Mechanische Tastenschalter sind das Herzstück der meisten Gaming-Tastaturen. In diesem Ratgeber erfährst du, welche Schaltertypen es gibt, wie sie funktionieren und worauf du beim Kauf achten solltest.
Cherry MX? Hot-Swap? Hall Effect? Neueste Entwicklungen im Tastaturen-Markt haben dazu geführt, dass ihr beim Kauf einer neuen Gaming-Tastatur am besten ein Wörterbuch parat habt. Wer sich vorher nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat, wird schnell von Fremdwörtern erschlagen – und gibt im schlimmsten Fall hunderte Euro aus, obwohl die Wunschtastatur eigentlich nur einen Bruchteil dieser Summe kosten würde.
Dieser Ratgeber soll euch einen kleinen Überblick verschaffen, welche Arten von Tastaturen es auf dem Markt gibt und welche Funktionen sinnvoll oder reine Marketing-Spielerei sind.
Die Grundlagen von Tastatur-Switches
Wenn ihr eure Tastaturen bislang aus den 20€-Regalen kurz vor der Kasse im Elektronikfachhandel eures Vertrauens bezogen habt, fangen wir am besten bei null an: Die günstigsten Tastaturen auf dem Markt nutzen die sogenannte Rubberdome-Technologie, bei der unter jeder Taste eine kleine Gummiglocke sitzt, die beim Drücken zusammengedrückt wird und Kontakt mit einer Leiterbahn herstellt, wodurch der Tastendruck erkannt wird.

Die Nachteile sind ein schwammiges Tippgefühl und eine verkürzte Lebensdauer, da die Gummikuppeln mit der Zeit verschleißen. Bei meiner ersten Gaming-Tastatur, einer Logitech G11 mit Rubberdomes, reagierten die häufiger genutzten Tasten nach einigen Jahren immer unzuverlässiger.
Weitaus überlegen: Mechanische Schalter
Inzwischen haben mechanische Tastenschalter die Rubberdomes als Standard-Ausstattung der meisten Gaming-Tastaturen weitestgehend abgelöst. Auch im Einstiegs-Preisbereich sind Gaming-Tastaturen zu finden, die unter jeder einzelnen Tastenkappe mit einem eigenständigen Schalter (engl.: Switch) ausgestattet sind.

Anstelle einer Gummimembran, die sich beim Tastendruck verformt, bestehen diese Schalter aus hochwertigen Komponenten, die im besten Fall sogar ausgetauscht und repariert werden können.
Worin unterscheiden sich mechanische Switches?
Die ausschlaggebenden Komponenten des mechanischen Schaltmechanismus sind – vereinfacht gesagt – der bewegliche Stößel (engl.: Stem) und die Feder. Der Stößel führt die Kontakte beim Tastendruck zusammen, seine Form kann sich stark auf das Tippgefühl auswirken. Es gibt drei typische Arten von mechanischen Schaltern:
- Lineare Schalter sind die am meisten verbreitete Form und zeichnen sich durch einen glatten Stößel aus, bei dem über dem gesamten Tastenhub ein gleichmäßiger Widerstand besteht.
- Taktile Schalter weisen dagegen eine Unebenheit am Stößel auf, die sich beim Tastendruck durch einen punktuellen, spürbaren Widerstand beim Erreichen des Schaltpunktes äußert.
- Clicky-Schalter enthalten außerdem ein Element am Stößel, das beim Überwinden dieses Widerstandes zusätzlich ein hörbares Klickgeräusch erzeugt.
Rot, Schwarz, Blau: Wofür stehen die Farben?
Die Stärke der Feder bestimmt den spürbaren Widerstand beim Drücken der Taste. Auch hier gibt es mitunter große Abweichungen von Schalter zu Schalter: In der Regel stehen lineare Schalter mit der Bezeichnung Rot oder Red für besonders schnelle, mühelose Tastendrücke mit leichtem Federwiderstand. Schwarz oder Black bezeichnet häufig einen linearen Schalter mit erhöhtem Federwiderstand. Der zuvor erwähnte Clicky-Schalter trägt übrigens häufig die Bezeichnung Blau oder Blue.
Geprägt wurden diese Farb-Bezeichnungen übrigens durch die MX-Serie des deutschen Herstellers Cherry. Lange Zeit waren dessen Schalter in fast allen mechanischen Gaming-Tastaturen vertreten, auch heute sind die Cherry MX-Tastenschalter in einigen Gaming- oder Büro-Tastaturen zu finden. Ein großer Teil der Switches am Markt ist heute „MX-kompatibel“, setzt also auf die gleiche Bauform und die gleiche Fassung für Tastenkappen.
Abseits vom Mainstream: MX-Alternativen und Custom-Keyboards
Viele Hersteller sind jedoch inzwischen dazu übergegangen, günstigere Alternativen zu verwenden oder gleich eigene Schalter zu entwickeln. Dabei sind immer wieder Abwandlungen der drei klassischen Schaltertypen (Rot, Schwarz und Blau bzw. linear, taktil und clicky) zu erkennen, die sich mitunter in den technischen Daten voneinander nur leicht unterscheiden. Doch viele Hersteller bieten inzwischen auch Weiterentwicklungen für eine breitere Zielgruppe an.
Kailh etwa bietet preislich sehr konkurrenzfähige Schalter mit innovativen Features an, darunter etwa die Box-Schalter mit besonders stabilem Stößel oder die Speed-Schalter mit stark verkürztem Auslöseweg – beide zielen auf Nutzer mit spezifischen Anforderungen ab.
Grenzenlose Vielfalt im Custom-Segment
Doch besonders im Custom-Keyboard-Segment, bei dem die Wunschtastatur sogar vom Gehäuse, über das PCB und die Schalter bis hin zu den Tastenkappen vollständig selbst gestaltet werden kann, geht die Schalter-Vielfalt noch deutlich weiter.
Neben Kailh zählen auch Gateron und Outemu zu den bekanntesten Alternativen im Bereich der MX-kompatiblen Schalter. Enthusiasten schätzen das weichere Tippgefühl und die große Variantenvielfalt der Gateron-Schalter. Auch Markenhersteller wie Sharkoon bieten bereits schlichte Gaming-Tastaturen mit Gateron-Schaltern an, beispielsweise bei der SGK50 S2 (Test).
Was heißt Hot-Swap?
Einige Features aus der Custom-Szene haben es längst in den Mainstream geschafft: Das zweifelsfrei nützlichste dürfte die Hot-Swap-Funktion sein, bei der die Tastenschalter mit minimalem Aufwand aus der Platine entfernt und ohne Löten durch andere Varianten ausgetauscht werden können (hier müsst ihr nur checken, ob die Platine neben 3-pin- ggf. auch 5-pin-Schalter aufnehmen kann)
Stellt euch vor: Das ganze Tastenfeld ist clicky, aber die WASD-Tasten sollen für schnelle Ingame-Bewegungen linear auslösen? Bei einer Hot-Swap-Tastatur kein Problem – einfach Switch raus und schnelleren Switch rein, fertig!
Stark im Trend: Magnetische Schalter
Neben den klassischen mechanischen Schaltern gewinnen neue Technologien wie optische oder Hall-Effekt-Schalter zunehmend an Bedeutung. Beide erkennen den Tastendruck kontaktlos und ermöglichen dadurch eine besonders schnelle und verschleißarme Auslösung. Während optische Schalter mit Lichtsignalen arbeiten, nutzen Hall-Effekt-Schalter magnetische Sensoren, die eine hohe Präzision und lange Lebensdauer garantieren.
Beide Schaltertypen sind bislang eher im High-End-Bereich zu finden, Beispiele sind die Razer Huntsman V2 Analog (Test) und die Asus ROG Falchion Ace HFX (Test). Durch gewisse Einstellungen sind diese Art von Schaltern auch als „legales Cheating“ bekannt, bei einigen Spielen im E-Sports-Bereich mittlerweile aber verboten.
Thocky: Wenn die Schalter wie ein dumpfes Klavier klingen
In der Custom-Keyboard-Szene ist zudem ein „thocky“ Tastenklang sehr beliebt, also ein sattes, dumpfes Klackern. Dazu werden häufig speziell entwickelte Schalter eingesetzt oder herkömmliche Schalter durch verschiedene Modifikationen verfeinert. Schmiermittel an Schaltern und Stabilisatoren oder dämpfende Schichten von Schaumstoff oder Silikon im Inneren sollen Reibung und Resonanzen reduzieren.
Auch Markenhersteller wenden inzwischen solche Schritte an, um ihre Produkte für die zu höheren Investitionen bereite Custom-Szene interessant zu machen. Ein buchstäblich extremes Beispiel hierfür ist die ROG Azoth Extreme (Test) von Asus. Ein Gegenbeispiel ist die neue be quiet! Dark Mount (Test), bei der anstelle des markanten „thocky“ Klangs ein möglichst leiser Tastenanschlag im Fokus steht.
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