Zur Computex haben MSI und Kingston gemeinsam ein neues Mainboard vorgestellt, das über keine gewöhnlichen RAM-Bauplätze verfügt. Stattdessen kommt hier ein sogenanntes CAMM2-Modul zum Einsatz, welches flach auf der Platine sitzt. Doch was hat das für Vorteile? Und resultiert daraus sogar eine höhere Leistung?
Ende 2023 hat die JEDEC, eine US-amerikanische Organisation zur Standardisierung von Halbleitern, den neuen Standard „CAMM2“ offiziell verabschiedet. Eigentlich ist der neue Standard vor allem für den Notebook-Bereich gedacht und soll hier den alten SO-DIMM Standard ablösen. Doch offenbar experimentieren auch Hersteller wie MSI und Asus mit dem neuen Format und entwickeln klassische Desktop-Boards mit CAMM2-Support.
Was ist CAMM2?
Bei CAMM2 wird der Arbeitsspeicher nicht gesteckt oder gelötet, sondern auf eine Kontaktleiste (wie ein Sockel) geschraubt. Dadurch soll der Arbeitsspeicher deutlich weniger Platz benötigen und ist besser an die CPU angebunden. Das dürfte dann auch zu besseren Latenzen und höheren Taktfrequenzen führen. Durch die horizontale Installation ließe sich zudem eine bessere Kühlung umsetzen, beispielsweise auch in Verbindung mit einer Custom-Wasserkühlung.
MSI Z790 Project Zero Plus: Mainboard mit CAMM2-Speicher
Zusammen mit Kingston hat MSI auf der Computex 2024 ein erstes Mainboard mit CAMM2 gezeigt. Das Mainboard hört auf den Namen „MSI Z790 Project Zero Plus“ und ist mit den Prozessoren der 13. und 14. Intel Core Generation kompatibel. Hierauf soll dann Arbeitsspeicher vom Typ LPDDR5(X) mit bis zu 128 GB sitzen, der laut der Ankündigung effizienter und OC-freundlicher arbeiten soll.
Als Teil der „Project Zero“ Serie besitzt die Platine übrigens Anschlüsse auf der Rückseite. Zudem verfügt das Board über eine 14+1+1 DRPS Spannungsversorgung sowie zwei 8-Pin-CPU-Anschlüsse. Abgerundet wird es durch USB-C mit 20 Gbps, 2.5G LAN und WiFi 7. Ob das Mainboard in der Form aber tatsächlich auf den Markt kommen wird, bleibt abzuwarten. Entsprechend hat sich MSI auch nicht zu einem potenziellen Launch oder Preis geäußert.
Leistung: Ist CAMM2 wirklich schneller?
Während eines Livestreams hat MSI erstmals einen Vergleich zwischen CAMM2-Modul und klassischen DIMM-Riegeln gemacht. Sowohl das Modul, welches beide Speicherkanäle belegt, als auch die Riegel, sind dabei mit den identischen Spezifikationen angetreten: 7.500 MT/s bei CL38-44-44-105.
Wie ihr euch vielleicht schon denken könnt, ließen sich keine nennenswerten Unterschiede bei der Performance feststellen. Lese- und Kopierleistung lagen auf einem ähnlichen Niveau, auch die Latenz war nahezu gleich. Nur bei der Schreibleistung konnte CAMM2 ein leichtes Plus von 3 bis 4 % erreichen.
Doch wirklich aussagekräftig ist dieser Vergleich nicht, da unabhängig vom Format – also egal ob CAMM2 oder DIMM – bei identischen Spezifikationen die gleiche Performance entsteht. CAMM2-Module könnten jedoch vor allem dann voranschreiten, wenn DIMM-Riegel aufgrund der schlechteren Signalqualität an ihre Grenzen kommen. Hier dürfte CAMM2, besonders in Verbindung mit LPDDR5X-RAM, ein besseres Overclocking-Potenzial bieten.
Wird sich CAMM2 durchsetzen?
Es bleibt abzuwarten, ob sich der CAMM2 Standard auch im Desktop-Segment durchsetzen kann. Im Vergleich zu den aktuellen RAM-Riegeln dürfte die Montage zwar etwas aufwendiger sein, dafür könnte es aber andere Vorteile geben. Durch den geringeren Platzverbrauch steht etwa mehr Raum für CPU-Kühler zur Verfügung. Zudem könnte der RAM unter einer zusätzlichen Abdeckung versteckt werden, wie es auch bei M.2-SSDs der Fall ist. Diese Abdeckung könnte obendrein dazu genutzt werden, den RAM effektiver zu kühlen.
Für eine perfekte Signalqualität zur CPU müsste RAM eigentlich verlötet sein, doch das ist natürlich nicht im Sinne des Austauschbarkeit und Reparierbarkeit. Der DIMM-Standard ist aber durchaus etwas in die Jahre gekommen und so langsam an seinem Limit. Eine Mischung aus beiden Welten mit vorausschauend geplanter, besserer Signalqualität wäre daher sinnvoll.
Meinung: Letztlich steht und fällt der neue Standard mit dem Preis. Bisher wissen wir leider nicht, wie viel entsprechende Module kosten werden. Vermutlich wird CAMM2-Arbeitsspeicher aber teurer als normale RAM-Riegel werden. In Zukunft dürften jedoch mehr Hersteller auf den Zug aufbringen.
Arian Krasniqi
Beitrag erstmals veröffentlicht am 26.05.2024
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