Wer gehofft hatte, dass Nvidias neue „Blackwell“-GPU-Generation endlich wieder für Aufbruchstimmung sorgen würde, steht nun vor einem Scherbenhaufen: Eine Reihe an Pannen, die ihresgleichen sucht, beschädigt das Vertrauen der PC-Community erneut. Statt Begeisterung über die ersten 50er-Grafikkarten herrschen derzeit Ernüchterung und Frust.
Nach der Enthüllung der neuen GeForce-Grafikkarten auf der CES sind inzwischen die ersten Modelle erschienen, allerdings machen alte und neue Probleme sowie ein enttäuschender Leistungszuwachs die RTX-5000-Serie zu einer der schlechtesten GPU-Generationen seit Langem.
Frustration vorprogrammiert: RTX-5000-Grafikkarten bleiben Mangelware
Hauptproblem ist (mal wieder) die Verfügbarkeit. Die real verfügbare Stückzahl am Markt ist lächerlich gering, und die Preise klettern scheinbar täglich weiter nach oben. Eine RTX 5090 kostet schnell jenseits der 3.500-Euro-Marke und eine RTX 5070 Ti (Test) rund 1.200 Euro. MSI, Asus & Co. legen selbst auf vermeintliche MSRP-Modelle ungeniert Hunderte Euro drauf. Der von Nvidia eingeführte „Verified Priority Access“ für US-Kunden – also im Grunde eine Lotterie für ein paar Founders Editions – wirkt wie ein schlechter Witz. Händler, Scalper, Board-Partner und sogar Nvidia selbst scheinen sich ungehindert die Taschen zu füllen.
Dabei bietet selbst ein Blick auf ältere RTX-4000- und RX-7000-Modelle nur wenig Entspannung: Auch diese sind zuletzt stark im Preis gestiegen, sodass sich kaum noch sinnvolle Alternativen mit besserem Preis-Leistungs-Verhältnis auftun. Wer gehofft hatte, ein Vorgänger-Modell „zum Schnäppchenpreis“ zu ergattern, wird häufig ebenfalls enttäuscht.
Wenig Leistungszuwachs bei hohen Preisen
Doch nicht nur die Preise sorgen für Kopfschütteln, auch die erwartete Performance bleibt hinter den Erwartungen zurück. Technologisch hat Nvidia mit DLSS 4 und Multi Frame Generation zwar etwas Interessantes in petto. Aber das reicht angesichts nur marginaler Rohleistungsvorteile, aufgeblähter UVPs und relativ gleich gebliebener Leistungsaufnahme nicht für ein überzeugendes Gesamtpaket. Viele wundern sich, wie wenig Mehrwert diese Generation in der Praxis bringt, wenn man einmal die (umstrittenen) KI-Zwischenbilder ausklammert.
ROP-Defekte, Blackscreens & schmelzende Stecker
Als wäre das nicht genug, sorgen Berichte über Grafikprozessoren mit teils deaktivierten ROP-Einheiten (Raster Operations Pipelines) für Gesprächsstoff. Zwar betont Nvidia, dass dies nur einen winzigen Bruchteil der verkauften Karten betreffe, doch es lässt sich schwer beurteilen, wie verlässlich diese Angaben sind. Für die Betroffenen, die im schlimmsten Fall 5 oder sogar 10 Prozent weniger Leistung registrieren, ist das ein Unding – besonders angesichts der ohnehin hohen Preise.
Viele Käufer beklagen zudem mysteriöse Stabilitätsprobleme bei RTX 5090 und RTX 5080, darunter plötzliche Blackscreens, Abstürze oder Artefakte. Nvidia wirkt bereits mit Treiber-Updates gegenan – allerdings ist derzeit unklar, ob es sich um eine Sache von Treiber, BIOS oder Hardware handelt. Obendrauf sorgen die inzwischen fast schon berüchtigten 12V-2×6-Stromstecker erneut für Schlagzeilen. Es gibt Berichte über geschmolzene Kabel und im Extremfall sogar angekokelte Platinen. Dass selbst teure Markenkabel offenbar nicht immer Sicherheit garantieren, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Welche Alternativen gibt es?
Wer aktuell eine neue Gaming-GPU für WQHD oder 4K UHD sucht, steht vor der schwierigen Entscheidung, ein solches Problem-Paket zu akzeptieren oder auf AMDs Radeon RX 9070 XT zu setzen. Jene soll sich auf dem Niveau der RTX 5070 Ti einordnen und wird wohl ab circa 699 Euro starten. Intel wiederum bietet zwar eine zweite Generation seiner Arc-Grafikkarten, fokussiert sich damit aber weitgehend auf Budget- und Mittelklasse-Modelle für Full-HD-Gaming und scheint keine Pläne zu haben, zeitnah im höheren Segment wirklich Fuß zu fassen. Dass auch ältere Nvidia-Karten kaum noch zu fairen Preisen erhältlich sind, verschärft die Lage weiter.
Bleibt zu hoffen, dass Nvidia die anstehenden Baustellen konsequent angeht und zügig in den Griff bekommt. Allerdings ist zu bedenken, dass Nvidias Kerngeschäft längst nicht mehr vom Consumer-GPU-Sektor abhängt – rund 90 Prozent des Umsatzes stammen mittlerweile aus dem Data-Center-Geschäft. Umso mehr stellt sich die Frage, wie ernst Nvidia noch an einer starken GeForce-Aufstellung interessiert ist. Sollte das Unternehmen die Enthusiasten-Community weiter vor den Kopf stoßen, dürfte so mancher Spieler die nächste GeForce-Generation nur noch mit großer Skepsis verfolgen.

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