Übersicht
Zentrales Thema bei der Innovation von Gaming-Headsets ist mehr und mehr die Immersion. Hersteller lassen sich dazu stets neue Wege einfallen, um den Spieler besser ins Spiel eintauchen zu lassen: Beispiele sind der klassische 7.1 Surround Sound, eine offene Bauweise und nun sogar haptische Bässe. Anstelle des rein hörbaren Erlebnisses soll der Spieler Explosionen, rollende Panzerketten und dergleichen tatsächlich durch originalgetreue Vibrationen am Ohr spüren. Klingt zunächst, als könnte diese Funktion bei dürftiger Umsetzung eher stören.
Das Konzept ist keinesfalls neu. Vergangenes Jahr haben wir eine ähnliche Technik beim 200 Euro teuren Razer Nari Ultimate (zum Test) getestet. Tester Alex bewertete Razers Hypersense-Technologie als großen Gewinn für Shooter und Filme, empfand die Vibrationen bei längerer Nutzung oder zum Musikhören jedoch als ermüdend bis störend.
Im ausführlichen Test mit diversen Spielen und auch beim Musikhören klären wir, ob das rund 130 Euro kostende Corsair HS60 Haptic* den nächsten Schritt zur ultimativen Immersion darstellt.
Lieferumfang
- Corsair HS60 Haptic
- Mikrofon
- Popschutz für Mikrofon
- Bedienungsanleitung
Design & Verarbeitung
Das Corsair HS60 weist eine robuste Bauweise auf, der Mix aus wertigen Materialien erzeugt einen hochwertigen Eindruck. Der Kopfbügel ist aus Aluminium, an den Außenseiten der Ohrmuscheln befinden sich Metallgitter und selbst die Kunstleder-Polster sind mit weißen Ziernähten geschmückt. Das Metallgitter wird von mattem Kunststoff eingerahmt, dessen Camouflage-Muster wohl eher Geschmackssache sein dürfte. Unserer Meinung nach sähe das Headset mit einem schlichteren Muster noch hochwertiger aus.
Hochwertige Verarbeitung, trotz kitschigem Militär-Look
An den Unterseiten der Ohrmuscheln befinden sich diverse Bedienelemente sowie der Kabelausgang. Das HS60 Haptic wird per USB-A mit dem PC verbunden, das Kabel lässt sich nicht abnehmen. Der Mikrofonarm dagegen wird per 3,5-mm-Klinkenstecker mit dem Kopfhörer verbunden und kann entfernt werden. Eine beiliegende Gummiabdeckung kann den Mikrofonanschluss verschließen.
Das Mikrofon lässt sich abnehmen und ist sehr flexibel, der Popschutz ist optional
An beiden Ohrmuscheln gibt es jeweils einen Drehregler. Mit diesem lassen sich Lautstärke und Intensität des haptischen Basses anpassen. Angenehm: Das Lautstärke-Rad ist stark gerastert und gibt bei jeder Betätigung ein Klicken von sich, ähnlich das eines Mausrads. Dem Bass-Regler fehlt diese Rasterung, dafür zeigt eine Status-LED an, ob die Funktion aktiviert ist. Neben dem Lautstärke-Regler befindet sich eine kleine Taste zum Stummschalten des Mikrofons.
Vom Gehäuse, über die Bedienelemente, bis hin zum USB-Kabel – die Verarbeitungsqualität stimmt
Das Corsair HS60 Haptic ist nicht sonderlich schwer, die Ohrmuscheln bringen jedoch genug Gewicht mit, um das Headset bei schnelleren Kopfbewegungen oder beim Herabschauen verrutschen zu lassen. Durch die dicke Memory-Foam-Polsterung sitzt das Headset sehr komfortabel auf dem Kopf und drückt zu keiner Zeit. Leider lassen sich die Ohrmuscheln nicht drehen, sodass der Kopfhörer mit seinen Aluminium-Gelenken aufliegt, wenn wir ihn kurzzeitig vom Kopf nehmen und um den Hals tragen wollen.
Die Verarbeitungsqualität macht einen rundum guten Eindruck. Auch das USB-Kabel ist mit einem Corsair-Logo und charakteristischen Griffflächen versehen, um es im Kabelwust hinter dem PC schnell ausmachen zu können.
Eigenschaften & Klangqualität
Das Corsair HS60 Haptic ist mit 50 mm Neodym-Treibern ausgestattet und liefert von Haus aus eine sehr gute Klangqualität. Schnell wird dem geübten Hörer jedoch klar, dass dieser Kopfhörer einen deutlichen Schwerpunkt auf Gaming-Audio legt.
Die Taction Technologie soll für spürbare Immersion im Spiel sorgen. Dabei werden die Ohrmuscheln in Schwingung versetzt, um donnernde Bässe haptisch wiederzugeben. Wir haben den Effekt gleich einmal mit ein wenig Metal ausprobiert, wobei uns Doublebass und Co. rhythmisch die Schläfen massierten. Auch der Soundtrack zu Doom Eternal oder epische Filmsoundtracks von Hans Zimmer, Ludwig Göransson und Co. machen eine äußerst gute Figur mit dem HS60 Haptic.
Ironischerweise wirken Bässe – ohne die haptische Funktion – bei einigen Genres ein wenig dumpf bis dröhnend. Audiophile werden beim reinen Musikhören mit dem HS60 Haptic also nicht so viel Freude haben, wie mit einem Kopfhörer, der weniger auf Gaming ausgelegt ist. Auch treten die Vibrationen erst verstärkt bei höheren Lautstärken auf, was beim Musikhören über längere Zeit nicht ratsam ist – für diesen Zweck ist das Gaming-Headset offensichtlich nicht konzipiert. Im Equalizer der iCUE-Software können Nutzer mit einem ähnlichen Empfinden ein wenig Feintuning vornehmen. Wie Kollege Alex mit dem Razer Nari Ultimate, empfanden auch wir die kontinuierlichen Bass-Vibrationen bei längerem Musikhören als sehr ermüdend.
Corsair verspricht vielmehr, dem Spieler in Shootern einen deutlichen Vorteil durch gesteigerte Immersion zu verschaffen. „Wenn sich Panzer bewegen, hört man sie nicht nur, man spürt sie auch grollen“, heißt es grob übersetzt auf der Taction-Website. Granatenaufschläge sollen gleichermaßen gehört und gespürt werden und sich somit schneller und präziser orten lassen.
Über diesen Regler wird die Intensität der Bass-Vibrationen anpassen
Wir haben die haptischen Bässe primär auf eine Testfahrt im aktuellen Call of Duty: Modern Warfare mitgenommen. Der Shooter bietet bereits ohne zusätzliche Spielereien ein äußerst authentisches Sound-Design mit krachenden Schüssen und donnernden Explosionen. Mit voll aufgedrehter Taction-Funktion tauchen wir so tief in das Spiel ein, wie wohl selten zuvor. Sowohl rein atmosphärisch, als auch taktisch sind die spürbaren Spiel-Sounds ein einzigartiges Erlebnis.
Überzeugen kann auch das Mikrofon. Im direkten Vergleich zu anderen abnehmbaren Mikrofonen, wie dem des HyperX Cloud Flight, fallen unseren Mitspielern die klare Stimmübertragung ohne Hintergrundrauschen auf.
Die iCUE-Ansicht bietet wenig Überraschungen: Hier stehen lediglich ein Equalizer und Regler für Lautstärke sowie Sidetone zur Auswahl
Auch das HS60 Haptic unterstützt Corsairs iCUE-Software. Im Vergleich zu anderen Corsair-Produkten fallen die Anpassungs-Optionen hier etwas überschaubarer aus. Durch mangelnde Beleuchtung und andere konfigurierbare Features beschränken sich die Einstellungen auf den erwähnten Audio-Equalizer und zwei Lautstärkeregler für das Mikrofon. Der zweite Regler schaltet einen Sidetone hinzu, durch den wir unsere eigene Stimme hören können.
Fazit
Das Corsair HS60 Haptic kann mit einem bislang wenig bekannten Konzept punkten, das besonders im Spiel einen echten Mehrwert bietet. Auch wenn das Headset beim Musikhören unter den in diesem Segment verbreiteten überbetonten Bässen leidet, lassen sich diese im Software-Equalizer ein wenig zähmen. Das Headset ist allerdings deutlich für den Gaming-Einsatz ausgelegt, wo es neben guter Klangqualität mit den haptischen Bässen auch ein mindestens spaßiges, wenn nicht sogar hilfreiches Feature bietet. Auch die Qualität des Mikrofons kommt Spielern zugute, die oft mit Freunden in Discord oder Teamspeak kommunizieren.
Über die Wahl des Tarnmuster-Looks kann man sich streiten, doch insgesamt insgesamt macht das Headset einen hochwertigen und robusten Eindruck. Die Bedienelemente sind sinnvoll und gut implementiert. Auch der Tragekomfort ist angenehm, im Sommer wird es jedoch ein wenig warm unter den Kunstleder-Ohrpolstern.
Das HS60 Haptic hinterlässt mit einer UVP von 129,99 Euro* ein ziemliches Loch im Portemonnaie des Gelegenheitsspielers. Rechtfertigung für diesen Preis ist natürlich vor allem die Taction-Funktion, die letzten Endes für die meisten Spieler als Kaufgrund entscheidend sein wird und hier günstiger zu haben ist, als beim 200 Euro teuren Razer-Pendant.
Pro
- Design und Verarbeitung
- Tragekomfort
- gute Klangqualität
- haptische Bässe bringen coole Immersion in Games und Actionfilmen
- Mikrofonqualität
Contra
- Preis
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