Test: Huawei P20 und P20 Lite

Die Standard- und Budget-Versionen des Flaggschiff-Killers im Vergleich
P20 und P20 Lite

Das Huawei P20 Pro ist mit seiner Leica Triple-Kamera eingeschlagen wie eine Granate und baut mächtig Druck auf die Konkurrenz von Apple, Samsung und Co. auf. Wir haben neben dem High-End-Modell auch die Standard- und Lite-Variante ausführlich getestet und verraten euch, ob die P20-Reihe auch für unter 900 Euro noch interessant ist.

Übersicht

Seit dem Huawei P9 verwendet die Smartphone-Serie aus China eine Kamera, die in Kooperation mit dem deutschen Kamerahersteller Leica entwickelt wurde. Das Ergebnis sind fantastische Aufnahmen, egal ob bei Tageslicht, in Schwarzweiß oder – mit dem neuesten Generation der P-Serie – auch bei Nacht. Denn bei P20 und P20 Pro kommt ein KI-gestützter Bildstabilisator zum Einsatz, mit dem scharfe Nachtaufnahmen auch aus der Hand gelingen sollen.

Technische Daten

Modell

Huawei P20 Lite

Huawei P20

Prozessor

HiSilicon Kirin 659

HiSilicon Kirin 970

GPU

Mali-G72

Mali-T830

Arbeitsspeicher

4 GB

4 GB

Interner Speicher, erweiterbar?

64 GB
Ja, per Micro-SD

128 GB
Nicht erweiterbar

Display

5,84 Zoll, 19:9-Format

5,8 Zoll

Auflösung

FHD+, 2.280 x 1.080 Pixel

FHD+, 2.240 x 1.080 Pixel

Konnektivität

Bluetooth 4.2, BLE
WLAN b/g/n/ac
NFC

Bluetooth 4.2 BLE
WLAN b/g/n/ac, MIMO
NFC

Karten-Slots

Hybrid-Dual-Sim

Sim / Dual-Sim

Kameras

Haupt: 16 MP
Zweite Kamera: 2 MP

Front: 16 MP

Leica Dual Kamera:
1: 20 MP
2: 12 MP, Monochrom

Front: 24 MP, LightFusion

Akku (austauschbar?)

3.000 mAh, fest verbaut

3.400 mAh, fest verbaut

Betriebssystem

Android 8.0 Oreo
EMUI 8.0

Android 8.1 Oreo
EMUI 8.1

Abmessungen

148,6 x 71,2 x 7,4 mm

149,1 x 70,8 x 7,65 mm

Gewicht

145 g

165 g

Fringerprintsensor

Ja (Rückseite)

Ja (Front)

Quick-/Wireless-Charging

Nein / Nein

Ja / Nein

Anschlüsse

USB Typ C (2.0), 3,5-mm-Klinke

USB Typ C 3.1

Farben

Blau, Schwarz, Pink, Gold

Schwarz, Blau
Pink-Gold (Dual-Sim only)

Preis

349 Euro

649 Euro

Lieferumfang

Huawei P20 Lite

Huawei P20

Design & Verarbeitung

Die Standardversion des Huawei P20 gleicht der Pro-Variante zunächst wie ein Ei dem anderen – mit kleinen Unterschieden, die unterm Strich mehr oder weniger schwer ins Gewicht fallen. Der wichtigste Unterschied ist ganz klar die Zahl der Kameras: Nur das Topmodell Huawei P20 Pro erhält eine Leica Dreifach-Kamera, das P20 erhält wenigstens noch eine Dual-Kamera des Kameraherstellers aus Deutschland. Weniger relevant, aber nicht zu missachten, ist die unterschiedliche Farbauswahl, denn das klassische P20 ist nicht mit blauvioletten „Twilight“-Farbton des P20 Pro, dafür aber mit einem sanften, pink-goldenen Farbverlauf erhältlich, der ein wenig an die japanischen Kirschblüten erinnert. Beim P20 Lite wird der Farbmix auf ein goldenes und pinkes Modell aufgeteilt. Alle drei P20-Varianten sind außerdem in Blau oder Schwarz erhältlich. Die Geräte liegen durch den Metallrahmen und die Rückseite aus Glas recht schwer in der Hand, womit ein wertiger Eindruck vermittelt wird, welcher durch Details wie abgerundete Ecken und Kanten sowie gefaste Metalltasten an den Seiten verstärkt wird.

Huawei-P20-P20Lite

Rein optisch ließe sich nur schwer sagen, bei welchem der beiden Geräte es sich um die abgespeckte Lite-Variante handelt (Auflösung: Rechts im Bild ist das P20 Lite zu sehen, auf weiteren Aufnahmen am blauen Gehäuse zu erkennen) 

Wie schon bei den Vorgängern, verzichtet Huawei auf einen physischen Home-Button, allerdings kommt bei P20 und P20 Pro an der gleichen Stelle unterhalb des Displays ein Fingerabdrucksensor zum Einsatz, der den gleichen Zweck erfüllen und optional auch zur Systemnavigation verwendet werden kann. Das P20 Lite trägt den Fingerabdrucksensor dagegen auf der Rückseite, wo er sich durch seine große, runde Form unter Umständen sogar besser ertasten lässt als die Lösung der großen Brüder. Deren Sensorfläche fällt zugunsten schlanker Displayränder noch schmaler aus, als etwa beim Huawei P10. Diese geringfügige Ungewöhnung wird im Gegenzug mit einem großen 5,8-Zoll-Bildschirm kompensiert, der sich dank „Notch“-Einkerbung über die bislang durch die Frontkamera vorgegebenen Grenzen hinweg setzt. Ob diese nun in den Bildschirm ragende, schwarze Selfiecam-Insel das Gerät nun schöner macht oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist, dass sie das Display deutlich eindrucksvoller wirken lassen, indem beispielsweise die Benachrichtigungsleiste auf einem selbstgewählten Bildschirmhintergrund dargestellt wird, ohne zu sehr ins Bild hinein zu ragen. Die Displays lösen jeweils in FullHD+ auf und bieten eine ordentliche Bildschirmhelligkeit. Nach unseren Messungen mit dem X-Rite i1Profiler ergaben sich für das Huawei P20 ein Durchschnittswert von rund 390 cd/m² und für das leicht hellere LTPS-TFT-Display des P20 Lite rund 410 cd/m². Beide Displays geben Inhalte sehr lebhaft und mit kräftiger Farbdarstellung wieder.

Huawei-P20 DisplayHuawei-P20Lite Display

Sowohl Standard-P20 (links) als auch P20 Lite (rechts) warten mit sehr hellen und durch die „Notch“-Kerbe am oberen Bildrand besonders groß wirkenden Full-HD+ TFT-Displays auf 

Weitere Unterschiede finden sich im Inneren der Smartphones, genauer gesagt bei den Grenzen von Akku und Speicherplatz: Dem P20 Lite geht mit dem etwas kleineren 3.000-mAh-Akku schneller die Puste aus, überraschenderweise verfügt das günstige Modell jedoch über ein QuickCharge-Netzteil, mit dem es selbige ähnlich schnell zurück erhält wie das P20 mit seinen 3.400 Milliamperestunden und Huawei SuperCharge Funktion. Ein microSD-Kartenfach ist nur im Lite-Modell vorzufinden, welches dafür keinen Dual-SIM-Slot und weniger Gerätespeicher bietet.

Huawei-P20 Rückseite Huawei-P20Lite Rückseite

Beide Geräte sind auf der Rückseite mit einer schicken Glasfläche versehen, beim P20 Lite (rechts) ist hier zudem der Fingerabdrucksensor eingelassen

Die Verarbeitung des P20 und P20 Lite ist ohne feststellbare Mängel gelungen, beide Geräte hinterlassen zudem dank Glasrückseite einen hochwertigen Eindruck. Diese bedeutet allerdings auch, dass die Smartphones der P20-Reihe sehr rutschig in der Hand liegen und gegebenenfalls eine zusätzliche Hülle mit weniger glatter Oberfläche gekauft werden sollte. Und wo schon von zusätzlicher Ausrüstung die Rede ist: Das Huawei P20 verzichtet ebenso wie die Pro-Version auf einen 3,5-mm-Klinkenanschluss für Kopfhörer, diese müssen über einen USB Typ-C Adapter angeschlossen werden. Wer also beim Laden des Smartphones Musik hören möchte, muss dies notgedrungen über eine Bluetooth-Lösung tun.

Technik & Benchmarks

Die Gründe für das Preisgefälle der drei P20-Modelle werden erst wirklich deutlich, wenn der Blick über die Hardwareausstattung wandert: Wo die Premium-Geräte P20 und P20 Pro jeweils einen schnellen HiSilicon Kirin 970 SoC spendiert bekommen, arbeitet im P20 Lite ein deutlich langsamerer Kirin 659. Der Arbeitsspeicher wird bei P20 und P20 Lite dafür gleichermaßen auf 4 Gigabyte heruntergeschraubt, wo die Pro-Version 6 GB erhält. Für jedes der P20-Geräten gibt es eine feste Konfiguration, so werden beide Premium-Modelle stets mit 128 GB internem Speicher ausgeliefert, während das P20 Lite 64 GB per microSD erweiterbaren Speicher zu bieten hat. Ladevorgänge und Dateiübertragungen werden bei jeder P20-Version über die USB Typ-C Schnittstelle bewältigt, allerdings kommt unter dem schicken Anschluss nur bei P20 und P20 Pro auch der schnelle USB 3.1 Standard zum Einsatz. Dementsprechend auffallend ist der Unterschied der Übertragungsgeschwindigkeiten: Das P20 Lite erreicht mit USB 2.0 nur etwa 26 MB/s beim Schreiben und 24 MB/s beim Lesen, während Daten mit rund 133 MB/s lesen und 51 MB/s schreiben zwischen P20 und einem verbundenen PC verschoben werden konnten. Auch läuft das P20 unter Android in der Version 8.0 mit Huaweis Benutzeroberfläche EMUI 8.0, P20 und P20 Pro verwenden hier Android 8.1 mit EMUI 8.1.

In den Benchmarks liefern sich die beiden Premium-Modelle aufgrund der baugleichen Kirin 970 Plattformen und Mali-G72 Grafikprozessoren knappe Kopf an Kopf Rennen, während die Lite-Version um Längen zurückgelassen wird und im Vergleich zu anderen Topmodellen unmissverständlich als Mittelklasse-Kandidat demaskiert wird. Bei aufwändigeren Anwendungen und Spielen kommt der Kirin 659 SoC stark ins Schwitzen, die Folge ist ein weniger flüssiges Spielerlebnis.

Kamera

Das große Aushängeschild der neuen Huawei-Smartphones ist seit dem Huawei P9 die zusammen mit dem renommierten deutschen Kamerahersteller Leica entwickelt wurde. Gerade das P20 Pro konnte mit seiner Triple-Kamera zusätzlich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, doch wie sieht es bei den unteren beiden Preisstufen der neuen Generation aus?

P20-BlumeLite-Blume

Links: P20 mit KI-Unterstützung; Rechts: P20 Lite

P20-GrünLite-Grün

Links: P20 mit KI-Unterstützung; Rechts: P20 Lite

Ein groß angekündigtes Feature der P20-Reihe ist die KI-Unterstützung, welche unter anderem bei der Farbdarstellung und Stabilisierung unserer Bilder helfen soll. Erfasst der Sensor im Bildausschnitt ein dominantes Motiv wie den Himmel, grüne Blätterdächer, bunte Blumen oder einen Sonnenaufgang, so wird das Bild dementsprechend angepasst und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Aus freier Hand werden spontane Schnappschüsse zu farbenprächtigen Bildern, die für jeden Instagram-Filter zu schade wären.

P20-Screen-Modi P20-Screen-trololo

Der Bildbeweis: Die schönsten Sonnenuntergänge gibt es immernoch in den Allround-PC Redaktionsräumen (Hinweis: Nach dem jüngsten Update wurde das Kamera-Interface ein wenig aufgeräumt und einem neuen Anstrich im Stil der Leica-Kameras unterzogen)

Wer bei künstlicher Intelligenz im Smartphone gleich an die Rebellion der Maschinen denkt, sei dennoch beruhigt: Das KI-Feature lies sich mit einer Hintergrundleuchte unseres Videostudios einen malerischen Sonnenuntergang vorgaukeln und konnte sich bei einem Bild mit prächtig-rosa Kirschblütenbaum, strahlend blauem Himmel und einem grünen Busch im Bildrand partout nicht für einen der möglichen Bildmodi entscheiden. Ärgerlich ist zuweilen auch, dass sich der Modus in solchen Fällen nicht manuell auswählen lässt.

P20-1x P20-2x

Links: P20 einfacher Zoom; Rechts: P20 zweifacher Zoom aus gleicher Entfernung (jeweils im "Blauer Himmer"-Modus)

P20-Blende-2xLite-Blende

Links: P20 Blenden-Modus mit zweifach Zoom; Rechts: P20 Lite Blenden-Modus ohne Zoom

Auch lassen sich mit der 2x Hybrid-Zoom des Standard-P20 auf Knopfdruck entfernte Motive nah heranholen, ohne durch den Zoom Bildqualität einzubüßen. Diese Zoom-Funktion funktioniert auch im Blende-Modus, mit dem sich schicke Unschärfe-Effekte erzeugen lassen (Bokeh). Den Blenden-Modus bietet auch das P20 Lite, allerdings ohne Zoom und weniger präziser Bildverarbeitung mit teilweise unverschwommenen Bereichen im Hintergrund.

P20-NachtmodusLite-Nacht-aufgelegt

Links: P20 mit KI-unterstütztem Nachtmodus aus freier Hand, Rechts: P20 Lite auf Geländer aufgelegt im Nachtmodus

Der wahre Star der Leica-Kamera des P20 ist der Nachtmodus: Mit KI-unterstützter Bildstabilisierung sind die Tage vorbei, zu denen noch ein Stativ für Nachtaufnahmen mitgenommen, oder das Smartphone quälend lange auf einer stabilen Unterlage platziert werden musste. Anstelle das Gerät dutzende Sekunden lang ruhig halten zu müssen, reichen nun wenige Sekunden aus, um ein verhältnismäßig scharfes und gut beleuchtetes Ergebnis zu erhalten.

 

Fazit

Die Standard-Variante des Huawei P20 muss sich nicht vor dem High-End Pro-Modell verstecken - zumindest was Leistung und Displayqualität angeht. Die Kamera des P20 kann ebenfalls annähernd mit den beeindruckenden Ergebnissen des P20 Pro mithalten, wenn auch mit geringerer Auflösung und weniger Zoom-Stufen. Die Kamera des P20 Lite muss mehr als nur den Leica-Schriftzug zuhause lassen, liefert aber noch gute Ergebnisse, die sich im Mittelklasse-Segment durchaus sehen lassen können. Die Akkuleistung nimmt von P20 Pro über P20 bis hin zu P20 Lite stufenweise ab, am unteren Treppenabsatz fällt sogar das Quick-Charge-Feature weg. Im direkten Vergleich mit den Premium-Modellen zieht die Lite-Version deutlich den Kürzeren, allerdings ist dieser Vergleich auch nur dem Namen nach angebracht. In der Mittelklasse kann das Huawei P20 Lite mit einem schicken Design samt Glasrückseite und Fingerabdrucksensor sowie einem großen, hochauflösenden und hellen Display punkten und bietet für seinen Preis ein üppiges Funktionsaufgebot.

award_empfehlung_HuaweiP20

Huawei P20 Lite

Pro Contra
  • Preis
  • nur USB 2.0
  • helles, farbenfrohes Display
 
  •  USB Typ C
 
  •  für Mittelklasse gute Kamera
 
  • schnelles Laden mit QuickCharge-Netzteil
 

Huawei P20

Pro Contra
  • Kamera (Zoom, Nachtaufnahmen, Farben)
  • kein 3,5-mm-Klinkenanschluss
  •  USB 3.0 Typ C
 
  •  Dolby Atmos
 
  •  Quick Charging
 
  • Schneller Fingerprintsensor
 

Mit * markierte Links sind Affiliate-Links. Mit dem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Verkaufsprovision, ohne dass du mehr bezahlst.

Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

^