Mit der neuen SPATIUM M480 ist nun auch MSI auf dem SSD-Speichermarkt unterwegs. Wir haben uns die neue Highend-SSD mit PCIe-4.0-Anbindung im Detail für euch getestet.
Überblick
Zugegeben, MSI ist im Hardwaresegment eigentlich eher für seine Mainboards und Grafikkarten bekannt. Nun wagen die Taiwaner sich auch in den hart umkämpften SSD-Markt und haben ihr erstes eigenes Highend-Laufwerk entwickelt.
Das Ergebnis dieser Anstrengungen ist die neue SPATIUM M480 Serie, die mit einem schnellen Controller und guter Kühlung überzeugen soll.
Angeboten wird das Modell derzeit in drei verschiedenen Speicherkapazitäten mit 500 GB, 1 TB und 2 TB. Für den nachfolgenden Testbericht haben wir das Laufwerk mit 2 TB verwendet.
Die neue MSI SPATIUM M480 im Detail
Dem neuen Laufwerk von MSI ist schon anzusehen, dass es sich hierbei um eine Premium-SSD handelt – der große, goldene Kühlkörper ist sehr markant und auffällig gestaltet.
Hochwertig geht es auch unter der Haube weiter: als Controller kommt nämlich das aktuelle Spitzenmodell von Phison zum Einsatz, der Phison PS5018-E18. Dieser Chip bietet acht dedizierte Kanäle, um mit dem NAND zu kommunizieren.
Damit steht auch der Anbindung über PCIe 4.0 mit vier Lanes und der Verwendung des NVMe 1.4 Protokolls nichts im Wege. Unterstützt wird der Controller von 2 GB DDR4-Cache.
Beim NAND greift MSI auf Chips von Micron zurück. Konkret handelt es sich dabei noch um die 96-Layer-Generation des 3D-NANDs, der in diesem Fall im üblichen TLC-Modus betrieben wird. Selbstverständlich hat die SSD damit auch einen SLC-Cache an Bord, um Schreiboperationen zu beschleunigen.
Angebunden wird die SSD über den M.2-Slot. Das Laufwerk ist in der Version ohne Kühlkörper nur 2,15 mm hoch und kommt damit eigentlich überall unter.
MSI bietet die SPATIUM M480 aber auch in einer weiteren Varianten mit einem massiven Aluminiumkühlkörper an. Dann kommt die SSD definitiv nur für Desktopsystem mit ordentlich Platz über dem M.2-Slot in Frage.
In Sachen Garantiebedingungen reiht sich MSI in das aktuelle Umfeld ein. Konkret bedeutet das 5 Jahre beschränkte Garantie bis zum Erreichen der TBW-Angabe. Diese liegt im Falle des 2-TB-Modells bei 1,4 PB (1.400 TB).
MSI SPATIUM M480: Auf einen Blick
Im Folgenden haben wir euch die wichtigsten Fakten zu der neuen MSI SSD noch einmal kurz zusammengefasst.
Die MSI SPATIUM M480…
- … kann auf einen schnellen Phison PS5018-E18 Controller zurückgreifen.
- … kommt mit 2 GB DRAM-Cache (2-TB-Modell).
- … setzt auf Micron TLC-NAND der 3. Generation (96 Layer).
- … verfügt über einen SLC-Cache.
- … wird über PCIe 4.0 x4 mit NVMe 1.4 angebunden.
- … ist in zwei Version mit oder ohne Kühlkörper verfügbar.
- … hat eine TBW von 1.400 TB (2-TB-Modell).
- … verfügt über eine 5-jährige, beschränkte Garantie.
Leistungstest der MSI SPATIUM M480 SSD
Im Fokus dieses Artikels steht natürlich hauptsächlich die Leistung, die ein Laufwerk unter verschiedenen Bedingungen an den Tag legt. Daher haben wir die neue MSI SPATIUM M480 SSD mit 2 TB verschiedenen Tests unterzogen. Theoretische Benchmarks kitzeln das Maximum aus dem Laufwerk heraus, während praktisches Testdurchläufe eine Einschätzung der Laufwerksleistung unter alltäglichen Bedingungen erlauben.
Folgende Laufwerke wurden für den Vergleich herangezogen:
- Crucial P5 1 TB (Gen 3)
- Patriot Viper VP4100 1 TB (Gen 4)
- Samsung SSD 980 Pro 1 TB (Gen 4)
- WD Black SN850 SSD 2 TB (Gen 4)
- Crucial P5 Plus 1 TB (Gen 4)
- Patriot Viper VP4300 2 TB (Gen 4)
- Kingston FURY Renegade SSD 2 TB (Gen 4)
Testsystem
- Prozessor: AMD Ryzen 7 3800X 4,5 GHz, Turbo Boost aktiv, SMT aktiviert
- Mainboard: MSI MEG X570 Godlike
- Kühler: Arctic Freezer 33 eSports One
- RAM: 32 GB Corsair Vengeance LPX DDR4 4.000 MHz
- Systemlaufwerk: Samsung SSD 960 Pro (500 GB)
- Grafikkarte: XFX 5600XT
- Betriebssystem: Windows 10 Professional x64
- Netzteil: Corsair RM 650 Watt
Wir haben die folgenden Benchmark-Tools verwendet:
- A.S. SSD Benchmark 2
- Crytsal Disk Mark 7 x64
- ATTO Disk Benchmark 3.05
*mit anderem Testystem (Intel Skylake) getestet.
Erklärung zu den Diagrammen: Wenn ihr die Maus auf einen Balken bewegt, wird euch der Produktname und die erreichte Punktzahl angezeigt. Um die Ansicht übersichtlicher zu gestalten, könnt ihr für euch uninteressante Produkte mit einem Klick auf den Produktnamen in der Legende unterhalb des Diagramms ausblenden.
Synthetische Benchmarks
Synthetische Benchmarks bringen die Laufwerke an ihre Leistungsgrenzen – die dargestellten Situationen entsprechen aber häufig nicht den Alltagsbedingungen, denen eine SSD ausgesetzt ist. Der Vorteil von synthetischen Benchmark ist ihre genaue Reproduzierbarkeit. Die Ergebnisse lassen sich somit besonders gut zwischen verschiedenen Laufwerken vergleichen.
A.S. SSD Benchmark
Der A.S. SSD Benchmark misst die sequenziellen Schreib- und Leseraten einer SSD. Darüber hinaus werden Zugriffszeit und Transferraten beim Zugriff auf kleine Dateien gemessen. Ein integrierter Kopier-Benchmark simuliert das Kopieren von ISO-Dateien, Programmen und Computerspielen und misst dabei die Transferraten. Unseren Erfahrungen nach sind die Ergebnisse sehr praxisnah, da mehrere Durchläufe gemittelt werden.
ATTO Disk Benchmark
Wenn es darum geht die maximale Schreib- und Lesegeschwindigkeit einer SSD zu ermitteln, ist der ATTO Disk Benchmark ein zuverlässiges Tool. Die Leistung wird anhand verschiedener Blockgrößen gemessen, die wir in Blöcken von 4 Kilobyte bis 2 Megabyte dargestellt haben. In der Praxis sind die ermittelten Werte allerdings nur selten zu erreichen und werden von den Herstellern gerne als Werbemittel eingesetzt.
Crystal Disk Mark
Der Crystal Disk Mark (CDM) ist ein weiteres Benchmark-Tool, welches die Performance von SSDs analysieren kann. Hier werden unterschiedliche Tests durchgeführt, deren Ergebnisse ähnlich wie beim A.S. SSD Benchmark aus jeweils fünf Testdurchläufen gemittelt werden. CDM hat sich in den letzten Jahren zu einem Standardtest entwickelt und wird von SSD-Herstellern oft selbst zur Bestimmung der beworbenen Leistungswerte eingesetzt.
Real Benchmarks
Wesentlich interessanter für die spätere Benutzung einer Solid State Disk sind die Real-Tests. Wie der Name schon sagt, überprüfen dieser Art von Test die Leistung der SSDs unter alltäglichen Bedingungen. Hierzu werden verschiedene Dateien kopiert und die Transferraten ermittelt. Dazu gehört ein 20 GB großes ISO-Image sowie ein Teil des BattleField 5 Spiele-Ordners mit einer Größe von 20,3 GB. Um eine Limitierung der Leistung der zu testenden SSD durch ein zu langsames Quelle-/Ziellaufwerk zu verhindern, werden alle Test mit einer RAM-Disk durchgeführt.
In einem ersten Test wird eine 20 GB große Image Datei zunächst von der RAM-Disk auf die SSD geschrieben. Anschließend wird die Datei von der SSD gelesen und auf die RAM-Disk zurückkopiert. In beiden Fällen werden die Zeiten von drei Durchläufen gemessen und ein Durchschnitt gebildet. Anschließend wird die Prozedur mit einem 20,3 GB großen Installationsordner, der mehrere Dateien unterschiedlicher Größen beinhaltet wiederholt. Am Schluss wird derselbe Ordner zwischen zwei Pfaden auf derselben SSD kopiert. In diesem Fall muss die SSD Dateien gleichzeitig lesen und schreiben. Aus Dauer und Dateigrößer wird abschließend die Transferraten in MB/s berechnet.
Leistung im Zeitverlauf
Um die Leistung der SSD mit zunehmenden Füllstand zu simulieren, wird das Testlaufwerk fast vollständig mit zufälligen Daten (nicht komprimierter) gefüllt. Es verbleiben lediglich 10 GB freier Speicherplatz. Unter diesen Bedingungen werden die Tests mit dem Crystal Disk Mark wiederholt und die Ergebnisse verglichen.
Bewertung der Ergebnisse
Schauen wir uns gemeinsam noch die gemessenen Werte unseres Leistungstests an.
Bei den sequenziellen Transfers macht MSI mit seinem SSD-Debut eine sehr gute Figur. Die beworbenen Werte von 7.000 MB/s beim sequenziellen Lesen und 6.800 MB/s beim sequenziellen Schreiben erreicht die SPATIUM M480 relativ mühelos. Beim Lesen ist das Laufwerk mit 7,1 GB/s deutlich schneller als angegeben, beim Schreiben fehlen ein paar MB/s.
Ein ähnlich positives Bild zeigen die wahlfreien Zugriffe auf unterschiedliche Blockgrößen. Bei lesenden Zugriffen ist die M480 durchgehenden auf einer Linie mit der Seagate FireCuda 530 (Test) und der Kingston FURY Renegade SSD (Test). Bei schreibenden Transfers liegt das MSI Laufwerk knapp hinter diesen beiden Kontrahenten, gehört damit aber immer noch zu einem der schnellsten SSDs in unserem Vergleich.
Die sehr gute Leistung der MSI SSDs wird glücklicherweise auch von den Ergebnissen der praktischen Kopiertests unterstützt. Hier erreicht die SPATIUM M480 gute Werte und dürfte Anwender*Innen damit auch beim alltäglichen Datei-Handling zufriedenstellen.
Die Leistungseinbußen bei fast vollständiger Füllung (10 GB freier Speicher) des NANDs sind ebenfalls gut vertretbar. Im Übrigen lag die durchschnittliche Schreibgeschwindigkeit beim Füllen der gesamten NAND-Kapazität bei sehr guten 1.094 MB/s. Damit können Nutzer*Innen auch nach dem Volllaufen des SLC-Caches noch auf eine hohe Schreibrate zurückgreifen.
Bei der Temperaturentwicklung ist auch die MSI SPATIUM M480 nicht unbedingt „kühl“. Das hat das Laufwerk vor allem dem Phison Controller zu verdanken. Der Chip erreichte bei unserem Dauerschreibtest in der Spitze 92 °C. Das ist noch im Rahmen, was die SSD dem riesigen Kühlkörper aus Aluminium zu verdanken hat.
Wer sich also für die Variante ohne Kühler entscheidet, ist mehr als gut beraten, eine andere Kühllösung zu installieren bzw. auf den bei einigen Mainboards bereits vorhandenen Passivkühlkörper zurückzugreifen, um nicht frühzeitig in die Leistungsbegrenzung aufgrund zu hoher Temperaturen zu laufen.
Das gilt in diese Form aber nicht nur für die neue MSI SSD, sondern ist vielmehr eine Eigenschaft nahezu aller aktuellen schnellen PCIe-4.0-Laufwerke.
Fazit
Mit seinem Einstieg in den SSD-Markt erlaubt sich MSI glücklicherweise keine Fehler. Die SPATIUM M480 ist ein schnelles und solide gefertigtes Solid State Module.
Solide gilt dabei vor allem für den massiven Kühlkörper. Der steht dem Laufwerk auch gut, denn unter längerer Volllast ist der Phison Controller für seine hohen Temperaturen bekannt.
Leistungstechnisch macht die SPATIUM M480 ebenfalls alles richtig. Hohe Transferraten in jeder Disziplin und eine hohe Schreibgeschwindigkeit auch nach Füllung des SLC-Caches hinterlassen ein positives Gesamtbild.
Preislich ist die MSI SPATIUM M480 mit 2 TB aktuell für knapp 354 Euro* verfügbar. Wer die Variante mit Kühler kauft, zahlt mindestens 400 Euro*.
Damit ist die MSI-SSD in guter Gesellschaft. Die Konkurrenz in Form der FireCuda 530 SSD mit 2 TB kostet derzeit knapp 364 Euro. Seagate Variante mit Kühlkörper kommt auf 395 Euro. Die Kingston FURY Renegade SSD (2 TB) ist mit 407 Euro derzeit noch ein wenig teurer. Patriots Viper VP4300 2TB SSD kostet aktuell sogar ab 412 Euro.
Pro
- hohe Transferleistung
- moderner Controller
- guter, massiver Kühlkörper
- gute Transferleistung nach vollen SLC-Cache
Contra
- noch relativ teuer
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