste NVMe-fähige PCIe-Laufwerk für den Konsumentenmarkt, eine Technologie, die bis jetzt nur in Servern zur Anwendung kam.
NVMe steht dabei für „Non Volatile Memory Express“ und stellt ein neues Alternativprotokoll zum bis jetzt führenden AHCI-Protokoll im Konsumentenbereich dar. Bei Verwendung von AHCI zur Anbindung von Speichergeräten per PCIe war bisher immer der Umweg über den relativ langsamen Hostcontroller nötig, der dann wiederum mit dem Prozessor kommuniziert hat. Mit Verfügbarkeit der NVMe-Technologie entfällt dieser Flaschenhals und die SSD ist direkt, ohne zwischengeschalteten Hostcontroller, mit den PCIe-Lanes des Prozessors verbunden. Damit ergeben sich neben einem extrem gesteigerten Datendurchsatz auch ganz neue Möglichkeiten in Bezug auf die parallelisierte Abarbeitung von Befehlen.
Bei Verwendung des üblichen AHCI-Protokolls gibt es nur eine Warteschlange, die maximal 32 Befehle enthalten kann. Mit NVMe wird die Anzahl der gleichzeitig bearbeitbaren Warteschlangen auf 65536 erhöht und auch die Anzahl der Befehle pro Warteschlange wächst auf 65536. Damit ist NVMe bestens für den immer schneller werdenden Flashspeicher geeignet, der das SATA-Protokoll bereits an seine Leistungsgrenze bringt.
Intel hat die neue SSD 750 Serie in zwei Bauvarianten mit jeweils 400 GB sowie 1,2 TB Speicherkapazität vorgestellt. Zum einen gibt es die neue NVMe-SSD als PCI-Express-Karte (PCIe 3.0 x4), zum anderen haben Käufer die Wahl eine 2,5-Zoll-Variante mit erweiterter SATA-Express-Schnittstelle (SFF-8639 kompatibel) zu erwerben. Für die meisten Heimanwender bietet sich wohl die PCIe-Karte an, da entsprechende Anschlüsse auf allen aktuellen Mainboards vorhanden sind. Dies ist auch der Grund, warum wir die SSD 750 Series in Form der PCI-Express-Karte mit 1200 GB für euch getestet haben. Leistungsunterschiede in Bezug auf die beiden Bauformen sind nicht vorhanden.
Laufwerk im Detail
Die SSD 750 Series setzt im Fall unseres Testprobanden auf die PCIe Schnittstelle der 3 Generation und verlangt nach vier PCI-Express-Lanes. Über diese Anbindung lassen sich theoretisch bis zu 3938 MB/s zwischen SSD und Prozessor austauschen. Als Controller kommt der Intel CH29AE41AB0 zum Einsatz, welcher über 18 Kanäle verfügt und mit einer Taktfrequenz von 400 MHz betrieben wird. Der gleiche Chipsatz wird im Übrigen auch in Intels SSD DC P3700 SSD-Familie im professionellen Segment verwendet.
In Sachen NAND setzt die neuen SSD 750 Series auf Flashzellen aus der Intel-Micron Kooperation im 20-nm-Fertigungsformat. Insgesamt 32 NAND-Chips finden sich auf der Vorder- und Rückseite der SSD und stellen bei unserem Testmodell knapp 1376 GB an Speicherkapazität zur Verfügung. In Bezug auf die verfügbare Kapazität von 1200 GB entspricht dies einem Overprovisioning von circa 19 %. Zudem ist die SSD mit einer Power-Loss-Protection ausgestattet, die bei Stromausfall die Daten aus dem DRAM noch in den Flash-Bereich übertragen kann.
NVMe Besonderheiten
Kann jetzt jeder interessierte Anwender loslaufen und sich eine SSD 750 Series in sein System einbauen? Theoretisch ja, praktisch wird es in vielen Fällen zu Leistungseinbußen kommen, was nicht heißt, dass die neue Intel SSD nicht trotzdem noch schneller sein kann, als eine herkömmliche SATA-SSD.
Der Grund dafür liegt in der Architektur aktueller Mainboards. Viele der auf der Hauptplatine verfügbaren PCIe-Ports sind in der aktuellen Intel Chipsatzgeneration nicht direkt mit dem Prozessor verbunden, sondern gehen den Umweg über Chipsatzcontroller. Wer also einen Intel Prozessor der vierten oder fünften Core i Genration zusammen mit einem Chipsatz der Z97-Familie verwendet, muss darauf achten, die Intel SSD 750 Series mit einem der direkt angebundenen PCIe-Plätze zu verbinden. Problematisch wird es, wenn eine aktuelle Grafikkarte zum Einsatz kommt. Da der Z97-Chipsatz insgesamt nur 16 direkt angebundene PCIe-Lanes zur Verfügung stellt, müssen sich Grafikkarte und SSD die verfügbare Bandbreite teilen. Da die Geschwindigkeit pro Steckplatz gleichmäßig auf 2 x 8 Lanes aufgeteilt wird, kann es zu Einbußen bei der Grafikleistung kommen.
Keine Sorgen müssen sich hingegen Nutzer des x99 Chipsatzes machen. Hier können aktuell bis zu 40 PCIe-Lanes (in Abhängigkeit welcher Prozessor zum Einsatz kommt) direkt mit dem Prozessor verbunden werden, sodass auch bei Multi-GPU-Systemen noch „Platz“ für die Intel SSD 750 Series bleibt.
NVMe erfordert außerdem entsprechende Unterstützung von Seiten des UEFI/BIOS und somit der Mainboardhersteller. Aktuelle Z97- und X99-Platinen sind in der Regel per Update NVMe-kompatibel zu machen, wenn die Unterstützung nicht ohnehin schon gegeben ist. Die Intel SSD 750 Serie ließ sich im Übrigen ohne Probleme als Systemlaufwerk einrichten und auch das Booten von der NVMe-PCIe-SSD stellte im Test kein Problem dar.
Um die Vorteile von NVMe softwareseitig auszuschöpfen sind spezielle Treiber nötig. Lediglich Windows 8.1 bietet bereits nativen Support für die neue Technologie.
Technische Daten
Speicherkapazität nominell |
400 GB |
1200 GB |
Schnittstelle |
PCIe 3.0 x4 / SFF-8639 |
PCIe 3.0 x4 / SFF-8639 |
Formfaktor |
PCIe-Karte / 2,5 Zoll |
PCIe-Karte / 2,5 Zoll |
Zellentyp |
Intel Micron 20 nm MLC NAND |
Intel Micron 20 nm MLC NAND |
Controller |
Intel CH29AE41AB0 |
Intel CH29AE41AB0 |
Cache |
1GB (DDR3-1066) |
2GB (DDR3-1066) |
Geschwindigkeit (bis zu) |
2200 MB/s (Lesen) / 900 MB/s (Schreiben) |
2400 MB/s (Lesen) / 1200 MB/s (Schreiben) |
Abweichungen zum gemessenen Ergebnis (ATTO 8 MB Block) |
– |
+12,12 % (2690,1 MB/s) | +16,57 % (1398,8 MB/s) |
Random 4K Lesen / Schreiben |
430.000 / 233.000 IOPS |
440.000 / 290.000 IOPS |
Modellnummer |
SSDPEDMW400G401 |
SSDPEDMW012T401 |
Abmessungen |
168 x 69 x 19 mm |
168 x 69 x 19 mm |
Garantie |
5 Jahre |
5 Jahre |
Besonderheiten |
Bootfähig NVM Express Power-Loss |
Bootfähig NVM Express Power-Loss |
Lieferumfang |
SSD |
SSD |
Preis |
circa 400 Euro |
circa 1079 Euro |
Leistungstest
Um die volle Leistung der Intel SSD 750 Series 1,2 TB zu testen, haben wir für diesen Test auf unser x99 System mit Windows 8.1 Pro gesetzt, um den Vorteil der direkten CPU-Anbindung samt schneller Grafikkarte zu nutzen. Ausgeführt wurden verschiedene Benchmarks, welche die theoretische sowie die in Praxisaufgaben gezeigte Leistung der NVMe-SSD widerspiegeln. Als Vergleich haben wir die M6e Black Edition PCIe-SSD aus dem Hause Plextor herangezogen, welche im Kern ein M.2-SSD-Modul ist.
Testsystem
- Prozessor: Intel Core i7-5960X 3,0 GHz (Haswell), Turbo Boost aktiv, Hyperthreading aktiviert
- Mainboard: MSI X99S Gaming 9 AC
- Kühler: Noctua NH-D15
- Ram: 16 GB G.Skill DDR4 3000 MHz CL 11-11-11-28
- Systemlaufwerk: SanDisk Extreme Pro 480 GB
- Grafikkarte: MSI Radeon R9 290X
- Betriebssystem: Windows 8.1 Professional x64
- Netzteil: be quiet Straight Power 1.000 Watt
Wir haben die folgenden Benchmark-Tools verwendet:
- HD Tune Pro 5.5
- A.S. SSD Benchmark 1.7
- ATTO Disk Benchmark 2.47
- Futuremark PCMark 8
- Adobe Reader
- Itunes
- Avira AntiVir Premium 2015
- WinRAR 5.1
Erklärung zu den Diagrammen: Wenn ihr die Maus auf einen Balken bewegt, wird euch der Produktname und die erreichte Punktzahl angezeigt. Um die Ansicht übersichtlicher zu gestalten, könnt ihr für euch uninteressante Produkte mit einem Klick auf den Produtknamen unterhalb des Diagramms ausblenden.
Synthetische Benchmarks
Synthetische Benchmarks bringen die Laufwerke an ihre Leistungsgrenzen – die dargestellten Situationen entsprechen aber häufig nicht den Alltagsbedingungen, denen eine SSD ausgesetzt ist. Da jeder Benchmark gleich aufgebaut ist, bieten sie dennoch eine sehr gute Vergleichbarkeit der verschiedenen Laufwerke.
A.S. SSD Benchmark
Der A.S. SSD Benchmark misst die sequenziellen Schreib- und Leseraten einer SSD. Darüber hinaus werden Zugriffszeit und Transferraten beim Zugriff auf kleine Dateien gemessen. Ein integrierter Kopier-Benchmark simuliert das Kopieren von ISO-Dateien, Programmen und Computerspielen und misst dabei die Transferraten. Unseren Erfahrungen nach sind die Ergebnisse sehr praxisnah, da mehrere Durchläufe gemittelt werden.
ATTO Disk Benchmark
Wenn es darum geht die maximale Schreib- und Lesegeschwindigkeit einer SSD zu ermitteln, ist der ATTO Disk Benchmark ein zuverlässiges Tool. Die Leistung wird anhand verschiedener Blockgrößen gemessen, die wir in Blöcken von vier Kilobyte bis acht Megabyte dargestellt haben. In der Praxis sind die abgebildeten Werte allerdings fast nie zu erreichen und werden von den Herstellern gerne als Werbemittel eingesetzt. Das ATTO Disk Benchmark verwendete komprimierbare Daten, was vor allem SandForce Chipsätzen zu Gute kommt.
HD Tune Pro
Die Software HD Tune Pro misst neben den schon erwähnten Parametern ebenfalls die Geschwindigkeit beim Zugriff auf verschiedene Dateigrößen. Dieser Test ist bei SSDs sehr interessant, da vor allem viele kleine Dateien (z.B. 4 KB Blöcke) einen schwachen Controller schnell aus der Bahn werfen. Die Transferraten brechen dann bis auf wenige KB/s ein und es kommt zu Verzögerungen beim Dateizugriff. Gemessen wurden die Blockgrößen 512 Byte, 4 KB, 64 KB, 1 MB sowie der zufällige Zugriff auf alle Arten von Blockgrößen. Im Fall der M6e Black Edition mit aktiviertem PlexTurbo, haben wir lediglich die Lesegeschwindigkeit gemessen.
Real Benchmarks
Wesentlich interessanter für die spätere Verwendung einer Solid State Disk als Systemlaufwerk sind die Real-Tests. Wie der Name schon sagt, überprüfen dieser Art von Tests die Leistung der SSDs unter alltäglichen Bedingungen. Dazu gehören beispielsweise Setup-Routinen, Virenscans oder das Öffnen mehrere Programme zum gleichen Zeitpunkt. Während dieser Testdurchläufe wurde das entsprechende Laufwerk als Systempartition verwendet, auf der Windows 7 Professional x64 SP1 lief.
Programm-Installationen
Wie die Überschrift schon wiedergibt, haben wir mehrere Setup-Routinen durchlaufen lassen und die dafür jeweils benötigte Zeit der SSD festgehalten. Als Software diente uns hierfür das PCMark 8, iTunes sowie der Adobe Reader.
Anwendungs-Tests
Bei den Anwendungs-Test wurde überprüft, wie schnell das getestete Laufwerk mit alltäglichen Aufgaben fertig wird. Als plastische Beispiele haben wir uns das Entpacken eines ISO-Images mit WinRar, einen vollständigen Systemscan mit Avira AntiVir Premium sowie das gleichzeitige Öffnen der Programme Avira, Firefox, iTunes, PCMark 8 und Acrobat Reader herausgesucht.
Fazit
Mit der SSD 750 Serie hat eine kleine Revolution in Sachen Consumer-SSDs auf den Markt geworfen. Der erstmalige Einsatz von NVMe in einem Verbraucherprodukt demonstriert eindrucksvoll, auf was wir uns in den nächsten Jahren im SSD-Segment freuen dürfen. Dass die Konkurrenz in diesem Bereich nachziehen wird, gilt als sicher. Konzentrieren wir uns aber abschließend auf das Intel Produkt.
Die von uns getestete Intel 750 SSD mit 1200 GB Speicherkapazität in Form der PCIe-Karte war sehr gut verarbeitet und wird auch optisch einem Produkt aus dem Hochleistungs-SSD-Bereich gerecht. Wie bereits in der Vergangenheit, hält Intel das Design seiner SSDs bewusst schlicht und konzentriert sich auf die inneren Werte – und diese haben es in sich.
Bereits das Datenblatt der Intel SSD 750 Series mit 1200 GB liest sich für den Enthusiasten wie ein Traum: IOPS-Werte in den Hunderttausenden und Transferraten im GB/s-Bereich. Und Intel macht ernst: Die SSD 750 Series ist nicht nur auf den Papier schnell. Um ganz konkret zu sein: Das Laufwerk ist die schnellste SSD, die wir jemals auf unserem Teststand geprüft haben. Egal ob sequenzielle Lesetransfers mit über 2 GB/s oder sequenzielle Schreibraten von über 1000 MB/s, die SSD 750 Series macht es möglich.Entsprechend schnell gehen auch zufällige Zugriffe auf verschiedene Blockgrößen vonstatten. Bereits bei 4K-Blöcken haben wir schnelle Werte gemessen, spätestens bei Blöcken mit 64 KB wird die 1 GB/s-Marke dann durchbrochen.
Für wen lohnt sich die SSD 750 Serie also? Grundsätzlich erst einmal für alle Anwender, die von der hohen Leistung beim Arbeiten mit dem Computer profitieren können. Videoschnitt in 4K-Auflösung ist beispielsweise ein denkbares Anwendungsszenario. Bedenken sollte man allerdings, dass genügend PCIe-Lanes mit Direktanbindung an den Prozessor existieren, ohne beispielsweise die Grafikkarte auszubremsen. Auch warten viele Nutzer älterer Chipsätze, wie dem Intel X79 und der Intel 8er-Serie auf passende Updates für ihre Hauptplatinen. Maximalen Nutzen zieht man aus der SSD 750 Series deshalb aktuell nur mit einer entsprechenden Ausstattung. Dies ist generell aber kein Problem, da natürlich auch die restlichen Komponenten mit der extremen Geschwindigkeit der Intel SSD 750 Series Laufwerke mithalten müssen, damit sich ein wirklicher Anwendungsvorteil ergibt.
Aber nicht nur in Sachen Performance, auch in Sachen Preis ist die Intel SSD 750 Series ein echter Angriff auf den Markt. Die 400-GB-Version kostet aktuell gerade einmal 400 Euro, für das 1200-GB-Modell werden circa 1080 Euro fällig. Im direkten Vergleich mit herkömmlichen SATA-SSDs ist das NVMe-Laufwerk von Intel aber doch deutlich höher bepreist. Wer sich jedoch bewusst in der Leistungsklasse von PCIe-SSDs umsieht, für den führt aktuell kein Weg an der SSD 750 Series vorbei – die passende, restliche Hardware vorausgesetzt.
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