Test: Nike Adapt BB – Der selbstschnürende Basketball-Sneaker

„Wo wir hingehen, brauchen wir keine Schnürsenkel“
Wir hätten auf dieser Seite wohl genauso wenig einen Sneaker-Review erwartet wie ihr. Doch die Nike Adapt Earls BB sind bis zur Schuhsole voll mit Technik beladen, die wir euch in diesem unkonventionellen Testbericht nicht vorenthalten wollen.

Übersicht

Der Wunsch nach selbstschnürenden „Zukunfts-Schuhen“ besteht mindestens seit 1989, als Millionen von Zuschauern zusahen, wie Protagonist Marty McFly im Film „Zurück in die Zukunft II“ in fiktive Nike „Air Mag“ mit automatischen Schnürsenkeln schlüpfte. Viele Produkte wie die freischwebenden Hoverboards sind bisher Fiktion geblieben, doch zumindest die Umsetzung der futuristischen Schuhe scheint allmählich möglich zu sein.

Nike hat inzwischen mit den selbstschnürenden HyperAdapt 1.0 stark limitierte Sneaker in Anlehnung an den Film-Schuh auf dem Markt gebracht. Auch die neuen Nike Adapt BB sind derzeit noch ähnlich schwer in die Finger zu bekommen, sollen aber zukünftig auch regulär im Handel erhältlich sein.

Lieferumfang

Design & Verarbeitung

Die Nike Adapt BB weisen eine sehr hohe Verarbeitungsqualität auf, die unterschiedlichen Materialien sind sauber miteinander verwebt. Das Obermaterial besteht aus „Flyknit und Quad-Fit-Mesh“, beides hauseigene Materialkombinationen von Nike. Bei Flyknit handelt es sich um leichte, aber robuste Garnstränge, die in ein einteiliges Obermaterial eingewebt sind. Durch verschiedene Webmuster soll Sportlern an bestimmten Stellen des Schuhs mehr Halt beziehungsweise mehr Flexibilität geboten werden. Das Quad-Fit-Mesh soll hingegen das Einlaufen der Schuhe obsolet machen und den Fuß vom ersten Tragen an gemütlich einfassen.

Der Nike Adapt BB weist eine futuristisches und ansprechendes Design auf.

Durch die verschiedenen Webtechniken will der Hersteller die Atmungsfähigkeit verbessert haben. Aufgrund des geschlossenen Schnürsystems wird es dennoch recht warm im Nike Adapt BB. Besagtes FitAdapt-Schnürsystem sitzt nämlich im dunkelgrauen Bereich auf der Oberseite des Schuhs.

Zu den optischen Details gehört eine bestickte Zungenschlaufe mit acht silbernen Punkten sowie dem charakteristischen Nike-„Swoosh“. Der Fuß wird durch eine Hartplastik-Fersenkappe gut im Schuh gehalten und liegt auf einer weißen Schaumstoff-Zwischensohle auf. Diese ist im Schuhinneren von einer blauen Einlage bedeckt, welche jeweils mit großen L und R Buchstaben gekennzeichnet worden ist – für den Fall, dass der Träger nicht nur das Schuhebinden verlernt hat, sondern auch links und rechts nicht auseinander halten kann.

Das Schnürsystem kann über diese beiden Knöpfe bedient werden.

Die Zwischensohle beinhaltet die elektrischen Bauteile des Schuhs und ist daher weniger flexibel. An der Außenseite sitzen jeweils zwei Druckknöpfe mit farbiger LED-Beleuchtung. Ein großes, silbernes „Swoosh“-Symbol fungiert außerdem als Reflektor. Den untersten Bereich des Schuhs nimmt eine halbdurchsichtige Gummi-Außensohle ein, die aber leider nicht zum Leuchten gebracht werden kann.

Tragekomfort: Wie läuft es sich mit Motoren und Sensoren am Fuß?

Eher Sport- als Freizeitschuh: Beim Gehen und Laufen besteht ein durchaus komfortabler Tragekomfort, die Passform ist für einen Freizeitschuh unserer Meinung nach jedoch weniger gemütlich. Denn trotz diverser Polsterungen drückt das integrierte Schnürsystem spürbar auf den Spann. Der Nike Adapt BB ist daher eher kein Schuh, den man der Bequemlichkeit halber den ganzen Tag über tragen möchte. Der Fuß wird unter anderem durch die eingeschlossenen technischen Komponenten ein wenig eingeengt, was beim Sport hingegen wiederum wünschenswert sein kann.

Der Schuh bieten einen hohen Tragekomfort, was er unter anderem der Schaumstoffsohle verdankt. 

Beim Laufen sitzt der Sneaker sehr bequem und der Fuß rollt angenehm gefedert ab, auf der dicken, aber nicht zu harten Schaumstoffsohle läuft es sich – wie man so schön sagt – wie auf Watte. Allerdings sollte beim Kauf dieses ohnehin nur auf Umwegen erhältlichen Sneakers unbedingt auf die Wahl der richtigen Schuhgröße geachtet werden. Denn der Adapt BB fällt schätzungsweise fast eine ganze Größe kleiner aus.

Das Schnürsystem drückt mit der Zeit allerdings auf den Fußspann.

Das Anziehen gestaltet sich etwas umständlicher als man es vom „Hereinschlüpfen“ bei gewöhnlichen Sneakern kennt. Denn deren Schuhzunge wird im Normalfall nicht von einem Schnürmechanismus eingeengt, zudem liegt die Zunge unterhalb der äußersten Materialschicht und hat damit weniger Spielraum.

E.A.R.L. Selbstschnürsystem & Qi Wireless Charging

Das große Highlight des Nike Adapt BB ist das Auf- und Zuschnüren ohne Eingreifen des Trägers im herkömmlichen Sinne. Was früher noch Mutti übernommen hat, erledigt nun EARL. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine hilfsbereite Person, sondern Nikes Electric Adaptable Reaction Lacing Technologie. Diese passt Schnürung, Druck und Passform elektronisch an die Form des Fußes an – und das funktioniert tatsächlich einwandfrei.

Der Schnürmechanismus kann auch über die App bedient werden.

Zwar wird der Schnürvorgang noch mit einem hörbaren und auf Dauer ein wenig nervig-melodischen Surren begleitet, läuft jedoch schnell ab und erfasst die Fußform durchaus präzise. Über die dazugehörige App für iOS und Android kann sogar eine individuelle Kalibrierung durchgeführt werden, auf deren Ergebniswert der Schuh dann beim Anziehen automatisch geschnürt wird. Wem die automatisch ermittelte Einstellung noch zu eng oder locker sitzt, kann die Kalibrierung nachträglich per Feinanpassung justieren.

Die Schuhe werden zum Aufladen auf ein Wireless-Charging-Pad gestellt.

Im Hauptbildschirm der App werden groß die beiden Buchstaben L und R angezeigt, welche sich vertikal verschieben lassen und die Schnürsysteme des rechten und linken Schuhs steuern. Damit nicht jedes Mal die App zum Schuhebinden hervorgekramt werden muss, lässt sich das Schnürsystem auch über die beiden beleuchteten Druckknöpfe an den Außenseiten der Zwischensohle bedienen.

Deren Farb-LEDs werden ebenfalls über die App angesteuert, der Farbwechsel muss allerdings jedes Mal manuell vorgenommen werden. Ein automatischer Farbwechsel oder ähnliche Leuchteffekte wären hier nett gewesen, so sieht der „Zukunfts-Sneaker“ neben unseren bunt in Regenbogen-Farben blinkenden Mäusen und Tastaturen fast alt aus.

Das Pad kann auch zum Aufladen anderer Qi-fähiger Geräte genutzt werden.

„Und was, wenn der Akku plötzlich leer ist, wenn ich unterwegs bin? Bin ich dann in den Dingern gefangen?“ Nein, keine Sorge – Wenn der Akkustand einmal gegen Null gehen sollte, lassen sich die Nike Adapt BB weiterhin öffnen. Der Akku soll mehrere Wochen halten, was allerdings letzten Endes vom Nutzungsverhalten abhängt. Wer vor seinen Freunden des Öfteren mit seinen selbstschnürenden Schuhen angibt, muss diese öfter auf dem Charging-Pad parken. Bei diesem handelt es sich um ein klassisches Qi Wireless Charging Pad, welches beispielsweise auch Smartphones aufladen kann.

Fazit

Der Nike Adapt BB Basketball-Sneaker könnte der erste selbstschnürenden Sneaker sein, der womöglich eine größere Zahl von Interessenten anspricht. Denn der erste Versuch anhand der 700 Euro teuren Nike HyperAdapt 1.0 war und ist nach wie vor alles andere als erschwinglich. Da wirkt der Basketballer mit seinen knapp 350 Euro deutlich ansprechender, zumal er optisch noch einmal eine Stufe futuristischer als sein Vorgänger wirkt.

Das EARL Selbstschnürsystem funktioniert einwandfrei, lässt sich per App sehr intuitiv konfigurieren und auf die individuelle Fußform anpassen. Nach unserer persönlichen Einschätzung sitzt der Schuh mit seinen elektronischen Komponenten allerdings im Alltag weniger bequem, besonders der FitAdapt-Mechanismus drückt ab einer gewissen Zeit unangenehm auf den Spann. Der Adapt BB ist daher eher für Sportler geeignet und lässt zumindest erkennen, dass wenigstens diese Zukunftsversion der Macher von „Zurück in die Zukunft“ durchaus umsetzbar ist.

Pro

  • hochwertige Verarbeitungsqualität
  • futuristisches, aber stilvolles Design
  • bequeme Sohle
  • Selbstschnürsystem passt sich an Fußform an
  • intuitive App-Steuerung

Contra

  • FitAdapt-System noch recht laut
  • Technik drückt nach gewisser Zeit auf Spann

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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