Um Intel ist es für einige Zeit still gewesen, was den SSD-Markt für Endkunden anbelangt. Nun präsentiert der Chipgigant seine neuen Endkundenlaufwerke. Wir haben uns die neue SSD 760p Series genauer für euch angesehen.
Überblick
Im ersten Schritt wollen wir uns einen Überblick über Intels aktuelles SSD-Portfolio verschaffen, um die betrachtete SSD 760p Series besser einordnen zu können. Das Segment der SATA-SSDs wird aktuell von der SSD 540s und SSD 545s Series abgedeckt. Den unteren Leistungsbereich an NVMe-SSDs bildet die SSD 600p Series. Darüber ordnet sich die SSD 760p Series ein. Unter dem Namen SSD 800P Series vertreibt Intel seine Optane-Memory Technologie im M.2-Format (in diesem Artikel erfährst du mehr über Intel Optane). Im Highperformance-Bereich sind außerdem noch die Intel Optane SSD 900P Series und Intel Optane SSD 905P Series zu nennen, welche Intel explizit an Enthusiasten adressiert hat. Die in diesem Testbericht betrachtete SSD 760p Series liegt also in der oberen Mittelklasse, die Intel zurzeit im Angebot hat.
Die SSD 760p Series ist dabei in fünf verschiedenen Kapazitätsstufen von 128, 256, 512, 1024 und 2048 GB erhältlich. Für unseren Test stand uns das Modell mit einer Kapazität von 512 GB zur Verfügung. Da es sich bei der 760p Series um ein NVMe-Drive handelt, gibt es die SSD lediglich als M.2-Karte zu kaufen.
Unter der Haube
Intel setzt bei der SSD 760p Series auf den beliebten SMI SM2262 Controller, verwendet jedoch eine eigene Intel Firmware. Als NAND kommt die aktuellste Generation 3D NAND mit 64 Layern von Intel zum Einsatz. Der Speicher wird dabei über acht Kanäle an den Controller angebunden und im TLC-Verfahren angesprochen. Wie auch andere SSDs mit SM2262 Controller, verfügt die SSD 760p Series außerdem über dedizierten DRAM-Cache. Auf einen Heatspreader verzichtet Intel, kann das Laufwerk dafür aber auch als Single Sided Modul ausführen (512-GB-Version) und spart sich wertvolle Bauhöhe.
Verbunden wird die Intel SSD 760p Series via M.2-Slot und PCI 3.1 x4. Als Protokoll kommt die aktuellste Version des NVMe-Protokolls (NVMe 1.3) zum Einsatz. Außerdem unterstützt die SSD den DeepSleep-Modus (L1.2) und kann somit besonders die Standby-Betriebszeit von mobilen Geräten verlängern.
In Kürze
Für alle Leser, die es eilig haben, hier die wichtigsten Details der Intel SSD 760p Series in Kürze zusammengefasst.
Die Intel SSD 760p Series…
- setzt auf eine SMI SM2262 Controller mit 8 NAND-Kanälen und Intel Firmware.
- verwendet die 2. Generation an Intel 3D-NAND mit 64 Schichte, der im TLC-Verfahren angesprochen wird.
- kann mit 256-Bit-AES-Verschlüsselung und L1.2-Deep-Sleep aufwarten.
- wird via PCI 3.1 x4 mit dem Hostgerät via M.2 verbunden.
- hat in der 512-GB-Version eine Lebenserwartung von 288 TB TBW (Total Bytes Written).
- wird in Deutschland mit 5 Jahren Garantie ausgeliefert.
Leistungstest
Natürlich interessiert bei SSDs hauptsächlich die Leistung, die ein Laufwerk unter verschiedenen Bedingungen an den Tag legt. Daher haben wir die Intel SSD 760p Series mit 512 GB verschiedenen Tests unterzogen. Theoretische Benchmarks kitzeln das Maximum aus dem Laufwerk heraus, während praktisches Testdurchläufe eine Einschätzung der Laufwerksleistung unter alltäglichen Bedingungen erlauben. Als Vergleich haben wir die Plextor M8Pe(G) 512 GB*, die Samsung SSD 960 EVO 512 GB* , die ADATA XPG SX8000 512 GB sowie die Kingston A1000 480 GB und die ADATA XPG Gammix S11 480 GB herangezogen.
Testsystem
- Prozessor: Intel Core i7-8700K 3,7 GHz (Coffee Lake), Turbo Boost aktiv, Hyperthreading aktiviert
- Mainboard: Asus ROG Maximus X Hero
- Kühler: Noctua NH-U14S
- RAM: GeiL Evo X 16 GB
- Systemlaufwerk: Samsung 970 EVO 2TB (Firmware 1B2QEXE7)
- Grafikkarte: KFA2 GeForce GTX 1070 Ti EX
- Betriebssystem: Windows 10 Professional x64
- Netzteil: Thortech Thunderbolt 650 Watt
Wir haben die folgenden Benchmark-Tools verwendet:
- HD Tune Pro 5.7
- A.S. SSD Benchmark 1.9
- Crytsal Disk Mark 6 x64
- ATTO Disk Benchmark 3.05
- Futuremark PCMark 8
- Adobe Reader
- iTunes
- WinRAR 5.1
*mit anderem Testystem (Intel Skylake) getestet.
Erklärung zu den Diagrammen: Wenn ihr die Maus auf einen Balken bewegt, wird euch der Produktname und die erreichte Punktzahl angezeigt. Um die Ansicht übersichtlicher zu gestalten, könnt ihr für euch uninteressante Produkte mit einem Klick auf den Produktnamen unterhalb des Diagramms ausblenden.
Synthetische Benchmarks
Synthetische Benchmarks bringen die Laufwerke an ihre Leistungsgrenzen – die dargestellten Situationen entsprechen aber häufig nicht den Alltagsbedingungen, denen eine SSD ausgesetzt ist. Da jeder Benchmark gleich aufgebaut ist, bieten sie dennoch eine sehr gute Vergleichbarkeit der verschiedenen Laufwerke.
A.S. SSD Benchmark
Der A.S. SSD Benchmark misst die sequenziellen Schreib- und Leseraten einer SSD. Darüber hinaus werden Zugriffszeit und Transferraten beim Zugriff auf kleine Dateien gemessen. Ein integrierter Kopier-Benchmark simuliert das Kopieren von ISO-Dateien, Programmen und Computerspielen und misst dabei die Transferraten. Unseren Erfahrungen nach sind die Ergebnisse sehr praxisnah, da mehrere Durchläufe gemittelt werden.
ATTO Disk Benchmark
Wenn es darum geht die maximale Schreib- und Lesegeschwindigkeit einer SSD zu ermitteln, ist der ATTO Disk Benchmark ein zuverlässiges Tool. Die Leistung wird anhand verschiedener Blockgrößen gemessen, die wir in Blöcken von vier Kilobyte bis acht Megabyte dargestellt haben. In der Praxis sind die abgebildeten Werte allerdings fast nie zu erreichen und werden von den Herstellern gerne als Werbemittel eingesetzt. Das ATTO Disk Benchmark verwendet komprimierbare Daten, was vor allem SandForce Chipsätzen zu Gute kommt.
Crystal Disk Mark
Das Crystal Disk Mark ist ein weiteres beliebtes Tool, um die Transferleistung von Massenspeichern zu testen. Wir haben mit dem CDM erneut die sequenzielle Transferleistung überprüft.
HD Tune Pro
Die Software HD Tune Pro misst neben den schon erwähnten Parametern ebenfalls die Geschwindigkeit beim Zugriff auf verschiedene Dateigrößen. Dieser Test ist bei SSDs sehr interessant, da vor allem viele kleine Dateien (z.B. 4 KB Blöcke) einen schwachen Controller schnell aus der Bahn werfen. Die Transferraten brechen dann bis auf wenige KB/s ein und es kommt zu Verzögerungen beim Dateizugriff. Gemessen wurden die Blockgrößen 512 Byte, 4 KB, 64 KB, 1 MB sowie der zufällige Zugriff auf alle Arten von Blockgrößen.
Real Benchmarks
Wesentlich interessanter für die spätere Benutzung einer Solid State Disk als Systemlaufwerk sind die Real-Tests. Wie der Name schon sagt, überprüfen dieser Art von Test die Leistung der SSDs unter alltäglichen Bedingungen. Dazu gehören beispielsweise Setup-Routinen, Virenscans oder das Öffnen mehrere Programme zum gleichen Zeitpunkt. Während dieser Testdurchläufe wurde das entsprechende Laufwerk als Systempartition verwendet, auf der Windows 10 Pro x64 lief.
Programm-Installationen
Wie die Überschrift schon wiedergibt, haben wir mehrere Setup-Routinen durchlaufen lassen und die dafür jeweils benötigte Zeit der SSD festgehalten. Als Software diente uns hierfür das PCMark 8, iTunes sowie der Adobe Reader.
Anwendungs-Tests
Bei den Anwendungs-Test wurde überprüft, wie schnell das getestete Laufwerk mit alltäglichen Aufgaben fertig wird. Als plastisches Beispiel haben wir uns das Öffnen der Programme Avira, Firefox, itunes, PCMark 8 und Acrobat Reader herausgesucht.
Bewertung der Ergebnisse
Bei Betrachtung der im Leistungstest ermittelten Werte zeigt sich die Intel 7 Series SSD als ein solider Kandidat. Sequenzielle Zugriffe, sowohl lesend als auch schreibend, werden zügig absolviert. Hier liegt die Intel 760p Series in beiden Disziplinen knapp hinter der Konkurrenz von Samsung (SSD 960 EVO) und ADATA (XPG Gammix S11).
Bei den zufälligen lesenden Zugriffen auf unterschiedlich große Blöcke, arbeitet die SSD 760p von Intel bis zu einer Blockgröße von 1 MB auf Augenhöhe mit den Laufwerken von Samsung und ADATA. Wie auch bei der SSD 960 EVO von Samsung fällt die Leseleistung bei Blöcken größer 1 MB auf relativ konstante 2 GB/s ab, das ADATA-Laufwerk kann seine Leistung hier bei knapp 3 GB/s halten. Beim zufälligen Schreiben präsentiert die Intel SSD 760p mit einer konstanten Leistung über beinahe alle Blöcke hinweg.
Bei den Zugriffen auf nicht-komprimierbare Daten sind Lese- und Schreibleistung ebenfalls auf einem hohen Niveau, erreichen jedoch nicht ganz die Werte der Konkurrenz von ADATA, während die Samsung SSD 960 EVO beim Lesen einen deutlichen Vorsprung verbuchen kann. Im Schreibbetrieb übernimmt das ADATA-Laufwerk das Feld, die Intel SSD 760p Series ordnet sich in diesem Fall weiter hinten in der Rangfolge ein. Nichts desto trotz ist die Leistung immer noch sehr hoch. Die zufälligen Zugriffe bestätigen dies: In dieser Disziplin ist die SSD 760p von Intel sehr flott unterwegs – den Leistungseinbruch bei 1-MB-Blöcken im Schreibzugriff einmal außenvorgelassen.
Auch in den Anwendungstest macht die neue Intel SSD eine gute Figur. Softwareinstallationen gehen schnell von der Hand und auch das parallele Starten mehrere Softwaretools wird in kürzester Zeit erledigt. An dieser Stelle deshalb der Hinweis: Moderne M.2-SSDs mit NVMe-Anbindung haben bereits eine so hohe Leistung, dass der Normalverbrauche dieser in den wenigsten Fällen ausnutzen wird.
Fazit
Mit der neue Intel SSD 760p Series hat der Chiphersteller erneut ein sehr interessantes Laufwerk auf den Markt gebracht. Das Modul ist sehr gut verarbeitet und entspricht in allen Belangen dem aktuellen Stand der Technik. Der Schritt den etablierten SMI SM2262 Controller mit einer eigenen Firmware zu verwenden, anstatt wie in der Vergangenheit einen eigenen Controller zu entwickeln, ist nachvollziehbar.
In Sachen Leistung zeigt sich die SSD 760p Series mit 512 GB von einer guten Seite. Die Leseraten sind im Allgemeinen sehr hoch, beim Schreiben ist die Intel SSD – je nach Disziplin – aber langsamer als die Konkurrenz. Im Gesamtbild ergibt das Laufwerk aber auch leistungstechnisch ein rundes Produkt.
Aktuell werden für die von uns getestete Modellvariante der Intel SSD 760p Series mit 512 GB knapp 149 € aufgerufen. Ein Blick auf die im Vergleich angeführten Laufwerke: Hier wechselt die 480-GB-Variante der ADATA XPG Gammix S11 aktuell für knapp 125 Euro den Besitzer. Die Samsung SSD 960 EVO mit 500 GB gibt es zurzeit für knapp 150 Euro. Für Kingstons A1000 SSD mit 480 GB werden aktuell nur 104 Euro fällig, das Laufwerk agiert tendenziell aber langsamer als die Intel SSD 760p Series. Im Allgemeinen gehört die 760p Series in der 512-GB-Variante aktuell also eher zu den preisintensiveren Laufwerken.
Pro | Contra |
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Beitrag erstmals veröffentlicht am 14.08.2018
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