Was sich so langsam anbahnte, dürfte schon bald zur Realität werden: Netflix könnte auch in Deutschland eine Gebühr einführen, wenn ihr euren Account mit anderen Personen teilt. Und trotz zuletzt gestiegener Nutzerzahlen hat Netflix-Mitgründer Reed Hastings überraschenderweise seinen Rücktritt angekündigt. Wir haben die aktuellsten Neuigkeiten zu Netflix kompakt für euch zusammengefasst.
News: Netflix erhöht Preise und streicht werbefreies Basis Abo
Netflix dreht mal wieder an der Preisschraube: In Frankreich, Großbritannien und in den USA erhöht der Streaming-Anbieter die Preise von zwei Tarifen. Hierzulande bleiben wir zwar vorerst verschont, das werbefreie Basis Abo fällt aber ab sofort weg. Auf das Vorgehen gegen Konten-Sharing folgen nun also womöglich sogar noch höhere Preise für das Abonnement. In Frankfreich steigt der Preis des Basistarifs beispielsweise von 7,99 Euro auf 10,99 Euro. Mehr Details dazu könnt ihr hier nachlesen.
Während Netflix das Konten-Sharing in Ländern wie Peru, Chile und Costa Rica in einer Testphase bereits mit einer Gebühr belegt hat, blieben Abonnenten in Deutschland noch davon verschont. Doch das könnte sich bald ändern, da Netflix das Teilen des Accounts schon länger ein Dorn im Auge ist. Schon vor zwei Jahren wurden Nutzer*innen, die nicht Besitzer des Kontos sind, testweise ausgesperrt, da sich einer Umfrage aus dem Jahr 2020 nach sieben von zehn Abonnenten die Kosten aufteilen.
Wann startet die Gebühr in Deutschland?
Die Höhe der Gebühr wurde noch nicht festgelegt, könnte sich jedoch an der Testphase in Südamerika orientieren. Dort werden umgerechnet knapp zwei bis drei Euro fällig, weswegen sie hierzulande bei 2,99 Euro liegen könnte. Ob dieser Betrag dann einmalig oder für jedes einzelne „offizielle“ Konten-Sharing gezahlt werden muss, ist noch unklar. In jedem Fall soll die Gebühr günstiger als ein einzelnes Abo werden.
Wir vermuten, dass Netflix in den kommenden Wochen weitere Details dazu veröffentlichen wird. Auch hinsichtlich der weiteren Regionen, in denen diese Regelung gelten soll – denn Deutschland wurde bisher konkret nicht genannt. Es ist also nicht sicher, dass die Gebühr hierzulande gezahlt werden muss. Zwar rechnet Netflix mit großem Widerstand gegen diese Regelung, hofft jedoch auch, dass einige Nutzer*innen deswegen womöglich doch ein eigenes Abo abschließen möchten.
Um festzustellen, ob ihr euren Account teilt, greift die Plattform auf die jeweilige IP-Adresse, die Geräte-ID und die Kontoaktivität zurück. Sofern ihr Netflix über zwei Wochen außerhalb eures Haushalts nutzt, soll die Gebühr fällig werden. Zumindest in manchen Ländern ist es aktuell möglich, bis zu drei Heimadressen zu hinterlegen.
Harry & Meghan sorgen für mehr Abos
Dank der Dokumentation zu „Harry & Meghan“ und der beliebten Serie „Wednesday“ konnte Netflix im vierten Quartal 2022 übrigens 7,66 Millionen Abos hinzugewinnen, was einem Anstieg von knapp vier Prozent entspricht. Da Analysten im Vorfeld von etwa der Hälfte ausgegangen waren, legte die Netflix-Aktie nach Bekanntgabe der Quartalszahlen um gut sieben Prozentpunkte zu.
Ein weiterer Treiber für den Aktienkurs des Streaming-Anbieters dürfte auch der gestiegene Umsatz von 7,85 Milliarden US-Dollar sein, was einem Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zum Q4 2021 entspricht. Doch „die fetten Jahre“ sind vorbei, nachdem es mittlerweile große Konkurrenz im Bereich des Videostreamings gibt.
Das neue „Basis-Abo mit Werbung“ für 4,99 Euro pro Monat scheint zwar noch nicht ganz so beliebt zu sein, ist aber wohl um einiges rentabler für Netflix als das normale Basis-Abo. Hierbei werden den Nutzer*innen bei der Wiedergabe rund fünf Minuten Werbung pro Stunde angezeigt. Zum Vergleich: Der Basis-Tarif ohne Werbung, mit eingeschränkter Auflösung und nur einem Gerät kostet bislang 7,99 Euro, das teuerste Abonnement mit bis zu 4K-Auflösung und vier Geräten rund 18 Euro.
Mitgründer gibt es CEO-Zepter weiter
Im Übrigen wird Reed Hastings, Mitgründer und Co-Chef bei Netflix, nach knapp 25 Jahren das „CEO-Zepter“ vollständig an Ted Sarandos und Greg Peters übergeben, die den Streaming-Dienst dann leiten werden. Allerdings möchte Hastings, so wie es andere Gründer oftmals auch machen, als geschäftsführender Vorsitzender in den Verwaltungsrat wechseln.
Update [1. Februar 2023]
Erst gestern hat Netflix in Deutschland die neuen Regeln zum Thema Account-Sharing geteilt. Aus dem entsprechenden Eintrag ging unter anderen hervor, dass ein Account gesperrt wird, wenn dieser von einer Person außerhalb des eigenen Haushaltes genutzt wird. Allerdings sind die Hinweise auf der Website des Streaming-Anbieters inzwischen wieder verschwunden. Bisher hat sich Netflix nicht offiziell zum Rückzieher geäußert.
Die mitgeteilten Maßnahmen gegen das Teilen von Accounts sorgte für einen Aufschrei in der Netflix-Community. Der Streaming-Anbieter würde mit den angekündigten Mitteln ehrliche und vor allem viel reisende Nutzer*innen gängeln. Besonders die Gerätesperren dürften vielen ein Dorn im Auge sein. Folgender Absatz sorgte ebenfalls für Aufregung:
„Um sicherzustellen, dass Sie Netflix unterbrechungsfrei nutzen können, verbinden Sie sich mindestens einmal alle 31 Tage mit dem WLAN-Netzwerk an Ihrem Hauptstandort und streamen Sie etwas über die Netflix-App oder -Webseite.“
Netflix
Hierdurch käme es bereits zu Problemen, wenn man über einen längeren Zeitraum im Urlaub oder im Ausland tätig ist. Auch die versprochenen Freischaltcodes scheinen hierfür keine Lösung zu sein. In der ursprünglichen Fassung sah Netflix Entsperrcodes für jeweils eine Woche vor, für die man sich beim Support melden musste.
Update [9. Februar 2023]
Mittlerweile ist klar: Auch in Europa geht Netflix nun erstmals gegen das Account-Sharing vor. In Spanien und Portugal wird das Nutzen außerhalb des eigenen Haushalts inzwischen eingeschränkt und erst ab dem Standard-Abo optional für zusätzlich 3,99 Euro (Portugal) bzw. 5,99 Euro (Spanien) möglich. Im Fokus steht dabei das Abspielgerät selbst, welches gesperrt wird, wenn es nicht alle 31 Tage im Heimnetz am vorher festgelegten Hauptstandort angemeldet ist.
Den entsprechenden Support-Eintrag hat Netflix zwar wieder gelöscht, und bislang in Spanien und Portugal auch nicht mehr wiederhergestellt, dennoch müssen sich die Geräte eines Accounts in Zukunft regelmäßig im WLAN oder LAN am Hauptstandort „einloggen“: Wenn das 31 Tage lang nicht passiert, wird das Gerät dem FAQ-Eintrag zufolge gesperrt. Wer also beispielsweise die Netflix-App auf seinem Handy einen Monat nicht nutzt, hat auf einmal ein gesperrtes Gerät. Wie die Sperre dann wieder aufgehoben werden kann, wird jedoch nicht erklärt.
Update [14.02.2023]
Die Thematik rund um das Teilen eures Netflix-Accounts ist bereit seit einigen Wochen ein kurioses Durcheinander. Was Netflix bei der Einführung erster Gebühren zum „Weitergeben des Passworts“ aber scheinbar nicht berücksichtigt hat, sind Autos mit Infotainmentsystem. So lassen sich Serien und Filme auf Netflix unter anderem auch in einem Tesla genießen, was sich in bestimmten Regionen mit den eingeführten Regeln zum Account-Sharing jedoch etwas unkomfortabel gestaltet.
So berichten Nutzer auf Twitter und Reddit, dass sie ihr Abo nicht mehr wie gewohnt nutzen können, auch wenn es nicht mit anderen Personen geteilt wird. Reddit-Nutzer office_2007 schreibt beispielsweise: „Sie können Netflix nur in Ihrer Garage sehen, kein Netflix mehr an der Ladestation, wenn Sie nicht extra bezahlen“. Es scheint so, als hätte Netflix die neuen Regelungen nicht bis zum Ende gedacht, was nun zu Unmut bei den Abonnenten führt und daher wohl auch zu einigen Kündigungen resultieren dürfte.
Update [20.04.2023]: Start im nächsten Quartal?
Die kostenpflichtige Account-Sharing-Funktion wurde bereits in Spanien, Portugal, Kanada und Neuseeland eingeführt, wobei die ersten Erfahrungen vielversprechend sein sollen. Demnach verzeichnet Netflix einen Zuwachs an neuen Abonnenten und an kostenpflichtigen Zusatzprofilen. Im zweiten Quartal des Jahres soll nun die breite Markteinführung kommen, explizit nennt der Konzern einen Start in den USA. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Europa ebenfalls zeitnah folgen wird.
Aktuell sollen sich rund 100 Millionen Haushalte ihre Konten teilen. Entsprechend zielt Netflix mit den restriktiven Maßnahmen darauf ab, die Abo-Zahlen und somit die Umsätze zu steigern. Zuletzt berichtete der Streaming-Anbieter, dass man im ersten Quartal eine Umsatz von 8.162 Milliarden US-Dollar erzeilt hat. Dies entspricht einem Plus von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Gewinn ist allerdings um 300 Millionen US-Dollar zurückgegangen. Zugleich wird am 29. September 2023 der DVD-Verleih eingestellt.
Update [27.04.2023]: Abonnenten-Verlust in Spanien Update [27.04.2023]:
Bereits seit Anfang des Jahres wird in Spanien eine Zusatzgebühr von 5,99 Euro erhoben, wenn der Netflix-Account mit anderen geteilt wird. Jetzt zeigt eine Studie, dass diese Neuerung nicht wirklich positiv aufgenommen wird. Demnach hat der Streaming-Anbieter rund eine Million spanische Netflix-User seit der Account-Sharing-Sperre verloren. Dabei soll es sich vor allem um nicht zahlende Zuseher gehandelt haben. Lediglich ein Drittel der verlorenen Abonnenten gehörte wohl zu den regulär zahlenden Kund*innen. Es ist davon auszugehen, dass der Start in Deutschland ähnlich verlaufen wird. Bisher ist aber nicht bekannt, wann die Sperre hierzulande aktiv wird und wie viel diese kosten wird.
Update [21.07.2023]: Netflix verzeichnet Erfolg
Netflix hat kürzlich die Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2023 bekannt gegeben. Demnach konnte der Streaming-Anbieter mehr Abonnenten hinzugewinnen, entsprechend überstieg die Anzahl der Neukunden die Kündigungen. Dadurch sieht sich Netflix in den Maßnahmen gegen das Konten-Sharing bestätigt. Insgesamt 238,9 Millionen Menschen haben den Service aktuell abonniert, was einem Zuwachs von rund 5,89 Millionen oder acht Prozent entspricht. In den vorigen Quartalen lag der Zuwachs im Durchschnitt bei fünf Prozent.
Inzwischen ist die Account-Sharing-Blockade in vielen Ländern angekommen, alle restlichen Länder sollen in Kürze folgen. Bei den Nutzern ist das neue Verfahren mehr als nur umstritten, der Konzern spricht hierbei aber von einem wichtigen Umsatzbeschleuniger. Erst vor Kurzem wurde Netflix in Deutschland durch den Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) für das kostenpflichtige Account-Sharing abgemahnt. Grund hierfür ist die Kennzeichnung des Bestellbuttons, die offenbar nicht rechtskonform ist.
Eure Meinung dazu ❓
Was sagt ihr zu diesem Vorgehen: Bleibt ihr eurem Netflix-Abo treu oder ist die Kündigung schon unterwegs? Und wie habt ihr euer Abo vorher genutzt .. allein, mit Familie, oder mit Freunden? Schreibt uns doch gern mal eure Meinung in die Kommentare hier unter diesem Beitrag.
Beitrag erstmals veröffentlicht am 21.01.2023
Mit * oder markierte Links sind „Affiliate-Links“. Mit dem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Verkaufsprovision, ohne dass du mehr bezahlst.
Quellen:Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Kommentieren, Austauschen und Fragen...
Schreibe einen eigenen Kommentar