Wer im Bereich der Massenspeicher unterwegs ist, hat mit Sicherheit auch schon den einen oder anderen Berührungspunkt mit Western Digital gehabt. Mit der neuen WD Blue PC SSD verlässt der Hersteller das gewohnte Territorium der Festplattenprodukte und startet in den Endkunden-SSD-Markt. Wir haben den Test gemacht.
Überblick
WD lehnt sein neues Consumer-SSD-Portfolio direkt an die bereits aus dem Festplattengeschäft bekannte Farbcodierung der einzelnen Laufwerksserien an. Mit der neuen WD Blue PC SSD steht ein Laufwerk für den Mainstream-Markt bereit, die WD Green PC SSD zielt hingegen auf Systeme ab, die möglichst kosteneffizient auf ein Flashspeicherlaufwerk aktualisiert werden sollen. In diesem Test wollen wir uns das neue Blue-Series-Laufwerk genauer anschauen.
Angeboten wird die WD Blue PC SSD in drei Kapazitätsversionen mit 250 GB, 500 GB sowie 1 TB. Dabei hat der Anwender die Wahl zwischen einem Laufwerk im 2,5-Zoll-Gehäuse oder einer Variante in M.2-Modulform und 2280er Baugröße. Wir haben für unseren Test das 2,5-Zoll-SATA-Modell mit 1 TB Speicherkapazität herangezogen.
Unter der Haube
Da es sich um eine Standard-SATA-SSD handelt, kommt bei der neuen WD Blue PC SSD natürlich die SATA 6 GBit/s-Schnittstelle mit AHCI-Protokoll zum Einsatz. Im Inneren sorgt ein Marvell 88SS1074 Controller für die Koordinierung der Datenströme. Die Daten werden auf, im TLC-Verfahren angesprochenen, NAND abgelegt, der im 15-nm-Verfahren von SanDisk produziert wird. Die Anbindung der Flashzellen an den Controller findet über vier Kanäle statt. Der dedizierte RAM-Cache stammt hingegen von Micron.
Die folgende Tabelle fasst die technischen Details noch einmal zusammen.
Technische Daten im Überblick
Speicherkapazität nominell |
250 GB |
500 GB |
1 TB |
Schnittstelle |
SATA 6 GBit/s |
SATA 6 GBit/s |
SATA 6 GBit/s |
Formfaktor |
2,5 Zoll |
2,5 Zoll |
2,5 Zoll |
Zellentyp |
SanDisk 15 nm TLC-NAND |
SanDisk 15 nm TLC-NAND |
SanDisk 15 nm TLC-NAND |
Controller |
Marvell 88SS1074 |
Marvell 88SS1074 |
Marvell 88SS1074 |
Cache |
256 MB DDR3 |
512 MB DDR3 |
1024 MB DDR3 |
Geschwindigkeit (bis zu) |
540 MB/s (Lesen) /500 MB/s (Schreiben) |
545 MB/s (Lesen) /525 MB/s (Schreiben) |
545 MB/s (Lesen) /525 MB/s (Schreiben) |
Abweichungen zum gemessenen Ergebnis (ATTO 8 MB Block) |
N/A |
N/A |
Lesen: 550,3 MB/s (+0,92 %) / Schreiben 512,5 MB/s (-2,48 %) |
Random 4K Lesen / Schreiben |
97.000 / 79.000 IOPS |
100.000 / 80.000 IOPS |
100.000 / 80.000 IOPS |
Modellnummer |
WDS250G1B0A |
WDS500G1B0A |
WDS100T1B0A |
Max. Leistungsaufnahme (DeepSleep / Idle / Read / Write) |
6,9 mW / 70 mW / 2,35 W / 3,4 W |
7,7 mW / 70 mW / 2,85 W / 4 W |
9,7 mW / 70 mW /2,85 W / 4,4 W |
Abmessungen |
100,5 x 69,85 x 7 mm |
100,5 x 69,85 x 7 mm |
100,5 x 69,85 x 7 mm |
Gewicht |
60 g |
38 g |
38 g |
Garantie |
3 Jahre |
3 Jahre |
3 Jahre |
Preis |
ca. 80 € |
ca. 145 € |
Leistungstest
Natürlich interessiert bei SSDs am allermeisten die Leistung, welche ein Laufwerk unter verschiedenen Bedingungen an den Tag legt. Daher haben wir die WD Blue PC SS mit 1 TB verschiedenen Tests unterzogen. Theoretische Benchmarks kitzeln das Maximum aus dem Laufwerk heraus, während praktisches Testdurchläufe eine Einschätzung der Laufwerksleistung unter alltäglichen Bedingungen erlauben. Als Vergleich haben wir die Crucial MX 300 mit 525 GB, die Crucial BX200 480 GB, die Samsung SSD 750 EVO 500 GB sowie die Samsung SSD 850 EVO (Gen. 2) mit 500 GB herangezogen.
Testsystem
- Prozessor: Intel Core i7-6700K 4,0 GHz (Skylake), Turbo Boost aktiv, Hyperthreading aktiviert
- Mainboard: Asus Maximus VIII Extreme
- Kühler: Arctic Liquid Freezer 240
- Ram: 16 GB G.Skill Ripjaws V DDR4 2.400 MHz CL 15-15-15-35
- Systemlaufwerke: Intel SSD 750 420 GB & SanDisk Extreme Pro 480 GB
- Grafikkarte: MSI Radeon R9 390X
- Betriebssystem: Windows 10 Professional x64
- Netzteil: be quiet Straight Power 1.000 Watt
Wir haben die folgenden Benchmark-Tools verwendet:
- HD Tune Pro 5.5
- A.S. SSD Benchmark 1.9
- ATTO Disk Benchmark 3.05
- Futuremark PCMark 8
- Adobe Reader
- iTunes
- Avira AntiVir Premium 2015
- WinRAR 5.1
Erklärung zu den Diagrammen: Wenn ihr die Maus auf einen Balken bewegt, wird euch der Produktname und die erreichte Punktzahl angezeigt. Um die Ansicht übersichtlicher zu gestalten, könnt ihr für euch uninteressante Produkte mit einem Klick auf den Produktnamen unterhalb des Diagramms ausblenden.
Synthetische Benchmarks
Synthetische Benchmarks bringen die Laufwerke an ihre Leistungsgrenzen – die dargestellten Situationen entsprechen aber häufig nicht den Alltagsbedingungen, denen eine SSD ausgesetzt ist. Da jeder Benchmark gleich aufgebaut ist, bieten sie dennoch eine sehr gute Vergleichbarkeit der verschiedenen Laufwerke.
A.S. SSD Benchmark
Der A.S. SSD Benchmark misst die sequenziellen Schreib- und Leseraten einer SSD. Darüber hinaus werden Zugriffszeit und Transferraten beim Zugriff auf kleine Dateien gemessen. Ein integrierter Kopier-Benchmark simuliert das Kopieren von ISO-Dateien, Programmen und Computerspielen und misst dabei die Transferraten. Unseren Erfahrungen nach sind die Ergebnisse sehr praxisnah, da mehrere Durchläufe gemittelt werden.
ATTO Disk Benchmark
Wenn es darum geht die maximale Schreib- und Lesegeschwindigkeit einer SSD zu ermitteln, ist der ATTO Disk Benchmark ein zuverlässiges Tool. Die Leistung wird anhand verschiedener Blockgrößen gemessen, die wir in Blöcken von vier Kilobyte bis acht Megabyte dargestellt haben. In der Praxis sind die abgebildeten Werte allerdings fast nie zu erreichen und werden von den Herstellern gerne als Werbemittel eingesetzt. Das ATTO Disk Benchmark verwendet komprimierbare Daten, was vor allem SandForce Chipsätzen zu Gute kommt.
Crystal Disk Mark
Das Crystal Disk Mark ist ein weiteres beliebtes Tool, um die Transferleistung von Massenspeichern zu testen. Wir haben mit dem CDM erneut die sequenzielle Transferleistung überprüft.
HD Tune Pro
Die Software HD Tune Pro misst neben den schon erwähnten Parametern ebenfalls die Geschwindigkeit beim Zugriff auf verschiedene Dateigrößen. Dieser Test ist bei SSDs sehr interessant, da vor allem viele kleine Dateien (z.B. 4 KB Blöcke) einen schwachen Controller schnell aus der Bahn werfen. Die Transferraten brechen dann bis auf wenige KB/s ein und es kommt zu Verzögerungen beim Dateizugriff. Gemessen wurden die Blockgrößen 512 Byte, 4 KB, 64 KB, 1 MB sowie der zufällige Zugriff auf alle Arten von Blockgrößen.
Real Benchmarks
Wesentlich interessanter für die spätere Benutzung einer Solid State Disk als Systemlaufwerk sind die Real-Tests. Wie der Name schon sagt, überprüfen dieser Art von Test die Leistung der SSDs unter alltäglichen Bedingungen. Dazu gehören beispielsweise Setup-Routinen, Virenscans oder das Öffnen mehrere Programme zum gleichen Zeitpunkt. Während dieser Testdurchläufe wurde das entsprechende Laufwerk als Systempartition verwendet, auf der Windows 10 Pro x64 lief.
Programm-Installationen
Wie die Überschrift schon wiedergibt, haben wir mehrere Setup-Routinen durchlaufen lassen und die dafür jeweils benötigte Zeit der SSD festgehalten. Als Software diente uns hierfür das PCMark 8, iTunes sowie der Adobe Reader.
Anwendungs-Tests
Bei den Anwendungs-Test wurde überprüft, wie schnell das getestete Laufwerk mit alltäglichen Aufgaben fertig wird. Als plastische Beispiele haben wir uns das Entpacken eines ISO-Images mit WinRar sowie das gleichzeitige Öffnen der Programme Avira, Firefox, itunes, PCMark 8 und Acrobat Reader herausgesucht.
Fazit
WD betritt mit der WD Blue PC SSD zum ersten Mal das Feld der SSDs für Endkunden. Dem Laufwerk kann generell eine solide Verarbeitung attestiert werden, durch das verwendete Kunststoffgehäuse ist die SSD zudem sehr leicht. In Sachen Transfergeschwindigkeit zeigt die WD Blue PC SSD mit 1 TB gute Werte beim sequenziellen Lesen, muss sich beim sequenziellen Schreiben jedoch der Konkurrenz von Crucial und Samsung geschlagen geben. Gleiches gilt für die zufälligen Zugriffe auf unterschiedliche Blockgrößen. Hier gibt es sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben ab Blöcken von 2 MB Größe einen leichten Leistungsknick. Im Endeffekt sind die Werte aber immer noch auf einem hohen Niveau. Im Alltag dürfte diese leichte Schwäche also nicht weiter auffallen. Beim Lesen und Schreiben nicht komprimierbarer Daten hat die WD Blue PC SSD dezente Probleme und verliert den Anschluss an die Konkurrenz teils deutlich. Die Ergebnisse der Anwendungstests sind allerdings durchweg positiv. Hier kann das Laufwerk mit schnelle Reaktionen und flinken Programmstarts punkten. Es lässt sich zusammenfassen: Für die alltäglichen Anwendungen ist die WD Blue PC SSD vollkommen ausreichend dimensioniert. Als High-Performance-Laufwerk kann der blaue WD-Sprössling im direkten Vergleich mit Modellen der Konkurrenz jedoch nicht unbedingt bezeichnet werden.
Bleibt die abschließende Betrachtung des Preises. Für die von uns getestete Version mit 1 TB werden aktuell knapp 273 € im Online-Handel aufgerufen. Damit liegt WD deutlich unter dem Preis von 323 €, der zurzeit für eine Samsung SSD 850 EVO mit 1 TB gezahlt werden muss. Diese kommt, jedoch auch mit fünf anstatt nur drei Jahren Garantiedauer. Die Konkurrenz von Crucial (MX 300 1 TB) gibt es hingegen schon für knapp 249 €. Das Crucial-Laufwerk bietet im Gegensatz zur WD Blue PC SSD noch eine zusätzliche Hardwareverschlüsselung, ist in Sachen Transferleistung jedoch ähnlich angesiedelt und damit im Moment die bessere Wahl.
Pro | Contra |
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