be quiet! Dark Base Pro 901 im Test: High-End-Case mit zwei Gesichtern

Eine „Eierlegende Wollmilchsau“?

Inzwischen sind fünf Jahre vergangen, seitdem be quiet das letzte High-End-Case auf den Markt gebracht hat. Doch nun will das deutsche Unternehmen wieder richtig durchstarten und hat zur Computex 2023 einige Gehäuse-Neuheiten vorgestellt. Als neues Flaggschiff geht dabei das Dark Base Pro 901 an den Start, welches auf den Stärken des Vorgängers aufbaut und ein paar feine Upgrades erhält. Wir haben den Big-Tower für euch getestet.

Be quiet vermarktet das Gehäuse sehr ambitioniert, denn das Dark Base Pro 901 soll sich für „alle Anwendungen“ eignen und dabei äußerst flexibel nutzen lassen. Entsprechend versucht das neue Modell nicht eine, sondern mehrere Zielgruppen anzusprechen. Möglich wird dies durch das beiliegende Zubehörpaket, mit dem das Gehäuse in einen unhörbaren Silent-Traum oder zur luftigen Airflow-Maschine umfunktioniert werden kann – doch dazu gleich mehr Details.

Diese Vielseitigkeit lässt sich be quiet allerdings gut bezahlen, denn aktuell werden für das Gehäuse stolze 299 Euro (UVP: 319 Euro) fällig (Zum Vergleich: Der Vorgänger ging damals für 269 Euro UVP an den Start). Euch steht dabei jedoch nur ein schwarzes Modell zur Auswahl, eine weiße Variante wurde nicht enthüllt – und ist wohl aktuell auch (noch) nicht in Planung. Wer ein weißes Gehäuse bevorzugt, sollte sich das neue Dark Base 701 oder die neue Shadow Base 800 Serie ansehen.

Doch handelt es sich beim neuen 901er wirklich um eine „Eierlegende Wollmilchsau“? Im Folgenden wollen wir uns das Case genauer anschauen und unsere Eindrücke mit euch teilen.

Design: Ein Gehäuse, zwei Gesichter

Im Vergleich zum Dark Base Pro 900 (rev.2) wirkt das be quiet Dark Base Pro 901 deutlich erwachsener. Im Kern orientiert sich be quiet weiterhin am altbekannten Design, einige Aspekte wurden aber deutlich überarbeitet. Vor allem die Farbgebung fällt nun deutlich dezenter aus, da die markanten orangen Zierelemente wegfallen. Stattdessen zieht sich ein RGB-Streifen am Gehäuse entlang, dessen Beleuchtung direkt am I/O-Panel gesteuert werden kann.

Klassische Tasten gibt es an dieser Stelle nicht, stattdessen setzt der Hersteller auf eine Touch-sensitive Steuerung. Lediglich beim Power-Button handelt es sich um einen physischen Taster. Darüber hinaus stehen euch in der Front zwei Klinkenanschlüsse, 3x USB-A-Ports und ein USB-Typ-C zur Verfügung.

Silent oder Airflow: Ihr entscheidet!

Das 275 x 569 x 604 mm (B x H x T) große Gehäuse wirkt durch seinen Stahlkorpus im Inneren sehr robust. Front und Deckel bestehen zwar aus Kunststoff, erhalten jedoch Abdeckungen aus gebürstetem Aluminium. Ein Glasseitenteil ermöglicht zudem den Blick ins Innere. Insgesamt wirkt das Case sehr schick und zugleich zurückhaltend. Auch wenn sich Geschmäcker unterscheiden, finden wir, dass be quiet eine gute Balance gefunden hat.

Wie das Gehäuse schlussendlich aussieht, kommt ganz auf die eigenen Bedürfnisse an. Ausgeliefert wird das Dark Base Pro 901 in der Silent-Konfiguration. Für mehr Airflow ist im Lieferumfang ein passendes Frontelement mit Meshgitter enthalten. Ihr könnt also entscheiden: Wollt ihr ein vollständig gedämmtes, absolut leises Silent-Setup oder doch eher einen hohen Airflow für maximale Kühlperformance – beides ist möglich und lässt sich flexibel umsetzen, so wie ihr es wollt.

Wireless Charging Pad

Wie auch schon beim Vorgänger verbaut be quiet ein Wireless Charging Pad auf der Oberseite, direkt hinter dem Frontpanel. Die Ladefläche fällt vergleichsweise großzügig aus und lädt euer Smartphone nun mit bis zu 15 Watt per Qi-Ladestandard. Ein Samsung Galaxy S23 Ultra (Test) lädt somit innerhalb von knapp zwei Stunden wieder vollständig auf. Versorgt wird das Ladepad intern über einen SATA-Stromanschluss.

Leider besteht das Charging Pad vollständig aus Kunststoff und ist daher nicht wirklich rutschfest. An dieser Stelle wäre eine gummierte Oberfläche sinnvoll gewesen, damit das Handy beim Laden nicht wegrutschen kann. Allgemein wirkt der verwendete Kunststoff weniger wertig und lässt sich mit wenig Kraftaufwand eindrücken.

Die Verarbeitung ist dennoch auf einem sehr hohen Niveau. Spaltmaße passen, der Lack ist ordentlich aufgebracht und sowohl Metall- als auch Kunststoffelemente besitzen keine scharfen Kanten. Hier hat be quiet wirklich eine erstklassige Arbeit abgeliefert.

Innenraum: Platz genug

Platzmangel ist beim be quiet Dark Base Pro 901 ein Fremdwort – immerhin kommt der Innenraum auf ein Gesamtvolumen von fast 83 Litern. Entsprechend lassen sich hier auch äußerst große Komponenten ohne größere Einschränkungen verbauen. Mainboards dürfen maximal dem E-ATX-Standard entsprechen, während Grafikkarten bis zu 495 mm lang sein können. Damit passen sogar die aktuell größten GPUs locker in den Big-Tower. Eine Einschränkung gibt es allerdings: Sobald ihr eine Festplatte in einem der seitlichen Montageplätze auf Höhe der GPU installiert, reduziert sich die maximale Länge auf 350 mm.

Wer möchte, kann das Gehäuse übrigens auch invertiert aufbauen. Das bietet sich beispielsweise dann an, wenn ihr den Rechner links von euch platzieren und durch das Glasseitenteil einen Blick ins Innere werfen wollt.

Zahlen & Fakten

Zwischen dem Mainboard-Tray und der Rückwand stehen etwa 28 mm zur Verfügung – genug Platz, um mehrere Kabelstränge übereinander zu verlegen. Dazu gibt es einen seitlich eingefassten Kabelkanal mitsamt Klettbändern, in dem Kabel gebündelt werden können. Das sorgt am Ende für ein sehr cleanes und aufgeräumtes Kabelmanagement.

Für Speicherlaufwerke stehen in der Theorie massig Einbauplätze zur Verfügung. Im Auslieferungszustand können bis zu zwei 2,5″-SSDs und zwei 3,5″-HDDs gleichzeitig verbaut werden. Dabei erfolgt die Montage der 3,5″-Festplatten werkzeuglos über kleine Pins, die per Hand in die SSD verschraubt werden können. Mit optionalem Zubehör können sogar bis zu 14x 2,5″-Platten im Gehäuse untergebracht werden. Die entsprechenden Montageplätze befinden sich neben dem Mainboard und sind standardmäßig durch Kunststoffabdeckung bedeckt. Im be quiet Zubehörshop bekommt ihr bei Bedarf die zusätzlichen Halterungen.

Eine wortwörtlich versteckte Besonderheit gibt es noch: Das Case verfügt über einen 5,25“-Einbauplatz im unteren Bereich der Front. Hinter der Klappe könnt ihr dann beispielsweise ein optisches DVD- oder Blu-Ray-Laufwerk verbauen. Alternativ lässt sich dort natürlich auch einen Ausgleichsbehälter für eine Wasserkühlung oder ein zusätzliches Frontpanel mit weiteren Anschlüssen unterbringen. Im Zweifelsfall lassen sich aber auch Gummibärchen verstecken, um beim Zocken einen kleinen Sicherheits-Snack zu haben. Der Einbauschacht wird durch eine Abdeckung versteckt.

Kühlung

Out-of-the-box sind im be quiet Dark Base Pro 901 drei angepasste Silent Wings 4 PWM-Lüfter (Ersteindruck) im 140-mm-Format mit bis zu 1.900 Umdrehungen die Minute verbaut. Damit drehen die Lüfter rund 800 RPM schneller als die Standardausführung, was dem Niveau der High-Speed-Ausführung entspricht. Zwei der Lüfter befinden sich in der Front, während ein einzelner im Heck sitzt.

Zusätzlich können acht weitere Lüfter im Deckel und der Seite verbaut werden, um den Airflow zu verbessern. Für einen sauberen Innenraum sorgen dann Staubfilter an Front, Deckel und Boden. Das Trio lässt sich jederzeit werkzeuglos zur Reinigung entfernen

Kühlungsoptionen

Damit steht euch auch mehr als genug Platz zur Verfügung, um eine üppige Custom-Wasserkühlung zu realisieren. Sowohl im Deckel als auch neben dem Mainboard können Wärmetauscher mit einer Größe von 360 mm montiert werden, während die Front sogar 420-mm-Radiatoren unterstützt. Bedenkt aber: Es gibt keine vorgebohrten Montagelöcher für große Ausgleichsbehälter.

Hardware-Installation

Für den Praxistest haben wir unser aktuelles Gehäuse-Testsystem in das be quiet Dark Base Pro 901 eingebaut, welches auf dem AMD Ryzen 7 5800X basiert. Kombiniert wird der Prozessor mit einem MSI MEG X570S Ace Max und einem Arctic Freezer A35 ARGB (Test). Dazu gesellt sich eine MSI RTX 3080 Gaming X Trio sowie 16 GB Patriot Viper RGB DDR4-4133 Arbeitsspeicher.

Der Einbau der Hardware verlief ausgesprochen einfach. Vor allem bietet das Case mehrere Wege, um das Mainboard zu verbauen. Einerseits kann die Platine klassisch eingesetzt und anschließend verschraubt werden. Alternativ kann der Mainboard-Tray entnommen werden, um die Montage zu erleichtern. Theoretisch könnte der Mainboardträger in diesem Zustand ebenso als Bench-Table genutzt werden. Um das Ganze zu entfernen, müssen nur vier Schrauben gelöst werden.

Beim Netzteil gibt es ebenfalls zwei Einbaumethoden. Man kann es seitlich oder von hinten in das Gehäuse hineinschieben. Die letzte Methode fällt dabei deutlich komfortabler aus. In beiden Fällen ruht das Netzteil auf vier Gummifüßen. Daneben bietet das Case ausreichend Platz, um Kabelstränge sorgfältig zu verstauen. Auf gummierte Kabeldurchführungen verzichtet der Hersteller leider, dafür werden alle Kabel durch ein Cover versteckt.

Lüfterhalterung mit Pogo-Pins

Eine sinnvolle (und wohl bisher einzigartige) Neuerung zeigt sich bei den beiden Lüfterhalterungen für Deckel und Front. Hier hat be quiet jedem Bracket einen kleinen Lüfter-Hub spendiert, an denen ihr jeweils bis zu drei Lüfter anschließen könnt. Das bedeutet: Ihr nehmt die Halterungen heraus, installiert die Lüfter (ggf. mit Radiator) und schließt diese direkt am kleinen Lüfter-Hub an. Erst beim Einsetzen in das Gehäuse bekommen die Lüfter dann Strom und starten. Das sorgt für eine deutlich komfortablere Installation sowie ein noch cleaneres Kabelmanagement.

Sehr praktisch ist übrigens die kleine Zubehörbox, in der ihr alle mitgelieferten Schrauben ordentlich trennen und aufbewahren könnt. Das restliche Zubehör, z.B. die weiteren Anbauteile, könnt ihr dann einfach im großen Karton verstauen.

Temperaturen & Laustärke

Da das Gehäuse mehrere Nutzungsmöglichkeiten aufweist, haben wir uns insgesamt vier Testszenarien angeschaut. Dabei haben wir sowohl den Silent-Modus als auch den Airflow-Aufbau in Kombination mit der niedrigsten (400 RPM) und höchsten (1.900 RPM) Lüfterdrehzahl unter die Lupe genommen.

Besonders im Silent-Aufbau mit 400 rpm Lüftergeschwindigkeit überzeugt das Dark Base Pro 901 mit einem flüsterleisen Betrieb. Allerdings hat diese Ruhe auch einen Haken, denn in diesem Modus erreicht die CPU gerade mal einen Takt von 3,9 GHz bei 90 °C (fixiertes Temperaturlimit). Zumindest im Cinebench r23 taktet der Prozessor immerhin mit durchschnittlich 4,4 GHz.

Bei voller Drehzahl waren hingegen bis zu 4,1 GHz möglich, wobei sich der Lautstärkeunterschied tatsächlich eher in Grenzen hielt. Zwar sind der CPU-Kühler und die Grafikkarte oftmals sowieso die größeren Lautstärkefaktoren, doch für den Lastbereich solltet ihr die Lüfter im Dark Base Pro 901 etwas höher einstellen.

Testergebnisse:

SzenarioAirflow @ 1.900 RPMAirflow @ 400 RPMSilent @ 1.900 RPMSilent @ 400 RPM
Cinebench r2386 °C @ 4,5 GHz90 °C @ 4,4 GHz90 °C @ 4,4 GHz 90 °C @ 3,9 GHz
Prime95 + Furmark90 °C @ 4,2 GHz90 °C @ 4,1 GHz90 °C @ 4,1 GHz90 °C @ 3,5 GHz

Im Airflow-Betrieb ließ sich dann noch etwas mehr Taktfrequenz aus dem Prozessor herauskitzeln, da der höhere Airflow die entstehende Wärme effektiver aus dem Gehäuse transportiert. Selbst bei der geringsten Lüftergeschwindigkeit ließen sich so 4,1 GHz messen. Allgemein scheint dieser Modus relativ vergleichbar mit dem Silent-Aufbau bei 1.900 RPM zu sein.

Sobald die hohe RPM-Zahl mit dem Mesh zusammenkommt, werden nochmals höhere Taktraten erreicht. Wir konnten an dieser Stelle 4,2 GHz messen, bei Cinebench wurden sogar die vollen 4,5 GHz ausgereizt. Zwar wird das Case in diesem Modus hörbarer als im Silent-Setup, aber keineswegs laut. Zugegeben drängen sich die Lüfter bei 1.900 RPM deutlicher in den Vordergrund, wirklich störend wird es aber nicht.

Das Optimum aus Lautstärke und Performance hängt zwar am Ende auch von eurer Hardware ab, allgemein kann das Case aber auch als Airflow-Maschine mit einem weitestgehend ruhigen Betrieb auftrumpfen. Vor allem in der niedrigsten RPM-Stufe nehmen sich die beiden Modi kaum etwas in Sachen Lautstärke. Hier leisten vor allem die Silent Wings 4 Lüfter volle Arbeit.

Fazit

Kompromisslos, damit lässt sich das be quiet Dark Base Pro 901 wohl am besten beschreiben. Das deutsche Unternehmen hat sich für die Entwicklung zwar etwas Zeit gelassen, doch das scheint sich gelohnt zu haben – denn das neue 901 kann problemlos in die Fußstapfen des Vorgängers treten. Be quiet baut dabei auf den Stärken des Dark Base Pro 900 auf und erweitert das Feature-Set um sinnvolle Neuerungen.

Vor allem die Möglichkeit, das Case wahlweise zum Silent- oder Airflowgehäuse umzubauen, erweist sich als wichtigste Ergänzung. Be quiet treibt zudem die Modularität weiter auf die Spitze und macht das Case anpassbarer denn je. Dazu zählen auch der modulare Innenraum sowie das umfangreiche Zubehör. Ein Highlight sind zudem die beiden Lüfterhalterungen mit kleinerm Lüfter-Hub – das haben wir so bisher auch noch nicht gesehen.

Daneben überzeugt das Gehäuse mit einer tadellosen Verarbeitung, hochwertigen Materialien und einer modernen Optik. Auch das moderne Frontpanel samt touch-sensitiver RGB- und Lüftersteuerung kann überzeugen. Die Temperaturen fallen zwar auf den ersten Blick hoch aus, sind allerdings „normal“ für den von uns verwendeten Ryzen-Prozessor. Dafür fallen die erreichten Taktraten solide bis gut aus. Nicht zuletzt ist das Case ein wahrer Silent-Traum für alle, die ein leises Setup bevorzugen. Bei voller Drehzahl machen sich die verbauten Silent Wings aber dennoch bemerkbar, vor allem im Airflow-Setup.

Beim Preis lässt sich be quiet ebenfalls nicht lumpen, denn aktuell werden für das Case stolze 299 Euro (UVP: 319 Euro) fällig. Dies mag auf den ersten Blick sehr teuer wirken, und natürlich sind knapp 300 Euro nicht gerade wenig, doch für das sehr umfangreiche Gesamtpaket und die hohe Vielseitigkeit ist der angesetzte Preis am Ende doch recht fair.

Gehäuse
Allround-PC.com Award
07/2023
be quiet! Dark Base Pro 901
Empfehlung

Pro

  • schickes Design mit guter Verarbeitung
  • integriertes Wireless-Charging-Pad
  • massig Platz für große Komponenten
  • hohe Modularität & Flexiblität
  • umfangreiches Zubehörpaket
  • vor allem im Silent-Setup sehr leise
  • integrierter Lüfter- und ARGB-Steuerung

Contra

  • nur 2 von 7 HDD-Slots inklusive (Rest muss optional erworben werden)
  • Wireless Charging Pad könnte gummiert sein
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Arian Krasniqi Profilbild Arian Krasniqi

…ist seit 2021 Teil des Teams und befasst sich vor allem mit Hardware-Komponenten sowie mit weiteren technischen Neuheiten. Auch aktuelle Spiele auf PC und Konsole gehören zu seiner Leidenschaft.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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