Litauen: Regierung rät von Xiaomi Smartphones ab (Update)

Politische Begriffe sollen zensiert werden
China gerät immer wieder in die Schlagzeilen wenn es um die Zensur politisch unliebsamer Botschaften geht. Jetzt meldet sich sogar die Regierung Litauens zu Wort, die von Smartphones aus China kategorisch abrät und sogar zum Wegwerfen auffordert. Dabei wird einem Hersteller besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Update vom 27. September 2021:

Xiaomi hat sich wenige Tage nach den ersten Meldungen im Datenschutz-Skandal mit einem umfangreicheren Statement zu Wort gemeldet und geht dabei auf zwei konkrete Punkte der Vorwürfe ein: die „angebliche Zensur“ sowie die „unangemessene Datenverarbeitung“. Dabei bekräftigt man die Aussage, keinerlei Kommunikation zu beschränken. In dem Bericht gehe es auch darum, dass Xiaomi eine Werbemanagement-Software einsetze, „die nur begrenzt in der Lage ist, bezahlte und Push-Werbung zu verwalten, die über Xiaomi-Apps wie Mi Video und Mi Browser an die Geräte gesendet wird.“

Dadurch könne man Nutzer vor anstößigen Inhalten wie Pornografie, Gewalt, Hassbotschaften und Beleidigungen schützen. „Diese Praxis ist in der Smartphone- und Internetbranche weltweit üblich„, so weiter im Statement, wobei man auf die Richtlinien von Facebook und Google verweist. Generell begrüße man aber den Austausch mit Nutzern, Behörden und allen anderen. Der chinesische Tech-Konzern kritisiert schließlich wortreich die falsche Darstellung der Datenverarbeitung und unterstreicht nochmal, sich an alle geltenden Regeln zu halten.

Update vom 25. September 2021:

Nachdem die litauische Regierung die Aufmerksamkeit auf chinesische Smartphones wie die des Herstellers Xiaomi gelenkt hatte, hat sich auch das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, dem Thema angenommen. Der Report, der konkret das Huawei P40 5G, das OnePlus 8T 5G und das Xiaomi Mi 10T 5G unter die Lupe genommen hatte, liegt dem BSI seit Mittwoch vor. Jetzt wurden eigene Untersuchungen eingeleitet – mehr ist bislang jedoch nicht bekannt.

Ursprünglicher Artikel vom 23. September 2021:

Das litauische Verteidigungsministerium hat die Bürger dazu aufgerufen, nicht nur keine Smartphones chinesischer Hersteller mehr zu kaufen – sondern sie gar wegzuwerfen. Einem Bericht nach sei festgestellt worden, dass Smartphones beispielsweise von Xiaomi über die Fähigkeit verfügen, bestimmte Begriffe auszublenden. Dazu gehörten vor allem politische Aussagen wie „Free Tibet“, „Es lebe die Unabhängigkeit Taiwans“ oder „Demokratiebewegung“.

Xiaomi-Smartphone soll politische Begriffe zensieren

Das Nationale Zentrum für Cybersicherheit des Verteidigungsministeriums in Litauen räumte ein, dass diese Technologie im Xiaomi Mi 10T innerhalb der EU zwar ausgeschaltet sei, sie jedoch jederzeit aktiviert werden könne.  „Unsere Empfehlung ist, keine neuen chinesischen Telefone zu kaufen und die bereits gekauften so schnell wie möglich loszuwerden“, so der stellvertretende Verteidigungsminister Margiris Abukevicius.

So reagiert Xiaomi auf die Vorwürfe

Ein Sprecher aus dem Xiaomi-Headquarter stritt derlei Zensuraktivitäten ab und verwies auf die Erfüllung der europäischen Datenschutzverordnung:

Die Geräte von Xiaomi zensieren keine Kommunikation mit oder von ihren Nutzern. Xiaomi hat und wird niemals persönliche Aktivitäten seiner Smartphone-Nutzer einschränken oder unterbinden, wie z. B. das Suchen, Anrufen, Surfen im Internet oder die Verwendung von Drittanbieter-Kommunikationssoftware. Xiaomi respektiert und schützt die gesetzlichen Rechte seiner Nutzer in vollem Umfang. Xiaomi erfüllt die Allgemeine Datenschutzverordnung der Europäischen Union (GDPR).

Litauen: Beziehungen zu China angespannt

Zur Einordnung ist wichtig zu wissen, dass die Beziehungen zwischen Litauen und China angespannt sind. Zuletzt wurden sogar der Abzug von Botschaftern aus Peking gefordert und chinesische aus Vilnius abberufen, nachdem Litauen anscheinend die Unabhängigkeit von Taiwan anerkannte.

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Beitrag erstmals veröffentlicht am 23.09.2021

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Quellen:
Jonathan Kemper

... ist fertig studierter Technikjournalist und Techblogger seit rund einem Jahrzehnt.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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