Qualcomm Snapdragon 690: 5G kommt in günstigere Handys

Neuer Mittelklasse-SoC
Qualcomm präsentiert mit dem Snapdragon 690 einen neuen SoC für Mittelklasse-Smartphones, der 5G-Mobilfunk unterstützt. Damit erscheinen künftig günstigere 5G-Handys.

Der Snapdragon 690 ist der Nachfolger des Snapdragon 675, doch obwohl er viele Neuerungen bietet, wird der ältere Chip nicht direkt eingestellt, sondern vorerst weiter ausgeliefert. Nebst einer geringeren Strukturgröße und einer aktuelleren CPU-Architektur ist wohl die 5G-Unterstützung eine der größten Upgrades. Qualcomm führt also den neuen Mobilfunkstandard in eine niedrigere SoC-Klasse ein, nachdem Ende 2018 die 8er-Serie den Anfang machte und Ende 2019 die 7er-Serie folgte. Unterhalb der 6er-Serie gibt es nur noch zwei Klassen für Einsteiger-Smartphones.

Abgespecktes 5G-Modem im Snapdragon 690

Ein Snapdragon X51-Modem ist direkt integriert und ermöglicht die 5G-Unterstützung im Standalone- und Non-Standalone-Modus. Das in Deutschland wichtige Dynamic Spectrum Sharing beherrscht das Modem. Allerdings deckt es im Gegensatz zu den höherklassigen Qualcomm-Modems nicht das hochfrequente mmWave-Spektrum ab. Der Hersteller hat damit mittlerweile fünf 5G-Modems im Sortiment, von denen eines wohl erst im Snapdragon 875 zum Einsatz kommt. Multimode-Unterstützung für die älteren Mobilfunkstandards wie LTE, HSPA und GSM gibt es natürlich auch. In puncto Funkstandards bietet der SoC des Weiteren Bluetooth 5.1 und Wi-Fi 5 (802.11ac) mit 2×2 MU-MIMO – bezüglich der neueren WLAN-Generation 802.11ax steht im Datenblatt lediglich „Wi-Fi 6-ready„, also bleibt es den Smartphone-Herstellern überlassen, ob sie dies ermöglichen.

5G-Unterstützung gibt es mit dem Snapdragon 690 auch in der günstigen Mittelklasse. (Bild: Qualcomm)

Qualcomm lässt den Snapdragon 690 im 8-Nanometer-Verfahren bei Samsung fertigen. Die Kryo 560-CPU bietet acht Rechenkerne, die in zwei Cluster aufgeteilt sind. Zwei Cortex A77-Kerne takten mit bis zu 2,0 Gigahertz, während vier Cortex A55-Kerne mit maximal 1,7 Gigahertz takten. Der Vorgänger basierte noch auf einer 11-Nanometer-Fertigung mit Cortex A76- beziehungsweise A55-Kernen. Bereits beim Snapdragon 865 machte sich der Wechsel auf die A77-Kerne durch ein nennenswertes Leistungsplus bemerkbar.

Mehr Leistung und bessere Kamera-Funktionen

Gegenüber dem Snapdragon 675 soll die CPU-Performance 20 Prozent höher ausfallen und die GPU-Leistung sogar 60 Prozent. Über die Adreno 619L-Grafikeinheit sprach Qualcomm nicht. Bis zu acht Gigabyte LPDDR4x-Arbeitsspeicher unterstützt der Mobilprozessor. Erwähnenswert ist außerdem der Support für die Schnellladetechnologie Quick Charge 4+. Smartphones, die den Snapdragon 690 verwenden, können übrigens eine Bildwiederholrate von 120 Hertz bei Full-HD+ anzeigen.

In puncto Kamera-Funktionen bietet der neue Snapdragon-SoC etwa 4K-HDR-Videoaufnahmen mit 30 Bildern pro Sekunde, die AI-Engine der fünften Generation für möglichst ruckelfreies Wechseln zwischen verschiedenen Kameras, und den Hexagon Tensor-Beschleuniger für verzögerungsfreie Snapchat-Filter mit hoher FPS-Rate. Des Weiteren unterstützt der integrierte Spectra 355L-ISP (Bildsignalprozessor) Kameras mit einer Auflösung von maximal 192 Megapixeln.

Eine Übersicht der Features des Snapdragon 690. (Bild: Qualcomm)

Günstigere 5G-Smartphones noch 2020

Laut Qualcomm erscheinen erste Smartphones mit dem Snapdragon 690 in der zweiten Jahreshälfte 2020. Unter anderem verwenden LG, Motorola, HMD Global (Nokia), TCL, Sharp und weitere Hersteller den neuen Chip. Der anvisierte Preisbereich liegt Qualcomm zufolge zwischen 300 und 400 US-Dollar, jedoch dürften einige Modelle vermutlich noch günstiger ausfallen – schließlich gibt es bereits für unter 350 Euro 5G-Handys in Europa mit dem Snapdragon 765G.

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Foto von Tim Metzger Tim Metzger

… schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

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