Anker Solix RS40P im Test: Ein Balkonkraftwerk für die Masse?

Plug-in PV-Anlage mit Montagehalterung
Anker Solix Balkonkraftwerk

Im letzten Jahr gab es bei vielen wohl ein größeres Umdenken beim Thema Energieversorgung. Besonders die steigenden Stromkosten sorgten dafür, dass Dutzende nach Möglichkeiten gesucht haben, den eigenen Stromverbrauch zu senken. Aus dieser Krise gingen vor allem Balkonkraftwerke als Sieger hervor, denn die Solarmodule sind vergleichsweise unkompliziert zu installieren und bis zu einer gewissen Größe genehmigungsfrei. Wir haben uns daher mit dem Anker Solix RS40P eine Variante näher angesehen.

Anker bietet seit Kurzem mit den Solix-Balkonkraftwerken eigene Sets an. Diese bestehen aus zwei Paneelen, einem Schuko-Verbindungskabel sowie aus einem Mikrowechselrichter. Zusätzlich werden Bundles angeboten, bei denen eine Montagehalterung bereits mitgeliefert wird. Andernfalls muss diese dazu gekauft werden.

Im Folgenden wollen wir uns das Solix RS40P Balkonkraftwerk genauer anschauen, bei dem es sich um das Topmodell mit 440 Wp pro Panel handelt. Somit wird eine theoretische Gesamtleistung von 880 Wp erreicht. Auf die rechtliche Situation sowie auf etwaige Anmeldeprozesse wird nicht eingegangen.

Anker Solix VariantePremium Doppelset mit HalterungPremium DoppelsetBasic Doppelset mit HalterungBasic Doppelset
SolarmodulAnker Solix RS40PAnker Solix RS40PAnker Solix RS40Anker Solix RS40
PV-TechnolgieIBCIBCPERCPERC
Optikschwarz, glattschwarz, glattSilbergitterSilbergitter
Leistung 2x 440 Watt2x 440 Watt2x 415 Watt2x 415 Watt
Effizienz25 %25 %21,3 %21,3 %
Maße Solarmodul1706 x 1134 x 35 mm1706 x 1134 x 35 mm1722 x 1134 x 30 mm1722 x 1134 x 30 mm
Gewicht Solarmodul22 kg22 kg20,5 kg20,5 kg
Mikro-WechselrichterSolix MI80 (600/ 800 W)Solix MI80 (600/ 800 W)Solix MI80 (600/ 800 W)Solix MI80 (600/ 800 W)
MontagehalterungJaNeinJaNein
Herstellergarantie15 Jahre15 Jahre15 Jahre15 Jahre
Preis1.389 Euro1.199 Euro989 Euro799 Euro

Aktuell werden für das Solix-System mit zwei RS40-Modulen rund 799 Euro fällig, das von uns getestete Set mit zwei RS40P-Paneelen und Montagehalterung schlägt mit 1.199 Euro zu Buche. Ähnliche Balkonkraftwerke werden bereits deutlich günstiger angeboten, teilweise zur Hälfte des Solix-Preises. Aktuell sind entsprechende Systeme außerdem von der Mehrwertsteuer befreit.

Design: Premium-Module mit schwarzer Optik

Das Solix RS40P „Premium-Modul“ gehört zu den schlichteren Modulen auf dem Markt, wenngleich die moderne Optik vergleichsweise schick wirkt. Die Oberfläche ist prinzipiell vollständig in Schwarz gehalten, wobei auch der Rahmen entsprechend lackiert ist. Besonders im Vergleich zu den günstigeren Solix RS40 mit Silbergitter wirkt die Optik deutlich harmonischer, was vor allem an der einheitlichen Farbgebung liegt. Entsprechend fügen sich die Module deutlich besser in ihre Umgebung ein.

Allerdings sind uns einige Schönheitsfehler aufgefallen, die bei einem solch teuren System nicht auftreten dürfen. Davon betroffen ist in erster Linie der Rahmen, der an einzelnen Stellen nicht sauber verklebt ist. Scheinbar wurde zu viel Klebstoff genutzt, der durch den Anpressdruck herausquillt. Des Weiteren fiel auf, dass die Oberfläche an einigen Stellen bläuliche Flecken aufweist. Letzteres stört zumindest nicht weiter, da dies nur bei genauer Betrachtung auffällt.

Technik: Beschränkungen durch den Wechselrichter

Deutlich interessanter als das Design ist die Technik, die hier zum Einsatz kommt. Anker setzt beim RS40P auf 108 sogenannte N-Type-Zellen, die einen Effizienzgrad von 25 Prozent aufweisen. Unter Idealbedingungen kann das Panel bis zu 440 Watt Strom produzieren, womit im Bundle rechnerisch 880 Watt möglich sind. Die Betriebstemperatur wird außerdem mit -40 °C bis +80 °C angeben, womit das Panel in jeder Wettersituation einsatzfähig ist.

Bilder: Anker

Abgerundet wird das Solix Kraftwerk durch einen Mikrowechselrichter, an dem sich zwei MPPT-Eingänge befinden. Dadurch können die Paneele einzeln vom Leistungsregler getrackt werden, wodurch keine direkte Parallelschaltung notwendig ist. Der Anker MI60 ist mit 600 Watt spezifiziert, womit das in Deutschland geltende Limit ausgereizt wird. Die höhere Leistung der Solarmodule ist trotz allem sinnvoll, da in den Morgen- und Abendstunden mehr Energie erzeugt werden kann. Beim MI60 handelt es sich im Übrigen um einen netzgekoppelten Wechselrichter, ein Inselbetrieb ist hiermit nicht möglich.

Inzwischen bietet Anker das Solix-Balkonkraftwerk mit einem 800-Watt-Wechselrichter an, der in Deutschland jedoch weiterhin auf 600 Watt limitiert ist. Die volle Leistung wird zukünftig per OTA-Update freigeschaltet, sobald die rechtliche Situation in Deutschland angepasst wurde. Das bisherige 600-Watt-Modell kann nicht nachgerüstet werden, der Hersteller plant an dieser Stelle aber eine Austauschaktion.

Anker gibt den MPPT-Bereich des IP67-zertifizierten Mikroinverters mit 22 bis 55 Volt an, wohingegen die maximale Eingangsstromstärke 2 x 12 A beträgt. Die notwendige Einschaltspannung, die von den Modulen erzeugt werden muss, beträgt 24 Volt. Das Ganze ist WiFi fähig, das heißt die Anker App kommuniziert über die Anker-Cloud mit dem Solix-System.

Installation: Auf dem Boden oder am Geländer

Bei der Montage stellt sich zunächst die Frage, welche Aufbauart verwendet werden soll. Das Minikraftwerk kann entweder geneigt oder flach am Balkongeländer befestigt werden, alternativ ist auch der autarke Aufbau möglich. Die meisten werden wohl die Installation am Geländer bevorzugen, da ansonsten vergleichsweise viel Platz benötigt wird.

Bild: Anker

Falls das Solix auf ebendiese Art montiert wird, gibt es einige Dinge zu beachten. Bei einer geneigten Installation muss unbedingt der Abstand zum Geländer berücksichtigt werden. In den meisten Fällen wird das Panel deutlich über den Balkon herausragen, was zumindest bei einer Mietwohnung zu Problemen führen könnte. Gegebenenfalls kann der Vermieter oder die Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) den Rückbau einer solchen Anlage einfordern, falls vorher nicht um Erlaubnis gefragt wurde.

Carport statt Balkon

Wir haben uns aufgrund der gegebenen Verhältnisse dazu entschieden, das Balkonkraftwerk auf dem Dach eines Carports zu errichten. Zunächst muss das Panel vorsichtig auf die Vorderseite gelegt werden, da sich alle notwendigen Bohrungen an der Rückseite befinden. Dort wird die Unterkonstruktion aus Metall befestigt, an denen zuvor die Klemmen angebracht worden sind. Letztere bieten zusätzlichen Halt und sollen gegen ein Herabstürzen schützen. Nachfolgend wird das restliche Gerüst angebracht, das über Neigungswinkeln verfügt. Beim Aufbau kann man sich zwischen einer 30, 35 oder 45 Grad steilen Neigung entscheiden. Optimal ist in der Regel ein Winkel zwischen 30 und 40 Grad. Die entsprechenden Bohrungen sind klar markiert.

Im Wesentlichen werden alle Komponenten mithilfe von M6-Schrauben miteinander verbunden, wobei die entsprechenden Bohrlöcher passgenau ausfallen. Insgesamt wirkt die Konstruktion sehr robust und stabil, wodurch auch stärkere Windböen kein Problem darstellen sollten. Anker spricht hier etwa von stärkeren Sturmböen bis Windstärke 8. Eine zusätzliche Beschwerung, z.B. mit Sandsäcken, ist allerdings empfehlenswert, falls das Solix nicht im Boden verankert wird.

Im Team lässt es sich besser bauen

Sobald die eigentliche Konstruktion steht, wird es Zeit den Wechselrichter mithilfe der mitgelieferten QC4-Verlängerungskabel mit den Solarmodulen zu verbinden. Passendes Werkzeug, um die Kabel wieder zu lösen, liefert der Hersteller leider nicht mit. Der Mikroinverter wird anschließend an einem der Unterkonstruktion mit vier Schrauben befestigt. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der MI60 leicht verdeckt montiert wird, sodass dieser keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Andernfalls kann es dazu kommen, dass die Leistung gedrosselt wird.

Insgesamt wirkt der Aufbau nicht allzu kompliziert und durch die Anleitung gut beschrieben. Dabei helfen die bildhaften Beschreibungen, teilweise könnten die Darstellungen aber detaillierter ausfallen. Ein Vorteil des Sets mit Montagehalterung im Vergleich zu anderen Modellen ist, dass alle benötigten Teile sowie passende Schrauben und Halterungen enthalten sind. In allen Fällen empfiehlt es sich, das Kleinstkraftwerk zu zweit oder dritt aufzubauen. Besonders das Anheben des 22 kg schweren und 1.706 x 1.134 x 35 mm großen Solarpanels würde sich im Alleingang als Herausforderung herausstellen.

Anker App – die Einrichtung könnte besser laufen

Die wohl größte Schwäche des Solix-Systems befindet sich auf der Software-Seite. Bevor das Balkonkraftwerk erstmalig in Betrieb gehen kann, muss es mit der Anker App verbunden werden. Leider gestaltete sich der Prozess eher langwierig, denn wir sind hierbei auf einige Tücken gestoßen. Zunächst muss der Mikrowechselrichter manuell hinzugefügt werden, eine automatische Suche wie bei anderen Anker-Geräten ist nicht möglich. Hierfür muss der Punkt „PV-Balkon-Solaranlage“ ausgewählt werden, nachfolgend wird der entsprechende Mikroinverter angezeigt. Schließlich wird das Smartphone mit dem MI60 verbunden, wobei hierfür das Standardpasswort 12345678 eingegeben werden muss.

Erfahrungsgemäß kann das Ganze einige Zeit in Anspruch nehmen. Wir haben einige Anläufe benötigt, bis das WiFi-Netz gefunden wurde. Dabei ist es außerdem von Vorteil, möglichst nah am Wechselrichter zu sein. Zudem ist uns nicht klar, weshalb man zunächst 90 Sekunden warten muss, bevor dieser Schritt abgeschlossen werden kann.

Sobald die Verbindung erfolgreich hergestellt wurde, gelangt man zum nächsten Schritt. Hier wird der User aufgefordert, den Wechselrichter mit dem Stromnetz zu verbinden. Daneben wird eine Checkliste angezeigt, deren drei Punkte man bestätigen muss, bevor der Einrichtungsprozess fortgesetzt wird. Anschließend wird das System mit dem heimischen WLAN-Netz verbunden.

Zugriff auf Leistungsdaten

Nachdem der Einrichtungsprozess erfolgreich abgeschlossen wurde, kann das System in Betrieb gehen. Innerhalb der App lassen sich allerlei Informationen abrufen, darunter die aktuelle Leistung des Balkonkraftwerks. Daneben ist es auch möglich, die Daten einer Woche, eines Monats oder eines ganzen Jahres auszulesen. Die Darstellung der Statistiken erfolgt jeweils als Diagramm.

Auf Wunsch kann der eigene Strompreis angegeben werden, damit die App die effektive Ersparnis ausrechnen kann. Die Berechnung fällt relativ simpel aus, der angegeben Preis wird mit jeder produzierten kWh verrechnet. Zusätzlich wird über die CO₂-Einsparungen informiert. Auch werden Firmware-Updates für den Wechselrichter über die App bereitgestellt.

Praxistest: Bis zu 3,9 kWh im Mai

Das Anker Solix Balkonkraftwerk durfte innerhalb des Monats Mai zeigen, was es auf dem Kasten hat. Besonders die sonnigen Tage gegen Ende des Monats überschlugen sich mit neuen Bestwerten. Am 7. Juni konnten wir mit 3,9 kWh den bisher höchsten Wert messen. Über den gesamten Testzeitraum hinweg konnten wir ordentliche 70,02 kWh Strom erzeugen. In der Spitze lieferte das Solarkraftwerk 645 Watt, womit die angegebene Leistung leicht überschritten wurde.

Die Tagesleistung ist natürlich von der jeweiligen Wettersituation abhängig. An eher bewölkten Tagen fällt die Leistung teils drastisch ab, wir konnten etwa am 24. Mai eine Reduktion auf 1,74 kWh messen. Bei Teilbeschattung wurden immerhin rund 2,33 kWh erzeugt.

Anker Solix Premium Balkonkraftwerk
Bild: Anker

Zeitweise wurde mehr Energie produziert, als benötigt wurde. Der Strom wird in diesem Fall unvergütet in das öffentliche Netz eingespeist, falls kein Zwischenspeicher vorhanden ist. Kürzlich hat Anker mit dem Solix F1200 einen passenden Energiespeicher für das Solix vorgestellt, welcher bis zu 1.229 Wh speichern kann. Daneben erscheint 2024 ein Solix All-in-One-Heimspeicher mit einer Kapazität von bis zu 180 kWh. Wer etwa eine Powerstation von Anker (Test: Anker 767 Powerhouse) besitzt, kann diese ebenfalls mit dem überschüssigen Solarstrom aufladen. Während unseres Testzeitraums kam es nicht dazu, dass sich der Wechselrichter drosseln musste.

Fazit

Zugegeben handelt es sich beim Anker Solix um ein relativ teures Balkonkraftwerk. Immerhin werden für die Premiumversion mit RS40P-Modulen samt Montagehalterung stolze 1.389 Euro fällig, während die einzelnen Paneele mit 799 Euro zu Buche schlagen. Dafür erhält man allerdings ein absolutes Rundum-Sorglos-Paket, bei dem jegliche benötigten Teile vorhanden sind. Auch sind alle Komponenten aufeinander abgestimmt, sodass man sich über mögliche Kompatibilitätsprobleme keine Gedanken machen muss. Käufer*innen müssen sich im Vorfeld nicht mit etwaigen Spezifikationen, Anschlüssen oder Leistungen auseinandersetzen, wie es bei den meisten Eigenbauten der Fall ist.

Auch hinsichtlich der erbrachten Leistung, Optik und Verarbeitung handelt es sich um ein empfehlenswertes Gesamtpaket. Lediglich die App-Einrichtung sollte nochmals optimiert werden, sodass selbige einsteigerfreundlicher wird. Abseits davon ermöglicht das Solix Balkonkraftwerk die Stromproduktion in Eigenregie, wovon auch die Stromrechnung am Ende des Monats profitiert. Durch die Netzabhängigkeit ist hiermit jedoch keine unabhängige Versorgung realisierbar. In einigen Bundesländern kann das Kraftwerk mit bis zu 750 Euro gefördert werden, wodurch sich das System nochmals schneller amortisiert.

Wer noch etwas sparen möchte, erhält mit dem RS40-Set ein günstigeres Bundle mit leicht abgespeckten Modulen. Hierbei handelt es sich um Paneele mit Silbergitter und einer Leistung von jeweils 415 Watt. Das Set gibt es ab 989 Euro (hier kaufen), womit es nochmals konkurrenzfähiger ist als das von uns getestete Set.

Update [03.07.2023]: Noch für kurze Zeit um 10 % reduziert

Aktuell lohnt es sich schnell zu sein, denn Anker bietet das Solix Balkonkraftwerk mit dem überarbeiteten Wechselrichter derzeit reduziert an. Alle erhältlichen Version sind aktuell rund 10 Prozent günstiger zu haben, wobei hierfür an der Kasse der Rabattcode „WS24AD10“ eingelöst werden muss.

Auch das von uns getestet Modell mit 600 Watt Wechselrichter ist reduziert und das um satte 25 %. Somit ist es schon für 1.040 Euro (Code: WS24PD25) zu haben. Das Basic-Set mit Halterung ist wiederum für 692 Euro zu haben (Code: WS24PD25).

Gadgets
Allround-PC.com Award
06/2023
Anker Solix Balkonkraftwerk
Empfehlung

Pro

  • hohe Leistung
  • moderne Optik
  • unkomplizierter Aufbau
  • Plug & Play
  • flexible Aufbaumöglichkeiten
  • App-Überwachung

Contra

  • vergleichsweise hoher Preis
  • App-Einrichtung
  • kleinere Schönheitsfehler

Beitrag erstmals veröffentlicht am 24.06.2023

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Arian Krasniqi Profilbild Arian Krasniqi

…ist seit 2021 Teil des Teams und befasst sich vor allem mit Hardware-Komponenten sowie mit weiteren technischen Neuheiten. Auch aktuelle Spiele auf PC und Konsole gehören zu seiner Leidenschaft.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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