Test: WD Black SN850X SSD mit 2 TB – Update oder Upgrade?

Noch mehr Power mit X im Namen?
Die SN850X SSD auf orangem Papier

Was macht eine SSD noch besser und schneller? Ein „X“ im Namen! So will es uns zumindest WD mit der neuen WD Black SN850X SSD glauben lassen. Ob das Upgrade auf die neue SSD lohnt, erfahrt ihr im Test.

Überblick

Bisher war es die WD Black SN850, die die Enthusiasten im Segment der WD-Highend-SSD glücklich gemacht hat. Mit der neuen SN850X Serie hat WD nun aber ein Upgrade seiner Flaggschiff-SSD am Start, die noch mehr Leistung verspricht.

Am sonstigen SSD-Portfolio ändert sich ansonsten wenig. Die Mittelklasse wird weiter durch die SN750SE und die SN770 abgedeckt. Auch die bisherige SN850 bleibt vorerst im Programm und ist auch weiterhin als PS5-Variante mit speziellem Kühlkörper erhältlich.

WD_BLACK SN850X SSD auf der Hand in der Detailaufnahme

Die neue SN850X richtet sich damit also an alle Interessent*innen, die auf der Suche nach dem letzten bisschen Performance sind. Angeboten wird das neue Laufwerk mit 1 TB, 2 TB oder 4 TB Speicherkapazität und ist jeweils mit oder ohne Kühlkörper erhältlich. Wir haben für unseren Test die Variante mit 2 TB und ohne Kühlkörper verwendet.

WD Black SN850X: Was ist neu?

Selbstverständlich erwarten Käufer*innen der neuen WD Black SSD, dass sich mehr geändert hat als nur der Produktname. Das ist natürlich auch der Fall. Das Laufwerk verfügt über einen Controller von WD, der in den Grundzügen an den Chip der SN850 angelehnt sein dürfte. Am Ende kann die SN850X also weiter auf einen Chipsatz mit 8 Kanälen zurückgreifen, der mit einer optimierten Firmware betrieben wird.

Der Controller der SN850X im Detail
Der Controller scheint eine überarbeitet Variante des G2 Controllers (SN850) zu sein.

Auch beim NAND gibt es ein Update: Hier kommt nun der BiCS5 von WD/ Kioxia zum Einsatz, der mit 112 Layern arbeitet. Das ist zwar ein Generationensprung im Vergleich zur SN850 (BiCS4), hinkt dem aktuellen 176-Layer-NAND von Micron und Samsung aber technologisch hinterher.

Am Ende hat das aber für die Anweder*innen, bis auf eine etwas geringere Energieeffizienz, keine großen Nachteile. Die BiCS5-Chips bringt dafür aber einen großen Vorteil mit sich: Sie sind mit 1 TB pro Baustein erhältlich, was es WD ermöglicht, die SN850X auch als Single-Sided-Modul mit 4 TB Kapazität anzubieten.

Der NAND der WD_BLACK SN850X SSD
Die SN850X nutzt den BiSC5 NAND von WD.

Natürlich wird der NAND im TLC-Verfahren angesprochen, sodass WD auch bei diesem Laufwerk einen SLC-Cache einsetzt. An der Lebenserwartung des NANDs ändert sich im Vergleich zur Vorgängerin nichts: 1.200 TB stehen als TBW-Angabe für das 2-TB-Modell im technischen Datenblatt.

Wie es sich für eine moderne Highend-SSD gehört, kann die SN850X auch auf einen DRAM-Cache zurückgreifen, der im Falle unseres Testmusters mit 2 TB entsprechend 2 GB groß ist. Angebunden wird die SN850X über NVMe 1.4 und ist damit in guter Gesellschaft. Lediglich Samsung bietet mit der SSD 990 PRO bereits ein NVMe 2.0 Laufwerk an.

Die SN850X auf einem Mainboard
Anschluss findet das Laufwerk über den M.2 Port.

Das Laufwerk ist laut WD bereits für die DirectStorage API von Microsoft optimiert und soll mit dem neuen Game Mode 2.0 die Ladezeiten von Spielen weiter verkürzen. Das Problem an der Sache ist nur, dass es derzeit kaum bis keine Titel gibt, die das neue Feature vollständig unterstützen.

Insgesamt ist die SN850X also eine Grundüberholung der beliebten WD Black SN850 aus dem Jahr 2020, die die einzelnen Komponenten wieder auf einen modernen Stand hebt.

Die WD BLACK SN850X auf einen Blick

Wie immer, fassen wir euch die wichtigsten Fakten unseres Testlaufwerkes kompakt zusammen, damit ihr bestens informiert seid.

Die WD BLACK SN850X SSD…

Leistungstest der WD BLACK SN850X SSD

Im Fokus dieses Artikels steht natürlich hauptsächlich die Leistung, die ein Laufwerk unter verschiedenen Bedingungen an den Tag legt. Daher haben wir die neue WD Black SN850X SSD mit 2 TB verschiedenen Tests unterzogen. Theoretische Benchmarks kitzeln das Maximum aus dem Laufwerk heraus, während praktisches Testdurchläufe eine Einschätzung der Laufwerksleistung unter alltäglichen Bedingungen erlauben.

Folgende Laufwerke wurden für den Vergleich herangezogen:

Testsystem:

Wir haben die folgenden Benchmark-Tools verwendet:

*mit anderem Testystem (Intel Skylake) getestet.

Erklärung zu den Diagrammen: Wenn ihr die Maus auf einen Balken bewegt, wird euch der Produktname und die erreichte Punktzahl angezeigt. Um die Ansicht übersichtlicher zu gestalten, könnt ihr für euch uninteressante Produkte mit einem Klick auf den Produktnamen in der Legende unterhalb des Diagramms ausblenden.

Synthetische Benchmarks

Synthetische Benchmarks bringen die Laufwerke an ihre Leistungsgrenzen – die dargestellten Situationen entsprechen aber häufig nicht den Alltagsbedingungen, denen eine SSD ausgesetzt ist. Der Vorteil von synthetischen Benchmarks ist ihre genaue Reproduzierbarkeit. Die Ergebnisse lassen sich somit besonders gut zwischen verschiedenen Laufwerken vergleichen.

A.S. SSD Benchmark

Der A.S. SSD Benchmark misst die sequenziellen Schreib- und Leseraten einer SSD. Darüber hinaus werden Zugriffszeit und Transferraten beim Zugriff auf kleine Dateien gemessen. Ein integrierter Kopier-Benchmark simuliert das Kopieren von ISO-Dateien, Programmen und Computerspielen und misst dabei die Transferraten. Unseren Erfahrungen nach sind die Ergebnisse sehr praxisnah, da mehrere Durchläufe gemittelt werden.



ATTO Disk Benchmark

Wenn es darum geht, die maximale Schreib- und Lesegeschwindigkeit einer SSD zu ermitteln, ist der ATTO Disk Benchmark ein zuverlässiges Tool. Die Leistung wird anhand verschiedener Blockgrößen gemessen, die wir in Blöcken von 4 Kilobyte bis 2 Megabyte dargestellt haben. In der Praxis sind die ermittelten Werte allerdings nur selten zu erreichen und werden von den Herstellern gerne als Werbemittel eingesetzt.





Crystal Disk Mark

Der Crystal Disk Mark (CDM) ist ein weiteres Benchmark-Tool, welches die Performance von SSDs analysieren kann. Hier werden unterschiedliche Tests durchgeführt, deren Ergebnisse ähnlich wie beim A.S. SSD Benchmark aus jeweils fünf Testdurchläufen gemittelt werden. CDM hat sich in den letzten Jahren zu einem Standardtest entwickelt und wird von SSD-Herstellern oft selbst zur Bestimmung der beworbenen Leistungswerte eingesetzt.



Real Benchmarks

Wesentlich interessanter für die spätere Benutzung einer Solid State Disk sind die Real-Tests. Wie der Name schon sagt, überprüfen dieser Art von Test die Leistung der SSDs unter alltäglichen Bedingungen. Hierzu werden verschiedene Dateien kopiert und die Transferraten ermittelt. Dazu gehört ein 20 GB großes ISO-Image sowie ein Teil des Battlefield 5 Spiele-Ordners mit einer Größe von 20,3 GB. Um eine Limitierung der Leistung der zu testenden SSD durch ein zu langsames Quelle-/Ziellaufwerk zu verhindern, werden alle Test mit einer RAM-Disk durchgeführt.

In einem ersten Test wird eine 20 GB große Image-Datei zunächst von der RAM-Disk auf die SSD geschrieben. Anschließend wird die Datei von der SSD gelesen und auf die RAM-Disk zurückkopiert. In beiden Fällen werden die Zeiten von drei Durchläufen gemessen und ein Durchschnitt gebildet. Anschließend wird die Prozedur mit einem 20,3 GB großen Installationsordner, der mehrere Dateien unterschiedlicher Größen beinhaltet, wiederholt. Am Schluss wird derselbe Ordner zwischen zwei Pfaden auf derselben SSD kopiert. In diesem Fall muss die SSD Dateien gleichzeitig lesen und schreiben. Aus Dauer und Dateigröße wird abschließend die Transferraten in MB/s berechnet.



Leistung im Zeitverlauf

Um die Leistung der SSD mit zunehmendem Füllstand zu simulieren, wird das Testlaufwerk fast vollständig mit zufälligen Daten (nicht komprimierter) gefüllt. Es verbleiben lediglich 10 GB freier Speicherplatz. Unter diesen Bedingungen werden die Tests mit dem Crystal Disk Mark wiederholt und die Ergebnisse verglichen.



Ab sofort stellen wir auch die durchschnittliche Schreibgeschwindigkeit für euch als Diagramm dar. Dabei handelt es sich um die mittlere Transferrate, die die SSD beim vollständigen Beschreiben des NAND-Speichers benötigt. Lediglich 10 GB Speicherplatz bleiben bei diesem Test frei, damit noch weitere Benchmark im gefüllten Zustand ausgeführt werden.

Dieser Geschwindigkeitswert wird dabei unter anderem durch den SLC-Cache (langsameres Schreiben im TLC-Modus) und die Reduzierung der Laufwerksleistung aufgrund zu hoher Temperaturen (Throttling) beeinflusst. Um letztere Komponente zu kompensieren, testen wir die Laufwerk ab sofort einmal mit und einem ohne Kühler. Als Kühler kommt der RaidSonic ICY BOX IB-M2HSF-702 mit automatischer Drehzahlregelung zum Einsatz. Diese Ergebnisse tragen das Kürzel (K).



Ergebnisse: Kann die SN850X überzeugen?

Schauen wir uns noch gemeinsam die Messwerte an, die unser Leistungstest hervorgebracht hat.

Wie immer fällt der erste Blick auf die sequenziellen Transfers. Hier macht die SN850X kein Geheimnis daraus, dass sie in diesem Bereich noch einmal eine ordentliche Optimierung gegenüber ihrer Vorgängerin erhalten hat. Beim Lesen kommt das Laufwerk auf 7.378 MB/s und übertrifft damit die Herstellerangabe von 7,3 GB/s sogar leicht. Wird sequenziell geschrieben, haben wir maximal 6.685 MB/s ermittelt, was ebenfalls über den 6,6 GB/s aus dem Datenblatt liegt. Gerade in diesem Punkt macht die SN850X richtig Boden gegenüber ihrer Vorgängerin gut, die in dieser Disziplin auf nur 5.183 MB/s kommt.

WD_BLACK SN850X SSD auf der Hand
Die Komponenten der SN850X verstecken sich unter einem Aufkleber.

Bei den wahlfreien Zugriffen gibt es ebenfalls wenig Überraschungen und die SN850X liefert sowohl bei den lesenden als auch bei den schreibenden Operationen gute Werte ab. Im Vergleich zur SN850 schwankt die Leistung der neuen X-Variante kaum noch und das Niveau der maximalen Schreibperformance liegt auch hier deutlich höher.

Das positive Bild setzt sich bei unseren praktischen Kopiertests fort, bei denen die SN850X ebenfalls abliefert. Typisch für diese Art von Test ist aber, dass der Abstand zur Vorgängerin auf ein Minimum zusammenschmilzt.

Apropos schmelzen: Bei der SN850X solltet ihr in jedem Fall einen Kühler verbauen, wenn nicht ohnehin zu der Version mit extra Kühlkörper gegriffen wird. Das neue WD Black Laufwerk wird unter Dauerlast nämlich warm – sehr warm. In der Spitze haben wir 101,1 °C gemessen, der Controller erreichte dabei eine Temperatur von 98,1 °C.

Diese Temperatur sorgt auch dafür, dass die Schreibleistung nach einer gewissen Zeit ordentlich zurückgefahren werden muss, um die SSD vor Hitzeschäden zu schützen (Throttling). Gut sichtbar wird das in unserem Dauerschreibtest, bei dem wir die gesamte Speicherkapazität des Laufwerks auf bis auf 10 GB freien Speicher mit Daten am Stück füllen. Ohne Kühler kommt die SN850X mit 2 TB dann auf einen durchschnittlichen Wert von 1.332 MB/s. Mit einem aktiven M.2-Kühler von IcyBox ausgestattet, steigt dieser Wert auf beachtliche 1.875 MB/s.

Im vollständig gefüllten Zustand (10 GB freier Speicherplatz) sinkt die Leistung der SSD im Übrigen nur geringfügig. Der einzige erkennbare Leistungsrückgang ist bei sequenziellen Transfers beim Lesen von Daten zu verzeichnen, hält sich aber ebenfalls in Grenzen.

Fazit

Die WD Black SN850X kann man wohl am besten als Facelift der bekannten SN850 Serie bezeichnen. Unter Beachtung der aktuellen Entwicklung im PCIe-5.0-Segment, könnte die SN850X das letzte Highend-Laufwerk auf PCIe-4.0-Basis sein.

All das muss Interessent*innen, die gerade auf der Suche nach einer schnellen SSD sind, nicht davon abhalten, eine moderne PCIe-4.0-SSD wie die SN850X zu kaufen.

Unser Leistungstest der SN850X mit 2 TB bescheinigt der neuen WD Black SSD insgesamt eine sehr hohe Leistung, sodass auch zukünftige Spiele mit DirectStorage-Support von der brachialen Geschwindigkeit gut profitieren dürften. Inwieweit WDs eigener Game Mode 2.0 hier konkrete Vorteile bringen wird, muss sich in der Zukunft zeigen. Aufgrund der relativ hohen Temperaturen empfehlen wir aber in jedem Fall einen M.2-Kühler zu montieren oder direkt das Modell mit Kühlkörper zu kaufen.

Preislich ist die SN850X mit 2 TB derzeit ab 260 Euro in der Variante ohne Kühlkörper erhältlich. Damit steh das WD Black Laufwerk gegenüber der gerade erst vorgestellten Samsung SSD 990 PRO 2 TB (ab 324 Euro) derzeit noch sehr attraktiv dar. Mit sinkenden Preisen der brandneuen Samsung SSD steht hier aber harte Konkurrenz ins Haus.

Im Vergleich zur Seagate FireCuda 530 SSD mit 2 TB, welche derzeit ab 266 Euro zu haben ist, ist die SN850X ebenfalls gut positioniert. Der Aufpreis zur Vorgängerin (SN850 2 TB), die zurzeit ab 245 Euro angeboten wird, ist ebenfalls verkraftbar. Insgesamt etwas langsamer beim Schreiben, aber preislich ab 220 Euro nicht minder attraktiv: Crucials P5 Plus mit 2 TB.

Speicher
Allround-PC.com Award
10/2022
WD_BLACK SN850X
Empfehlung

Pro

  • sehr schnelle NVMe SSD
  • ordentliches Upgrade gegenüber der SN850 (ohne X)
  • Version mit Kühlkörper auf für die PS5 geeignet
  • fairer Preis

Contra

  • hohe Temperaturentwicklung ohne Kühler
  • NAND ist gegenüber der Konkurrenz nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit

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Nils Waldmann

...ist seit über 17 Jahren bei Allround-PC.com und als Redakteur und technischer Leiter tätig. In seiner Freizeit bastelt und konstruiert Nils gerne flugfähige Modelle und ist mit der Drohne unterwegs.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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