Die letzten Jahre lassen verschiedene Trends erkennen, die Anwender gleichermaßen vor Möglichkeiten und Herausforderungen stellen: Zum einen wird die privat produzierte Datenmenge immer größer, zum anderen sorgen schnelle Breitbandanschlüsse aber auch dafür, dass ein Teil dieser Daten in der Cloud abgelegt werden kann. Beides zusammen macht die Anschaffung eines NAS-Servers interessant. In diesem Anwendungsszenario wollen wir das QNAP TS-453A NAS als zentrale Backup-Lösung für Zuhause betrachten.
Überblick
Breitbandanschlüsse mit 100 Mbit/s im Download und nicht selten mehr als 40 Mbit/s im Upload sorgen für zwei Dinge: Zum einen ist das Ablegen und Sichern moderater Datenmengen bei einem Online-Speicherdienst endlich in verschmerzbarer Zeit zu erledigen, zum anderen ist der eigene Anschluss damit aber auch fähig, selbst Medieninhalte an ein entferntes Gerät im Internet zu streamen oder zum Download zur Verfügung zu stellen. Anders ausgedrückt: Die – zugegebenermaßen in einigen Teilen des Landes sehr langsame Steigerung der Leistungsfähigkeit von Breitbandanschlüssen – macht das Betreiben eines kleinen Servers in den eigenen vier Wänden immer interessanter.
Dieser Artikel soll kein typischer Testbericht werden, in dem wir ein Gerät auf die Standardpunkte, wie Geschwindigkeit, Handhabung und Verarbeitung testen. Vielmehr soll anhand des QNAP TS-453A NAS-Servers gezeigt werden, wie sich ein NAS (Network Attached Storage) der oberen Mittelklasse sinnvoll in das Heimnetzwerk eines einfachen Haushaltes integrieren lässt, um fortan die Sicherung aller anfallenden Daten zu übernehmen. Es sei bereits an dieser Stelle erwähnt, dass der Artikel seinen Fokus klar auf Datensicherung und die Zurverfügungstellung von Inhalten konzentriert und daher nur einen Teil der zur Verfügung stehende Funktionen des ausgewählten TS-453A betrachtet. Eine detaillierte Zusammenfassung der integrierten Softwarefunktionen findet sich unter anderem direkt auf der Produktwebsite des Gerätes bei QNAP.
Die Anforderungen
Bevor irgendein NAS-System den Weg nach Hause findet, sollte sich der Anwender grundlegend Gedanken über die geplanten Nutzungsszenarien machen. Im Folgenden eine kleine Aufzählung, welche Anforderungen letztendlich zur Entscheidung für das QNAP TS-453A 4-Bay NAS führten:
- Unterstützung von Hardware-AES-Verschlüsselung auf CPU-Basis
- Mindestens 8 GB RAM, um auch anspruchsvollere Java-Anwendungen / Plugins nutzen zu können
- Mindestens 2 Ethernet-Ports für Link Aggregation
- Mindestens 4 Laufwerksschächte, um RAID 5 oder 6 nutzen zu können
- Aktive Belüftung durch möglichst großen und leisen Lüfter
- Nice to have: Möglichkeit zukünftig 4K-Material zu transkodieren
Das TS-453A erfüllt oder übertrifft alle diese grundlegenden Anforderungen.
Über das QNAP TS-453A
Das QNAP TS-453A ist die 4-Bay-Variante der QNAP TS-X53A-Serie, welche sich durch einen schnellen Intel Celeron N3150 Quadcore Prozessor mit 1,6 GHz auszeichnet. Das Besondere an dieser CPU: Neben 4K-Encoding, ist die CPU dank AES-NI-Support auch in der Lage, die Verschlüsselung der Daten mit dem AES-Verfahren in Echtzeit durchzuführen, ohne dass die CPU-Last wesentlich erhöht und somit die Transferraten beeinträchtigt werden. Bei NAS-Systemen ohne Hardware-AES-Support leidet der Datendurchsatz mit aktivierter Verschlüsselung teils sehr deutlich. Das ist bei diesem Gerät nicht der Fall. Das TS-453A bietet zudem ganze vier Ethernet-Ports. Es lassen sich somit VLANs konfigurieren oder mehrere Ports werden mit einem der gängigen Link-Aggregation-Verfahren als Redundanz oder zum Load Balancing in logischen Gruppen zusammengeschlossen. Theoretisch kann das NAS somit 4 Gbit/s an Daten entgegennehmen oder versenden. Für eine entsprechende Konfiguration ist ein kompatibler Managed-Switched jedoch Grundvoraussetzung.
Das QNAP TS-453A bietet Platz für bis zu vier Laufwerke und hat ebenso viele USB 3.0-Anschlüsse.
Dank der vier SATA 6 Gbit/s-fähigen Laufwerkseinschübe, die im Übrigen auch mit SSDs bestückt werden können, bietet das TS-453A verschiedene RAID-Modi zur Erhöhung der Datenverfügbarkeit an. Unterstützt werden mitunter RAID 1, 5, 5 + Spare, 6 und 10 – natürlich auf Wunsch jeweils vollständig verschlüsselt.
In Sachen Arbeitsspeicher kann die uns vorliegende Variante des TS-453A mit 8 GB DDR3-RAM aufwarten. Das ist für einen NAS-Server schon sehr ordentlich und erlaubt viele parallele Nutzerzugriffe oder aber gar das Ausführen ganzer virtueller Maschinen (VM) sowie anspruchsvoller Plugins auf Java-Basis. Das TS-453A wird ebenfalls in einer Variante mit nur 4 GB RAM angeboten, welche ansonsten aber identisch ist.
Rückseitig sind auch die zwei 4K-fähigen HDMI-Anschlüsse untergebracht.
Zu guter Letzt ist der extrem laufruhige 12-mm-Lüfter auf der Rückseite des Gerätes zu nennen, der dauerhaft Frischluft in der Front ansaugt, welche dann über die eingesetzten Laufwerke strömt und rückseitig wieder austritt. Im Regelfall arbeitet der Lüfter mit knapp 550 U/min und ist nahezu lautlos. Ein weiteres interessantes Feature ist das vorderseitige Display, welches über zwei Knöpfe bedient werden kann und so die wichtigsten Infos, wie Speicherstand, Laufwerkstemperatur oder die IP-Adressen der Ethernet-Ports anzeigt. Außerdem werden Fehler direkt visuell dargestellt, ohne dass der Nutzer sich in der Konfigurationsoberfläche anmelden muss.
Die Festplatten werden mir vier Schrauben an dem HDD-Träger befestigt.
Technische Daten
Bezeichnung | QNAP TS-453A-8G |
CPU | Intel Celeron N3150 (4x 1,6 GHz), AES-NI. Intel HD Graphics (Gen. 8) |
RAM | 2x 4 GB DDR3L-1600 |
Laufwerkserweiterungen | 4x 2,5″ / 3,5″ SATA 6 GBit/s |
RAID-Modi | RAID 0,1, 5, 6, 10, 5 + Hot Spare, JBOD, Single Disk |
Netzwerkverbindungen | 4x Gigabit Ethernet |
USB | 4x USB 3.0 (Typ A) |
Weitere Ein-/Ausgänge | 2x HDMI (bis 2160p @ 30 Hz), 2x 6,3-mm-Klinke für Mikrofon, 3,5-mm-Klinke (Audio Out) |
Besonderheiten | Einfarbiges LED-Display, Status-LED für jede HDD, Fernbedienung |
Abmessungen | 177 x 180 x 235 mm |
Gewicht | 3,65 kg |
Preis | ca. 550 € (ohne Laufwerke) |
Die Ausgangssituation
Ziel dieses Artikels soll es sein, anhand des TS-453A zu demonstrieren, wie das NAS bei der Sicherung der wertvollen privaten Daten helfen kann. Im ersten Schritt soll dazu kurz die Ausgangssituation geklärt werden.
Als Clients, welche zukünftig gesichert werden sollen, sind drei Geräte aktiv: ein Windows 10 Desktop-Workstation, ein Windows 10 Notebook und ein Apple Macbook Pro. Desktop und NAS sind über einen Gigabit-Ethernet-Switch miteinander verbunden. Der Switch stellt ebenfalls die Verbindung zur Fritzbox 7490 her, welche das WLAN zur Verfügung stellt. An einem weiteren Gigabit-Ethernet-Switch, welcher lediglich mit der Fritzbox verbunden ist, hängen mehrere Multimediageräte, wie Konsolen, Apple-TV und ein Telekom Entertain Receiver. Diese Geräte spielen für unser Szenario jedoch keine größere Rolle. Als Internetverbindung dient ein VDSL2 100/40 MBit/s Anschluss von der Telekom.
Die Konfiguration des TS-453A
Um den Rahmen des Artikels nicht zu sprengen, wollen wir einen kurzen Blick auf die gewählten Grundkonfigurationsparameter des TS-453A werfen. Ausgestattet ist das NAS mit einer Mischung aus 2 x WD RED 6 TB und 2 x WD BLACK 4 TB Festplatten. Insgesamt stehen somit 20 TB Kapazität über vier Einzellaufwerke verteilt zur Verfügung. Zur Maximierung der nutzbaren Speicherkapazität wurde ein großes RAID 5-Volumen der Einrichtung eines RAID 6 Volumens bevorzugt. RAID 5 bietet zwar lediglich Redundanz für den Fall, dass eines der vier Laufwerke ausfällt, ist im konkreten Anwendungsfall mit Festplatten unterschiedlicher Kapazität jedoch der bessere Kompromiss zwischen Datenverfügbarkeit und nutzbarer Speicherkapazität. Hier muss jeder seine Prioritäten selbst festlegen. Die nutzbare Kapazität liegt somit rein rechnerisch bei circa 12 TB. Das QNAP-NAS gönnt sich davon noch einige GB zur Verwaltung des Volumes, die nicht zur Ablage eigener Daten bereitstehen.
Der Speichermanager bietet einen schnellen Überblick über den Zustand aller Festplatten.
Natürlich wurde das gesamte RAID-Volume verschlüsselt. So sind die Daten auf den Festplatten bei einem Diebstahl des Gerätes nicht mehr auslesbar. Im Falle des TS-453A nicht ganz unwichtig, da sich die Festplattenschächte nicht abschließen lassen.
Der Zustand des RAID-Volumes und die Optionen zur Verschlüsselung sind intuitiv angeordnet.
In Bezug auf die Netzwerkkonfiguration ist das TS-453A über zwei Gigabit-Ethernet-Kabeln mit dem ersten Switch-Verbunden. Zwei der vier Ethernet-Ports arbeiten dabei im sogenannten „Balance-tlb Modus“. Dabei wird die Netzwerklast auf beide Ethernet-Ports verteilt. Das TS-453A kann auch mit dem 802.3ad-Standard umgehen, dafür wird jedoch zwingend ein LACP-fähiger Switch vorausgesetzt. Entsprechende Geräte sind allerdings teils deutlich teurer, als Switches für den normalen Heimgebrauch.
Link Aggregation oder Load Balancing werden vom QNAP TS-453A ebenfalls unterstützt.
Die allgemeine Konfiguration von Freigabeordnern, welche ebenfalls von allen installieren Tools und Plugins als Datenablageort genutzt werden, lassen sich spielend einfach über die sehr übersichtliche Oberfläche des QTS 4.3 Betriebssystems verwalten. Neben dem Anlegen und Löschen von Ordnern, können hier auch Nutzer und Nutzergruppen erstellt sowie Zugriffsrechte auf Ordnerebene vergeben werden. Wer schon einmal unter Windows versucht hat eine Netzwerkfreigabe zu erstellen, kommt hier sehr schnell zurecht.
Freigabeordner sind leicht konfigurierbar.
Soll später aus der Ferne auf die Daten auf dem NAS zugegriffen werden, muss in den allermeisten Fällen ein dynamischer DNS-Dienst eingerichtet werden, da sich die IP-Adresse des eigenen Internetanschlusses mitunter täglich ändern kann. Ein dynamischer DNS-Dienst sorgt dafür, dass das QNAP NAS immer unter einer festgelegten URL erreichbar ist, welche dann an die jeweils aktuelle externe IP-Adresse des Routers weitergeleitet wird. QNAP hat dafür einen eigenen Dienst geschaffen. Dieser nennt sich „,myQNAPcloud“ und ermöglicht es, nach einer kostenlosen Registrierung, eine fixe URL für das eigene QNAP-NAS zu vergeben. Außerdem konfiguriert der Dienst auf Wunsch alle Portfreigaben im Router, sofern dieser UPNP-fähig ist. Besonders interessant: Für die eigens erstellte URL im Format „meinNAS.myqnapcloud.com“ lässt sich ebenfalls ein SSL-Zertifikat erwerben, welches dafür sorgt, dass die Datenübertragung zwischen NAS und entferntem Endgerät verschlüsselt und durch ein signiertes SSL-Zertifikat abgesichert ist. Alternativ hat QNAP den Dienst „Let’s Encrypt“ integriert, der ein abgespecktes SSL-Zertifikat kostenlos zur Verfügung stellt.
Der Zugriff über das Internet ist dank myQNAPCloud-Dienst schnell eingerichtet.
Die Erweiterung der ohnehin bereits reichhaltigen Funktionen des QNAP TS-453A kann über das QNAP App Center erfolgen. Hier finden sich zahlreiche Tools, die beispielsweise die direkte Synchronisation mit verschiedenen Cloudspeicher-Anbietern ermöglichen. Auch regelmäßige Aktualisierungen werden über das App Center angeboten. Wer ein aktuelles Smartphone besitzt, kennt sich hier sofort aus.
Wer mehr aus seinem NAS herausholen will, kann auf zahlreiche Apps zurückgreifen.
Nicht wirklich auf die Konfiguration bezogen, aber dennoch sehr nützlich: Der Ressourcenmanager. Hier werden alle Infos über das NAS selbst aggregiert. Egal ob CPU-Auslastung, RAM-Nutzung, Bandbreite, Datenträgerauslastung: mit dem Ressourcenmanager hat QNAP ein mächtiges Tool zur Überwachung der aktuellen NAS-Modelle geschaffen. Enthusiasten kann das Tool daher sehr gut bei der Problembehebung unterstützen.
Der Ressourcenmanager informiert im Detail über den aktuellen Zustand des NAS.
Was soll gesichert werden?
Die wohl wichtigste Frage, wenn es um Backups geht: Was, soll wie und wie häufig gesichert werden? Die Frage nach dem „Wohin?“ erübrigt sich in unserem Fall, da hierfür das QNAP TS-453A bereitsteht.
Bereits vor dem Eintreffen des TS-453A wurde in unserem Testhaushalt eine Backup-Strategie verfolgt:
- Mithilfe des Online-Backup-Dienste Chrashplan werden regelmäßig Echtzeit-Online-Backups aller privaten Daten gemacht. Eine identische Kopie erstellt das Tool auf einer externen Festplatte. Diese Sicherung wird sowohl für den Desktop-PC sowohl für das Windows 10 Notebook durchgeführt. Das Volumen beträgt in etwa 3,8 TB.
- Das Desktop-System sichert unregelmäßig die Adobe Photoshop Lightroom Datenbank auf eine externe Festplatte.
- Zusätzlich wird mit der Software Veeam Endpoint Backup täglich automatisiert ein Image der Betriebssystem-Partition auf einer weiteren externen Festplatte gespeichert. Backups werden für 14 Tage vorgehalten.
- Das Apple Macbook Pro nutzt den in Mac OS X integrierten TimeMachine Dienst, um ebenfalls zyklisch Backups auf einer dritten externen HDD zu erstellen.
- Zusätzlich müssen manuell regelmäßig Sicherheitskopien verschiedener Webseiten und der zugehörigen Datenbanken ausgeführt werden.
Ziel der Integration des TS-453A ist also ganz klar, die verschiedenen Backup-Aktivitäten zu bündeln und weitestgehend zu automatisieren.
Der neue Schlachtplan
Das QNAP TS-453A bietet vielfältigste Möglichkeiten die oben genannten Sicherungsaufträge umzusetzen. Startpunkt für jede Sicherung ist das Erstellen eines entsprechenden Freigabeorders oder Unterordners, welcher als Ziel für die Sicherung dienen soll.
Im Fall der Image-Sicherung via Veeam Endpoint Backup und der Sicherung von Adobe Photoshop Lightroom ist dies schnell erledigt. Einfach einen Samba-Ordner auf dem NAS erstellen, einen Nutzer zuweisen und das NAS in beiden Sicherungstools als neues Backupziel zusammen mit den Zugangsdaten eintragen. Fertig.
Beinahe noch einfacher läuft die Umstellung im Falle von Apples TimeMachine Service. Hierzu wird im QNAP Sicherungsmanager unter „TimeMachine“ der entsprechende Dienst auf dem NAS aktiviert. Optional lassen sich ein Kennwort und eine Kapazitätsobergrenze festlegen. Sobald das NAS die Änderungen übernommen hat, wird das neue Sicherungsziel automatisch auf dem Mac erkannt und angeboten. Es empfiehlt sich eine komplette neue Sicherung vorzunehmen.
Auch Apple Geräte können via Time Machine Server gesichert werden.
Die Sicherung der Webseiten lässt sich im Sicherungsmanager direkt über den RTRR-Dienst (Real Time Remote Replication) lösen. Entweder in Echtzeit oder nach einem definierten Zeitplan wird der Inhalt eines bestimmten FTP-Verzeichnisses auf das NAS kopiert, um die Website-Inhalte zu sichern. Darüber hinaus erlaubt das QNAP TS-453A via RSYNC zwei NAS-System direkt miteinander zu synchronisieren. Im betrachteten Fall dient das TS-453A als Sicherungsziel. Ein entferntes NAS sichert einmal in der Nacht eine weitere Website via RTRR und kopiert diese Daten als zweite Sicherung anschließend via RSYNC auf das TS-453A. Beide NAS sind dabei über das Internet miteinander verbunden.
Die Synchronisation eines FTP-Verzeichnisses funktioniert reibungslos via RTRR.
Um die Möglichkeit zu haben, die Daten auf dem NAS selbst vor ungewollten Veränderung zu schützen oder zu einem früheren Zustand zurückkehren zu können, bietet das TS-453A außerdem die Möglichkeit, sogenannte Snap-Shots anzufertigen. Nach einem festgelegten Zeitplan wird dann eine Momentaufnahme des Dateisystems angefertigt. Die Aufbewahrungsdauer solcher Snapshots sowie die dafür aufgewendete Kapazität kann frei konfiguriert werden.
Wer auf Nummer sicher gehen will, aktiviert Snapshots für das RAID-Volume.
Online-Backup integrieren
Zu Letzt erlaubt das TS-453A dank der riesigen QNAP-Community ebenfalls die Integration des bereits vorher verwendeten Sicherungsdienstes Chrashplan. Chrashplan besteht aus zwei Teilen: einem Onlinesicherungs-Abonnement, welches kostenpflichtig ist und der entsprechenden Client-Software, welche auch kostenlose lokale Sicherungen an andere Computer mit aktivierter Crashplan-Software anfertigen kann. Der Clou: Wie auf einem Mac oder Windows PC lässt sich der Crashplan Client auch auf dem QNAP TS-453A installieren. Das NAS wird dann als ein neuer „Computer“ erkannt und kann zum einen Sicherungen von anderen Computer entgegennehmen und zusätzlich Daten, die auf dem NAS gespeichert sind, in die Cloud sichern. Damit ergeben sich interessante Anwendungsszenarien.
Wie vor der Integration des TS-453A in das Netzwerk, sichern sowohl der Desktop als auch das Windows 10 Notebook weiterhin direkt in die Chrashplan Cloud. Anstatt nun aber zusätzlich Kopien dieses Backups lokal auf eine externe Festplatte zu schreiben, sichern beide Geräte nun auf das QNAP NAS, welches jetzt als „Chrashplan Computer“ erkannt wird und als Backup-Ziel genutzt werden kann.
Zusätzlich sichert das NAS täglich das jeweils neuste Veeam Endpoint Backup Image und die Backups des FTP-Servers in die Chrashplan Cloud. Somit steht von allen Daten ein Onsite- (NAS) und ein Offsite-Backup (Chrashplan Cloud) zur Verfügung. Da der Crashplan Java-Server basiert, wird vor allem der Arbeitsspeicher des ausführenden Computers gefordert. Mit steigender Anzahl an Dateien, die das Tool in die Cloud sichern soll, steigt auch der Bedarf nach RAM. Für unser Szenario wurden vorerst 3 GB RAM exklusiv für Crashplan auf dem NAS reserviert.
Einen Schritt weiter: die eigene Cloud
Dank Projekten wie „OwnCloud“ oder „nextCloud“, ist es seit einigen Jahren problemlos möglich, seinen eigenen „Speicherdienst“ zu hosten. Auf NAS-Systemen der Vergangenheit lief diese Software aber oft nur sehr träge. Dank des Intel Celeron Quadcore Prozessors ist das nun Geschichte. Die Installation der „OwnCloud“ auf dem QNAP NAS läuft spielend einfach über das App Center ab und hat es in unserem Fall ermöglicht, mehr als 80 % der Daten, die bei Anbietern wie DropBox oder Google Drive gespeichert waren, in die eigenen vier Wände zurückzuholen.
Zugriffe über das Internet sind dank SSL-Verschlüsselung kein Problem und erfolgen sehr schnell. Zusätzlich sind alle Inhalte der OwnCloud-Nutzer in das oben genannte Echtzeit-Backup über Chrashplan eingebunden und werden ebenfalls noch einmal Offsite, verschlüsselt in der Crashplan Cloud gesichert, um einen doppelten Boden zu haben, sollte dem NAS zu Hause etwas zustoßen.
Messwerte
Auch wenn der Fokus dieses Artikels klar auf der konkreten Ausgestaltung eines Anwendungsszenarios liegt, sollen zu guter Letzt noch ein paar Zahlen zur Transferleistung genannt werden. Die Werte beziehen sich dabei auf das konfigurierte RAID 5 mit aktivierter AES-Verschlüsselung. NASPT steht für das Intel NAS Performance Toolkit.
Die Leistungsaufnahme haben wir mit einem Brennenstuhl-Messgerät ermittelt. Selbst unter Volllast ist das TS-453A somit relativ genügsam. Am interessantesten ist jedoch der Wert im "Idle" d.h. wenn das NAS nur mit Hintergrundaufgaben, wie dem Crahsplan Online Backup beschäftigt ist, ansonsten jedoch keine weiteren Anfragen bearbeitet werden. Der ermittelte Wert von 47,8 Watt bedeutet bei einem aktuellen Strompreis von knapp 27 Cent/kWh Stromkosten in Höhe von 113 € pro Jahr bei Dauerbetrieb - das entspricht knapp 9,50 € im Monat. Zum Vergleich: Dropbox verlangt für sein kleinstes Abo mit 1 TB aktuell 8,25 € / Monat. Google Drive mit 1 TB kostet 9,99 € /Monat. Natürlich müssen hier theoretisch noch die Anschaffungskosten und der Wertverlust des NAS-Systems berücksichtigt werden - die Zahlen sollen daher lediglich dazu dienen, die verbrauchte Energie in einen Kontext zu setzen.
Zusammenfassung
Abschließend lässt sich festhalten, dass das TS-453A von QNAP eine hervorragende Basis für die Zentralisierung aller im Haushalt ablaufenden Datensicherungsvorgänge ist. Die sehr leicht zu bedienende QTS-Oberfläche gepaart mit den mächtigen Erweiterungen aus dem App Center machen das TS-453A zu einem sehr interessanten System für anspruchsvolle Heimanwender oder kleine Unternehmen. Die Möglichkeiten des NAS in Sachen Datensicherung sind – wie der Artikel zeigt – reichhaltig. Der gesamte Funktionsumfang, vor allem im Bereich Mediastreaming, ist natürlich noch deutlich größer, als der hier abgedeckte Teil zum Thema „Backup“.
In Sachen Verarbeitungsqualität und Nutzerfreundlichkeit bietet QNAP mit dem TS-453A ein sehr gutes und hochwertiges Nutzungserlebnis. Die Transferleistung ist dank der starken CPU auch mit aktivierter Verschlüsselung als sehr hoch zu bezeichnen und dürfte im Streaming-Umfeld ganz locker für den Einsatz von hochwertigem 4K-Material ausreichen.
Für knapp 550 € gibt es die hier von uns betrachtete 8-GB-Variante des QNAP TS-453A aktuell zu kaufen. Dieser Preis versteht sich zuzüglich der eingesetzten Festplatten oder SSDs. Für einige mag das als sehr hoch erscheinen, für andere sind diese 600 € gut investiert, wenn es darum geht, die heiligen und zum Großteil unersetzlichen privaten Daten strukturiert und zentral an einem Ort zu sichern.
Pro | Contra |
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47Watt im Idle… mit 1.6GHz Celeron CPU… WOW, das ist VIEL! Ich habe ein XPenology Selbstbau-NAS mit 2 SSDs + 2 WD-Red 4TB Platten, einem Intel i3 8100T 4-Kern mit 3,1Ghz und 16GB RAM auf einem Asrock HM310HDV Mini ITX Mainboard.
Mein System verbraucht im Idle (alle Platten an, da ich darauf 3 Virtuelle Maschinen und 4 Docker permanent am Laufen habe) gerade mal 25Watt und es steckt wesentlich(!) mehr Leistung dahinter als was die QNAP zu Leisten vermag. Selbst unter absoluter Vollast geht es grad mal auf die 45Watt rauf, die das QNAP im Leerlauf hat…
Viele Grüße Jens
Hallo Jens,
der Artikel und auch das Produkt haben ja mittlerweile bereits über drei Jahre auf dem Buckel. Die hohe Leistungsaufnahme kam vor allem durch die zwei WD Black Platten zu Stande. Insgesamt betrachtet lief das NAS im Test mit 2x WD60EFRX und 2x WD4001FAEX. Die zwei WD Blacks ziehen im IDLE schon mehr als 8 Watt. Die verwendeten WD RED 6 TB laufen hingegen mit 3,4 W im Leerlauf.
Bezogen auf dein System mit deutlich neuerer Technik und sicherlich auch neueren WD Platten / SSDs, kommt deine Messung also gut hin, genau wie die damals im Artikel durchgeführten Ermittlungen.
Viele Grüße, Nils
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