Wissen: Darauf müsst ihr beim Umstieg auf DVB-T2 (HD) achten

Hintergründe, Alternativen und was jetzt zu tun ist

Am 29. März 2017 erfährt die TV-Landschaft in Deutschland einmal mehr eine technische Veränderung, die viele Haushalte in Deutschland zum Handeln zwingt: Das seit 2002 verfügbare DVB-T-Verfahren wird durch den Nachfolger DVB-T2 (HD) ersetzt. Was genau das für euch bedeutet und was nun zu tun ist, lest ihr im folgenden Artikel.

Ein kurzer Überblick: DVB-T2 (HD)

In Deutschland gibt es vier gängige Verfahren digitales TV zu empfangen. DVB steht dabei für die englische Bezeichnung „Digital Video Broadcasting“, also die digitale Übertragung von Videoinhalten. DVB stellt die Basis für drei der vier genannten Verfahren bereit: Neben DVB-T (Terrestrial), d.h. Empfang über Funk, gibt es noch DVB-C (Kabel-TV) sowie DVB-S (Satelliten-TV). In den letzten Jahren immer stärker auf dem Vormarsch ist zudem IPTV. Hierbei werden, eine schnelle VDSL-Leitung vorausgesetzt, die TV-Kanäle per Internet-Videostream übertragen.

Während Nutzer von IPTV, DVB-C(2) sowie DVB-S2 schon seit Längerem technisch in der Lage sind, hochauflösendes TV-Material zu empfangen, ist nun die Aktualisierung von DVB-T am Zuge.

Was ändert sich genau?

Mit der Abschaltung von DVB-T sind pauschal zehntausende Haushalte in Deutschland betroffen, die ihr Fernsehprogramm per Luftschnittstelle vom nächsten Funkturm über eine kleine Zimmerantenne empfangen. Zwar ist DVB-T2 (HD) der direkte Nachfolger der ersten DVB-T-Generation, ein Rückwärtskompatibilität des im neuen Format ausgestrahlten Inhaltes ist jedoch nicht gegeben. Kurz gesagt: DVB-T-Empfänger der ersten Generation können DVB-T2-Signale nicht verarbeiten und der Bildschirm bleibt dunkel.

Im schlimmsten Falle bedeutet die Umstellung auf DVB-T2 (HD) also, dass eine Neuanschaffung nötig wird. Diese kann, je nach vorhandenen Gerätschaften, den Fernseher mit integriertem DVB-T2 (HD)-Empfänger, einen DVB-T2 (HD)-Receiver und eine neue Antenne betreffen.

FreenetTV LogoQuelle: MEDIA BROADCAST

Aber nicht nur in Sachen Hardware ändert DVB-T2 (HD) einiges. Auch die ausgestrahlten Inhalte werden einem Wandel unterzogen. So sind mit der Umschaltung nur noch die öffentlich-rechtlichen sowie regionale Sender frei (=unverschlüsselt) zu empfangen. Wer privates TV (Pro7 HD, RTL HD, etc.) über DVB-T2 (HD) genießen will, muss dafür bezahlen. Die privaten TV-Studios haben ihr Angebot unter dem Namen „freenetTV“ gebündelt. Dahinter verbirgt sich eine CI+-Smartkarte, die in den Receiver oder direkt in den Fernseher gesteckt wird, um die privaten Programme ansehen zu können. Nur Receiver mit dem freenetTV-Logo sind prinzipiell in der Lage, die privaten TV-Sender über DVB-T2 (HD) wiederzugeben.

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Schärferes Bild und mehr Sender

Bisher war die Videoauflösung von DVB-T-Ausstrahlungen begrenzt. Zwar verbesserte sich die Bildqualität mit der Einführung von DVB-T und der Abschaltung des analogen TV-Signales deutlich, jedoch waren DVB-C, DVB-S und IPTV dem per Funk ausgestrahlten TV-Signal in Sachen Bildqualität weit voraus.

Dank DVB-T2 (HD) ändert sich dies nun. Mit dem Beginn des Regelbetriebes am 29.03.2017 stehen die meisten Sender in Full-HD-Auflösung (1920×1080) bei 50 Bilder pro Sekunde zur Verfügung. Obwohl Full-HD-Material natürlich mehr Bandbreite beansprucht, als das alte DVB-T-Signal, kommen auf dem DVB-T-Frequenzspektrum nun doppelt so viele Sender unter. Sind mit der aktuellen DVB-T-Generation nur knapp 20 Sender per Antenne empfangbar, sollen es bei DVB-T2 (HD) um die 40 Kanäle in bester Full-HD-Qualität werden. Möglich macht dies der nun zum Einsatz kommende H.265 HEVC Codec, der die Inhalte mit weniger Verlusten stärker komprimieren kann und somit trotz steigender Bildqualität Platz für neue Kanäle schafft.

Welche Kosten kommen auf mich zu?

Wer lediglich die öffentlich-rechtlichen bzw. regionalen Sender schauen möchte, für den ergeben sich im schlechtesten Fall einmalige Anschaffungskosten für einen neuen Receiver (zur Übersicht der verfügbaren Receiver) und ggf. eine neue Antenne. Wer so wie so einen neuen Fernseher kaufen will, der greift einfach direkt zu einem Modell mit integriertem DVB-T2 (HD)-Empfänger.

Xoro HRT 8720 DVBT2 ReceiverEin DVB-T2 (HD) kompatibler Receiver von Xoro.

Zuschauer, die auch die privaten Sender in HD via DVB-T2 (HD) empfangen möchten, benötigen zum einen die CI+-Karte von freenetTV sowie ein gültiges Abonnement. Für drei Monate nach Start des DVB-T2 (HD)-Regelbetriebes am 29.03.2017 sind die privaten Sender noch kostenlos, danach muss für die Entschlüsselung der Programme per Smartkarte bezahlt werden. Die genannten Kosten belaufen sich zum jetzigen Zeitpunkt auf 69 € pro Jahr. Wichtig: Im Unterschied zu DVB-T, bei dem die Bezahlung der HD-Sender optional war, gibt es bei DVB-T2 (HD) ausschließlich HD-Kanäle. SD-Varianten der privaten Sender wird es nicht mehr geben. Dies bedeutet: Wer die Privaten empfangen will, muss bezahlen.

DVBT AmazonWas muss ich nun tun?

Zunächst empfiehlt es sich, auf der offiziellen Projekthomepage zum Thema DVB-T2 (HD) den aktuellen Plan des Ausstrahlungsgebietes zu überprüfen. Hier erhaltet ihr Informationen, wann der DVB-T2 (HD)-Ausbau bei euch abgeschlossen sein soll und welche Antennenart für einen guten Empfang voraussichtlich nötig sein wird. Hier wird zwischen Zimmer-, Außen-, und Richtantennen unterschieden. Die Wahl der richtigen Antenne ergibt sich zumeist aus der Entfernung zum nächsten Sendemast.

Auch ein Blick auf die ab dem 29.03.2017 gültige Karte des Ausstrahlungsgebietes von DVB-T2 (HD) ist informativ.

Sollte der Empfangschek  unter Angabe eurer Postleitzahl die Verfügbarkeit von DVB-T2 (HD) bereits bestätigen (Probebetrieb) oder zum Stichtag vorsehen, müsst ihr dafür sorgen, dass euer TV-Gerät bzw. Receiver am 29. März 2017 DVB-T2 (HD)-tauglich ist. An diesen Orten geschieht die Abschaltung von DVB-T zeitgleich mit der Aufschaltung von DVB-T2 (HD) und alte Receiver werden somit kein Signal mehr empfangen können.

Wer in der Abfrage ein zukünftiges Datum angezeigt bekommt, kann sich erst einmal noch zurücklehnen. So lange der Ausbau von DVB-T2 (HD) in der Region nicht abgeschlossen und mit einem fixen Datum zur Umschaltung benannt wird, bleibt natürlich vorerst DVB-T in Betrieb.

Worauf ist beim Kauf neuer Geräte zu achten?

Wer sich dafür entscheidet, auf DVB-T2 (HD) umzusteigen, sollte zwingend auf zwei Dinge achten. Nummer 1: Bei Anschaffung eines neuen Fernsehers oder eines Receivers muss das Gerät das grüne DVB-T2 (HD)-Logo tragen. Nummer 2: Wer auch die privaten Sender gegen Gebühr empfangen will, benötigt zudem einen Fernseher mit CI+-Modul oder einen Receiver der außerdem das freenetTV-Logo trägt.

DVB-T2 HD LogoBildquelle: www.dvb-t2hd.de

In Zukunft werden verstärkt, und irgendwann nur noch, Geräte mit DVB-T2 (HD)-Unterstützung verkauft werden. In der Übergangszeit macht es aber Sinn, speziell auf die DVB-T2 (HD)-Kompatibilität zu achten, damit ein vermeintliches TV- oder Receiver-Schnäppchen letztendlich nicht zum Ärgernis wird.


Eine Alternative zu DVB-T2 könnte ein IPTV Angebot sein, wie z.B. das von 1&1.

Welche Alternativen habe ich?

Bereits eingangs haben wir die drei Konkurrenten der DVB-T2 (HD)-Technologie vorgestellt. Wer seine aktuelle TV-Konfiguration mit der anstehenden Umstellung auf DVB-T2 (HD) komplett überdenken will, der kann sich auf dem DVB-C(2), DVB-S2 oder IPTV-Markt umsehen. Während Lösungen über Satelliten meist vergleichbar hohe Installationskosten aufweisen, wird bei Kabel-TV-Lösungen (DVB-C) eine zusätzliche monatliche Gebühr fällig, die auch ohne HD-Option in den meisten Fällen schon deutlich über den 69 € / Jahr von freenetTV liegt. Eine echte und vor allem zukunftssichere Alternative kann IPTV, also Fernsehen über das Internet, darstellen, wenn eine entsprechend schnelle VDSL-Leitung mit mindestens 25 Mbit/s am Standort zur Verfügung steht. Auch hier liegen die Betriebskosten aber über denen vom „neuen“ Funkfernsehn, dafür gibt es nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für die zukünftige Erweiterung mit neuen Sendern aus der ganzen Welt.

Letztendlich bedeutet das: Wer bereits einen modernen Fernseher besitzt und lediglich öffentlich-rechtliche Programme empfangen möchte, bekommt mit DVB-T2 (HD) bessere Bildqualität zum Nulltarif (abgesehen von der Rundfunkgebühr natürlich). Sollen zusätzlich die privaten Sender empfangen werden, sind 69 € /Jahr + das CI+-Modul zu zahlen. Über einen mittelfristigen Nutzungszeitraum betrachtet, dürfte DVB-T2 (HD) somit trotz allem die günstigste TV-Alternative bleiben.

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Nils Waldmann

...ist seit über 17 Jahren bei Allround-PC.com und als Redakteur und technischer Leiter tätig. In seiner Freizeit bastelt und konstruiert Nils gerne flugfähige Modelle und ist mit der Drohne unterwegs.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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