Die neue Konsolengeneration von Microsoft und Sony ist da und mit ihr der Wechsel von HDD-Speicher zu rasant schnellem PCIe-4.0-SSD-Speicher. Doch Spiele fallen immer größer aus und die Xbox Series X sowie die PlayStation 5 sind lediglich mitsamt einer 1-Terabyte-SSD verfügbar. Bei der günstigeren Xbox Series S kommt sogar nur eine SSD mit 512 Gigabyte zum Einsatz. Besonders bei letzterem Modell ist der interne Speicher also mit wenigen Spielen schon gefüllt. Während Sonys Konsole zur Erweiterung des Speichers aufgeschraubt werden muss, bietet Microsoft gemeinsam mit Seagate eine Plug&Play-Erweiterungskarte an, die quasi wie ein USB-Stick angeschlossen wird und die Geschwindigkeit einer NVMe-SSD bietet.
Design und Einrichtung
In der Verpackung befindet sich die Speicherkarte mitsamt einer halbtransparenten, schwarzen Schutzkappe, einer Schnellstartanleitung und einem Heft für die Garantiebestimmungen. Die Schutzkappe dient für den sicheren Transport und sitzt weder zu straff noch zu locker auf der Karte. Ein kleines Xbox-Symbol am schwarzen Kunststoffteil sowie das Seagate-Logo auf dem metallischen Gehäuse zeigen die Seite an, die beim Anschließen in den Erweiterungs-Slot der Xbox nach oben gerichtet sein muss. Sie entspricht mit etwas Fantasie in etwa der Größe eines platt gedrückten USB-Sticks.
Die Erweiterungskarte* wird einfach in den dafür vorgesehenen Schlitz auf der Rückseite der Xbox gesteckt und ist anschließend ohne weiteres Zutun einsatzbereit. Wenn euer interner Konsolenspeicherplatz ohnehin schon ziemlich gefüllt ist, solltet ihr direkt die Erweiterungskarte als primären Installationsort für neue Spiele festlegen. Ab Werk stehen 920 Gigabyte zur Verfügung, bei der 512-Gigabyte-SSD in der Xbox Series S sind es hingegen nur 364 Gigabyte.
Näheres zu den Speichergrößen
Letzteres ist zum Teil der Funktion “Quick Resume” geschuldet, die einen Teil des internen Speichers einnimmt, um ein Abbild von Spielen zu erstellen, wenn diese im Betrieb pausiert werden. Nutzer können dann eine andere Anwendung öffnen und beim erneuten Wechsel auf das erste Spiel, wieder genau dort weitermachen, wo sie aufgehört haben – ganz ohne Ladezeiten oder lästige Entwicklerstudio-Intros. Dies geht mit etwa sechs bis zwölf Spielen, weshalb der Speicherplatz der Konsole rund 100 Gigabyte kleiner als erwartet ausfällt.
Auf dem Speichermarkt ist es gängig, mit der Rechnung “1 Gigabyte = 1 Milliarde Bytes” zu werben, obwohl es eigentlich 1,07 Milliarden Bytes sind, also ist im Optimalfall eine circa 93-prozentige Kapazität von dem zu erwarten, was auf der Verpackung steht. Die Seagate-Karte kommt also eigentlich nur rund zehn Gigabyte zu kurz.
SSD-Spezifikationen
Bei der NVMe-SSD der Xbox handelt es sich um eine WD SN530 im Format M.2 2230 mit Custom-ASIC, da die handelsübliche Variante “nur” PCIe 3.0 x4 aufweist und die Xbox-Variante PCIe 4.0 x2. Laut Western Digital bietet die reguläre SN530 eine sequentielle Lesegeschwindigkeit von maximal 2.400 MB/s. Die sequentielle Schreibgeschwindigkeit beträgt beim 1-TB-Modell bis zu 1.950 MB/s und beim 512-GB-Modell bis zu 1.750 MB/s. Microsoft gibt für die Xbox-SSD einen Rohdurchsatz von 2.400 MB/s an und bei komprimierten Daten zusammen mit dem Hardware-Dekomprimierer sollen es sogar 4.800 MB/s sein.
Seagate wiederum macht keine Geschwindigkeitsangaben, lediglich Microsoft sagt in diesem Zusammenhang, dass die Erweiterungskarte zusätzlichen Spielespeicher bei gleicher Leistung bereitstellt. In einem Teardown von VentureBeat kam ans Licht, dass Flashspeicher von SK Hynix und ein Phison-PCIe-4.0-Controller verbaut sind. Beim Speicher handelt es sich wohl um neuen 4D-NAND mit 128 Schichten.
Die Verbindung zur Konsole erfolgt über einen CFexpress-Anschluss. Speicherkarten mit CFexpress sind aus dem Videokamerabereich bekannt, schaffen in der Regel bis zu 1.700 MB/s lesend und bis zu 1.600 MB/s schreibend, und kosten mit einem Terabyte mindestens 650 Euro. Proprietäre Speichererweiterungen sind eigentlich eher von Sony-Konsolen bekannt, doch Microsoft machte auch bei der Xbox 360 davon schon Gebrauch. Sonys PlayStation 5 erlaubt den Einbau einer zusätzlichen NVMe-SSD des Formats M.2 2280 oder kürzer. Im Gegensatz zu Sonys Lösung ist mit den Erweiterungskarten der Xbox Series X|S sogenanntes “Hot-Swapping” möglich, also Tauschen der Module im laufenden Betrieb. Ihr könnt die Seagate-Karte also auch bei einer anderen Xbox einstecken und nach Anmeldung mit eurem Xbox-Konto direkt eure Games darüber spielen.
Seagate-Speicherkarte in der Praxis
Da es keine Benchmarkprogramme auf der Xbox gibt, mit denen sich die maximalen Lese- und Schreibgeschwindigkeiten messen lassen, haben wir Spiele von der internen SSD auf die Erweiterungskarte verschoben und andersherum – dabei wurde stets die Zeit gemessen. Das Verschieben des 4,1 GB großen Xbox-360-Titels LEGO Indiana Jones von der internen zur externen SSD dauerte etwa 34 Sekunden, andersherum rund acht Sekunden. Beim Transferieren des 15,4 Gigabyte großen Xbox-One-Spiels Hellblade: Senua’s Sacrifice vergingen 56 Sekunden, beim Zurückverschieben zur internen SSD 32 Sekunden.
Dasselbe Szenario mit dem für Xbox Series X|S optimierten Spiel Forza Horizon 4 (mitsamt DLCs 85,5 GB) dauerte 9:34 Minuten beziehungsweise 3:32 Minuten. Der ebenfalls für Xbox Series X|S optimierte und 11,86 GB große Titel No Man’s Sky brauchte 67 Sekunden beziehungsweise 22 Sekunden. Unterschiede beim Ladezeiten-Vergleich zwischen der externen und internen SSD sind nicht spürbar, aber messbar.
Die Differenz lag im Test meist bei unter fünf Sekunden. Bei Forza Horizon 4 brauchte der interne Speicher vom Hauptmenü zum spielbaren Zustand 30 Sekunden und bei der Seagate-Erweiterungskarte dauerte es 32 Sekunden. In No Man’s Sky lag die Seagate-SSD sogar mal mit 22 Sekunden zwei Sekunden vor der internen SSD. Im Test gab es lediglich einen zeitlichen Ausreißer, der allerdings bei wiederholter Messung nicht erneut auftrat. Es sei zudem noch erwähnt, dass sich die Karte nicht ungewöhnlich erhitzte. Das Metallgehäuse leitet die Abwärme in die Xbox-Konsole, welche sie anschließend über die Lüfter abführt.
Fazit
Insgesamt erfüllt die Speichererweiterungskarte für Xbox Series X|S ihren Zweck und Seagate hat nicht zu viel versprochen. Sie verhält sich wie die interne SSD und kann die Vorteile der Velocity-Architektur (etwa Quick Resume und kurze Ladezeiten) ausnutzen. Die Karte sorgt für Abhilfe bei der Speicherknappheit der Xbox Series S und auch Vielspieler mit einer Xbox Series X müssen sich damit langfristig keine Sorgen über den freien Speicherplatz machen.
Der proprietäre Speicheranschluss der Xbox-Konsolen verhindert zwar den Einsatz von potenziell günstigeren PCIe-4.0-SSDs, bietet dafür aber eine einfache Plug&Play-Lösung ohne Bedarf an Werkzeug. Seagate verlangt für die Erweiterungskarte offiziell 239,99 Euro* und online ist sie rund zwei Wochen nach dem Konsolen-Start schon zehn Euro günstiger erhältlich. Alternativ können Xbox-Besitzer externe USB-Festplatten benutzen und Titel für die Xbox One, Xbox 360 und Xbox (2002) darüber spielen. Spiele, die für die Xbox Series X|S optimiert sind, lassen sich aber nur über den internen Speicher oder die Seagate-Karte starten und die kürzeren Ladezeiten gibt es ebenfalls nur mit den zwei SSD-Optionen.
Es ist aber nicht außer Acht zu lassen, dass die Karte nicht viel günstiger als eine komplette Xbox Series S (~291 Euro) ist. Rechnet man den Preis einer Series S und der Erweiterungskarte zusammen, übersteigt dies sogar den Neupreis einer Xbox Series X. Trotzdem ist die Seagate-Karte, wie erwähnt, für Vielspieler und vor allem Besitzer einer Series S empfehlenswert. Besonders in Kombination mit dem Xbox Game Pass Ultimate, der Zugriff auf über 100 Spiele gewährt, erweist sich der externe Seagate-Speicher als praktisch. PCIe-4.0-Speicher ist zurzeit noch sehr neu, also dürfte der Preis mit der Zeit sinken, zumal auch weitere Speicherkarten für die Xbox-Konsolen auf den Markt kommen sollen.
Pro
- 920 GB mehr Speicher für die Xbox-Konsolen
- einfache Plug&Play-Lösung
- kompaktes Format
- Unterstützung für Hot-Swapping und die Velocity-Architektur
- kein spürbarer Geschwindigkeitsunterschied zur internen SSD
Contra
- proprietärer Anschluss
- bislang nur in einer Speichergröße verfügbar
- teuer im Vergleich zu den Konsolenpreisen
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